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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.03.2017

wirkt so unscheinbar und hat es faustdick hinter den Seiten

Der Mann, der Luft zum Frühstück aß
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Radek Knapp erzählt in „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“ die Geschichte des polnischen Jungen Walerian, dessen jugendliche Mutter ihn als er ein Jahr alt war bei den Großeltern abgegeben hat, ihn als ...

Radek Knapp erzählt in „Der Mann, der Luft zum Frühstück aß“ die Geschichte des polnischen Jungen Walerian, dessen jugendliche Mutter ihn als er ein Jahr alt war bei den Großeltern abgegeben hat, ihn als er 12 Jahre alt war wiederholte und nach Wien entführte. Langsam erlernt er die Sprache, empfindet sich als Experte von Grenzen und ihren Überschreitungen und findet heraus, dass die wirklich interessanten Dinge nicht in der Schule sondern auf dem Weg dorthin gelehrt werden. Walerian erzählt, wie er nach sich selber und seiner Heimat sucht und sie letztendlich dort findet, wo er selber ist.

Das kleine Büchlein erzählt diese scharfsinnige Geschichte auf 123 Seiten sprachlich wunderschön, mit viel Wortwitz und auch skurrilem Humor. Viele Abschnitte habe ich mehrfach gelesen, weil sie einfach so schön waren, einen Witz oder eine Weisheit so vortrefflich beschrieben.

Mir hat dieses Büchlein so gut gefallen, dass ich es demnächst wohl noch einmal lesen und geniessen werde.

Veröffentlicht am 01.03.2017

so leicht und märchenhaft erzählt - und dabei so tiefgründig

Dinge, die vom Himmel fallen
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Selja Ahavas errstes Buch „Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm“ hatte mich schon sehr angesprochen und ich war ganz gespannt auf ihr neues Werk, das sie ebenso poetisch und kreativ geschrieben ...

Selja Ahavas errstes Buch „Der Tag, an dem ein Wal durch London schwamm“ hatte mich schon sehr angesprochen und ich war ganz gespannt auf ihr neues Werk, das sie ebenso poetisch und kreativ geschrieben hat.
Erzählt werden Geschichten über die unberechenbaren Launen des Schicksals, wobei diese auf ganz leichte Weise ineinander verwoben werden.

Zu Beginn lernen wir Saara und ihre Familie kennen, die im „Sägespänehaus“ wohnen, es immer ein wenig weiter renovieren, bis eines Tages aus heiterem Himmel ein Eisbrocken vom Himmel fällt und Saaras Mutter tödlich trifft. Durch Aufzählungen, Beschreibungen, Träume und Albträume, Geschichten und Märchen, die Saara erzählt um nichts von ihrer Mutter zu vergessen, lernt der Leser diese kennen. Zu schmerzlich trifft Vater und Tochter der Verlust und so ziehen sie zu Tante Annu, die in der Nähe ein Gutshaus besitzt, das sie sich von einem kleinen Teil ihres ersten Jackpott-Lottogewinnes kaufte. Langsam ist bei ihr der Alltag eingekehrt und sie hat sich mit ihrem neuen Leben mittlerweile gut arrangiert – bis sie zum zweiten Mal einen großen Lottogewinn ihr eigen nennen darf. Sie hat Angst vor dem Schicksal, das sie herausgefordert hat und fällt in einen dreiwöchigen Dornröschenschlaf. Daraus erwacht, macht sie sich auf die Suche nach außergewöhnlichen Geschichten und beginnt eine Brieffreundschaft mit einem Mann in Schottland, der schon dreimal von einem Blitz getroffen wurde. Auch Saara und ihr Vater werden an weiteren unvorhersehbaren Außergewöhnlichkeiten teilhaben.

Wie schon eingangs erwähnt, hat mir der poetische, manchmal märchenhafte Erzählstil Selja Ahavas sehr gut gefallen, den ich an sich schon außergewöhnlich finde. Die erzählten Geschichten von Schicksal oder Zufall hinterfragen aber auch, wie man damit umgeht. Manchmal wirft es den Betroffenen aus der Bahn und andere nehmen es ohne zu hinterfragen einfach als gegeben hin und wünschen sich, einfach in Ruhe so weiterleben zu können, wie vorher.
Aber gerade in der kleinen Familie um Saara werden die Folgen des Schicksalschlages so leicht und doch so tiefgreifend erzählt – von dem überforderten Vater, der sich der Realität entzieht und dem Mädchen, das seine Mutter braucht und weiterleben läßt, manchmal in beängstigenden Szenen und Märchenvorstollungen.

Fazit: Eine wunderschön erzählte Geschichte über Schicksalsschläge, die Unberechenbarkeit des Lebens und die Macht des Zufalls, die verschiedene Umgehensweisen aufzeigt.

Veröffentlicht am 27.02.2017

einfühlsam und berührend

Sag ihren Namen
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Francisco Goldman beschreibt in diesem Buch, drei Jahre nach dem tragischen Badeunfall seiner zwanzig Jahre jüngeren lebensfrohen Frau, seine große Liebe, ihr gemeinsames Leben und seinen Verlust. Aura, ...

Francisco Goldman beschreibt in diesem Buch, drei Jahre nach dem tragischen Badeunfall seiner zwanzig Jahre jüngeren lebensfrohen Frau, seine große Liebe, ihr gemeinsames Leben und seinen Verlust. Aura, lebenslustig und trotzdem häufig voller Selbstzweifel, Eigenheiten, Unsicherheiten, wurde schon seit Jugendzeiten immer wieder von Todessehnsüchten eingeholt; meistens ist sie sehr impulsiv und bringt ihn dazu, sich wieder viel jünger zu fühlen und Dinge, meist aus großer Liebe zu ihr, zu tun, die er selber häufig nicht für möglich gehalten hätte. Er erzählt von erlebten und verpaßten Alltäglichkeiten, über Wichtiges und Nichtiges, über ihr Leben und ihre Familie, ihre gemeinsamen Gespräche, Erlebnisse, Tagebuchaufzeichnungen aus Zeiten vor ihrer. Stets bemüht, Erinnerungen lebendig zu halten und die Trauer um verpaßte Gelegenheiten oder Entscheidungen, die er vielleicht hätte anders treffen sollen zu erspüren. Zum Schluß bereist er die Orte der gemeinsamen Vergangenheit und der Spielorte ihres gerade noch fertiggestellten Romans um sie für Aura zu besichtigen.


Francisco Goldman hat sehr einfühlsam über seine große Trauer und seinen tiefen Schmerz geschrieben, über seinen Weg, sich an jede Kleinigkeit zu erinnern, wie an einen Schatz, darum, all diese Erinnerungen lebendig zu halten, damit nicht das, was die beiden gemeinsam waren Stück für Stück verschwindet. Das Buch ist wundervoll geschrieben; zwischendurch werden Gedanken, Zitate und Gedichte eingefügt; die Schilderungen wirken sehr berührend und stimmen beim Lesen nachdenklich, denn viel zu schnell können unvorhersehbare Ereignisse alles über den Haufen werfen.

Veröffentlicht am 25.02.2017

überwiegend spannend

Das Buch der Spiegel
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Bei „Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici wird die Geschichte in drei Teilen, jeweils aus einem anderen Blickwinkel erzählt.

Im ersten Teil erhält der Literaturagent Peter Katz von Richard Flynn ...

Bei „Das Buch der Spiegel“ von E.O. Chirovici wird die Geschichte in drei Teilen, jeweils aus einem anderen Blickwinkel erzählt.

Im ersten Teil erhält der Literaturagent Peter Katz von Richard Flynn einen Manuskriptauszug, in dem er über seine Zeit als Student in Princeton schreibt und über die Ermordung des Psychologieprofessors Joseph Wieder, für den er als studentische Hilfskraft gearbeitet hat. Katz ist interessiert, Flynn inzwischen verstorben und so beauftragt Katz den Journalisten John Keller mit weiteren Recherchen, welche den zweiten Teil ausmachen. Nachdem Keller nicht mehr weiter kommt, übernimmt im dritten Teil der damals mit dem Fall betraute und nun pensionierte Polizist Roy Freeman die Nachforschungen.

Jede der drei Perspektiven der Geschichte bringt viele unterschiedliche Erinnerungen hervor, die zu Widersprüchen und Verwirrung führen, neuen Fragen aufwerfen; immer wieder wird man als Leser auf die falsche Spur geführt. Die vielen Beteiligten werden beschrieben, manchmal vielleicht ein wenig zu ausführlich, denn phasenweise fand ich die Beschreibungen schon mal etwas zäh und langatmig, besonders im dritten Teil - und doch machen diese Beschreibungen die unterschiedlichen Sichtweisen und Erinnerungen so stimmig.

Der Roman liest sich flüssig, ist meist spannend, interessant aufgebaut und zum Ende werden die wichtigsten Fragen beantwortet – ein fast durchgängig kurzweiliges Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 25.02.2017

sehr informativer und hilfreicher Biogarten-Praxisratgeber

Jetzt haben wir den Salat
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Dieser Praxisratgeber steckt voll mit guten Ideen, Anleitungen und Tipps, allesamt so gut und einfach erklärt, dass sie leicht zu verstehen und zu befolgen sind. Erklärt wird, wie man den Boden aufbereitet ...

Dieser Praxisratgeber steckt voll mit guten Ideen, Anleitungen und Tipps, allesamt so gut und einfach erklärt, dass sie leicht zu verstehen und zu befolgen sind. Erklärt wird, wie man den Boden aufbereitet mit Kompost, Jauchen, Mulchen und mehr, verschiedene Gemüsesorten, insbesondere Tomaten, Mischlutur, Boden-, Hügel- und Hochbeete werden erläuert, genauso wie Helfer, Schädlinge und gute Nachbarn.
Für mich war das Kapitel mit den Wintersalaten ganz besonders interessant, denn bislang habe ich zu der Zeit meinen Garten einfach ruhen lassen und nichts mehr geerntet. Außerdem geht Frau Ertl auf Wildkräuter, die man einfach nutzen statt bekämpfen sollte, Kräuter, eßbare Blüten und eine bunte Blumenwiese ein. Zwischendurch und besonders am Ende des Buches finden sich ein paar Rezepte z.B. zu Brennesseln oder Kapuzinerkresse; es sind nur wenige, die mir allerdings ausreichen – ich hatte ja ein Garten- und kein Kochbuch erwartet.

Die einzelnen Bereiche hat Frau Ertl sehr anschaulich erläutert und jeweils durch viele praktische Anwendungsbeispiele ergänzt. Zudem finden sich immer wieder farbig hinterlegte Zusammenfassungen und Tipps sowie Fotos, die sich prima ergänzen. Ganz besonders hilfreich finde ich die Zusammenstellungen der guten Nachbarn zusätzlich zu der überall zu findenden Tabelle.

Insgesamt finde ich das Buch sehr interessant und hilfreich, allerdings gibt es auch ein paar Punkte, die mir nicht so gut gefallen haben. Ich stamme nicht aus Östereich und demzufolge ist mir Frau Ertl auch nicht als Gartenratgeberin in Sendungen des ORF bekannt. Mir waren ihre vielen Fotos im Buch, auf denen sie posiert, liegend auf einer Wiese oder mit schiefgerücktem Hut oder mit zugehaltener Nase am Jauchefaß oder hockend zwischen Tomatenpflanzen oder zwischen Salat oder zwischen Blumen oder von hinten mit Korb in der Hand oder...oder.... einfach zuviel des Guten; mir wären stattdessen informative Gartenfotos lieber gewesen. Und, vor allem finde ich es sehr bedauerlich, dass der Anhang für die deutsche Ausgabe nicht angepaßt wurde.
Was soll ich mit Adressen von Saatgut, Setzlingen und anderen Produkten in Österreich; es wird doch auch regionale Anbieter geben, bei denen ich direkt kaufen könnte oder Setzlinge im Falle einer Bestellung nicht so lange unterwegs wären. Selbstverständlich finde ich solche Adressen auch selber im Internet, hätte aber eine Überarbeitung angemessen gefunden.

Fazit: Auch wenn ich kleine Mängel beanstandet habe, finde ich das praxisnahe Buch insgesamt sehr informativ und hilfreich.