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Veröffentlicht am 30.04.2017

Düstere Zeiten

Der zweite Reiter
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Hunger und Not sind in Wien kurz nach dem Ersten Weltkrieg überall gegenwärtig. Der Schleichhandel blüht und Polizeiagent August Emmerich soll diesen Leuten, allen voran Kolja, ihr Handwerk legen. Aber ...

Hunger und Not sind in Wien kurz nach dem Ersten Weltkrieg überall gegenwärtig. Der Schleichhandel blüht und Polizeiagent August Emmerich soll diesen Leuten, allen voran Kolja, ihr Handwerk legen. Aber dann wird ein Toter gefunden und Emmerich ist im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht davon überzeugt, dass es sich um Selbstmord handelt. Er macht sich mit seinen Assistenten Winter an die Ermittlungen und bald schon gibt es weitere Tote. Die Sache lässt Emmerich keine Ruhe und er gerät selbst in Gefahr.
Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Autorin schafft es, die düstere Atmosphäre im damaligen Wien gut und sehr authentisch darzustellen. Es gibt wenige Menschen, die weiterhin im Luxus leben, den meisten fehlt das Nötigste zum Leben. Gute Zeiten für Schwarzhändler, welche die Gunst der Stunde nutzen und ihre Waren zu Wucherpreisen an den Mann bringen.
August Emmerich ist ein Kriegsinvalide, aber er versucht mit allen Mitteln, seine Behinderung zu verstecken, denn er möchte nicht in den Innendienst abgeschoben werden. Am liebsten würde er in der Abteilung Leib und Leben arbeiten, aber dafür müsste er erst einmal Erfolge vorweisen können. Da er aber seine Ermittlertätigkeiten im Fall Kolja vernachlässigt, sieht es mit den Aufstiegschancen nicht gut aus. Emmerich hat ganz bestimmte Vorstellungen von Recht und Gerechtigkeit und die vertritt er auch nach außen. Er geht sehr pragmatisch bei seinen Ermittlungen vor. Wenn man was erfahren will, dann muss man auch unangenehme Wege gehen. Damit hat Winter, der aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht stammt, anfangs so seine Probleme. Emmerich hält zunächst nicht viel von dem Frischling Winter, aber unter Emmerichs Anleitung entwickelt der sich zu einem sehr fähigen Assistenten, der seinen Vorgesetzen bereitwillig unterstützt. Es ist nicht weiter verwunderlich, dass Emmerich durch seine Eigenmächtigkeiten Ärger mit seinem Vorgesetzen Sander bekommt. Darüber hinaus gibt es noch eine ganze Reihe von Charakteren, die individuell und sehr authentisch gestaltet sind.
Zum Verlauf der Geschichte will ich nichts weiter verraten, aber es ist vom Anfang bis zum Ende spannend. Zum Schluss gibt es dann überraschende Wendungen, die ich so wirklich nicht erwartet habe.
Ich bin begeistert von diesem historischen Krimi.

Veröffentlicht am 29.04.2017

Familie

Die Farben der Sonne, die Geschichte der Steinpferde auf der Pine Pidge Indianerreservation
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Nach dem Tod seiner Mutter lebt Walter McKanzie in den Straßen Chicagos. Dort hat er sich den Namen BlueLightShadow verdient. Bei einem fürchterlichen Gewitter stellt sich ein alter Indiander mit Blue ...

Nach dem Tod seiner Mutter lebt Walter McKanzie in den Straßen Chicagos. Dort hat er sich den Namen BlueLightShadow verdient. Bei einem fürchterlichen Gewitter stellt sich ein alter Indiander mit Blue und Gabriel, einem anderen Jungen, unter und erzählt eine Geschichte und behauptet, dass Blue zur Familie gehört. Blue ist entrüstet.
Das Jugendamt macht Blues Vater Frank ausfindig, der seinen Sohn seit Jahren nicht mehr gesehen hat, und verlangt, dass dieser sich um Blue kümmert oder dass er das Sorgerecht an den Großvater abtritt. Da Frank keine Zeit hat, sich um den Jungen zu kümmern, tritt er sein Sorgerecht ab und will Blue zu seinem Großvater bringen. Aber der 12jährige will nicht. Aber als er hört, dass seine Halbschwester, die er schon eine Weile nicht gesehen hat, auch dort sein wird, macht er unverbindlich mit.
Bald schon erkennt Blue, dass er mit Bonnie nicht nur eine Schwester hat, sondern eine riesengroße Lakota-Familie gewinnt, die ihn in die Familie der Steinpferde aufnimmt und ihn so akzeptiert, wie er ist. Das Leben in der Pine Ridge Indianerreservation ist gänzlich anders als das Leben, das Blue bisher kannte und er muss viel lernen.
Blue ist ein intelligenter Junge, der einerseits stur und unabhängig ist, aber dem Fremden so offen gegenüber steht, dass er sich schnell in seine neue Situation hineinfindet. Die Großeltern sind warmherzig und lassen ihrem Enkel die üblichen Lakota-Freiheiten, damit er seinen Weg finden kann. Frank übernimmt Verantwortung für Blue, auch wenn er das Sorgerecht abgibt. Er verhält sich seinem Sohn gegenüber so, dass dieser ihn nicht nur akzeptiert, sondern als Vorbild nimmt und Anwalt werden möchte.
Die Geschichte ist wundervoll erzählt und gibt einen guten Überblick, über das Leben in der Reservation und die Lebensweise der heutigen Indianer. Auch heute noch spielen die Pferde eine große Rolle. Sie sind für die Lakota Brüder und Schwestern. Daher ist es besonders schmerzlich für die Familie, als plötzlich alle Pferde verschwunden sind.
Das Buch ist unterhaltend und informativ, bewegend und spannend. Empfehlenswert!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Die böse Begierde

Die böse Begierde
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Eigentlich wollten die Kommissare Siebels und Till mit ihren Frauen in den Urlaub fliegen, aber ein Mordfall verhindert das. Die Ermordete ist Magdalena Liebig, Tochter und Erbin der Frankfurter Industriellenfamilie ...

Eigentlich wollten die Kommissare Siebels und Till mit ihren Frauen in den Urlaub fliegen, aber ein Mordfall verhindert das. Die Ermordete ist Magdalena Liebig, Tochter und Erbin der Frankfurter Industriellenfamilie Liebig-Arenz. Sie sollte den Betrieb übernehmen, doch nun ist sie tot. Die Haushälterin fand die Tote und daneben einen nackten, apathischen Mann. Eine lateinische Nachricht auf dem Spiegel führt die Kommissare zu einem Benediktinerorden.
Dazu gibt es einen weiteren Handlungsstrang, der von einem Mönch berichtet, der ein Tagebuch erhält, in dem die Familiengeschichte von Wilhelmine Arenz aufgeschrieben wurde.
Sowohl Magdalena als auch der Mönch leiden an einer ganz besonderen Form der Epilepsie, die vererbbar ist. Besteht da ein Zusammenhang? Außerdem gibt es in der Familie ziemlich unterschiedliche Interessen bezüglich der Weiterführung des Unternehmens.
Es gibt immer wieder unverhoffte Wendungen, die dafür sorgen, dass es spannend bleibt. Gleichzeitig erfährt man einiges über den Nationalsozialismus und die Zeit des 2. Weltkrieges.
Die Kommissare Siebels und Till sind sympathisch und ihre Dialoge locker.
Schreibstil ist fesseln und flüssig zu lesen. Das Ende ist überraschend.
Ein empfehlenswerter Krimi!

Veröffentlicht am 29.04.2017

Sweetbitter

Sweetbitter
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Die 22-jährige Tess hat ihr Literaturstudium beendet und will nun raus aus der Provinz und endlich leben. Sie macht sich auf nach New York. Da sie aber noch keinen Plan hat, wie es weitergehen soll, nimmt ...

Die 22-jährige Tess hat ihr Literaturstudium beendet und will nun raus aus der Provinz und endlich leben. Sie macht sich auf nach New York. Da sie aber noch keinen Plan hat, wie es weitergehen soll, nimmt sie erst einmal einen Job als Hilfskellnerin im exquisiten Restaurant am Union Square an. Erst einmal muss sie viel lernen über hervorragendes Essens und edle Weine. Die Kellnerin Simone nimmt sich ihrer an. Tess ist sehr angetan von dieser Welt mit eigenen Regeln und Gesetzen und noch mehr von Barkeeper Jake.
Der Autorin ist es mit viel Sachverstand gelungen, diese Welt der Genüsse zu beschreiben, so dass man sich in diesen Mikrokosmos hineinversetzt fühlt. Alles ist sehr bildhaft beschrieben, mir lief manchmal das Wasser im Mund zusammen. Essen ist halt nicht nur Nahrungsaufnahme. Aber es geht auch nicht nur um Speisen und Getränke. Der Laden muss laufen und der Umsatz da sein.
Wir begleiten Tess durch die Straßen New Yorks, bei ihrer Arbeit und in ihrer Freizeit. Aber sie kam mir nicht nahe und war mir nicht einmal sympathisch. Sie ist fasziniert von dem Umfeld im Restaurant und will alles Notwendige wissen, denn sie möchte Kellnerin werden. Die Arbeit ist hart und die Freizeit besteht aus Alkohol, Drogen und Sex. Was für ein Leben! Obwohl sich eine Beziehung zu Jake entwickelt, kommt sie mir doch immer wieder vor, als wäre sie sich selbst genug. Sie hat daher Schwierigkeiten im Umgang mit anderen. Etwas ein Jahr können wir sie begleiten, doch ich spüre nicht, dass sie sich weiterentwickelt. Aber auch den anderen Charakteren fehlt Tiefe. Die Beziehungen
Ich habe die ganze Zeit gedacht, da muss doch noch was kommen, aber es blieb doch ziemlich oberflächlich. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, aber die Geschichte konnte mich nicht packen.

Veröffentlicht am 28.04.2017

Eine lange Reise

Hinter dem Horizont rechts
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Christopher Many und seine Partnerin Laura Pattara machen sich mit ihren Motorrädern 2012 auf eine lange, abenteuerliche Reise. Ihr Ziel war Australien und die Reise führte sie durch verschiedene europäische ...

Christopher Many und seine Partnerin Laura Pattara machen sich mit ihren Motorrädern 2012 auf eine lange, abenteuerliche Reise. Ihr Ziel war Australien und die Reise führte sie durch verschiedene europäische Länder und die Türkei nach Asien und zuletzt nach Australien. Sogar China dürfen sie ohne verordnete Begleitung durchqueren. Sie haben sich vier Jahre Zeit gelassen, bis sie von Bali aus nach Australien übersetzten.
Um Buchumschlag kann man die Strecke nachvollziehen. Da sie sich nicht auf touristischen Strecken bewegt haben, haben sie natürlich viel von den Entsprechenden Ländern gesehen und Land und Leute kennen gelernt.
Der Schreibstil lässt sich locker leicht lesen. Wir erleben als „Begleiter“ dieser Reise ein Sammelsurium an Themen, die mal heiter, mal humorvoll dargestellt sind. Ein Blick auf die politischen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern darf dabei natürlich nicht fehlen.
Das Buch macht Spaß und man kann sich in die ferne Welt wegträumen, obwohl man daheim im Sessel sitzt oder wo auch immer. Obwohl ich so eine Reise reizvoll finde, fehlt mir der Mut so etwas anzugehen. Chistopher Many hat’s einfach getan.
Es hat großen Spaß gemacht, die Reise mittels Buch zu erleben.