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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2022

Keine Chance im Leben ohne Geld

So reich wie der König
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Abigail Assors erster Roman “So reich wie der König“ hat sie in Frankreich sofort sehr bekannt gemacht. Im Mittelpunkt steht die bildschöne 16jährige Französin Sarah, deren Mutter einige Jahre vorher ...


Abigail Assors erster Roman “So reich wie der König“ hat sie in Frankreich sofort sehr bekannt gemacht. Im Mittelpunkt steht die bildschöne 16jährige Französin Sarah, deren Mutter einige Jahre vorher in Marokko gestrandet ist, nachdem ihr Partner mit ihrem Geld verschwunden ist. Seitdem kann sie nur überleben, indem sie sich prostituiert. Auch Sarah setzt ihre Schönheit in ihrem gutsituierten Bekanntenkreis ganz bewusst ein, um nicht zu hungern und anständige Kleidung zu besitzen. Sie besucht eine französische Schule, wo niemand von ihrer Armut wissen darf.
Eines Tages lernt sie Driss kennen, dessen Familie sehr reich ist. Obwohl sein Äußeres ausgesprochen unattraktiv ist, beschließt Sarah, dass sie ihn heiraten wird. Driss lässt sich von ihr verführen, und sie werden ein verliebtes Paar. Driss ist sogar bereit, die Autorität seines Vaters herauszufordern und sich den Wünschen seiner Familie zu widersetzen.
Assor zeigt ein Porträt von Marokko in den 90er Jahren, wo nur Geld zählt und Macht verleiht. Es ist ein autokratischer Polizeistaat mit einem starren, völlig undurchlässigen Sozialsystem. Die junge Sarah durchschaut sehr genau, wie diese Gesellschaft funktioniert und verfolgt dennoch ihren Plan, gesellschaftlich aufzusteigen. Der Roman ist keine leichte Kost, vor allem wegen der detaillierten Darstellung sozialer Ungerechtigkeit und der exzessiven Gewalt gegen jeden, vor allem gegenüber Frauen. Weitere Themen sind Homosexualität, Antisemitismus und Drogen. Mir hat das Buch nicht besonders gut gefallen, weil mir beide Charaktere vollkommen unsympathisch waren: Sarah, die es auf das Geld von Driss abgesehen hat und nicht begreift, dass Reichtum nicht automatisch glücklich macht, worauf sie ein Dienstmädchen aufmerksam macht. Driss gibt sich der Illusion hin, er könne die Autorität seines Vaters in Frage stellen und dennoch von seinem Geld profitieren. Der Leser ahnt früh, dass für sie eine bittere Erkenntnis unausweichlich ist und freut sich, in einer demokratischen, etwas gerechteren Gesellschaft zu leben.

Veröffentlicht am 31.01.2022

Der lange Weg in eine neue Heimat

Der Erinnerungsfälscher
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Said Al-Wahid lebt schon lange in Deutschland, ist mit der Deutschen Monica verheiratet und hat mit ihr den Sohn Ilias. Eines Tages erfährt er durch einen Anruf seines Bruders Hakim, dass seine Mutter ...


Said Al-Wahid lebt schon lange in Deutschland, ist mit der Deutschen Monica verheiratet und hat mit ihr den Sohn Ilias. Eines Tages erfährt er durch einen Anruf seines Bruders Hakim, dass seine Mutter nicht mehr lange zu leben hat. Da er sie noch einmal sehen will, macht er sich auf den Weg nach Bagdad. Unterwegs erinnert er sich an seine Kindheit im Irak, seine Flucht und die erste schwierige Zeit in Deutschland. Er hat immer seine Geschichte aufschreiben wollen, scheitert aber an den großen Erinnerungslücken. Er vergisst nämlich nicht nur einzelne Namen und Daten, er kann auch nicht unterscheiden, ob sich das, woran er sich erinnert, wirklich ereignet hat oder nicht. Dieser Verlust von Erinnerungen dient auch dem Selbstschutz. Sonst könnten die alten Wunden niemals heilen. Wenn er dieses Buch eines Tages schreibt, muss er sehr kreativ werden und beträchtliche Teile selbst erfinden.
Nach seiner Flucht aus dem Irak braucht er Jahre, bis er in Deutschland ankommt, und dann wird es auch nicht leichter. Nicht nur, dass er wegen seines fremden Aussehens auffällig oft von der Polizei kontrolliert wird, über sein Leben bestimmen Gesetze: „die befristete und die unbefristete Aufenthaltserlaubnis, die Abschiebungsandrohungen, das Widerrufsverfahren, die Duldung, die Einbürgerung.“ (S. 19) Nicht einmal eine Geburtsurkunde für seinen Sohn wird ihm ohne weiteres ausgestellt. Da sind erst einmal Saids „derzeitige staatsangehörigkeitsrechtliche Verhältnisse zu beurteilen.“ (S. 22)
Nach der Lektüre von Khiders in Anlehnung an die eigene Geschichte geschriebenem Roman müsste eigentlich auch der Letzte wissen, dass Flüchtlinge nicht ohne Not ihre Heimat verlassen, um sich in Deutschland ein schönes Leben zu machen. “Der Erinnerungsfälscher“ beeindruckt und erzeugt hoffentlich viel Empathie. Sehr empfehlenswert.

Veröffentlicht am 31.01.2022

Porträt einer verlorenen Generation

Der letzte Sommer in der Stadt
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Der junge Leo Gazzarra zieht von Mailand nach Rom, um bei einer Zeitung zu arbeiten. Bald wechselt er zum Corriere dello Sport. Er hat nie viel Geld, findet aber Freunde, die ihm eine Wohnung leihen und ...


Der junge Leo Gazzarra zieht von Mailand nach Rom, um bei einer Zeitung zu arbeiten. Bald wechselt er zum Corriere dello Sport. Er hat nie viel Geld, findet aber Freunde, die ihm eine Wohnung leihen und einen alten Alfa Romeo schenken. Vor allem zieht er mit ihnen durch die Bars, lernt jede Menge Frauen kennen und trinkt zu viel Alkohol. Er liebt Bücher, möchte selbst Schriftsteller werden oder einen Film drehen. Stattdessen lässt er sich ziellos treiben, statt seinen Tagen Struktur zu geben und sein Leben sinnvoll zu planen. Immer wieder macht er Versuche, sein Leben zu ändern, vor allem seinen Alkoholkonsum zu reduzieren, aber ohne nennenswerten Erfolg. Eines Tages lernt er bei einer Party die sehr attraktive, exzentrische Arianna kennen. Sie wird die Liebe seines Lebens, aber sie ist so wenig greifbar wie die Stadt, die er so sehr liebt.

Calligarichs 1973 erschienener Roman weist deutlich autobiografische Züge auf, denn sein Autor ging einen ähnlichen Weg wie der Ich-Erzähler Leo Gazzarra. Der Roman wurde gefeiert und zum Kultbuch ernannt, dann aber schnell wieder vergessen. Mich hat das Buch nicht begeistert, und es ist für mich schwer nachvollziehbar, was diesen Roman zum Meisterwerk macht. Die Identifikation mit den Figuren fällt schwer. Einzig das Porträt von Rom in den 70er Jahren mit seinen imposanten Bauwerken und der speziellen Atmosphäre bleibt mir positiv im Gedächtnis genauso wie die Beschreibungen des Meeres als Sehnsuchtsort des Protagonisten, aber das reicht mir nicht so ganz.

Veröffentlicht am 15.11.2021

Kochen mit flüssigem Gold

Say Cheese!
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Käse gehört zu den wichtigsten aus Milch hergestellten Lebensmitteln. In Deutschland gibt es etwa 600 Käsesorten, weltweit sind es ungefähr 3000. „Say Cheese! Heisshunger-Gerichte mit Käse“ enthält eine ...


Käse gehört zu den wichtigsten aus Milch hergestellten Lebensmitteln. In Deutschland gibt es etwa 600 Käsesorten, weltweit sind es ungefähr 3000. „Say Cheese! Heisshunger-Gerichte mit Käse“ enthält eine Auswahl von 65 internationalen Rezepten. Wer bis jetzt noch nicht verrückt nach Käse ist, wird es, wenn er einmal durch das Buch geblättert und ein paar Rezepte ausprobiert hat. Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut, kurz und knapp beschrieben, toll illustriert und auch wenn es nicht so scheint, sehr einfach in ihrer Herstellung. Die Rezeptauswahl ist sehr ansprechend und umfasst eine sehr große Bandbreite. So gibt es z.B. den Nudelauflauf mit Serranoschinken, geräuchertem Paprikapulver und spanischem Blauschimmelkäse oder mit Mozarella überbackene Rigatoni. Käse steht hier nicht im Vordergrund, ist aber eine unverzichtbare Hauptzutat und rundet alle Gerichte perfekt ab. Käse ist wirklich sehr vielseitig einsetzbar. Jeder kennt Käse auf Brot. Hier gibt es u.a. den Drei-Käse-Toast oder Cheddar-Toast mit Chutney aus roten Zwiebeln. Beides sind sehr einfache, aber ausgesprochen leckere Rezepte. Vor allem aber sind Gemüsegratins aus meinem Repertoire nicht mehr wegzudenken. Da schätze ich besonders das Blumenkohlgratin mit geriebenem Greyerzer. Das flüssige Gold ist ein fester Bestandteil meiner Küche. Umso erfreulicher ist es, dass dem Käse hier ein ganz außergewöhnliches Kochbuch gewidmet ist. Von den vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten lasse ich mich gern anregen. Ich bin vollauf begeistert und empfehle es jedem Käsefan und auch denen, die es unbedingt werden wollen.

Veröffentlicht am 14.11.2021

Nie mehr Weihnachten ohne Christina

Weihnachten mit Christina
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„Weihnachten mit Christina“ ist im Löwenzahn-Verlag erschienen und umfasst über 70 Rezepte für Kekse, Brote, Stollen und Striezel auf 240 Seiten. Die Autorin geht zu Beginn des Backbuches auf regionale ...

„Weihnachten mit Christina“ ist im Löwenzahn-Verlag erschienen und umfasst über 70 Rezepte für Kekse, Brote, Stollen und Striezel auf 240 Seiten. Die Autorin geht zu Beginn des Backbuches auf regionale und biologische Zutaten ein. Es ist ihr wichtig, dass nur solche verarbeitet werden. Sehr interessant ist auch, was wir tun sollten, wenn etwas übrigbleibt, und wie mit richtiger Lagerung die Freude an den Köstlichkeiten lange erhalten bleibt. Auch die Grundrezepte und Basics sind hilfreich. Die Rezepte sind klar strukturiert, kommen ohne außergewöhnliche Zutaten aus, sind leicht verständlich und für jeden Hobbybäcker gut umzusetzen. Neben altbekannten Rezepten wie u.a. Vanillekipferl und Zimtsternen gibt es auch viele neue Ideen für die Vorweihnachtszeit, nicht nur Rezepte, sondern auch Bastelvorschläge. Die schönen Fotos regen zusätzlich dazu an, möglichst viel auszuprobieren.

„Weihnachten mit Christina“ ist das ideale Backbuch für alle, die in der Vorweihnachtszeit gerne Plätzchen, Kekse oder Stollen für den eigenen Bedarf oder zum Verschenken backen möchten. Ich bin begeistert.