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Veröffentlicht am 27.02.2017

Für Ehre und Gerechtigkeit

Der Ritter der Könige
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Während der junge Maurice de Prendergast im Wales des 12. Jh. als Knappe beim Constable of Pembroke, dem Führer der mächtigen Geraldine-Sippe, weilt, freundet er sich mit dem Sohn des Hauses, Richard de ...

Während der junge Maurice de Prendergast im Wales des 12. Jh. als Knappe beim Constable of Pembroke, dem Führer der mächtigen Geraldine-Sippe, weilt, freundet er sich mit dem Sohn des Hauses, Richard de Clare, an. Diese Freundschaft, welche die beiden Zeit ihres Lebens verbindet, beschert Maurice aber auch Feinde. Sie kämpfen gemeinsam im englischen Bürgerkrieg und später führt es sie nach Irland, wo sie kämpfen, um das Land zu erobern.
Auch dieser dritte Band einer Reihe von Büchern dreht sich um die Geschichte der Familie der Geraldines. Es ist nicht unbedingt erforderlich, die Vorgängerbände zu kennen, da in diesem das Hauptaugenmerk auf Maurice de Prendergast gelegt wird. Maurice ist ein sympathischer junger Mann, dem Freundschaft und Ehre viel bedeuten. Im Gegensatz zu seinem Freund Meilyr FitzHenry handelt er überlegt und vernünftig. Eigentlich stammt er aus Flandern, aber seine Familie hat es nach Wales verschlagen. Er ist verheiratet mit Elizabeth, einer Geraldine, aber es zieht ihn auch immer wieder zu der geheimnisvollen Niah, die seherische Fähigkeiten hat und in Heilkunst bewandert ist.
Richard de Clare ist Erbe eines mächtigen Hauses und die Erwartungen an ihn sind hoch. So kommt es, dass er sich im Laufe der Geschichte von einem jungen Mann, dem die gleichen Werte wie Maurice wichtig sind, zu einem Menschen entwickelt der unangenehme Entscheidungen treffen muss und sich damit eine gewisse Härte zulegt.
Der Erzählstil von Sabrina Qunaj ist authentisch und wundervoll zu lesen. Zu den historisch belegten Persönlichkeiten werden fiktive Charaktere gesellt und so können wir uns an einer sehr unterhaltsamen Geschichte erfreuen, die ein gutes Bild der damaligen Zeit vermittelt. Dabei geht es überhaupt nicht beschaulich zu, denn kaum ist ein Kampf ausgefochten, geht es in den nächsten. Die Beschreibungen der Landschaften lassen Bilder erstehen, so dass man sich sofort dorthin versetzt fühlt. Man leidet und freut sich mit den sympathischen Personen, den anderen wünscht man die Pest an den Hals und würde oft gerne dazwischenfunken. Maurice de Prendergast ist ein friedliebender Mensch, der einiges einstecken muss, daher hat er natürlich meine ganz besondere Sympathie.
Ein wundervolles Buch.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Im Widerstand

Der letzte Pilger
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In der Nordmarka werden drei Leichen gefunden, darunter ein kleines Mädchen. Die Gerichtsmedizin bestimmt den Todeszeitpunkt auf Anfang der 40er Jahre.
Dann wird der ehemalige Widerstandskämpfer Carl Oscar ...

In der Nordmarka werden drei Leichen gefunden, darunter ein kleines Mädchen. Die Gerichtsmedizin bestimmt den Todeszeitpunkt auf Anfang der 40er Jahre.
Dann wird der ehemalige Widerstandskämpfer Carl Oscar Krogh von seiner Haushälterin tot aufgefunden; er wurde brutal ermordet.
Der zuständige Kommissar ist Tommy Bergmann. Er sieht einen Zusammenhang zwischen diesen Fällen.
Wir erleben diese Geschichte wechselnd zwischen zwei Zeitebenen, einmal in den 40er Jahren und mal in der Gegenwart, die sich zum Ende treffen. Dieses Buch liest man nicht mal einfach so runter, es erfordert Aufmerksamkeit.
Bergmann ist ein guter Polizist. Er verbeißt sich in seine Fälle und gibt nicht auf. Aber auch er hat Schwächen. Manchmal wird er urplötzlich aggressiv. Das bekam auch seine Freundin Hege zu spüren und daher kam es zur Trennung.
Bergmann , der einen Zusammenhang zwischen den Fällen vermutet, macht diesen Fall zu seinem ganz besonderen Fall. Er gibt nicht auf, auch wenn er auf eine Mauer des Schweigens stößt. Doch dank seiner Hartnäckigkeit ergibt sich mit der Zeit ein Bild. Die Vergangenheit während des Krieges brachte Verrat und Misstrauen, aber auch eine tragische Liebesgeschichte.
Die Widerstandskämpferin Agnes Gerner ist eine interessante Persönlichkeit. Sie war mir sympathisch. Aber auch die anderen Figuren sind gut und glaubhaft geschildert.
Ich ahnte schon relativ früh, worauf es hinauslaufen würde. Dennoch tat das der Spannung keinen Abbruch, denn der historische Aspekt hat mich besonders interessiert.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Schicksalsschläge

Der Himmel über Berkeley Park
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Kurz vor dem ersten Weltkrieg lebt auf dem britischen Landsitz Berkeley Park die Familie Whitmore. Ella Kilderry ist dort Hausmädchen und in den Sohn der Familie, Rhys, verliebt. Nach einem Aufenthalt ...

Kurz vor dem ersten Weltkrieg lebt auf dem britischen Landsitz Berkeley Park die Familie Whitmore. Ella Kilderry ist dort Hausmädchen und in den Sohn der Familie, Rhys, verliebt. Nach einem Aufenthalt in Berlin präsentiert Rhys die deutsche Adlige Auguste von Schongau der Familie als zukünftige Frau. Vom ersten Tag an bringt Auguste ihre Schwiegermutter gegen sich auf, da sie einerseits eine verhasste Deutsche ist, andererseits mit ihrem Verhalten die Familie und die englische Gesellschaft vor den Kopf stößt.
Der Schreibstil der Autorin lässt sich angenehm leicht und flüssig lesen. Anhand der Beschreibung der Handlungsorte hatte ich ein gutes Bild vor Augen. Auch die Personen sind sehr gut und authentisch dargestellt.
Ella ist neugierig auf die Welt und auf das Leben und aufgeschlossen. Sie trifft sich heimlich mit Rhys, obwohl beide wissen, dass ihre Beziehung keine Zukunft hat. Ella verändert sich nach einem Unfall, bei dem sie das Gedächtnis verliert. Sie ist verunsichert, zurückhaltend und mit ihrem Ordnungssinn versucht sie Struktur in ihr Leben zu bekommen. Sie ist sich ihrer Gefühle nicht mehr sicher und niemand erzählt ihr, was geschehen ist.
Rhys versteckt seine Gefühle und lebt sein Leben weiter. Er kann seine Abenteuerlust ausleben, ohne in der Gesellschaft anzuecken. Als er Auguste in einer Bar in Berlin kennenlernt, wird er von ihrer Lebenslust mitgerissen. Nach einer leidenschaftlichen Nacht beschließen sie überstürzt, dass sie heiraten werden.
Auguste fegt wie ein Orkan durch das ehrenwerte Haus Berkeley Park. Es ist als ob das Missfallen, das sie erregt, sie noch befeuert. Ihre Eskapaden werden schlimmer und sie bekommt von der Viscountess Olivia Ella als Zofe zugeteilt, damit diese ein Auge auf die kapriziöse Auguste hat. Doch die sieht sich als Künstlerin, die an ihre Grenzen gehen muss, um berühmt zu werden. Obwohl Ella einen gewissen Einfluss auf Auguste hat, kann auch sie Auguste nicht vom Kokain weghalten, eine Sucht, die alles natürlich nur noch schlimmer macht.
Während Auguste immer mehr den Bezug zur Realität verliert, wird Ella stärker, selbstbewusster und lernt, dass man seine Ziele nicht aus dem Auge verlieren darf. Rhys entzieht sich den Problemen, indem er sich mehr und mehr zurückzieht und so tut, als sei alles in Ordnung. Er ordnet sich auch immer wieder der Mutter unter, die massiv das Geschehen beeinflusst.
Das Schicksal hat in einer Zeit des Umbruchs Menschen zusammengebracht, die unterschiedlicher nicht sein könnten und hat ihnen Bewährungsproben abverlangt, die nicht jeder meistern kann. Auch wenn mir die Überdrehtheit von Auguste manches Mal zu viel wurde und das Ende so fast vorauszusehen war, habe ich mich doch gut unterhalten gefühlt.
Wer gerne historische Romane aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts liest, dem kann ich das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Pfarrer mit Sonderaufgaben

Der gute Mensch von Düsteroda
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Düsteroda ist ein fiktiver Ort im Thüringer Wald. Pfarrer Samuel Pistorius kümmert sich um seine Gemeinde. Er kennt alle seine Schäflein ganz genau und weiß daher, dass nicht jeder das ist, was er nach ...

Düsteroda ist ein fiktiver Ort im Thüringer Wald. Pfarrer Samuel Pistorius kümmert sich um seine Gemeinde. Er kennt alle seine Schäflein ganz genau und weiß daher, dass nicht jeder das ist, was er nach außen darstellt. Eines seiner Schäfchen rennt angeschossen vor einen LKW und sorgt so dafür, dass die Polizei in Person von Kommissar Brückner in Düsterode erscheint.
Die Geschichte ist wundervoll leicht zu lesen. Anfangs wird man von dem herrlich schwarzen Humor unterhalten, aber mit der Zeit zeigt sich, dass Düsteroda mehr als Idylle zu bieten hat. Der Ausschuss für Kirchenschmuck wirbt den Gefängnispfarrer Pistorius als Hirten mit Sonderaufgaben, sprich Auftragsmorden, für ihre Gemeinde ab. Als Pfarrer ist man schließlich über jeden Verdacht erhaben. So wird der Totensonntag am Ende seinem Namen gerecht.
Wer wen ermordet hat, ist von Anfang an bekannt, nur die Hintergründe lernt man erst im Laufe der Zeit kennen.
Unser Pfarrer hat eine sehr lockere Ausdrucksweise und auch schon mal eine Leiche im Keller. Hingebungsvoll kümmert er sich um Tante Betty. Kommissar Brückner quartiert sich ausgerechnet im Pfarrhaus ein. Weil er aber inkognito bleiben will, wird er kurzerhand auf „geistlichen Bruder“ geschult. Als Pistorius von seiner Vergangenheit eingeholt wird, sind Brückner uns Pistorius gezwungen, sich ihrer Haut zu wehren. Da es dann sehr blutig wird, fühlte ich mich an die Filme von Tarantino erinnert. Aber Pistorius will nicht auf immer und ewig im Dienste des Ausschusses tätig sein und muss am Ende eine Entscheidung treffen.
Der Krimi war blutig, deftig und sehr unterhaltsam.

Veröffentlicht am 24.02.2017

Spannender Polit-Krimi

Das Adenauer-Komplott
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Köln 1944: Obwohl alles darauf hindeutet, dass der Krieg verloren ist, wird noch immer gekämpft. Kampfpilot Maximilian Engel hadert mit dem Schicksal. Ein Verletzung sorgt dafür, dass er nicht mehr fliegen ...

Köln 1944: Obwohl alles darauf hindeutet, dass der Krieg verloren ist, wird noch immer gekämpft. Kampfpilot Maximilian Engel hadert mit dem Schicksal. Ein Verletzung sorgt dafür, dass er nicht mehr fliegen wird. In einer Kölner Nazi-Kneipe kann er dank Alkohol und Pervitin den Mund nicht halten und landet prompt im Gefängnis der Gestapo. Aber er erhält eine Chance, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Eine geheimnisvolle Fremde verlangt von ihm, dass er Adenauer zur Flucht verhilft, dafür erhält auch er die Freiheit. Was hat er für eine Wahl? Seine Entscheidung verändert sein Leben für immer.
Dieser historische Krimi verknüpft sehr geschickt Realität mit Fiktion und ist ungemein spannend.
Max ist mit Leib und Seele Flieger und wünscht sich nichts sehnlicher, als wieder in ein Flugzeug zu steigen. Aber er sieht auch sehr realistisch, dass der Krieg verloren ist. Als er sich durch eigene Dummheit in die ausweglose Lage gebracht hat, erhält er eine Chance herauszukommen und nutzt sie. Immer wieder läuft ihm die geheimnisvolle Fremde Luisa Hervorden über den Weg und er verliebt sich in sie. Er wird zum Berater von Adenauer und sorgt mit Luisa und Robert Feld dafür, dass Adenauer Karriere machen kann. Im Hintergrund zieht Luisas Vater seine Fäden.
Sehr gut und realistisch ist auch Adenauer dargestellt, der ein Pragmatiker war und dafür sorgte, dass es der Bevölkerung so gut wie eben möglich ging. Außerdem war er ein guter Menschenkenner. Pragmatisch wie er nun mal war, sah er über einiges hinweg, was nicht so ganz legal war. Geschickt taktierte er auch, um Wahlen zu gewinnen. So hat er den Grundstein dafür gelegt, dass Deutschland sich so entwickelt hat, wie wir es heute kennen.
Ein spannender und sehr fesselnder Polit-Krimi.