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Veröffentlicht am 22.12.2016

Dreiecksverhältnis

Septembernovelle
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Zwei Männer brechen zu einem Segeltörn auf. Eigentlich verbindet sie nichts – außer ihrer Liebe zu Elin. Elin lebt nicht mehr. Sie war Haralds Frau bis sie Olof kennenlernte. Sie verließ ihren Mann und ...

Zwei Männer brechen zu einem Segeltörn auf. Eigentlich verbindet sie nichts – außer ihrer Liebe zu Elin. Elin lebt nicht mehr. Sie war Haralds Frau bis sie Olof kennenlernte. Sie verließ ihren Mann und heiratete dann Olof. Das ist zwanzig Jahre her. Nun ist Harald unheilbar an Krebs erkrankt.
Von dem Segeltörn kehrt nur Olof zurück.
Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Im ersten Teil wird Olof zu dem Segelausflug und Haralds Tod befragt, so lernen wir seine Sichtweise kennen. Er gibt alles recht nüchtern und emotionslos von sich. Sympathisch ist er nicht, eher berechnend, arrogant und kalt.
Im zweiten Teil erfahren wir Haralds Betrachtungsweise kennen, niedergeschrieben in einem Brief. Er ist ein ganz anderer Mensch, menschlicher. Trotzdem hat er zu seinem Sohn keine wirkliche Beziehung.
Nahe kam mir keine der Figuren, obwohl ich einiges über sie erfahren habe.
Es ist nicht so, dass nach dem Informationen aus dem Brief und der Befragung damit alles geklärt wäre, denn die Widersprüche zwischen den Aussagen werfen jede Menge Fragen auf. War Elins Tod ein Unfall? Wer machte Den Vorschlag für den Ausflug? Warum hatte Harald eine Pistole bei sich?
Da ist man nun mit seinen Fragen, immer in der Hoffnung, dass sich alles klären wird, und ist am Ende doch nicht schlauer. Dafür hat man die Möglichkeit, sich die Lösung selber auszumalen. Daher lässt einen das Buch auch nicht so schnell los.
Etwas störte mich allerdings die Fachsprache aus dem Bereich „Segeln“.
Das Cover passt sehr gut zu der Geschichte.
Eine sehr interessante Novelle, mit einem wundervollen und eindringlichen Schreibstil.

Veröffentlicht am 22.12.2016

Mord nach Vorlage

Sekundentod
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Im Prolog wird eine schwangere Frau entführt. Was bezweckt der Entführer?
Kriminalkommissar Cornelsen wird zu einem Tatort gerufen. Die Autorin Rebecca Ganter wurde auf höchst eigenartige Weise getötet, ...

Im Prolog wird eine schwangere Frau entführt. Was bezweckt der Entführer?
Kriminalkommissar Cornelsen wird zu einem Tatort gerufen. Die Autorin Rebecca Ganter wurde auf höchst eigenartige Weise getötet, der Mund mit Sekundenkleber verklebt und die Nasenlöcher mit Ohropax verschlossen.
Bei den Ermittlungen stellt sich heraus, dass diese Methode in ihrem neue Thriller beschrieben wurde. Schon bald erfährt Falko, dass es bereits vorher Morde nach Büchern von Rebecca gab. Spuren führen auch noch nach Düsseldorf. Die Zeit läuft den Ermittlern davon. Rebecca hatte eine weiteren Thriller in Arbeit.
Falko Cornelsen, Kriminalkommissar und Profiler, ist kein geduldiger Mensch. Aber Geduld tut not, wenn man ermittelt, also zählt sich Falko „runter“. Auch sonst hat er Eigenheiten, die seine Kollegen schon mal nerven. Aber der Erfolg gibt ihm und seinen Methoden recht. Wenn ihn ein Fall beschäftigt, kennt er keinen Feierabend. Darunter leidet aber sein Privatleben.
Die Erzählperspektiven wechseln, so dass man die Sicht der Opfer genauso kennenlernt wie die Sicht der Ermittler. Bei den beiden Handlungsstränge zeigt sich mit der Zeit eine Verbindung. Die Motivation für die Taten bleibt lange im Dunkeln.
Die Geschichte ist von Anfang an spannend. Am liebsten würde man das Buch gar nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen.
Ein sehr spannender und unterhaltsamer Krimi!

Veröffentlicht am 18.12.2016

Nora und die Novemberrosen

Nora und die Novemberrosen
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Nora muss 7-jährige Tochter Fanny alleine großziehen. Da ist es schön, dass sich alle Parteien in dem alten Mietshaus gegenseitig helfen. Doch als Nora ihre Arbeitsstelle verliert und ein Schreiben des ...

Nora muss 7-jährige Tochter Fanny alleine großziehen. Da ist es schön, dass sich alle Parteien in dem alten Mietshaus gegenseitig helfen. Doch als Nora ihre Arbeitsstelle verliert und ein Schreiben des Vermieters am gleichen Tag ins Haus flattert, das nichts Gutes verspricht, ist ganz besonders Zusammenhalt gefragt.
Bei einem Ausflug in die Mark Brandenburg entdecken eine heruntergekommene Gärtnerei. Die Freunde beschließen, das alles wieder auf Vordermann zu bringen. Aber die Verwaltung will das nicht akzeptieren und sperrt sie aus. Aber das wollen sich die Freunde nicht gefallen lassen, kurzerhand besetzen sie das Gelände. Als sie dann auch noch an die Öffentlichkeit gehen, bekommen sie eine Menge Unterstützung.
Dann gibt es auch noch ein Geheimnis um diese Gärtnerei, das aufgedeckt werden will.
Der Schreibstil ist locker und das Buch liest sich sehr schön flüssig. Die Charaktere sind sehr individuell und authentisch dargestellt. Man muss die Novemberrosen einfach gern haben. Ellie, Margarete, Udo und Nora stehen zusammen und wo es Schwierigkeiten gibt, müssen diese beseitigt werden. Dabei gehen alle ziemlich unkonventionell vor und kämpfen für ihren Traum.
Obwohl vorhersehbar ist, wie die Geschichte enden wird, ist der Weg dorthin unterhaltsam und oft auch sehr berührend.
Ich kann das Buch nur empfehlen.

Veröffentlicht am 17.12.2016

Spannend und bedrückend

Lunapark
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Ein toter SA-Mann wird 1934 unter einer Eisenbahnbrücke in Berlin aufgefunden. Es sieht aus, als sei er erschlagen worden. Als Gereon Rath am Tatort ankommt, muss er feststellen, dass auch die Geheime ...

Ein toter SA-Mann wird 1934 unter einer Eisenbahnbrücke in Berlin aufgefunden. Es sieht aus, als sei er erschlagen worden. Als Gereon Rath am Tatort ankommt, muss er feststellen, dass auch die Geheime Staatspolizei an dem Fall interessiert ist. So muss er wieder mit seinem früheren Kollegen Reinhold Gräf zusammenarbeiten, der ihm inzwischen rangmäßig gleichgestellt ist. Während Gräf felsenfest überzeugt ist, dass es sich um einen politischen Mord handelt, den die Roten verübt haben, hat Gereon da seine Zweifel. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der Tote in Wirklichkeit an einem Glasauge erstickt ist. Rath beginnt zu ermitteln ohne die Staatspolizei zu informieren und findet Spuren, die in die Vergangenheit weisen.
In Berlin ändert sich vieles, aber Gereon bleibt wie er ist. Er verdrängt die Situation und hofft, dass alles schon nicht so schlimm wird und der Spuk bald eine Ende hat. Noch kommt er mit seiner höchst eigenen Version des Hitler-Grußes durch. Wir wissen natürlich, wie alles wirklich weiterging. Es ist sehr bedrückend zu lesen, wie die Menschen drangsaliert wurden und wie die Angst umgeht. Man flüchtet von der Straße sobald schwarze Uniformen auftauchen, denn man weiß nicht, ob man solch eine Begegnung heil übersteht. Wer verhaftet wird, den erwarten harte Verhöre und Folterung, und wer allzu widerspenstig ist, der landet auch schon mal im Konzentrationslager.
Auch in der Familie Rath macht sich die politische Situation unangenehm bemerkbar. Charly geht offenen Auges durch die Welt und sieht die drohende Gefahr. Gereons mangelndes politisches Interesse regt sie auf und der Haussegen hängt öfter mal schief. Dass ihr Pflegesohn Fritze dann auch noch der HJ beitreten will, macht sie nur noch wütender. Diese Unzufriedenheit bringt sie dazu, leichtsinnig zu handeln und einer jungen Frau zu helfen. Fritze dagegen fühlt sich in der Gruppe anderer Jungen wohl und nimmt begierig auf, was ihm dort vermittelt wird.
Gräf hat die Zeichen der Zeit für seine Karriere zu nutzen gewusst. Er weiß, dass ihm alle Wege offen stehen. Mich hat aber überrascht, wie kaltblütig er die Chance nutzt, dunkle Flecken in seinem Leben verschwinden zu lassen.
Es gibt weitere tote SA-Männer und Gereon hat schon bald einen Verdacht, wer hinter den Morden steckt. Er will den Täter natürlich festnehmen, aber Dr. Marlow hat auch ein Interesse daran, dass dieser von der Bildfläche verschwindet – aber das bitte tot. Gereon spürt nun sehr heftig, dass die Nähe zu dem Gangsterboss für ihn gefährlich ist. Da er Charly aber immer aus solchen Geschichten rausgehalten hat, kann er nun auch nicht offen mit ihr reden. Er verhält sich wieder einmal wie immer, wenn’s schwierig wird: Er duckt sich weg. Aber das Problem ist da und muss gelöst werden.
Wieder einmal gelingt es Volker Kutscher perfekt, uns diese bedrückende Zeit nahe zu bringen. Von Buch zu Buch wird es bedrückender und mit dem Wissen von heute geht es einem beim Lesen besonders nah. Trotzdem fesselt diese Geschichte und versetzt einen in ein Wechselbad der Gefühle. Dennoch bin ich schon sehr auf den nächsten Band gespannt.
Ein packender Krimi in einer dunklen Zeit.

Veröffentlicht am 17.12.2016

São Leopoldo

São Leopoldo
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Brasilien ist ein faszinierendes Land. Es ist ein Land, das schon früh die Menschen angezogen hat. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es sehr viele Menschen, die hofften, dort ihr Glück zu finden, ...

Brasilien ist ein faszinierendes Land. Es ist ein Land, das schon früh die Menschen angezogen hat. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab es sehr viele Menschen, die hofften, dort ihr Glück zu finden, weil sie in Mitteleuropa keine Chancen mehr sahen.
Der Focus dieses Buches liegt auf Rio Grande do Sul, dem südlichsten der 27 Staaten Brasiliens.
Ich hatte ganz andere Erwartungen an dieses Buch. Bin ich nun enttäuscht?
Einerseits ja, denn es ist ein relativ trockener Lesestoff. Das Buch ist eher ein Sachbuch.
Andererseits habe ich so viel über das Schicksal von Menschen erfahren, die dieses Abenteuer der Auswanderung auf sich genommen haben. Sie suchten ein besseres Leben, mussten aber bald feststellen, dass auch dort nicht das gelobte Land war. Fremde Menschen und Kulturen machten es nicht leichter, sich ein zu gewönnen.
Fakten, Briefe, Karten und Bilder ergänzen diese Geschichten.
Das Buch hat weniger als 200 Seiten, ist informativ und spannend zugleich, wenn man sich darauf einlässt.