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Veröffentlicht am 17.04.2018

Der Albtraum

Der Albtraum
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Animiert durch vorangegangene Lektüre dieser Autorin öffnete ich voller Neugier ihren Thriller „Der Albtraum“, um ihn nach einer schlaflosen Nacht zu Ende gelesen aufatmend zur Seite zu legen.

Natürlich ...

Animiert durch vorangegangene Lektüre dieser Autorin öffnete ich voller Neugier ihren Thriller „Der Albtraum“, um ihn nach einer schlaflosen Nacht zu Ende gelesen aufatmend zur Seite zu legen.

Natürlich ist der Plot an sich nichts Neues und weist sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Film „Die Hand an der Wiege“ auf. Dennoch ist die Geschichte um die junge Julianna Starr, die ihr Kind zur Adoption freigeben möchte und sich bei der dafür zuständigen Agentur in den zukünftigen Adoptivvater verliebt, höchst interessant erzählt.

Julianna fixiert sich auf Richard Ryan, drängt sich nach langer Beobachtungs- und Vorbereitungszeit geschickt in die Familie, imitiert seine Ehefrau Kate und treibt systematisch einen Keil zwischen das glücklich verheiratete Ehepaar. Allein die Intrigen der jungen Frau wären schon seitenfüllend. Doch Erica Spindler verpackt in „Der Albtraum“ auch die spannende Verfolgungsjagd Juliannas durch einen eiskalten Auftragskiller, der außer Rand und Band geraten ist und eine tödliche Bedrohung darstellt. John Powers mordet mit größter Skrupellosigkeit und als einer der Besten seines Faches scheint ein Entkommen unmöglich. Und der Killer hat ein Ziel, das er niemals aus den Augen verliert: Julianna! Die Autorin bietet in diesem Roman ein breites Gefühlsspektrum – beginnend von Liebe, Treue, gegenseitigem Respekt und Wertschätzung in der Ehe von Kate und Richard, über tiefe und verloren gegangene Freundschaft zum gemeinsamen Studienkollegen Luke Dallas, einem mittlerweile erfolgreichen Schriftsteller, der nie über die Tatsache, dass Kate sich für Richard entschieden hat, hinweggekommen ist.

Spindler schildert eindrucksvoll, wie gravierend sich das bequeme Leben eines karrierebewussten Paares durch die Adoption eines Kindes ändert und wie durch geschickte Manipulation aus Liebe Abscheu werden kann, wie Eifersucht und Betrug die solide Basis einer langjährigen glücklichen Ehe in kürzester Zeit zum Einsturz bringen.

Einiges Augenmerk wird auch auf die Praktiken der CIA gelegt, die aus den Fugen geratene Missionen geschickt tarnen und über den Mord an einem Senator den Mantel des Schweigens breiten. Die CIA scheint zudem die einzige Organisation zu sein, die alle beteiligten Figuren dieses Buches vor dem hemmungslosen Killer zu retten vermag … die Kontaktaufnahme birgt jedoch ebenfalls Gefahren.

Um die Spannung nicht vorweg zu nehmen und etwaige Spoiler zu vermeiden, möchte ich inhaltlich nicht näher auf dieses Buch eingehen.

Die Person der Julianna wurde für mich zwar teilweise ein wenig zu blass und unmotiviert dargestellt, der rasante Handlungsaufbau und der permanent hohe Spannungsbogen entschädigen jedoch dafür.

„Der Albtraum“ ist ein Thriller, der mich außerordentlich gut unterhalten hat und den ich durchaus weiter empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Dein totes Mädchen

Dein totes Mädchen
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Bereits auf der ersten Seite dieses Thrillers macht der Leser Bekanntschaft mit der in Hamburg lebenden Übersetzerin Caroline Wolff, von ihren Jugendfreunden „Lilli“ genannt. Caroline, deren Zentrum ihres ...

Bereits auf der ersten Seite dieses Thrillers macht der Leser Bekanntschaft mit der in Hamburg lebenden Übersetzerin Caroline Wolff, von ihren Jugendfreunden „Lilli“ genannt. Caroline, deren Zentrum ihres unsteten Lebens ihre über alles geliebte Tochter Lianne war, wurde plötzlich und vollkommen unerwartet mit dem schrecklichen Verlust ihres einzigen Kindes konfrontiert. Sie flieht in ihr Elternhaus nach Schweden, ins Haus am Bergsee, in die Einsamkeit der skandinavischen Bergwelt. Ihr unvermitteltes Auftauchen sorgt zwar bei ihren Jugendfreunden für freudiges Erstaunen, doch zugleich auch zu Misstrauen und Spekulationen.

Als Caroline vor etwa drei Jahrzehnten überraschend verschwand, ohne irgendeine Erklärung oder Spuren zu hinterlassen, verursachte sie großen Kummer und Enttäuschung. Sie, die in ihrer ihr eigenen, offenen und impulsiven Art ihre Gefühle stets auf der Zunge trug, nie einen Hehl aus ihrer Meinung machte und ihre Freude und Trauer mit allen teilte und das Leben regelrecht umarmte, ließ dabei auch ihren Verlobten Ulf Svensson zurück. Caroline galt zwar auf charmante Art als unberechenbar, diese Aktion schockierte jedoch jeden, der ihr nahe stand. Carolines unermessliche Trauer um ihre bei einem Verkehrsunfall getötete Tochter Lianne wäre zwar eine Erklärung für ihr plötzliches Wiederauftauchen, jetzt, nach so vielen Jahren des Stillschweigens, ihre Freunde Björn, Maybrit und Ulf vermuten jedoch noch einen anderen Grund dahinter. Doch die unabhängige Freidenkerin Lilli hatte bereits als Kind gelernt, alle wichtigen Entscheidungen stets mit sich selber auszumachen und vertraut sich auch nun niemandem aus ihrer alten Clique an. Die Freunde stehen vor einem Rätsel und das Auftauchen der Polizei lässt ernstere Hintergründe für Carolines Verschwinden vermuten…

Die mir bislang unbekannte Autorin Alex Berg überraschte mich mit einem Thriller, dessen Spannungsbogen das gesamte Buch über konstant hoch gehalten wurde. Das Rätsel um Caroline wird in winzig kleinen Schritten und nur sehr langsam gelöst, die Vergangenheit bedächtig aufgerollt. Authentische und ausgezeichnet beschriebene Protagonisten tragen eine Menge dazu bei, die Lektüre dieses Buches zu einem Vergnügen zu machen.

Besonderes Augenmerk wird neben Caroline auf ihre Freunde aus Jugendtagen gelegt. Der gut aussehende Björn Nyborg, die „Skandinavische Ausgabe von Robert Redford“, der früher einmal um Caroline geworben hatte, fungiert mit seinem jungenhaften Charme als Vermittler und zeigt großes Talent darin, angespannte Situationen zu entschärfen. Carolines ehemals beste Freundin Maybrit Svensson, eine große schlanke und aristokratisch-schöne Frau mit inniger Verbundenheit mit der Landschaft und mittlerweile Anwältin, scheint es nie verwunden zu haben, dass Lillie von einem Augenblick auf den anderen einfach aus ihrem Leben verschwand. Den größten Erklärungsbedarf hat Caroline jedoch Ulf Svensson gegenüber. Ihr Verlobter Ulf wurde damals an einer Tankstelle ohne Erklärung von ihr sitzengelassen. Ulf hatte zwar zwischenzeitlich einige Beziehungen, war jedoch niemals wieder eine langfristige Bindung eingegangen. Die Tatsache, dass er mittlerweile zum Leiter der Stockholmer Mordkommission aufgestiegen ist, bringt den großgewachsenen, schlanken Mann, der Caroline immer noch von ganzem Herzen liebt, in einen Gewissenskonflikt.

Die Autorin weckt die Neugier des Lesers bereits auf den ersten Seiten und man fiebert der Enthüllung vieler Details regelrecht entgegen: was genau passierte mit der erst siebenundzwanzigjährigen Lianne, deren strahlende Persönlichkeit in der Blüte ihres Lebens so plötzlich endete? Was war die Ursache und wie waren die Hintergründe des tödlichen Autounfalls von Carolines geliebten Eltern, die viel zu früh sterben mussten? Und welches Geheimnis verbirgt Caroline selber, die Ulf die wahren Beweggründe für ihr plötzliches Verschwinden vor beinahe dreißig Jahren um keinen Preis verraten möchte? Gibt es vielleicht sogar einen mysteriösen Unbekannten im Hintergrund? Falls ja, wer ist diese Person und was möchte sie verbergen? Oder möchte die Autorin uns einfach nur in die Irre führen?

Alex Berg gibt raffinierte Denkanstöße und lässt in vielerlei Hinsicht Fragen offen, die aufzulösen es im Verlauf des Buches gilt. Ein flüssiger Schreibstil, dreiundvierzig nicht allzu lange Kapitel und ein überaus spannender Plot lassen zusammen mit glaubwürdigen Figuren einen Thriller entstehen, den zu lesen es auf alle Fälle lohnt. Als die Geschehnisse sich zu überschlagen scheinen, eskaliert die Situation und es kommt zu einem turbulenten Finale, das erneut mit explosiven Enthüllungen aufwartet.

Die optische Aufmachung des Buches vermittelt anhand des Coverfotos den Eindruck eines eiskalten, skandinavischen Winters – schwarze, entlaubte Bäume im hellblauen Hintergrund, schwarze Vögel im Flug, der Buchtitel in blutroter Schrift gehalten. Der Klappentext auf der Rückseite lässt bereits die Intensität der Spannung in diesem Buch erahnen, die meine Erwartungshaltung bei weitem übertroffen hat.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Dass du ewig denkst an mich

Dass du ewig denkst an mich
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Eine Gelegenheit macht Diebe: ein abartig veranlagter Kinderschänder namens Jim beobachtet seit einiger Zeit gemeinsam mit seiner Frau die kleine Laurie, und als sich das Kind ein einziges Mal allein von ...

Eine Gelegenheit macht Diebe: ein abartig veranlagter Kinderschänder namens Jim beobachtet seit einiger Zeit gemeinsam mit seiner Frau die kleine Laurie, und als sich das Kind ein einziges Mal allein von ihrem Elternhaus entfernt, schlägt er zu. Eine Entführung, die das Gleichgewicht einer Familie auf eine harte Probe stellt. Eine Entführung, deren schreckliche Folgen nach der plötzlichen Rückkehr des Mädchens, nach beinahe zwei Jahren, mit einem Mantel des Schweigens bedeckt werden. Eine Entführung, die das Leben aller Beteiligten grundlegend verändert.

Mary Higgins Clark hat auf Basis eines Entführungsfalls einen Plot konstruiert, den ich schlichtweg nur als erstklassig bezeichnen kann. Sie verbindet aktuelle Themen wie Kindesmissbrauch, Psychologie und Religion, flicht Geschwisterliebe, Freundschaft und Liebe mit hinein und liefert mit diesem Paket eine Glanzleistung ab, die ihresgleichen sucht.

Mary Higgins Clark gilt nicht umsonst als Meisterin ihres Genres. Sie greift mit einer scheinbaren Mühelosigkeit brisante Themen auf und liefert Thriller der Extraklasse. Ihr spannungsgeladener Schreibstil, der im Buch stets in einem fulminanten Höhepunkt endet, vermag es, den Leser vollständig an das Buch zu fesseln. Die Versuche, die traumatische Vergangenheit zu bewältigen, beziehen ihn so sehr ins Geschehen ein, dass er Raum und Zeit vergisst.

Durch den rasanten Schreibstil und die kurzen Kapitel erhält man den Eindruck einer temporeichen Verfolgung, die in einem dramatischen Ende schließlich eskaliert. Clarks Schreibstil ist sehr flüssig, sie arbeitet gerne mit kurzen Sätzen und verwendet viele Dialoge, um dem Roman Würze und zusätzliche Spannung zu verleihen. Ein erstklassiger Pageturner, dem man sich nicht entziehen kann.

Mary Higgins Clark versteht es, ihren Personen Echtheit zu verleihen. Die Charaktere sind lebhaft gezeichnet, weisen Tiefe auf und sorgen innerhalb kürzester Zeit dafür, dass der Leser sich mit einem der Protagonisten identifiziert. Die detaillierten Beschreibungen von Äußerlichkeiten, Verhaltensmuster und dem Innenleben der jeweilig Handelnden vermitteln dem Leser ein deutliches Bild.

Fazit: Ein erstklassiger Thriller mit einer hoch spannenden und gut durchdachten Handlung, der mit einigen falschen Fährten und überraschendem Ende aufwartet. Ich vergebe diesem Buch fünf Sterne und kann es jedem Fan des Genres nur ans Herz legen. Lesen, mitfiebern und die Nacht zum Tag machen!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Das Spiel

Das Spiel
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Die Bibliothekarin Jane wagt aufgrund einer mit 50 Dollar dotierten Aufforderung den Einstieg in ein mysteriöses Spiel, dessen Regeln ausschließlich der Spielemeister, der so genannte MOG (Master of Game) ...

Die Bibliothekarin Jane wagt aufgrund einer mit 50 Dollar dotierten Aufforderung den Einstieg in ein mysteriöses Spiel, dessen Regeln ausschließlich der Spielemeister, der so genannte MOG (Master of Game) kennt. Anfangs noch relativ harmlos steigert sich das Ganze bis zu einem Bereich, wo Grenzen sich verschieben und es keine Tabus mehr zu geben scheint. Gleich zu Beginn gesellt sich der Bibliotheksbesucher Brace zu Jane und die beiden gehen im wahrsten Sinne des Wortes durch die Hölle.

Die Grundidee an sich ist brillant, deren Umsetzung jedoch mehr als mangelhaft. Richard Laymon reiht die gefährlichen Aufträge des Psychopathen in immer kürzeren Abständen aneinander, die vielen Logikfehler im Plot machen den guten Einstieg jedoch sehr rasch zunichte. Kein Handeln, keine Geschehnisse werden hinterfragt, es gibt niemals Augenzeugen bzw. Personen, die versuchen, einzugreifen. Die Anweisungen an die Protagonistin werden dieser in schriftlichen Botschaften mittels Rätseln bzw. durch Andeutungen überbracht – jedoch wird auch hier weder die Vorgehensweise noch die Selbstverständlichkeit in Frage gestellt, mit der Jane die Zielobjekte ansteuert. Intuition? Irgendein Bezug zu besagtem Ort?

Weiterer zutiefst befremdlicher Aspekt: die Hauptperson ist beinahe jede Nacht in gefährlichen Missionen unterwegs, hat zugleich aber eine Vollbeschäftigung … sie hat weder Urlaub noch eine Karenzierung beantragt und scheint keinen Schlaf zu brauchen. Nach einem harten Kampf am ganzen Körper von Verletzungen verunstaltet werden ihr in einem Jagdgeschäft problemlos Schusswaffen und Messer verkauft. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen haben mich auch die lebensbedrohlichen Verstümmelungen einiger Opfer sprachlos gemacht: obgleich jede ihrer Wunden tödlich sein müsste, fristen sie in Gefangenschaft ihr Dasein, ihre Peiniger werden grotesk und lachhaft dargestellt.

Der beinahe schon peinliche Ausgang dieser Geschichte erscheint mir so fern ab jeglicher Realität, dass ich dieses Buch vielmehr dem Genre Science Fiction oder Fantasy zuordnen würde als der Kategorie Thriller.

Richard Laymon schreibt in kurzen Sätzen, wobei man manchmal das Gefühl einer „langweiligen Aneinanderreihung“ beim Lesen bekommt. Die Gedanken der Protagonistin sind kursiv geschrieben, die Dialoge zwischen Jane und Brace sind in sehr kurzen und knappen Sätzen gehalten. Die vielen Logikfehler im Plot werfen Fragen auf, auf deren Beantwortung man vergeblich bis zum letzten Kapitel dieses Buches hofft. Laymon schafft es zwar, durch seine teilweise sehr brutalen Konfrontationen der Protagonistin mit gefährlichen Gegnern einen hohen Spannungsbogen beizubehalten, dies macht jedoch die fehlenden Inhalte kaum wett.

Da er immer wieder Höhepunkt an Höhepunkt reiht, wird das Lesen mit der Zeit trotz allem langweilig und verdeutlicht den Versuch, so viele Gräueltaten und Ereignisse wie nur irgend möglich in seinen Thriller einzubringen. Dies führt meines Erachtens zu einer Umkehrung – seine Geschichte wird nicht mehr mit höchster Spannung verfolgt, der Leser hat vielmehr den dringenden Wunsch, dieses Buch endlich zu beenden.

Richard Laymon hat sich mit Jane und Brace zwei unsympathische und zugleich unglaubwürdige Protagonisten geschaffen. Die Charaktere sind sehr flach, man erfährt kaum etwas über die beiden Personen und deren Vergangenheit bleibt völlig im Dunkeln. Jane, die „ängstliche mollige graue Maus“, mutiert innerhalb von zwei bis drei Wochen zu einer knallharten, schlanken, muskelgestählten und sehr sportlichen Amazone, die kaum etwas in Frage stellt und ohne Wimpernzucken mordet. Jede noch so brutale Forderung des Gamemasters wird erfüllt, Jane scheint ihr Gewissen in kürzester Zeit vergessen zu haben. Im Gegensatz zu ihrem erwachten Jagdinstinkt schlummert sie jedoch des Nachts, wenn der mysteriöse MOG sie aufsucht, sie selber oder Brace verunstaltet, friedlich in ihrem Bett weiter und erscheint dadurch ein wenig mehr unglaubwürdig. Brace wird als orientierungslos, verweichlicht und als Mann ohne Rückgrat dargestellt und auch hier ist es mir nicht gelungen, mich mit ihm als Person zu identifizieren. Man wartet als Leser ständig auf ein energisches Einschreiten seinerseits, es ist jedoch immer wieder Jane, die alle Aufgaben erledigt und ihn letztendlich sogar noch retten muss.

Der psychopathische Spielemeister selbst bleibt bis zuletzt im Dunkeln – über ihn erfährt der Leser lediglich, dass er sehr reich und völlig skrupellos ist. Es werden zwar noch vereinzelt Namen genannt (der eines Penners beispielsweise), jene aber als Nebenfiguren zu bezeichnen, würde wohl zu weit gehen. So wenig Laymon sich seiner Hauptfiguren annimmt – Nebenfiguren scheint es gar keine zu geben.


Es handelt sich hierbei um ein Taschenbuch mit beeindruckendem Cover. Blutrote, erhobene Buchstaben, Badezimmerfliesen und einen mit Blutflecken bespritzten Abfluss. Durchaus für sich einnehmend und Spannung und Thrill versprechend. Die achtundvierzig Kapitel sind meist nur einige Seiten lang. Der Klappentext – meines Erachtens nach das Beste an diesem Buch – nimmt den Leser sofort gefangen und verführt ihn zum Kauf.

Fazit: Richard Laymon schaffte es zwar, eine gewisse Spannung ins Buch zu bringen, konnte mich aber trotz allem keine Sekunde an diesen Plot fesseln. Ich empfand „Das Spiel“ als grotesken Abstecher in den Bereich Fantasy, unglaubwürdig und sämtliche Ereignisse keinesfalls nachvollziehbar. Nach „Die Insel“ ist dies nun das zweite Buch dieses Autors, das mich maßlos enttäuscht hat und ich kann es keinesfalls weiter empfehlen.

Veröffentlicht am 17.04.2018

Das Paulus-Evangelium

Das Paulus-Evangelium
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Wolfgang Hohlbein erzählt die Geschichte des raffinierten Eindringens zweier Hacker in das Computersystem des Vatikans und dessen dramatische Folgen.

Mittels abenteuerlicher Verfolgungsjagden, unorthodoxem ...

Wolfgang Hohlbein erzählt die Geschichte des raffinierten Eindringens zweier Hacker in das Computersystem des Vatikans und dessen dramatische Folgen.

Mittels abenteuerlicher Verfolgungsjagden, unorthodoxem Eingreifen seitens Polizei und Geheimdienst, brutaler Verhörmethoden und grausamer Morde läuft Hohlbein wie gewohnt zur Höchstform auf. Die grandiose, wenn auch ein wenig absurd klingende Idee im Hintergrund wirkt wie eine Prise im vorliegenden Roman, die dem Gesamtpaket seine essentielle Würze verleiht.

Um Spoiler zu vermeiden, möchte ich auf besagtes Geheimnis nicht detailliert eingehen, es sei jedoch gesagt, dass es sich um eine Geschichte von äußerster Brisanz handelt. Ein Geheimnis, durch dessen Aufdeckung die Grundfesten der Kirche erschüttert werden können.

Ich lese Hohlbein gerne und muss auch hier wieder neidlos zugeben, dass er anhand seiner bisherigen großen Anzahl von Büchern in Windeseile erstaunliche Ideen aus dem Ärmel zieht, damit einen faszinierenden Plot fabriziert und er reihenweise Bestseller liefert. Er versteht es auch, sich nicht nur mit einer Idee alleine zu begnügen – nein. Gerade die Mischung mit dem Thema Geheimdienste, deren Verzweigung und die ihnen zur Verfügung stehenden Mittel, vermögen es mit Leichtigkeit, den Leser an dieses Buch zu fesseln. Tolle Idee, gute Umsetzung.

Hohlbein schreibt diesen Thriller aus der Sicht des Autors als Erzähler, der typische „Hohlbein-Stil“ (spannungsgeladener Schreibstil mit vielen Elementen der Fantasy, Spuren des Übernatürlichen und einem atemberaubenden Tempo), der ein Garant für Spannung und Fantasy darstellt, zeichnet auch diesen Roman des deutschen Bestseller-Autors aus. Was meine Freude am Lesen ein wenig beeinträchtigte, war jedoch die ziemlich kleine Schrift, der enge Zeilenabstand und die hohe Seitenanzahl. Hier wäre ich definitiv mit dem Kauf der HC-Variante besser beraten gewesen. Vorzüglich jedoch die Unterscheidung in der Schriftform: Hohlbein wählt eine völlig andere Schrift, um dem Leser die Ereignisse zu schildern, die die beiden Hacker auf der gestohlenen Datei entdecken. Auf diese Art gelingt ihm ein raffinierter Wechsel von der Realität im Buch hin zur virtuellen Welt.

Das Element der Spannung kommt natürlich auch in diesem Buch von Hohlbein nicht zu kurz, im Gegenteil. Das ganze Buch ist von Anfang bis zum Schluss höchst spannend erzählt, die vielen Höhepunkte verlieren sich jedoch aufgrund der hohen Seitenanzahl, so dass das Ganze nicht überladen oder gekünstelt wirkt. Vielmehr hatte ich bei einigen Passagen das Gefühl, dass hier versucht wurde, die Geschichte ein wenig in die Länge zu ziehen, seitenfüllend zu wirken. Dem Autor ist es jedoch gelungen, eine Menge an Informationen und spannender Höhepunkte zu liefern - das Buch wird niemals langweilig.

Bei den Figuren beschränkt Hohlbein sich auf die relevantesten Protagonisten Marc, Jezebel, Forsyth, Alberto und Kommissar Dallberg. Die Beschreibung jener Hauptpersonen erfolgt detailliert und sehr lebendig, er erzählt nicht nur über Hintergründe besagter Personen, sondern vermittelt auch einen Einblick in deren Denk- und Handlungsweisen und überzeugt beim Charakter Albertos sogar mit der Finesse, einem kaltblütigen Profikiller kurzweilig fast schon mitleidige, menschliche Züge zuzugestehen.

Obgleich Hohlbein sich sehr auf diese Hauptfiguren konzentriert, bleiben auch die Nebenfiguren in diesem Buch nicht auf der Strecke. Mir gefällt die Art, nebensächlich Dinge zu erwähnen, die sich später als überaus wichtige Informationen heraus stellen. So zum Beispiel die Beschreibung des Taxifahrers Ari, bei der ich mir einige Male die Frage stellte, weshalb sich Hohlbein so sehr des Charakters einer unwichtigen Nebenfigur annimmt. Nun, im Laufe der Geschichte erfuhr ich über die wahre Identität und Bedeutung dieses Taxifahrers…doch ich möchte auch hier die Spannung nicht vorweg nehmen und zu viel verraten. Ein wenig zu farblos und lasch war mir der Charakter des Johannes. Er, der im Grunde eine auslösende Funktion in dieser mörderischen Verfolgungsjagd innehat, wird nur wenig und sehr oberflächlich beschrieben. Für mich ungenügend.

Es handelt sich hierbei um ein sehr dickes Taschenbuch mit einem vorerst verwirrend erscheinenden Cover. Eine Abbildung des Kopfes von Christus mit seiner Dornenkrone, in blaues Computerlicht getaucht und mit verschwimmenden Ziffern umgeben. Der Text „Das Paulus-Evangelium“ wirkt aber bis zur brisanten Entdeckung auf den ersten Seiten des Buches befremdlich, danach erscheint es logisch und aussagekräftig. Ich möchte jedoch jedem potentiellen Leser dieses Buches die HC-Version ans Herz legen. Wie bereits erwähnt irritierten mich hier die gewaltige Seitenanzahl und die kleine Schrift, die mir das Lesen erschwerte.

Ich möchte dieses Buch jedem Thriller-Begeisterten ans Herz legen, der zugleich auch ein Faible für Fantasy hat. Einige Vorkommnisse im Buch mögen an den Haaren herbeigezogen oder vielleicht unglaubwürdig wirken – nicht jedoch, wenn man Wolfgang Hohlbein als Autor kennt und schätzt. Es ist jedoch entgegen dem Hinweis auf dem Cover kein reiner Thriller, es beinhaltet vielmehr auch Elemente des Fantasyromans. Eine durchaus gelungene Mischung dieser beiden Genres, komprimiert in einem Plot, der Fragen aufwirft und den Leser teilweise staunen lässt, was Hohlbein sich hier nun wohl wieder „aus den Fingern saugen konnte“ und zugleich dermaßen spannend umzusetzen vermochte.