Ich bin so froh, dass es "Love You" gibt, denn jetzt habe ich endlich ein Buch, dass ich Allies und Menschen, die mehr über Queerness lernen wollen, empfehlen kann. Besonders toll fand ich die vielen Buch-, ...
Ich bin so froh, dass es "Love You" gibt, denn jetzt habe ich endlich ein Buch, dass ich Allies und Menschen, die mehr über Queerness lernen wollen, empfehlen kann. Besonders toll fand ich die vielen Buch-, Film- und Serientipps und die vielfältigen Stimmen aus der Community.
Als ich das Cover von „Die Sonne, so strahlend und Schwarz“ zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich dieses Buch unbedingt lesen muss. Deswegen war ich überglücklich, als der Thienemann-Esslinger Verlag mir angeboten hat, mir ein Rezensionsexemplar zu schicken. Nochmal vielen Dank!
„Die Sonne, so strahlend und schwarz“ ist eine Liebesgeschichte in Versform zwischen zwei Schwarzen queeren Mädchen, die in Berlin spielt.
Besonders gut gefallen hat mir der kreative Umfang mit der Form. Das Buch ist nicht einfach nur in Versen geschrieben – auf manchen Seiten befindet sich nur ein Wort, andere stehen auf dem Kopf, und manchmal stellen die Wörter Formen wie Herzen oder Eiskugeln dar. Es macht wirklich Spaß, ein Buch so zu lesen, und die Geschichte wirkt dadurch noch viel realer.
Auch die Charaktere sind mir schon nach wenigen Seiten ans Herz gewachsen. Nova ist eine unglaublich starke und beeindruckende Protagonistin, und ihre Liebesgeschichte mit Akoua ist zuckersüß und emotional. (Übrigens gibt es auch eine nichtbinäre Nebenfigur, Felix*. Ich freue mich immer über trans Repräsentation in Büchern, besonders wenn sie so gut gelungen ist wie in diesem Fall.)
Das Buch thematisiert aber nicht nur eine süße queere Sommerliebe, sondern auch deutlich ernstere Themen (siehe Triggerwarnungen oben). Da ich von keinem dieser Themen direkt betroffen bin, kann ich nicht beurteilen, wie gut sie in dem Buch umgesetzt worden sind, aber mir persönlich hat es sehr gut gefallen, wie die Autorin Themen, die auf völlig unterschiedliche Weise emotional sind (z.B. erste Liebe vs. häusliche Gewalt, queer joy vs. Rassismus) zu einer wunderschönen Geschichte verwoben hat.
Also wenn ihr noch nach der perfekten Strandlektüre sucht oder ein Buch für den Sommer-TBR braucht – lest „Die Sonne, so strahlend und Schwarz“!
Was ich mochte:
- Es war sehr interessant, durch das Buch einen Einblick in die Drag Szene bekommen zu können! Besonders mochte ich, dass sehr deutlich gezeigt wurde, dass Drag nicht nur etwas für cis schwule Männer ist, sondern für alle.
- Generell war die Geschichte sehr divers und sehr queer, was ich super fand!
- Robin war ein toller Protagonist! Ich fand ihn sehr sympathisch und konnte mich beim Lesen sowohl mit ihm freuen als auch mit ihm mitleiden.
- Die Liebesgeschichte fand ich wirklich süß.
- Ich war am Anfang etwas besorgt wegen dem Subplot mit Connor, fand die Auflösung des Ganzen dann aber doch gut.
Was ich nicht mochte:
- Ich habe am Anfang eine Weile gebraucht, um mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Das könnte aber natürlich auch an der Übersetzung liegen.
- Manchmal hat das Tempo der Geschichte für mich nicht ganz gepasst. Einige Themen und Subplots hätten meiner Meinung nach mehr Zeit verdient, wohingegen andere ein bisschen zu ausführlich behandelt wurden.
Ich empfehle das Buch allen Fans von RuPaul's Drag Race & Co. und allen, die Lust auf eine sommerliche queere Geschichte mit viel Drama haben!
Das letzte deutsche trans Buch, das ich gelesen habe, hat mich leider ziemlich enttäuscht, weshalb ich bei „A New Season“ erstmal skeptisch war. Doch zum Glück wurde ich dieses Mal positiv überrascht! Man merkt wirklich, wie viele Liebe und eigene Erfahrungen in diesem Buch stecken.
Was mir besonders gefallen hat:
• Das Wichtigste zuerst: es ist so schön, endlich mal ein deutsches Buch mit einem trans Protagonisten zu lesen, das nicht problematisch ist und das ich wirklich empfehlen kann! Und es ist auch noch #OwnVoices!
• Der lockere Schreibstil gefällt mir sehr gut, und ich bin bei diesem Buch sogar noch schneller vorangekommen als bei „A New Chapter“.
• Das Buch ist so relatable! Es gab viele Szenen, bei denen ich lächeln (oder auch weinen) musste, weil ich so sehr mit Vincent mitfühlen konnte und mich an ähnliche Situationen aus meinem Leben erinnert habe.
• Das Setting und die Atmosphäre sind unglaublich schön! Ich bin sowieso schon ein Fan von London, und durch das Pflanzenthema und Vincent’s Plant Babies hat mir das Buch sogar noch besser gefallen.
• Es ist so schön und beruhigend, dass Vincent auch erst mit 20 merkt, dass er trans ist. Leider denken immer noch viele Leute, dass alle trans Menschen schon als Kinder wussten, dass sie trans sind, doch das ist einfach nicht wahr, was Vincent’s Geschichte beweist. Generell hat mir Vincent’s Geschichte richtig gutgetan und mir mit meinen Zweifeln, was meine eigene Geschlechtsidentität angeht, geholfen.
• Ich finde es toll, dass Vincent’s Transidentität nicht als Plot-Twist oder „tragisches Geheimnis“ genutzt wird, wie es leider in einigen anderen trans Büchern der Fall ist. Und auch Tracey’s Reaktion auf Vincent’s Coming Out hat mir gut gefallen: sie sagt zwar am Anfang ein paar unsensible Sachen, entschuldigt sich dann aber sofort dafür und gibt ihr Bestes, um Vincent zu unterstützen.
• Ich finde es super, dass in dem Buch auch Vincent’s Menstruation (und was sie für ihn bedeutet) erwähnt wird. Das Thema „Menstruation“ ist ja leider selbst in vielen Büchern mit cis Protagonistinnen noch ein Tabu-Thema, und in Büchern mit trans Protagonist_innen erst recht. Deshalb gefällt es mir sehr gut, dass hier ganz selbstverständlich darüber geredet wird, dass auch Männer eine Periode haben können.
Was mir nicht so gut gefallen hat:
• Vincent wird am Anfang in den Kapitelüberschriften gedeadnamed (bis Kapitel 7). Das macht zwar irgendwie Sinn, weil er sich bis dahin noch nicht für einen neuen Namen entschieden hat, aber es hat mich trotzdem ein bisschen gestört.
• Manchmal werden Formulierungen wie „ein Junge im Körper eines Mädchens“, „mit einem weiblichen Körper geboren“ oder „im falschen Körper geboren“ verwendet. Diese Formulierungen finde ich persönlich nicht gut, denn Körper haben kein Geschlecht und sind auch nicht falsch (nur die Vorstellungen der Gesellschaft zu trans Körpern sind falsch), obwohl ich es natürlich verstehe, dass manche trans Menschen trotzdem so empfinden und diese Begriffe für sich bevorzugen.
• Generell fand ich manche Szenen und Formulierungen am Anfang ein bisschen unbeholfen und „belehrend“, aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass ich mich mit dem Thema Transidentität schon auskenne.
• Ich persönlich hätte mich gefreut, wenn es noch etwas mehr positive Reaktionen auf Vincent’s Coming Out gegeben hätte. Besonders die Reaktionen von Hunter, Gwen, Ramona und Vincent’s Eltern haben mich sehr mitgenommen, und es wäre schön gewesen, wenn es dazu als Ausgleich noch ein paar positivere Erlebnisse gegeben hätte.
• Obwohl die Content Warnungen am Ende des Buchs sehr gut gemacht sind (mit Erklärungen und nicht nur als Aufzählung), hätten sie meiner Meinung nach ruhig noch ein bisschen ausführlicher sein können. Dort werden nur Dysphorie, Queer-/Transfeindlichkeit, Mobbing, Tod, Trauer und Verlust erwähnt, aber es gab auch noch ein paar andere potenziell triggernde Themen, die im Buch vorkommen (vor allem die queerfeindliche Gewalt, siehe CN).
Ich empfehle das Buch allen trans Menschen, die Romance und New Adult mögen und sich gerne mal selbst in einer Liebesgeschichte repräsentiert sehen möchten, und allen cis Menschen, die mehr über trans Menschen lernen möchten.
(Übrigens kann ich auch „A New Chapter“, den ersten Band der „My London Years“-Reihe, sehr empfehlen. Die beiden Bücher können zwar unabhängig voneinander gelesen werden, aber in „A New Season“ kommen viele Charaktere vor, die in „A New Chapter“ vorgestellt werden.)
Dieses Buch ist der perfekte Beweis dafür, dass man auch als trans Mensch transfeindlich sein kann. So sehr es mich auch freut, dass in letzter Zeit immer mehr Bücher zu diesem wichtigen Thema erscheinen - ich habe mich als trans Leser noch nie so unwohl gefühlt wie beim Lesen von „Endlich Ben“. Das Buch ist voller verletzender Aussagen und Klischees, und manchmal hatte ich das Gefühl, dass es nur geschrieben wurde, um cis Menschen zu gefallen.
Hier ein paar Beispiele:
• Der Autor verwendet die Wörter trans und transgender ausschließlich als Substantive (obwohl sie Adjektive sind), und bezeichnet trans Menschen ständig als „die Transgender“, „einige Transgender“, „alle Transgender“ etc. – mein „Highlight“ dabei: „Hast du Tipps, wie man als Trans Frauen kennenlernen kann?“ Das klingt extrem abwertend und erweckt den Eindruck, als gäbe es drei Kategorien: „die Männer“, „die Frauen“ und „die Transgender“. Warum das falsch ist, muss ich ja wohl hoffentlich nicht erklären.
• In den Zitaten seiner Mitmenschen wird der Autor ständig misgendert und bei seinem Deadname genannt. Außerdem misgendert er sich auch sehr oft selbst.
• Der Autor bezeichnet Binder und Packer als mehrmals dämlich und peinlich. Ist ja schön, dass er selbst diese Hilfsmittel nicht brauchte, aber für viele trans Menschen sind sie sehr wichtig, um die eigene Dysphorie zu lindern und sich mit sich selbst wohlzufühlen.
• Das Buch ist sehr binär und biologistisch geschrieben. Ständig geht es um das „biologische Geschlecht“, und nicht-binäre Menschen werden kein einziges Mal erwähnt.
• Der Autor misgendert und deadnamed nicht nur sich selbst, sondern auch andere trans Menschen.
• Ein Zitat über das Outing bei einem Freund der Familie: „Erstaunlicherweise traf mich seine [negative] Antwort kaum, vielleicht, weil ich den Mann nie sonderlich sympathisch gefunden hatte. Vielleicht auch, weil er türkischer Herkunft und Moslem war und ich seine Reaktion daher einordnen konnte. Das machte es mir leichter, mich abzugrenzen.“ Ich bin weiß und kann daher nicht viel dazu sagen, aber für mich klingt das ziemlich rassistisch.
• Mit am schlimmsten fand ich das Kapitel über seine Therapeut_innen-Suche. Hier ein paar Zitate: „Kaum hatte ich geklingelt, öffnete mir ein Mann in Frauenkleidern.“, „Meine ‚Therapeutin‘ erklärte mir einleitend, sie selbst sei Hermaphrodit, also ein Mensch, der mit männlichen und weiblichen Geschlechtsorganen auf die Welt gekommen ist.", „Aber würde dieser fette Kerl in Frauenklamotten mir helfen, meinen Weg zu finden?“ Mit diesem Textabschnitt ist so viel falsch, dass mir echt die Worte fehlen… Transfeindlichkeit, Interfeindlichkeit, Fettfeindlichkeit – das volle Programm.
• Der Autor stellt seinen Weg immer wieder als den einzig richtigen und vernünftigen Weg dar und beleidigt dabei (direkt und indirekt) trans Menschen, deren Transition anders aussieht. Beispiele: „Das macht erstaunlicherweise nicht jeder Transgender so. Warum die zahlreichen OPs einzeln beantragen, wenn das Ganze dann umso länger dauert?“, "Wir Transgender verlieren diese Fähigkeit [zum Kinder Zeugen] im Zuge der kompletten Transformation. Das ist schon bitter, aber es führt kein Weg dran vorbei.", „Rein technisch gesehen ist das Erschaffen eines Penis eine überaus anspruchsvolle Operation – und gleichzeitig das i-Tüpfelchen beziehungsweise der große i-Punkt bei der Frau-zu-Mann-Werdung.“ Nicht alle trans Menschen wollen eine „komplette“ Transition machen. Manchen Menschen reichen Hormone, andere wiederum wollen bestimmte OPs und keine Hormone, es gibt auch trans Menschen, die überhaupt keine medizinischen Prozeduren machen wollen – das macht sie aber nicht weniger trans.
• Es wird ständig von trans Männern (bzw. von „Transgendern“) und „normalen Männern“ gesprochen: „[…] selbst bei den meisten normalen Männern […]“, „Aber welcher normale Mann hat schon riesige Narben an den Brüsten?“ Trans Männer sind nicht weniger normal als cis Männer.
• „Dass ich hier all diese Details meiner Geschlechtsanpassung preisgebe, ist übrigens ungewöhnlich in der Transcommunity. Aber ich kann mit deren Regeln wenig anfangen –und ich will mich nicht verstecken.“ Ah ja, die berühmte Transcommunity, die sich regelmäßig trifft und festlegt, was man als trans Mensch darf und was nicht… So einen Unsinn habe ich echt noch nie gehört. Natürlich hat jeder trans Mensch dazu eine andere Meinung - manche möchten über ihre eigene Transition reden und andere eben nicht. Beides ist völlig legitim, und niemandem wird dabei irgendwas verboten.
• Der Autor beleidigt andere trans Menschen wegen ihres Aussehens: „Und einen zwei Meter großen Uwe mit Schuhgröße 45 können kein noch so patenter Chirurg und versierter Endokrinologe in eine Elfe verwandeln. Der ausgeprägte Kehlkopf, die tiefe Stimme –all das lässt sich auch als Ulrike nicht wieder zurückbilden. Ein gutes Beispiel ist die bekannte Transfrau Caitlyn Jenner. Trotz der Schönheits-OPs ist unter den langen Haaren noch immer der ehemalige Zehnkämpfer Bruce zu erkennen.", „Ich erkenne es sofort, wenn jemand spät operiert wurde.“
• Noch mehr Fettfeindlichkeit: „Wenn du einen schönen Körper haben willst, musst du richtig dafür rackern.“
• Und hier noch ein paar Zitate, die nicht in die oberen Kategorien passen und einfach nur transfeindlich sind: „Was muss das für ein Schock für alle Beteiligten sein, wenn zum Beispiel der Vater plötzlich eine Mutter sein will.“, „Es gibt ein paar Beispiele von schwangeren Vätern. Das sind dann Betroffene, die zwar wie Männer aussehen, aber noch Eierstöcke und Gebärmutter haben.“, „Wir ehemaligen Frauen haben da nur weniger Material zum Verarbeiten.“ Trans Frauen wollen keine Frauen sein – sie sind Frauen. Und trans Männer sind keine Frauen, die aussehen wie Männer, oder „ehemalige Frauen“ – sie sind Männer.
An alle cis Menschen, die sich über das Thema informieren wollen: spart euch das Geld und lest lieber "Ich bin Linus" von Linus Giese oder "Amateur" von Thomas Page McBee.