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Veröffentlicht am 31.08.2020

Zwischen den Kulturen

Die Sommer
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Leyla hat eine deutsche Mutter und einen jesidischen Kurden als Vater. Sie lebt in sehr unterschiedlichen Welten, denn die Sommer verbringt sie in Syrien nahe der Grenze zu Türkei bei ihrer Großmutter ...

Leyla hat eine deutsche Mutter und einen jesidischen Kurden als Vater. Sie lebt in sehr unterschiedlichen Welten, denn die Sommer verbringt sie in Syrien nahe der Grenze zu Türkei bei ihrer Großmutter und sonst lebt sie in München, wo sie das Gymnasium besucht. Sie setzt sich mit ihren Wurzeln auseinander und kommt nicht umhin, sich daher intensiv mit der Vergangenheit ihres Vaters und den politischen Gegebenheiten zu beschäftigen. Leyla fühlt sich nirgendwo so ganz zugehörig, denn überall gibt es Ausgrenzung. Durch den Krieg in Syrien kann sie nicht mehr in das kleine Dorf ihrer Verwandten reisen.
Die Autorin stellt das Leben in dem syrischen Dorf sehr Atmosphärisch da. Man kann sich das einfache Leben der Menschen in dieser kargen Landschaft gut vorstellen. Die kurdischen Jesiden sind eine Minderheit, die diskriminiert und verfolgt werden. Daher ist Leylas Vater nach Deutschland gekommen. Nach dem arabischen Frühling wird die Situation immer schlimmer und Leylas Mutter versucht von Deutschland aus, den Verwandten zu helfen. Der Vater verfolgt pausenlos die Nachrichten im Fernsehen. Leyla sieht das alles und fühlt sich unwohl in ihrem sorglosen deutschen Umfeld. Sie muss eine Entscheidung treffen.
Obwohl mir trotz allem Leyla nicht wirklich nahekam, sorgt diese Geschichte dafür, dass man für die ganze Flüchtlingssituation mehr Verständnis bekommt. Natürlich kennt man das alles aus den Medien, wenn aber die ganzen schrecklichen Verhältnisse an einer Person festgemacht werden, kann man sich viel besser hineinfühlen.
Es ist eine bewegende Familiengeschichte, die betroffen macht, aber etwas distanziert erzählt wird. Auf jeden Fall regt das Buch zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Mord nach der Strandfete

Fetenmord in Neuharlingersiel. Ostfrieslandkrimi
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Eigentlich ist das ostfriesische Neuharlingersiel doch ein schönes Urlaubsörtchen, das den Touristen einiges zu bieten hat. Aber immer wieder gelingt es dem Autor Rolf Uliczka dunkle Wolken über dem Ort ...

Eigentlich ist das ostfriesische Neuharlingersiel doch ein schönes Urlaubsörtchen, das den Touristen einiges zu bieten hat. Aber immer wieder gelingt es dem Autor Rolf Uliczka dunkle Wolken über dem Ort aufziehen zu lassen, so dass die Kommissare Nina Jürgens und Bert Linnig von der Kripo Wittmund Arbeit bekommen.
In ihrem elften Fall müssen sie im Mordfall des DJ Carsten Kröger ermitteln, der nach einer erfolgreichen Show bei der Strandfete auf dem Funny Beach erstochen in seinem Wohnwagen liegt. Alle Spuren deuten darauf hin, dass seine Freundin Meite Hansen die Tat begangen hat. Aber der DJ hat nichts anbrennen lassen, daher könnten auch eine Verflossene oder ein betrogener Mann einen Groll auf ihn haben. Aber eine Nachricht auf seinem Handy, in der es um 50.000 Euro geht, lässt noch eine ganz andere Vermutung zu.
Auch dieser Krimi lässt sich wieder gut und flüssig lesen. Der Fall ist von Anfang an spannend und etwas undurchsichtig. Ermittler und Leser werden durch eine Reihe von Wendungen im Unklaren gelassen und es braucht viel Ermittlungsarbeit. Trotzdem geht es nicht so richtig voran. Erst als ein weiterer Mord geschieht, kommt Bewegung in die Sache.
Die Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben. Bert und Nina sind ein sympathisches Ermittlerpaar, das inzwischen verheiratet ist. Auch sie wollten die Fete am Strand erleben und konnten nicht ahnen, dass es dienstlich für sie wird. Während Bert sehr früh sicher ist, wer den Mord begangen hat, hat Nina Zweifel. Carsten Kröger, Fokke Kopmann und Malte Berens sind schon seit Kindergartentagen befreundet und haben immer zusammengehalten, auch wenn Carsten der Star war. Daher dauert es ein wenig, bis Fokke und Malte mit allen Informationen herausrücken, denn sie haben Angst.
Nachdem die Kommissare in unterschiedliche Richtungen ermittelt haben, gibt es dann eine überraschende Wendung. Ich finde es schon erschreckend, wie manche Täter ticken.
Es hat wieder Spaß gemacht, diesen spannenden Ostfriesland-Krimi zu lesen.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Hamburg während der Cholera

Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des Schicksals
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Die Familie von Svantje Claasen verliert ihren Hof durch ein Hochwasser. Es verschlägt sie nach Hamburg ins Gängeviertel, wo die Ärmsten der Armen leben. Swantje ist ein intelligentes Mädchen, das aber ...

Die Familie von Svantje Claasen verliert ihren Hof durch ein Hochwasser. Es verschlägt sie nach Hamburg ins Gängeviertel, wo die Ärmsten der Armen leben. Swantje ist ein intelligentes Mädchen, das aber zum Unterhalt der Familie beitragen muss, obwohl sie noch ein Kind ist. Aber sie träumt davon, Krankenschwester zu werden. Es wird ein harter Weg. Später begegnet sie dem wohlhabenden Tuchhändler Friedrich Falkenberg und verliebt sich in ihn. Doch sie stammen aus sehr verschiedenen Gesellschaftsschichten und die Eltern von Friedrich haben etwas gegen diese Verbindung. Dann bricht in Hamburg die Cholera aus und Swantje kann zeigen, was in ihr steckt.
Ich habe schon einige Bücher der Autorin Rebecca Maly gelesen und mag ihren Schreibstil. Sie erzählt sehr packend. In diesem Buch sorgen auch ein wenig Plattdüütsch und die bildhaften Beschreibungen der Handlungsorte dafür, dass es sehr authentisch wird.
Es wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, so dass man sich ein gutes Bild machen kann von den Lebensbedingungen und den gesellschaftlichen Gegebenheiten.
Es sind harte Zeiten in Hamburg. Die meisten Menschen haben kaum ihr Auskommen. Daher streiken die Arbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und Löhne. Dann bricht auch noch die Cholera aus, die viele Todesopfer fordert.
Auch die Charaktere sind gut und lebendig beschrieben. Swantje ist eine sympathische und starke junge Frau, die fleißig ist und ihren Weg verfolgt. Auch Friedrich gefällt mir gut, weil er seine Herkunft nicht vor sich herträgt. Aber auch Richard von Harkenberg war mir sympathisch, denn er möchtet das Leben der Beschäftigten besser machen, doch wird er von seinem Vater daran gehindert.
Mir hat diese Geschichte gut gefallen, denn sie beschäftigt sich ausführlich mit der politischen und gesellschaftlichen Situation der damaligen Zeit.
Der Roman ist unterhaltsam und spannend und ich bin schon auf die Fortsetzung gespannt.

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Veröffentlicht am 30.08.2020

Anders als erwartet

American Spy
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Marie Mitchell wird in ihrem Schlafzimmer von einem bewaffneten Mann angegriffen. Sie kann entkommen, aber sie weiß auch, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat, denn als ehemalige Amerikanische Spionin ...

Marie Mitchell wird in ihrem Schlafzimmer von einem bewaffneten Mann angegriffen. Sie kann entkommen, aber sie weiß auch, dass ihre Vergangenheit sie eingeholt hat, denn als ehemalige Amerikanische Spionin ist sie nun nicht mehr sicher.
Sie sollte seinerzeit Thomas Sankara, den Präsidenten von Burkina Faso, ausspionieren. Es war eine besondere Herausforderung, die ihr Leben damals verändert hatte, denn zuvor hatte sie als einzige schwarze Frau nur Papierkram erledigen dürfen.
Das Buch geht dramatisch los, doch danach nimmt die Spannung schnell wieder ab. Für einen Thriller gab es meiner Meinung nach jedenfalls zu wenig Thrill. Dennoch fand ich die Geschichte interessant, denn es gibt einiges Historische, dass mir so nicht bewusst war. Der Kalte Krieg sorgt für umfangreiche Agententätigkeit auf allen Seiten. Frauen haben es zu der Zeit nicht leicht, sich im Job zu behaupten und sind häufig Übergriffen ausgesetzt.
Erzählt wird diese Geschichte aus Sicht der Protagonistin in einer Art Tagebuch. Der Schreibstil ist etwas ausschweifend.
Marie Mitchell ist eine interessante Person, die für das FBI arbeitet und ihren Job gut macht. Sie bewegt sich beruflich in einem von weißen Männern dominierten Umfeld. Natürlich greift sie zu, als sie dem Bürojob und dem damit verbundenen Papierkram entkommen kann. Sie ahnt aber nicht, was sich damit für sie alles ändert.
Für mich ist dieses Buch mehr Familiengeschichte und Gesellschaftsroman als Thriller – interessant, aber nicht so spannend wie gedacht.

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Veröffentlicht am 28.08.2020

Klimaneutral leben?

Projekt Green Zero
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Dass wir einiges tun müssen, um die Umwelt zu schützen, ist wohl den meisten bewusst. Der Wille ist da, doch häufig hapert es an der Umsetzung.
Der Unternehmer und Familienvater Dirk Gratzel wollte etwas ...

Dass wir einiges tun müssen, um die Umwelt zu schützen, ist wohl den meisten bewusst. Der Wille ist da, doch häufig hapert es an der Umsetzung.
Der Unternehmer und Familienvater Dirk Gratzel wollte etwas tun. Doch er wollte nicht nur zukünftig seinen ökologischen Fußabdruck auf Null bringen, sondern er wollte auch die Sünden der Vergangenheit ausgleichen. Doch der Weg dahin ist gar nicht so leicht, wie wir mit diesem Buch feststellen können.
Der Autor schreibt verständlich und sogar humorvoll, so dass sich das Buch gut lesen lässt. Wir können an seinen Überlegungen und an seinen mehr oder weniger großen Schwierigkeiten teilhaben. Das ist alles sehr detailliert beschrieben, mir manchmal etwas zu ausführlich.
Zunächst einmal musste die bisherige Ökobilanz ermittelt werden. Schon das alleine war schwierig genug. Gratzel bekam nach einiger Suche die Unterstützung von Umweltwissenschaftlern der TU Berlin. Dann ging es weiter mit den Überlegungen, was zu tun ist. Es bedeutete, dass sein ganzes Leben umgekrempelt werden musste. Trotz aller Hemmnisse und Problemchen ist Gratzel seinen Weg weitergegangen. Da ich mich selbst möglichst umweltfreundlich verhalten möchte, um dem Klimawandel mit meinen Möglichkeiten entgegenzuwirken, weiß ich, dass es fast immer unbequem wird und manches trotz aller Förderung an den Kosten scheitert. Man muss sich halt nach der Decke strecken.
Trotzdem finde ich einige Ansätze bedenkenswert. Auch wenn ich nicht viel Neues erfahren haben, so hat mich dieses Buch dennoch wieder einmal zum Nachdenken gebracht, was ich selbst noch tun könnte.
Ich finde es toll, mit wie viel Enthusiasmus Dirk Gratzel sein Projekt verfolgt. Mir hat das Buch gefallen und ich kann es empfehlen.

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