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Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine verdorbene Gesellschaft

Zeit zum Sterben
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Als Tom Thorne und Helen Week an ihrem ersten Urlaubsabend, in den Nachrichten den Bericht über das Verschwinden eines jungen Mädchens sehen, verspürt Helen plötzlich den inneren Drang sofort an den Ort ...

Als Tom Thorne und Helen Week an ihrem ersten Urlaubsabend, in den Nachrichten den Bericht über das Verschwinden eines jungen Mädchens sehen, verspürt Helen plötzlich den inneren Drang sofort an den Ort des Geschehens zu fahren. Die Vermisstenanzeige stammt aus dem Geburtsort von Helen und sie fühlt sich verpflichtet ihrer alten Freundin, deren Ehemann als mutmaßlicher Täter verhaftet wurde, beizustehen. Während Helen sich um die Freundin kümmert, versucht Thorne mit dem Ort warm zu werden. Als eingefleischter Stadtmensch hat er erhebliche Schwierigkeiten sich in das kleinkarierte Landleben hineinzuversetzen. Doch sein Jagdfieber ist erwacht und so fängt er an sich über den Stand der Ermittlungen zu informieren und eigene Nachforschungen anzustellen.

Thornes Gefühl, dass Helen seit ihrer Ankunft irgendwie verändert wirkt, verunsichert ihn zunehmend. So ist es gut, dass sein alter Freund und Kollege sich die Zeit nimmt, ihm zuhillfe zu kommen. Während die beiden Männer sich in ihren Ermittlungsbemühungen auf die bereits zusammengetragenen Fakten stützen, durchlebt Helen gemeinsam mit ihrer ehemaligen Freundin eine gefühlsmäßige Achterbahnfahrt. Die Stadt hat sich seit damals scheinbar nicht viel verändert und die beiden Frauen fühlen sich an die eigene Vergangenheit erinnert.

Durch die Schilderung der Geschehnisse aus verschiedenen Blickwinkeln, bei den auch Täter und Opfer zur Sprache kommen, entsteht nach und nach das komplexe Bild einer von Vorurteilen und Verlogenheit geprägten Gesellschaft, die sich durch das Einmischen von Thorne plötzlich mit sich selbst konfrontiert sieht.

Fazit
Eine vielschichtig aufgebaute Geschichte, die, in einen Kriminalfall verpackt, mit dem egoistischen Verhalten der Einwohner einer Kleinstadt abrechnet. Ein ruhiger Thriller der nicht nur spannend unterhält, sondern auch anklagt und hinterfragt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein ausgekochtes Luder

Steirernacht
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Nur Johanna, die 13-jährige Tochter ist mit dem Leben davon gekommen. Ihr kleiner Bruder und ihre Eltern mussten sterben. Alle drei wurden erschossen, nur Johanna schafft es zu fliehen und sich bei ihrem ...

Nur Johanna, die 13-jährige Tochter ist mit dem Leben davon gekommen. Ihr kleiner Bruder und ihre Eltern mussten sterben. Alle drei wurden erschossen, nur Johanna schafft es zu fliehen und sich bei ihrem Onkel in Sicherheit zu bringen. Erstaunlich gefasst, ist sie sogar in der Lage wertvolle Hinweise auf den Täter zu geben. Das Tatmotiv liegt völlig im Dunkeln. Auch die finanziellen Schwierigkeiten der Familie scheinen keinen ausreichenden Grund für diese grausame Tat zu liefern. Obwohl es der Kommissarin Sandra gelingt das Vertrauen von Johanna zu gewinnen und diese sich ihr anvertraut, bleibt der Fall rätselhaft.

Durch die sehr authentisch wirkenden Protagonisten, die moderat verwendete Mundart und das einfließenden Lokalkolorit wird der Krimi angenehm aufgelockert. Allerdings wirken die Szenen aus dem Privatleben der Kommissarin, auch wenn sie thematisch durchaus zu dem Fall passen, eher deplatziert und sind in ihrer Ausführlichkeit zu langatmig. Mit der zum Ende hin wieder temporeichen und schockierenden Auflösung des Falles, wird man dafür aber vollends entlohnt.

Fazit
Spannend und unterhaltsam, mit ausgewogenem österreichischem Flair, eine klare Leseempfehlung für alle Regionalkrimifans.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Finsternis ist mehr als die Abwesenheit von Licht

Die Nacht in dir
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Er hat gemordet und er hat seine Strafe abgesessen. Inzwischen ist Lukas Salfeld glücklich verheiratet und hat zwei fast erwachsene Töchter. Doch das Glück zerbricht, als er verdächtigt wird wieder gemordet ...

Er hat gemordet und er hat seine Strafe abgesessen. Inzwischen ist Lukas Salfeld glücklich verheiratet und hat zwei fast erwachsene Töchter. Doch das Glück zerbricht, als er verdächtigt wird wieder gemordet zu haben. Seitdem ist ihm im Grunde genommen alles egal und er verbringt seine Tage überwiegend damit die Zeit totzuschlagen. Er ist sich seines unnatürlichen Triebs durchaus bewusst und würde alles dafür geben sich von ihm befreien zu können. Als ihn ihn die Kommissarin Sina Rastegar zu einem Undercovereinsatz in einem Internat überredet, sieht es zunächst so aus als ob er endlich Halt und eine neue Perspektive finden kann. Doch dann entwickelt sich alles plötzlich ganz anders. Die Ereignisse überschlagen sich und die Geschichte droht außer Kontrolle zu geraten.

Im Wechsel, jeweils aus der Perspektive eines Hauptprotagonisten, werden außer dem aktuellen Geschehen auch etliche Szenen und Begebenheiten aus der Vergangenheit geschildert. Diese liefern viele wertvolle Informationen über die psychische Entwicklung der Beteiligten, so dass sich deren Persönlichkeitsstruktur immer klarer abzeichnet und ihre Verhaltensweisen erklärt.

Fazit
Spannend und beängstigend zugleich, nähert sich der Thriller „Die Nacht in dir“, dem Thema Triebtäter und ihrer Psyche. Eine klare Leseempfehlung für alle, die bereit dazu sind sich auch einmal mit der anderen Seite des Verbrechens auseinanderzusetzen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Die Chance steht fifty-fifty

Die Gejagten
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Eigentlich wollte Jack Reacher nur seine Nachfolgerin Major Susan Turner kennenlernen. Doch anstelle von Turner wird er von einem Oberstleutnant Morgan empfangen, der sich über den Verbleib von Major Turner ...

Eigentlich wollte Jack Reacher nur seine Nachfolgerin Major Susan Turner kennenlernen. Doch anstelle von Turner wird er von einem Oberstleutnant Morgan empfangen, der sich über den Verbleib von Major Turner hartnäckig ausschweigt. Stattdessen konfrontiert Morgan ihn mit einer Mordanklage und seinem sofortigen Einberufungsbefehl. Bevor Reacher im Knast landet gelingt es ihm noch zu erfahren, dass Susan Turner ihres Kommandos enthoben wurde und verhaftet worden ist. So sitzen sie wenige Zeit später beinahe Tür an Tür, einer geschickt eingefädelten Farce machtlos ausgeliefert.

Um ihre Unschuld beweisen zu können, bleibt ihnen im Grunde genommen nichts anderes übrig als aus dem Gefängnis auszubrechen. Eine andere Chance die Drahtzieher zu finden und auszuschalten gibt es nicht. Ihre militärische Ausbildung und die Kenntnis über interne Abläufe verschafft ihnen zwar so manchen Vorteil, doch die Gegner sind genauso gut ausgebildet.

Fazit
Ein typischer Jack-Reacher-Roman, bei dem dieser sich wie immer erfolgreich durchs Leben schlägt. Wer Reacher mag, wird „Die Gejagten“ mit Spannung lesen und sich bestimmt darüber freuen, dass er in diesem Fall auch mal eine ganz andere Seite von sich zeigt.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Apokalypse auf fränkisch

Blutfeuer
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Mordanschläge im Klinikum St. Getreu, seltsame Todesfälle und verschwundene Leichen. Kommissar Haderlein, der ohnehin unter der brütenden Sommerhitze leidet, kommt ins Schwitzen. Da hilft nur eines. Ermitteln ...

Mordanschläge im Klinikum St. Getreu, seltsame Todesfälle und verschwundene Leichen. Kommissar Haderlein, der ohnehin unter der brütenden Sommerhitze leidet, kommt ins Schwitzen. Da hilft nur eines. Ermitteln was das Zeug hält und gegebenenfalls auch mal ungewöhnliche Wege zu gehen.

In einem Mix aus Kriminalgeschichte und Komödie mit hohem satirischen Anteil, geht es in rasantem Tempo zur Sache. Nichts wird ausgespart und selbst ein Unwetter kann die Ermittler nicht aufhalten. Man spürt förmlich wie es dem Autor Freude macht, Franken von einem unheilvollen Tornado langsam und genüsslich zerlegen zu lassen.

Der Kriminalfall selbst ist sehr ungewöhnlich und vielschichtig. Merkwürdige Personen, geheimnisvolle Vorgänge und grausame Morde halten die Spannung durchweg aufrecht. Aufgelockert durch viele erheiternde Episoden, ergänzt durch den flüssigen Schreibstil, sind die teilweise sehr komplexen Handlungen gut zu verfolgen und in ihrer Logik vollständig nachzuvollziehen. Und so fügt sich am Ende selbst das unwahrscheinlichste Puzzelteilchen nahtlos in das Gesamtgefüge ein.

Fazit
Eine Krimikomödie, bei der man ungeachtet aller Grausamkeit viel zu lachen hat und die man, trotzt des ein oder anderen kritischen Ansatzes, nicht allzu ernst nehmen sollte.