Eine bedrückende Geschichte
GlücksmädchenDie 8-jährige Lycke wird vermisst. Sie wurde von ihrer Stiefmutter an der Tennishalle abgesetzt, obwohl die Halle für drei Wochen wegen Renovierung geschlossen war. Erst sehr spät fiel auf, dass das Mädchen ...
Die 8-jährige Lycke wird vermisst. Sie wurde von ihrer Stiefmutter an der Tennishalle abgesetzt, obwohl die Halle für drei Wochen wegen Renovierung geschlossen war. Erst sehr spät fiel auf, dass das Mädchen verschwunden war. Die Polizei zeigt anfangs nicht besonders viel Einsatz, da Kinder oft nach kurzer Zeit wieder auftauchen. Die Reporterin Ellen Tamm soll über den Fall berichten. Der Redakteur verspricht sich davon eine Steigerung der Zuschauerzahlen, aber Ellen ist persönlich betroffen, denn ihre Zwillingsschwester Elsa ist als Kind ebenfalls verschwunden. Sie hat diese traumatische Erfahrung nie verwunden. Als sie daher auf eigene Faust ermittelt, gerät sie selbst in Gefahr.
Das Buch ist als Psychothriller deklariert, aber ich würde es nicht unbedingt diesem Genre zuordnen. Es ist ein Drama, was dem Mädchen in ihrem kurzen Leben widerfährt. Ihre Eltern haben sich getrennt und Lycke ist die Leidtragende. Es gibt viele Eltern, die nicht mehr miteinander leben können und wollen, die aber zumindest versuchen, eine vernünftige Regelung für ihr Kind zu finden. Aber Lycke hat keinen, der sich wirklich für sie interessiert. Ihre Mutter Helena ist beruflich sehr eingespannt, Geld ist ihr ungemein wichtig und wenn die Kleine zum Vater geht, ist man kurzfristig die Verantwortung für das Kind los. Auch Harald, der Vater, interessiert sich wenig für seine Tochter und vergisst sie schon mal. Er überlässt es seiner neuen Frau Chloé, sich um Lycke zu kümmern. Die aber mag Lycke nicht und empfindet die Kleine nur als Störenfried. Alle drei waren mir höchst unsympathisch und ich hätte sie so manches Mal nur durchschütteln mögen.
Aber auch das Verhalten in der Redaktion finde ich bedenklich; nur die Quoten zählen, alles andere ist nebensächlich.
Ellen Tamm ermittelt in dieser Geschichte. Sie war mir ebenfalls nicht besonders sympathisch. Ihr hängt immer noch das Verschwinden ihrer Zwillingsschwester nach und so geht sie überengagiert an die Sache heran. Sie will unter allen Umständen das Mädchen finden und erhofft sich, dass sie damit auch die Schatten der Vergangenheit los wird.
Lycke selbst ist ein Mädchen, das nirgendwo auffällt und das keine Freunde hat. Gut ist es daher, dass wenigstens ihre Nanny Interesse an dem Mädchen zeigt.
Das Buch lässt sich gut und flüssig lesen. Die Auflösung ergibt sich dann mehr oder weniger zufällt. Sie ist überraschend und sogar schlüssig, zufrieden war ich aber trotzdem nicht damit.
Eine bedrückende Geschichte.