Vergebung ändert nie deine Vergangenheit, aber sie bereichert deine Zukunft
Marie kann den Verlust ihres geliebten Jack nicht verkraften, denn dieser Mann war ihr nicht nur Ehemann, treuer Freund und Weggefährte, sondern er wusste zu Lebzeiten immer, wie es um Marie bestellt ist. ...
Marie kann den Verlust ihres geliebten Jack nicht verkraften, denn dieser Mann war ihr nicht nur Ehemann, treuer Freund und Weggefährte, sondern er wusste zu Lebzeiten immer, wie es um Marie bestellt ist. Seine letzte Bitte führt Marie von Amerika zurück nach Mühlbach. Das kleine Örtchen war einmal ihr Zuhause und es es gibt so viel Ungesagtes , was noch in der Luft hängt. Als Marie in Mühlbach ankommt, sieht sie sich nicht nur mit ihrer alten neuen Familie konfrontiert, sondern es kommen alle Erinnerungen hoch, die unweigerlich Narben aufreißen...
Helen M. Sand erzählt von einer großen Liebe, von Vergebung und dem Glauben an Gott, der auch in den Wirren des Zweiten Weltkrieges eine feste Burg ist. Dabei gelingt es ihr, Maria in jungen Jahren als einen unangepassten Freigeist darzustellen, der gerne einmal aneckt und nicht immer nach der Pfeife der Erwachsenen tanzt. Ich mag es , wie sie sich gegen die harte Hand in den heimischen vier Wänden auflehnt und ihr Ding durchzieht. Michael iht ihr mit seiner Liebe und dem Glauben an Gott eine große Stütze und so ist es kein Wunder, dass Maria regelrecht aufblüht. Ihre Gefühlswelt kommt so richtig durcheinander, denn der Zwiespalt zwischen heimlicher Liebe und den Erwartungen an den Teenager ist sehr gut nachvollziehbar geschildert.
Auch gefällt mir, dass Erinnerungen und Gegenwart wie Zahnräder ineinandergreifen und aus den Erzählungen von Maria eine sehr authentische Lebensgeschichte einer Zeitzeugin entsteht, die für die Nachkriegsenkel:innen erzählt wird. Die Stimmen dieser Generation verstummen immer mehr und so leistet die Autorin einen wichtigen Beitrag, um einen bleibenden Eindruck von einst in das Hier und Jetzt zu transportieren.
Die christliche Botschaft fließt dabei alltagstauglich und unaufdringlich in die Handlung ein und findet Ausdruck in Gebeten, die mal Hilferuf, mal Flehen sind. Sand versteht es sehr gut, die Schrecken des Krieges mit der Romanze zu vereinen und scheut auch nicht davor zurück, Missbrauch und Schändung anzusprechen. Ich muss zugeben, dass ich beim Lesen dieser Textpassagen die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und mit Maria die seelischen und körperlichen Qualen geteilt habe.
Auch wenn Jack nur einen recht kurzen "Auftritt" im Buch hat, so bleibt er als wahrer Gentleman und Retter für Marias Herz und Seele in Erinnerung. Dieser Mann beweist Größe und ist für Maria der Halt in dunkeln Stunden. Mit diesem Mann an ihrer Seite kann sie neuen Mut fassen und den Schritt über den Ozean wagen.
Der Epilog geht mir unglaublich nah und es ist ein Abschied in Würde, den die Autorin für ihre Hauptfigur Maria erdacht hat. Fast fühlt es sich an, als würde der Wind, der über den See, streicht eine Aufforderung zum Loslassen und Frieden finden herüberwehen.
Ein sehr emotionales Buch, das trotz der Fülle der Seiten eine unglaubliche Gedankentiefe und Emotionalität in sich trägt. Dadurch können die Leser;innen Seite an Seite mit Maria an deren Erinnerungen teilhaben