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Veröffentlicht am 23.07.2023

Schockierend

Wir verlieren unsere Kinder!
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Klappentext
Fotos, Videos, Sticker mit Inhalten, die so verstörend sind, dass kaum jemand hinsehen kann: Alltag auf den Smartphones von Kindern und Jugendlichen. Die meisten Eltern haben keine Ahnung, ...

Klappentext
Fotos, Videos, Sticker mit Inhalten, die so verstörend sind, dass kaum jemand hinsehen kann: Alltag auf den Smartphones von Kindern und Jugendlichen. Die meisten Eltern haben keine Ahnung, dass schon Grundschulkinder Bilder mit rassistischen Botschaften, von Kriegsverbrechen oder sexualisierter Gewalt sehen.

Bei diesem Buch möchte ich mich weniger über das Cover auslassen, denn natürlich sollte ein Sachbuch nicht damit punkten, sondern mit dem Inhalt.
Und das tut es definitiv.
Silke Müller ist Schulleiterin und niedersächsische Digitalbotschafterin und berichtet in ihrem Buch über ihren Alltag mit Social-Media in der Schule. Dabei schreckt sie auch nicht vor sehr anschaulichen Beispielen zurück, denn nur so kann sie mir als Leserin klar machen, wie viel Gewalt, Missbrauch und Rassismus die Kinder und Jugendlichen bereits in jungen Jahren zu sehen bekommen. Und das meist ungefiltert direkt in ihren Kinderzimmern, während die Eltern vielleicht im Nebenzimmer sitzen und denken zu Hause ist ihr Kind sicher.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen, denn die Autorin möchte niemanden in irgendeiner Weise Schuld zu schieben, vielmehr macht sie deutlich, dass alle Erwachsene dafür Sorge tragen sollten, dass die Kinder und Jugendlichen heutzutage auch im digitalen Raum besser geschützt werden sollten.
Viele Tipps, die die Autorin für den Alltag gibt, sind mir bereits bekannt, denn öfter habe ich mir Vorträge zum Thema Kinder und digitale Medien angehört, trotzdem kann mensch es nicht oft genug hören. Und für mich das Wichtigste ist, dass ich meinem Kind zuhöre und mich dafür interessiere, was es macht. Denn nur so kann ich sichergehen, dass sich mein Kind auch mir anvertraut, wenn vielleicht mal etwas passiert, was es verstört oder ängstigt.
Was ich sehr interessant fand, waren ihre Beschreibungen ihrer eigenen Schule, denn diese könnte für mich wirklich eine Vorreiterin für andere Schulen sein. Hier gibt es zum Beispiel eine Social-Media-Sprechstunde, wo die Kinder und Jugendlichen hingehen können, um wertfrei und anonym über Probleme zu sprechen. Denn ab einem gewissen Alter, seien wir doch mal ehrlich, kommen die Jugendlichen nicht mehr immer zu ihren Eltern. Zudem plädiert sie dafür, dass die Schule generell besser ausgestattet werden, damit die Kinder und Jugendlichen frühzeitig den Umgang mit den digitalen Medien lernen. Und das ist ja nur klar, wie soll mal lernen mit einem Tablet umzugehen, wenn ich das nur theoretisch auf einem Blatt Papier ablesen kann?
Sie hat viele Meinungen geäußert, über die ich mir auch bereits Gedanken gemacht habe, denn leider ist unser aktuelles Schulsystem total veraltet und passt sich nur schwer den aktuellen Begebenheiten an.
Zudem macht Silke Müller auch nochmal deutlich, dass es nicht die Kinder und Jugendlichen sind, die im Netz so viel Hass, Hetze und Feindseligkeiten einstellen, sie wiederholen meist nur das, was ihnen von Erwachsenen vorgelebt werden. Wir haben also etwas erschaffen, ohne das sich jemand darum Gedanken gemacht hat, wie sich dieses Medium auf die jüngere Generation auswirken könnte. Dieser virtuelle Raum ist immer noch etwas, was nicht immer greifbar ist und wo mensch häufig noch machen kann was mensch möchte, ohne mit Konsequenzen zu rechnen. Das soziale Miteinander mit Mitgefühl, ruhigen Diskussionen und freien Meinungsäußerungen fehlt leider oft bei den „sozialen“ Medien.
Am Ende gibt es dann wie schon gesagt die Tipps für den Alltag, aber auch einige Ideen wie es besser sein könnte.

Mein Fazit: Ein Sachbuch mit einem sehr provokanten Titel, aber so polarisierend ist aber auch das Thema dieses Buches. Dabei müsste es eigentlich für alle ein Anliegen sein, dass wir eine Welt für unserer Kinder und Jugendlichen hinterlassen, die nicht voller Hass, Gewalt und Missbrauch. Manchmal sind die Beispiele sehr schockierend, aber genau das braucht es, damit mensch aufwacht und was ändert. Ich finde es immer wieder wichtig auf dieses Thema aufmerksam gemacht zu werden und finde zudem, dass mensch Silke Müller zuhören sollte, denn ihre Ideen sind einfach und doch so gut. Eine ganz klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Ein Highlight

Die Wut, die bleibt
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Helene kann nicht mehr und eines Tages steht sie vom Tisch auf und stürzt sich vom Balkon. Doch die Frauen, die zurückbleiben, müssen diese Lücke schließen. Ihre Tochter Lola, die sich nicht in das Frauenbild ...

Helene kann nicht mehr und eines Tages steht sie vom Tisch auf und stürzt sich vom Balkon. Doch die Frauen, die zurückbleiben, müssen diese Lücke schließen. Ihre Tochter Lola, die sich nicht in das Frauenbild reinpressen möchte und ihre Freundin Sarah, die selbstverständlich ihren Mann Johannes unterstützt.

Um ehrlich zu sein ist mir auf dem Cover etwas zu viel los. Die Farben und die Schrift, mir persönlich gefällt das Cover nicht so gut.
Dafür die Geschichte umso mehr. Eine Geschichte mit vielen klassischen Rollenbildern, die aber leider manchmal so wahr sind und die mich geschmerzt und auch wütend gemacht hat.
Die ganze Zeit präsent ist Helene, obwohl sie bereits am Anfang der Geschichte stirbt, aber sie ist das Bild einer Mutter, die überfordert ist und keine Hilfe bekommt, sondern nur liefern muss. Die Kinder wollen Aufmerksamkeit und ihr Mann erwartet das alles läuft und er sich nicht kümmern muss. Und genauso geht es auch nach dem Selbstmord weiter. Was mich am meisten geschockt hat, war das Johannes nicht mal für eine kurze Zeit bei seinen Kindern bleibt und trauert, sondern sein Leben einfach weiterlebt. Er geht zur Arbeit und ist sich sicher, dass irgendeine Frau in seinem Leben sich um den Haushalt und die Kinder kümmert. Sei es seine Mutter, die schwerkrank ist oder Sarah, die beste Freundin von Helene, die keine eigenen Kinder hat und sich in eine vollkommen neue Welt einfinden muss.
Entsetzt war ich da nicht nur über Johannes, sondern auch über Sarah selber. Sie nimmt das alles so hin und wehrt sich nicht, wenn Johannes sagt, dass es ab September eine andere Lösung mit den Kindern finden wird und es dann Dezember wird und immer noch nichts passiert ist. Oder wenn ihr eigener Freund sie in das Bild der hübschen, schlanken, kinderlosen Frau drängt. Egal wo man hinschaut in dem Buch, es ist voll von typischen Rollenbildern. Denn auch die Männer sind gefangen und kommen nicht aus ihrer Haut raus.
Einzig Lola, Helenes Tochter, versucht auszubrechen und möchte einfach nur sie selber sein. Sie möchte nicht auf ihren Körper reduziert werden, ob er zu schlank oder zu dick ist, und beginnt mit ihren Freundinnen ein Leben außerhalb von Konventionen. Wie sie das genau macht, fand ich persönlich auch nicht so gut, denn letztendlich ist sie dann nicht besser als diejenigen, die sie verurteilt, aber ich kann den Ansatz nachvollziehen.
Die Wut, die bleibt am Ende, aber nicht nur auf Helene, die keinen anderen Ausweg mehr sah als den Selbstmord, sondern auch auf die Gesellschaft, die viel darüber redet, dass sich was ändern muss, aber doch nichts tut.
Und auch die Pandemie ist ein Thema in dem Buch, weil sich da zeigte, wer die Last letztendlich am meisten trug. Die Mütter, die zu Hause blieben mit ihren Kindern und Homeschooling machten und nicht raus konnten, um mal was anderes zu unternehmen.
Das Ende gibt ein wenig Hoffnung und doch ist die Frage, was die beteiligten Personen wirklich daraus machen oder einfach wieder in die Rollenbilder zurückfallen. Weil das ja doch am einfachsten ist.

Mein Fazit: Ein Buch, dass wütend macht, das genau da weh tut, wo es schmerzen soll. Es zeigt in vielen klassischen Klischees, wie die Rollen in unserer Gesellschaft verteilt sind und wie schwer es fällt auszubrechen. Wenn man das denn überhaupt möchte, denn leichter ist es einfach so weiterzumachen, wie mensch es gewohnt ist. Mareike Fallwickl zeigt gekonnt die Denkfehler auf, die immer noch vorherrschen und ich finde dieses Buch ist einfach ein Lese-Muss! Ganz klare Empfehlung!

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Veröffentlicht am 13.05.2023

Dieses Buch hätte eine Fortsetzung verdient

Ashblood - Die Herrin der Engel
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Vor über hundert Jahren kam die Aschblut-Plage über das Volk von Ystara. Seitdem heißen sie im ganzen Land nur noch die Verweigernden, denn sobald Engelsmagie an ihnen gewirkt wird, sterben sie entweder ...

Vor über hundert Jahren kam die Aschblut-Plage über das Volk von Ystara. Seitdem heißen sie im ganzen Land nur noch die Verweigernden, denn sobald Engelsmagie an ihnen gewirkt wird, sterben sie entweder oder werden zu Scheusalen. Nach all den Jahren möchte endlich Liliath ihr Werk vollenden und erwacht aus einem langen Schlaf. Die Maid von Ellanda ist zurückgekehrt.

Ich mag das Cover sehr gerne, besonders die Farben mit dem dunklen grün und den goldenen Engelsflügeln darauf. Einfach ein wirklich gelungener Hingucker finde ich. 😊
Zunächst lernte ich Liliath kennen, die eine richtige Antihelden ist. Naja, um ehrlich zu sein, ist sie die Bösewichtin in dem Buch, denn sie scheint nichts Gutes im Schilde zu führen. Nicht nur ich als Leserin erfahre kaum etwas über ihre Hinter- und Beweggründe, auch ihre Untergebenen müssen ihren Befehlen ohne Wenn und Aber Folge leisten. Sie ist rücksichtslos und egoistisch. Das habe ich schon von Beginn an gemerkt, aber trotzdem hat sie als Figur in dem Buch einen großen Reiz und man fragt sich, was wirklich hinter all ihrem Tun steckt. Natürlich kommt das noch raus, aber leider ist das alles dann viel zu schnell abgehandelt, dazu aber auch später nochmal mehr.
Neben Liliath gibt es nämlich noch die vier jungen Leute, Simeon, Henri, Agnez und Dorotea. Alle vier sind grundverschieden, wollen was anderes für sich vom Leben und doch gibt es eine Verbundenheit zwischen ihnen, die sich erst nach und nach offenbart.
Ich kann nicht sagen, wenn von ihnen ich am meisten mochte, denn jeder ist auf seineihre Art was ganz Besonderes.
Ohne diese vier wäre das Buch glaub ich nur halb so spannend gewesen. Garth Nix kann wirklich ganz wundervolle Charaktere zum Leben erwecken.
Das konnte ich auch an den liebevoll ausgearbeiteten Nebenfiguren sehen, denn alle in dem Buch vorkommenden Personen sind bis ins Detail perfekt und man fühlt geradezu das Leben in ihnen.
Auch die Idee der Musketiere ist ganz toll und so hat der Autor eine fantastische Welt mit einer Vergangenheit verknüpft, in der mit Degen um die Ehre gekämpft wird.
Wahnsinnig toll fand ich es, dass Garth Nix so sehr darauf geachtet wird, dass alle in seinem Buch gleichberechtigt sind. Hier ist es egal, ob es eine Musketierin oder ein Musketier ist, und die Oberbefehlshaberinnen der Armeen sind Frauen. In Sachen gendern ist dieses Buch sehr weit vorne. Das hat so viel Spaß gemacht zu Lesen! 😊
Als der Showdown immer näher rückte, dachte ich, dass dieser Roman nicht ohne einen zweiten Teil auskommen würde, denn es gab einfach noch so viele offene Fragen und noch so wenige Seiten. Leider handelte der Autor alles auf den wenigen Seiten ab und beendete das Buch damit. Das fand ich extrem enttäuschend, denn nachdem sich alles so schön aufgebaut hat und ich so begeistert von den Charakteren und der Idee war, hätte dieses Buch einen würdigen Abschluss verdient. Ich bin ja froh, wenn eine Autorin mal einen Stand-Alone schreibt, vor allem weil es scheinbar nur noch Reihen gibt, aber hier hätten alle noch einen nächsten Teil verdient, um es zu einem würdigen Ende zu bringen. Sehr, sehr schade!

Mein Fazit: So viele wahnsinnig tollen Charakter, bei denen man die Liebe zum Detail erkennen kann, außerdem eine super Idee, die mich richtig abholen konnte. Wäre das Ende nicht so abrupt und schnell bekommen, hätte das Buch bei mir voll abgeräumt. So gibt es leider einige Abzüge, denn gerade hier wäre es für alle am besten gewesen, wenn der Autor sich für eine Fortsetzung entschieden hätte. Trotzdem ist es ein fantastischer Roman, den ich weiterempfehlen würde.

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Veröffentlicht am 26.04.2023

Gelungenes Debüt

Institut für gute Mütter
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Frida hat einen richtig schlechten Tag und lässt Harriet, ihre Tochter, für zweieinhalb Stunden alleine zu Hause. Ein Nachbar ruft die Polizei und nun muss Frida der Kinderschutzbehörde zweigen, dass sie ...

Frida hat einen richtig schlechten Tag und lässt Harriet, ihre Tochter, für zweieinhalb Stunden alleine zu Hause. Ein Nachbar ruft die Polizei und nun muss Frida der Kinderschutzbehörde zweigen, dass sie ein Recht dazu hat ihre Tochter weiterhin zu betreuen. Eine Tortur beginnt.

Um ehrlich zu sein, finde ich das Cover etwas langweilig und so gar nicht ansprechend. Das macht die Idee der Geschichte aber mehr als wieder wett.
Im Grunde genommen ist Frida keine schlechte Mutter, sie war einfach nur gestresst, wie man halt einfach mal als Mutter gestresst ist, wenn das Kind eine Mittelohrentzündung hat und beide kaum schlafen deswegen. Natürlich möchte ich es nicht gut reden, denn niemals lässt man sein Baby alleine zu Hause, aber das Vergehen wirkt recht unerheblich, wenn man bedenkt, was für eine Hölle Frida und die anderen Mütter dafür durchmachen müssen.
Denn nachdem Frida erstmal nur unter Beobachtung gestellt wird, es werden überall in ihrem Haus Kameras von der KSB installiert, fällt sie durch und muss zur „Nachhilfe“.
In dem Institut sollen die Mütter (auch Väter, aber die landen an einem anderen Ort) lernen, wie sich eine gute Mutter verhält.
Jessamine Chan beschreibt alles sehr anschaulich und es ist manchmal reiner Wahnsinn, wie sich die Trainerinnen und Betreuerinnen verhalten. Und vor allem was erwartet wird. Ich wusste manchmal nicht, ob ich nicht einfach lachen sollte über diese Vorgaben, so schrecklich und unsinnig waren diese häufig.
Zum Beispiel wird den Müttern im Institut beigebracht, wie man ein Kind richtig umarmt. Also welche Umarmung wann angebracht ist und vor allem wie lange man das Kind festhält. Generell wird alles reglementiert und mit der Uhr gestoppt, wie lange brauchen die Mütter, um ihr Kind zum Schlafen zu bringen, wie lange, um es zu beruhigen, wenn es weint. Um nur zwei weitere Beispiele zu nennen. Dafür werden dann auch nach jeder Lektion Prüfungen abgehalten und wenn man durchfällt, dann macht man einfach nicht genug, um sein Kind zurückzubekommen.
Ob das Kind selbst dabei mitspielt, danach fragt niemand. Eine furchtbare Vorstellung, dass sich der Staat so einmischen darf, dass Eltern nicht selbst entscheiden dürfen wie sie ihr Kind zu erziehen haben.
Frida ist hier eine sehr tragische Figur, denn nach ihrem Fehler oder richtig schlechtem Tag, wie sie es immer wieder selbst nennt, gerät sie in diese Mühlen und kommt nicht raus. Sie muss von außen mitansehen, wie ihr Ex-Mann und seine neue Freundin ihre Tochter aufziehen und darf nicht eingreifen. Sie muss sich selbst ganz verlieren, um zu zeigen, dass sie nur das Wohl ihrer Tochter im Sinn hat, denn wenn sie was für sich selber tut, dann ist sie egoistisch und kann so ihr Kind nicht aufziehen.
Ich kann verstehen, dass sie nicht ausbrechen möchte und bei vielen Dingen wegguckt, denn sie möchte gerne das Sorgerecht für Harriet wieder bekommen. Und doch versucht sie auf ihre Weise das Institut zu verraten.
Das Ende passt so wunderbar zu dem Buch, denn es gibt weder Hoffnung noch lässt es einen vollkommen hoffnungslos zurück.

Mein Fazit: Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Zwischendurch wusste ich nicht ob ich über diesen furchtbaren Ort einfach lachen sollte oder die Beteiligten Personen anschreien sollte. Eine Idee, die schrecklich ist und den Blick auf das wesentliche gänzlich verloren hat. Was brauchen Eltern um gute Eltern zu sein? Aber vor allem, wo ist die Liebe? Ist es eine komplette Selbstaufgabe der Eltern? Wer sich traut, dieses Wechselbad der Gefühle zu durchleben, sollte unbedingt mal diesen Roman lesen. Die Autorin weiß, wie man ihre Leser*innen fesseln muss.

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Veröffentlicht am 16.04.2023

Magisch, mystisch

Der Ozean am Ende der Straße
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Der Ich-Erzähler kehrt als erwachsener Mann in sein Heimatdort zurück für eine Beerdigung. Vor dem Leichenschmaus bei seiner Schwester fährt er zu seinem alten Wohnhaus und findet dann einen Pfad, den ...

Der Ich-Erzähler kehrt als erwachsener Mann in sein Heimatdort zurück für eine Beerdigung. Vor dem Leichenschmaus bei seiner Schwester fährt er zu seinem alten Wohnhaus und findet dann einen Pfad, den er lange nicht mehr betreten hat. So gelangt er zur Hempstock Farm, wo damals seine Freundin Lettie wohnte.

Vorneweg, das Buchcover und auch die Innenillustrationen sind einfach ganz toll. Mir gefällt es besonders, weil die Illustratorin durch diesen Zeichenstil, der wenig verrät und alles im Schatten lässt die Geschichte noch mehr hervorhebt.
Und genau das trifft es wohl am besten, denn die Geschichte von Neil Gaiman bleibt für mich im Schatten. Es ist kein einfaches Buch, denn um ehrlich zu sein konnte ich nicht immer allem ganz klar folgen. Wo ordne ich diese Geschichte ein?
Ist es ein Märchen für Erwachsene und ich muss alles so magisch und mysteriös hinnehmen, ohne es groß in Frage zu stellen? Oder steckt doch mehr dahinter, wie ich an einigen Stellen vermutet habe?
Für mich ist es eine Erzählung über das Erwachsen werden und was man alles dabei zurücklassen kann. Freundschaften, Fantasie, einfach das unbeschwerte Leben. Wobei unbeschwert sind die Ereignisse für den Protagonisten und Lettie auf keinen Fall.
Aber die Abenteuer, die die beiden erleben kamen mir manchmal real vor und dann hatte ich doch das Gefühl, dass die überbordende Fantasie der beiden die Ungeheuer hervorrufen.
Ich habe das Buch zusammen mit Tina von Buchpfote im BuddyRead gelesen und auch sie konnte das Buch nicht ganz erfassen.
Die Sprache ist sehr malerisch und meiner Meinung nach sprüht sie nur so vor Metaphern, aber dann wiederum habe ich mich gefragt wofür stehen denn die Metaphern? Und gibt es dann überhaupt welche, wenn ich nicht verstehe, wofür sie stehen? :D
Der Ich-Erzähler bleibt genauso im Schatten wie die Geschichte und die Bilder, er hat im ganzen Buch keinen Namen und kann sich an alles nur vage erinnern, bzw. kommt die Erinnerung erst wieder als er in sein Heimatdorf zurückkehrt. Da seine Kindheit nicht von positiven Aspekten geprägt ist, ist das durchaus möglich. Zum Beispiel ist seine Mutter kaum anwesend, sein Vater manchmal sehr gewalttätig und viele Freund*innen schien er auch nicht gehabt zu haben. Und trotzdem ist er nicht traurig, darüber und findet einen Weg all dem zu entfliehen, indem er Bücher liest. Was seine große Fantasie erklären könnte.
Als er Lettie kennenlernt, die älter ist und mehr über die Welt weiß als er, fühlt er sich bei ihr und ihrer Familie geborgen. Sie kümmern sich um ihn.
Lettie ist stark und ein schöner Charakter, die dem Erzähler Mut gibt und ihm hilft das Böse zu bezwingen.
Ich habe so einiges geschrieben zu dem Buch und doch weiß ich immer noch nicht wie ich die Story fassen soll. Auch das Ende lässt mich etwas ratlos zurück, denn die Rätsel bleiben auch hier das was sie sein sollen, unlösbar.

Mein Fazit: Eine wirklich wunderschöne Ausgabe mit wahnsinnig tollen Illustrationen von Elise Hurst. Allerdings bleibt die Geschichte für mich etwas im Dunkeln und ich weiß nicht genau, wo ich sie einordnen soll. Das mystische, märchenhafte hat mir gut gefallen, aber dass ich für mich keinen richtigen Schluss am Ende aus dem gelesenen ziehen kann, verwirrt mich doch sehr. Ich denke, hier muss man sich sein eigenes Bild machen und das Buch lesen.

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