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Veröffentlicht am 15.04.2024

Küstenzauber für die kleine Auszeit

Neue Träume am Strand
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Wenn es Bentje in Hamburg zu viel wird, findet sie den Weg zurück in den Heimathafen Kiekersum. Das schmucke kleine Örtchen mit seinen Reetdachhäusern liegt ihr am Herzen und auch die Bewohner:innen haben ...

Wenn es Bentje in Hamburg zu viel wird, findet sie den Weg zurück in den Heimathafen Kiekersum. Das schmucke kleine Örtchen mit seinen Reetdachhäusern liegt ihr am Herzen und auch die Bewohner:innen haben ihren festen Platz im Herzen der Marketingfachfrau. Ein unerwartetes Angebot stellt sie vor den Wahl - Gehen oder bleiben ? Auch Bentjes Herz steht vor einer Entscheidung, denn da gibt es jemand, der die Schmetterlinge im Bauch flattern und das Herz höher schlagen lässt....


"Neue Träume am Strand" ist eigentlich die perfekte Strandkorblektüre - seichtes Wellenspiel, ein bisschen Herzklopfen, Dünenzauber und freche Möwen inklusive. Mehr braucht es nicht, um aus bekannten Zutaten einen maritimen Cocktail zu mixen, der schon hundertfach gelesen und daher nicht wirklich neu ist.

Der doch eher schlichte Schreibstil kommt ohne große literarische Feinheiten aus und so ist es auch nicht verwunderlich, dass sich bestimme Archetypen im Roman ein Stelldichein geben und die Strandabschnitte bevölkern. Große Emotionen, inspirierende Dialoge oder gar eine spannende Handlung werden die Leser;innen hier nicht finden, vielmehr spult sich alles nach Schema F ab und daher sind die Kapitel recht schnell gelesen und auch ebenso schnell wieder vergessen. Bleibende Eindrücke....so gut wie keine und wenn doch, dann eher die der künstlerischen Art. Denn sowohl das Cover als auch die kleine Muscheln, die immer wieder zwischen den Kapiteln auftauchen, ermöglichen eine gedankliche Auszeit und vermitteln das Gefühl, den warmen Sand zwischen den Zehen zu spüren und das Dünengras wispert leise im Wind.

Die Charaktere erleben alle eine Gefühlsdusche mit doch sehr vorhersehbarem Ausgang,. Ihr Tun und Handeln verbirgt keine große Überraschungen und so sind die Entscheidungen, die getroffen werden, für die Leser:innen schon direkt ersichtlich, noch bevor die Charaktere im Buch den Gedanken zu Ende gedacht haben. Die Texte sind zwar alle leicht und unaufdringlich, lassen aber große Gefühle, das Sitzen zwischen den Stühlen und eine nachvollziehbare Entscheidungsfindung vermissen.

Alles in allem ein Roman, bei dem das Abschalten vorprogrammiert ist ...auch von der eigentlichen Handlung, denn die läuft eher nebenher mit. Die Strickanleitungen und das Rezept des Apfelkuchens zum Nachbacken sind zwar auch eine nette Idee, aber eben nicht neu. So reiht sich das Buch nahtlos in die Reihe der seichten Lektüre ohne wirklichen Mehrwert ein.

2,5 Sternchen - mehr ist leider nicht drin.

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Wie eine Landschaft zum heilsamen Pflaster wird

Hochschwarzwald
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Doris Feil ist selbst im Hochschwarzwald aufgewachsen und kennt das Rauschen der Baumwipfeln, das tosen der Wasserfälle und die Faszination, die von dieser Landschaft ausgeht. Doch ganz anders, wie bei ...

Doris Feil ist selbst im Hochschwarzwald aufgewachsen und kennt das Rauschen der Baumwipfeln, das tosen der Wasserfälle und die Faszination, die von dieser Landschaft ausgeht. Doch ganz anders, wie bei allen anderen Bücher in dieser Reihe, widmet die Autorin sich nicht überwiegend den Vorzügen des Landstrichs, sondern sie verbindet die glasklaren Seen und atemberaubende Ausblicke mit einem aussergewöhnlichen Treffen zwischen zwei Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können.

Der eine hat -zwar nicht mittelbar, aber dennoch - durch die Hand des anderen seine Familie im Holocaust verloren und der andere bleibt, trotz mehrfacher Gespräche ein unnahbarer Klotz. Behutsam nähert sich Feil dem Dichter Paul Celan und dem ehemaligen Nazi Martin Heidegger,bringt Narben ans Tageslicht und konfrontiert die Leser:innen mit der Uneinsichtigkeit Heideggers, die immer noch vorherrscht.

Gedichte,bei denen im Verlauf der Lektüre ein intensives Auseinandersetzen mit dem Inhalt unabdingbar wird, lassen alte Wunden wieder aufbrechen, holen das Unheil wieder hervor und trotzdem ist da immer wieder dieses Schweigen, das auf den Schulter lastet wie eine drückende Rüstung, aus der sich beide nicht befreien können.

Kohlezeichnungen, atemberaubende Landschaftsfotografien, Liederblätter aus dem KZ und Ablichtungen von Originaldokumenten machen dieses Buch zu einer nicht alltäglichen Lektüre und beweisen, dass eine Landschaft zu einem heilsamen Pflaster werden kann, auch wenn längst nicht alle Fragen eine zufriedenstellende Antwort erhalten.

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Veröffentlicht am 14.04.2024

„In den kleinsten Dingen zeigt die Natur die allergrössten Wunder.“ (Carl von Linné)

An der Quelle
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Sie ist der Ursprung aller Bäche, Flüsse und Seen - die Quelle. Aus einem unscheinbaren kleinen Rinnsal wachsen die längsten Flüsse Deutschlands, Europas und der Erde und sie sind im wahrsten Sinne des ...

Sie ist der Ursprung aller Bäche, Flüsse und Seen - die Quelle. Aus einem unscheinbaren kleinen Rinnsal wachsen die längsten Flüsse Deutschlands, Europas und der Erde und sie sind im wahrsten Sinne des Wortes die Quelle des Lebens. Martin Rasper begibt sich auf Spurensuche und erzählt seinen Leser:innen Sagen und Mythen, lässt sie ein wenig in die Vergangenheit reisen, am mondänen Glanz der Thermal- & Kurbäder teilhaben und wirft mit ihnen einen Blick die Tiefen, die so manches Geheimnis zu Vorschein bringen.

Quellen sind Orte der Fantasie, Spiritualität und Heilung, prägen die Landschaft und bedeuten einen geschützten Lebensraum für Tiere und Pflanzen, zeigen die Einzigartigkeit des Elementes Wasser, das der Ursprung allen Lebens ist. Rasper lädt mit seinem Buch zu einer abwechslungsreichen, interessanten und spirituellen Reise zu den Quellen ein. Als Reisebegleitung warten Thomas Mann und Schwarzwälder Kirschtorte, das Reformkleid un der Zylinder sind im Reisekoffer sicher verpackt und die wundervollen Aufnahmen machen direkt Lust, den Worten Taten folgen zu lassen und sich auf den Weg zu machen...hin zu den Quellen.

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Wenn der Wind weht, träum' ich dabei (Comedian Harmonists)

Der Klang des Windes
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Anna-Lisa versucht immer wieder, mit Pinsel und Farbe all das auf die Leinwand zu bannen, was sie bewegt. Aber so ganz will ihr das einfach nicht gelingen. Das ändert sich, als sie zur Kamera greift und ...

Anna-Lisa versucht immer wieder, mit Pinsel und Farbe all das auf die Leinwand zu bannen, was sie bewegt. Aber so ganz will ihr das einfach nicht gelingen. Das ändert sich, als sie zur Kamera greift und ihre Fotos anfangen Geschichten zu erzählen. Die Aufnahmen berühren das Herz der Betrachtenden, lassen sie den Wind fühlen und ein Teil der Geheimnisse werden, die in den Bildern verbogenen sind . Ein eigenes Fotostudio wäre die Erfüllung ihres ganz großes Traumes, doch vorher muss Anna-Lisa noch ein Versprechen einlösen, das auf ganz besondere Art ihr den Weg zeigt, den sie in Zukunft gehen wird....


Mit dem finalen Band ihrer Sehnsuchts-Wald-Reihe lässt Patricia Koelle ihre Leser;innen noch einmal das Windhauchflüstern der Windharfe erleben und erzählt mit einem poetischen und naturverbunden Schreibstil die Geschichte zu Ende. Anna-Lisa muss erst Vertrauen in sich selbst und ihr Können fassen, bevor sie dazu bereit ist, ihren eigenen Weg zu gehen.

Schon mit den Cover nutzen die Leser:innen die Möglichkeit, auf der Schaukel Platz zu nehmen und sich von einer sanften Brise durch die Geschichte tragen zu lassen. Dabei sind es die vertrauten Klänge des Windes und die Stimmen der liebgewonnenen Figuren aus den Vorgängerromanen, die die Magie dieses Buches aus den Seiten transportieren. Die Geheimnisse und Geschichten, die im Geschichtenwald erzählt werden dürfen und der Mut, die eigenen Wünsche und Träume zu verwirklichen, wirken wie die einzigartigen Baumperlen, die uns Koelle im Verlauf der Handlung durch die Bäume schenkt.

Und genau so, wie eine Baumperle einen abgeschlossenen Heilungsprozess des Baumes symbolisiert, so wird im Verlauf des Buches immer wieder deutlich, dass die Autorin die innere Heilung von alten Wunden und das Loslassen von Vorstellungen, die vielleicht doch nicht ganz zum Wesen ihrer Figuren gepasst haben, die Leser;innen nachvollziehen und spüren lässt. Das innen liegende Problem wird abgekapselt und erhält mit der Veränderung die Möglichkeit, zu etwas Neuem und Wundervollem zu werden.

"Der Klang des Windes" ermöglicht den Lesenden mit jedem Kapitel, an der Seite von Anna-Lisa durch die Wälder zu wandern, die endlose Bewegung des Lebens im steten Wald im Einklang mit dem Wind und der Natur zu erleben und mit jeder Seite neue Emotionen, Erfahrungen und Erkenntnisse kennenzulernen, die in Verbindung mit der Windharfe und und dem seelenvollen Schreibstil der Autorin zu neuen Melodien ertönen und die Magie dieses Buches zum Vorschein bringen.

Ein Buch, das gelesen werden will und zum Wegträumen einlädt

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Veröffentlicht am 11.04.2024

Er mahlet uns Korn zu dem kräftigen Brot, und haben wir solches, so hat's keine Not (Volkslied)

Mühlensommer
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Eine Auszeit in den Bergen soll Maria die erhoffte Ablenkung bringen, aber es kommt alles ganz anders. Ein Anruf ihrer Mutter lässt alle geplanten Aktivitäten in den Hintergrund rücken und führt Maria ...

Eine Auszeit in den Bergen soll Maria die erhoffte Ablenkung bringen, aber es kommt alles ganz anders. Ein Anruf ihrer Mutter lässt alle geplanten Aktivitäten in den Hintergrund rücken und führt Maria wieder zurück an den Ort ihrer Kindheit. Zwischen Holzofenbrot, einer Apfel schälenden Großmutter und den aufkeimenden Kindheitserinnerungen beginnt Maria zu begreifen, dass Heimat nicht nur ein Ort, sondern auch ein Gefühl ist, das uns prägt und formt....


Wenn es ein Buch gibt, das Kindheitserinnerungen der 1980er Jahre, den Kleidungsstil, den Musikgeschmack und den Generationenkonflikt nicht nur in Worten, sondern auch in Bildern beschreibt, dann ist es "Mühlensommer" von Martina Bogdahn.

Die Autorin schafft es mühelos, den Duft von frischem Holzofenbrot aus den Seiten steigen zu lassen, der die Leser:innen wie eine liebevolle Umarmung durch die gesamte Handlung begleitet. Es sind nicht nur die Erinnerungen der Schreibenden, die für Schmunzler und den berühmtem Kloß im Hals sorgen, sonder es vermischen sich auch eigene Rückblicke aus der Lebensgeschichte, die hier eine Symbiose mit der Handlung eingehen.


Der Generationenkonflikt ist von Bogdahn sehr gut ausgearbeitet, das "Sterben" der kleinen Bauernhöfe und der damit verbundene Verlust der Vielfalt, aber auch die immer schwieriger werdende Situation, wirtschaftlich und artgerecht arbeiten zu können, finden zwischen den Zeilen immer wieder an die Oberfläche. Die Landflucht von Maria hin zu einem unabhängigen und partizipierten Leben in der Stadt steht stellvertretend für alle, die auf dem Land groß worden sind und deren berufliche Perspektiven sich im Verlauf der letzten Jahre immer mehr gewandelt haben.

Auch das Umdenken vom Marias Mutter, der Versuch, die zerstrittenen Geschwister an einen Tisch zu bringen und die letztlich daraus entstehende neue Idee zeigt, dass sich die Autorin mit der Situation auf dem Land auseinandergesetzt hat und Landleben per se nicht romantisiert, sondern so darstellt, wie es nun mal ist. Hart und arbeitsreich, aber immer wieder randvoll mit wunderschönen Momenten, die das Herz weit und die Seele reich machen.

Das Buch ist wie das Mühlenbrot - es braucht nur wenigen Zutaten, um daraus eine sehr gute Geschichte entstehen zu lassen. Zeit, um sich zu entfalten und dann mit Genuss gelesen zu werden. Authentisch, ehrlich, mit Herz und Humor - nicht nur für Landkinder, sondern auch für Stadtpflanzen eine sehr lesenswerte Lektüre.

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