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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2023

Mit Längen

Der Bornholm-Code
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Archäologische Funde vor Bornholm, die eine Verbindung zwischen der Varus-Schlacht und dem legendären Schatz der Nibelungen erahnen lassen, ziehen nicht nur Taucher und Wissenschaftler an, sondern auch ...

Archäologische Funde vor Bornholm, die eine Verbindung zwischen der Varus-Schlacht und dem legendären Schatz der Nibelungen erahnen lassen, ziehen nicht nur Taucher und Wissenschaftler an, sondern auch machthungrige Politiker, die damit die Weltherrschaft erstreben.
Insbesondere die Bezüge zwischen Varus und Siegfried bieten durchaus interessantes Potential, leider veranlassen sie die Hauptfigur zu langen, sich des öfteren wiederholenden belehrenden Vorträgen, denen zu folgen gerade in der Hörfassung schwer fällt. Diese dominieren die ersten zwei Drittel so sehr, dass die Thrillerhandlung, auch wenn sie im letzten Drittel an Fahrt aufnimmt und dabei zugegebenermaßen schon recht absurde Züge annimmt, mich als Zuhörer gar nicht mehr in den Bann ziehen konnte. Dies wird durch die recht monotone Vortragsweise, mit der sowohl die Wissensreferate als auch die Partien mit mehr Handlung (Entführung, Mordanschlag uswusf.) gleichermaßen vorgetragen werden, nicht gerade besser. Ein eher zähes Hörvergnügen.

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Veröffentlicht am 28.06.2023

Die Wirren der Liebe

Schicksalskinder
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Im dritten Teil der Familiensaga um die Lavernes von Katja Maybach geht es um die Jahre 1945 bis 1948. Die Story entspinnt sich zwischen Ostpreußen, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien. Die ...


Im dritten Teil der Familiensaga um die Lavernes von Katja Maybach geht es um die Jahre 1945 bis 1948. Die Story entspinnt sich zwischen Ostpreußen, Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien. Die Mitglieder der Familie sind zum einen zerstreut, finden sich aber immer mal wieder in Bad Lichtenberg ein, dem Stammsitz der Lavernes. Nicht nur die Wirren des Kriegsendes, sondern auch viele private Schicksalsschläge lassen die Familienmitglieder nicht zur Ruhe kommen. Sie ver- und entlieben sich, finden sich wieder, verlieren sich erneut oder finden zu anderen. Insgesamt ist dieser Liebesreigen zwischen der Vielzahl an Figuren ziemlich verwirrend und sehr sprunghaft. So wie die gesamte Handlung wenig motiviert ist. Der historische Hintergrund wird in Stichwortmanier abgearbeitet und spielt mit Ende des Krieges eigentlich gar keine Rolle mehr. Die Dialoge der Figuren sind sehr hölzern und der Stil insgesamt sehr gefühlsschwanger und melodramatisch. Zu einzelnen Figuren eine engere Beziehung aufzubauen, fällt schwer, weil die Geschichte immer wieder hin und herspringt und alle Konstellationen nur kurz angerissen und dann wieder fallen gelassen werden. Das kann soweit gehen, dass die Geschichte der Figur der Olga Reimann, deren Vater ein alter Bekannter aus dem vorangegangenen Teil, sogar gänzlich in Vergessenheit gerät: Ihr Racheplan an der Familie Laverne verpufft, am Ende wird nur kurz ihre Abreise konstatiert.
Wer an historischen Romanen interessiert ist, kommt hier, wie ich für mich feststelle, nicht auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 26.06.2023

Die Vergessenen der Geschichte

Die Wölfe von Pompeji
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Das Leben von Frauen, zumal von Sklavinnen in der Antike führte in der antiken Geschichtsschreibung immer ein Schattendasein: zu unbedeutend, um groß Worte darauf zu verschwenden. Umso weniger ist von ...

Das Leben von Frauen, zumal von Sklavinnen in der Antike führte in der antiken Geschichtsschreibung immer ein Schattendasein: zu unbedeutend, um groß Worte darauf zu verschwenden. Umso weniger ist von ihrem Alltag, ihren Wünschen und Träumen bekannt. Umso mehr bietet es Anlass für Spekulationen und fiktive Vervollständigung. Das Thema des historischen Romans „Die Wölfe von Pompeji“ ist durchaus gut gewählt und gelungener Gegenstand für einen opulenten historischen Wälzer à la Colleen Mcloughlin.
Amara, Tochter aus guten Hause, verschlägt das harte Schicksal in die Welt der Bordelle von Pompeji. Konfrontiert mit der brutalen Realität eines Lebens als Sklaven im Dienste der Liebe und getragen von der Hoffnung, ihre einstige Freiheit wieder zu erlangen, sucht sie Trost und Rückhalt bei den anderen Sklavinnen. Doch neben Liebe und Freundschaft regieren auch Intrigen und Verrat. Wird Amara eine Chance auf eine bessere Zukunft haben?
Insgesamt gibt die Autorin interessante Einblicke in das Bordellleben der Zeit und arbeitet ihre Hauptfiguren recht gut aus. Der Stil ist flüssig und leicht zu lesen. Allerdings bleibt der historische Ort, Pompeji, etwas blass. Und auch die Handlung zieht sich. Es scheint sich im Moment in der Unterhaltungsliteratur, besonders im Genre historischer Roman der Trend abzuzeichnen, mehr über die Gefühlslagen und Gedankenwelten der Figuren in der Innensicht zu erzählen, statt Handlung wirklich geschehen zu lassen und den Leser mit in den Strudel von Ereignissen zu ziehen. Da sind für mich die Wälzer einer Colleen Mcloughlin voll packender Spannung, dafür ohne seitenlange innere Monologe über Befindlichkeiten, dann doch das größere LeseERLEBNIS.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Sehr artifiziell

Zwischen Himmel und Erde
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Eine Doktorarbeit führt die brasilianische Studentin Catarina nach London und in die WG von Melissa. Beide sind sehr unterschiedlich, scheinen aber über das Land Brasilien eine Verbindung zu haben. Es ...

Eine Doktorarbeit führt die brasilianische Studentin Catarina nach London und in die WG von Melissa. Beide sind sehr unterschiedlich, scheinen aber über das Land Brasilien eine Verbindung zu haben. Es entwickelt sich eine Freundschaft, die die Geschichten von Brasilien und London zu verbinden scheinen.

Der experimentelle Schreibstil verhindert ein Abtauchen in eine Erzählhandlung und eine innere Annäherung an die Figuren. Immer wieder wird der Leser durch den Wechsel zwischen Prosa und Poesie, zwischen kurzen Fließtexten und vermeintlich zusammenhangslosen Wortfetzen aus dem Lesefluss katapultiert. Dabei changieren die Themen zwischen banaler Alltagsprosa, realhistorischer Politik und philosophischer Gesellschaftslehre.

Sicherlich ein spannendes Experiment, aber ein wenig überfrachtet und zu gekünstelt. Und auf über 500 Seiten ein Marathon für den Leser. Wie bei einem Experiment: Ausgang offen – für den einen klappt`s, für den anderen nicht. Aber ohne garantierte Wiederholbarkeit bleibt die Frage nach dem Sinn des Ganzen.

Da nutzt das wunderschöne Cover auch nur dem Büchersammler, der mehr sammelt, als liest.

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Veröffentlicht am 20.06.2023

Nicht ganz mit Schirm, Charme und Melone

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
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ermittelt die Kriminalpolizeianwärterin Lucia Sprecht im Fall des Todes eines Blumenmädchens, wie der erste Titel der Reihe „Die Kriminalistinnen“ von Matthias Berg lautet.
Lucia Specht ist eigentlich ...

ermittelt die Kriminalpolizeianwärterin Lucia Sprecht im Fall des Todes eines Blumenmädchens, wie der erste Titel der Reihe „Die Kriminalistinnen“ von Matthias Berg lautet.
Lucia Specht ist eigentlich gelernte Sekretärin und kommt aus dem Zechenmilieu des Ruhrpotts. Doch sie will mehr aus ihrem Leben machen und ergreift die Chance, als erstmals 1969 in Düsseldorf Frauen bei der Kripo in Düsseldorf ausgebildet werden. Zusammen mit ihren 5 Kolleginnen, die unterschiedlicher nicht sein können, doch alle dasselbe Ziel verfolgen, steht Lucia ihre Frau in einer männerdominierten Domäne. Dabei hat sie nicht nur mit den Vorurteilen der Kollegen zu kämpfen. Doch in dem Fall des toten Hippiemädchens, der zunächst wie ein Unfall aussieht, sich dann aber schnell als ein Mord im Milieu von Drogenkriminalität und Pornographie erweist, ist weibliche Intuition nicht immer fehl am Platz.
Während die kriminalistische Handlung eher konventionell und frei von unverhofften Wendungen ist, besticht der Roman eher durch sein historisches und lokales Kolorit. Geschickt verflicht der Autor historische Begebenheiten mit der Romanhandlung und lässt den Leser gänzlich eintauchen in das Lebensgefühl der späten 60er Jahre zwischen dem konservativ-spießigen Establishment und den die freie Liebe praktizierenden Hippies, die sich gegen alles Konventionelle verwehren. Die Figuren und ihre Beziehungen sind sehr vielschichtig angelegt und weit entfernt vom Klischee, was es umso interessanter macht, an ihren Leben, ihrer Gefühls- und Gedankenwelt Anteil zu nehmen. Und dabei sind es nicht nur die Frauen, die sich in einer neuen Rolle zwischen Hausfrau, Mutter und selbständiger Berufstätigkeit finden müssen, sondern auch die Männer müssen sich dazu positionieren mit ihren Wünschen von der braven, fürsorgenden Ehefrau und der erotisch verführerischen Geliebten, die sich nicht unbedingt mit Frauen à la Emma Peal vereinbaren lassen, die sich in diese Schubladen nicht fügen wollen.
Wer den actionreichen, psychologisch raffinierten Krimi liebt, wird hier wohl nicht unbedingt ganz so auf seine Kosten kommen. Wer aber die Atmosphäre und die historische Eigenheit an einem Krimi schätzt, der wird sich gut unterhalten finden.

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