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Veröffentlicht am 16.04.2018

Isenhart

Isenhart
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Mund zu Mund-Beatmung bei einem Säugling, der nach einer problematischen Geburt tot zur Welt kommt – bereits der Einstieg ist rasant und diese Vorgehensweise für die damalige Zeit ein Werk des Teufels. ...

Mund zu Mund-Beatmung bei einem Säugling, der nach einer problematischen Geburt tot zur Welt kommt – bereits der Einstieg ist rasant und diese Vorgehensweise für die damalige Zeit ein Werk des Teufels. Holger Karsten Schmidt erzählt die Lebensgeschichte des Jungen Isenhart, der im Hause eines Adeligen aufwachsen und gemeinsam mit dessen Sohn Konrad Bildung erfahren darf. Bildung, die weit über „normale Maßstäbe“ hinaus reicht. Bildung, die zum damaligen Zeitpunkt gefährlich war und allzu leicht als „Ketzerei“ verurteilt wurde. Jene Bildung, die aus Isenhart einen hoch intelligenten jungen Mann machte, der sich niemals mit Gegebenheiten zufrieden gab, sondern vielmehr Fragen stellte. Als Isenhart durch einen grauenhaften Mord seine große Liebe Anna verliert, begibt er sich auf die Suche nach dem Täter. Eine Suche, die bis zur letzten Seite dieses gewaltigen Werkes andauern soll. Denn bei diesem Mord handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Allzu viele Parallelen treten in regelmäßigen Abständen auf und immer wieder sind junge, unschuldige Mädchen die Opfer. Isenhart macht es sich zur Lebensaufgabe, diesen scheinbar wahnsinnigen Serienmörder zu stellen und sammelt Indizien. Die Suche geht letztendlich sogar bis nach Spanien, wo Isenhart in Toledo Einzelheiten über seinen leiblichen Vater erfährt. Kurz nach seiner abenteuerlichen Rückkehr überschlagen sich die Ereignisse und der Autor steuert auf ein fulminantes Finale zu …

Die Umsetzung dieser an sich schon hoch interessanten Geschichte ist Holger Karsten Schmidt meines Erachtens vortrefflich gelungen. Er erzeugt bereits zu Beginn große Spannung, legt geschickt Fährten, die sich ab und zu als falsch erweisen und vermittelt einen guten Eindruck vom Alltagsleben im Mittelalter. Meine persönlichen Lese-Highlights waren die gut recherchierten Details aus dieser Zeit, die nur allzu oft – und zu Unrecht - glorifiziert wird. Der Ursprung von Redewendungen, die man ohne viel darüber nachzudenken laufend im Alltag verwendet, wird ebenso anschaulich erklärt wie die Armut, die Mühen und Plagen des Lebens, die Ansichten der Menschen, der Aberglaube, die Klassenunterschiede und die Macht des Klerus. Eine bunte Facette an Geschichten, wunderbar zu einem großen historischen Roman verflochten!

Der Autor steigt mit einem denkwürdigen Ereignis in die Geschichte ein – der Wiederbelebung des toten Säuglings, der aufgrund seiner Widerstandskraft Isenhart genannt wird. Bereits hier schlingt er die Fäden der Spannung geschickt um seinen Leser, die ihn bis zur letzten Seite nicht mehr los lassen werden. Der Roman ist durch seine vielen Höhepunkte dermaßen fesselnd geschrieben, dass es beinahe unmöglich ist, ihn beiseite zu legen. Durch seine wechselnde Konzentration auf jeweils einen anderen Protagonisten wirken die Kapitel kurzweilig und fachen die Neugier auf das weitere Schicksal der handelnden Personen stets aufs Neue an. Vom Schreibstil sehr angetan möchte ich das große Geschick dieses Autors hervorheben, mit dem er Gefühle und Gedankengänge der betreffenden Personen in den Text einzuflechten versteht. Dies macht die Dialoge lebendig und erweckt Sympathie oder Antipathie, je nachdem, ob es sich um Freunde oder Feinde der Hauptpersonen handelt.

Holger Karsten Schmidt konzentriert sich auf eine Handvoll Protagonisten, bedient sich aber auch einer beträchtlichen Anzahl von Nebenfiguren. Isenhart, Konrad, Sophia und Walter von Ascisberg wird die meiste Aufmerksamkeit zuteil. Trotzdem versäumt der Autor es nicht, den Leser auch für alle anderen handelnden Personen zu erwärmen. Es ist einfach, sich in sie hinein zu versetzen, da sie lebendig und interessant gezeichnet sind.

Es handelt sich bei dem vorliegenden Buch um eine gebundene Ausgabe mit eindrucksvollem Cover, der Titel „Isenhart“ durch erhobene, geschwungene Lettern und einem Schwert dargestellt. Autor, Verlag und besagter Titel sind im Querformat angeführt, eine interessante, wenn auch eher unübliche Vorgehensweise. Die erste Innenseite besteht aus pergament-ähnlichem Papier, das wiederum mit Schnörkel verziert ist. Der Inhalt wurde in 42 Kapitel eingeteilt, wobei der Beginn eines jeden Kapitels mit den Worten „Anno domini“ und der betreffenden Jahreszahl eingeleitet wird. Dem Leser wird auf diese Weise bereits zu Beginn vermittelt, ob sich der Autor auf den nachfolgenden Seiten auf die Gegenwart oder die Vergangenhart seines Protagonisten bezieht. Komplettiert wird der edle Ersteindruck des Buches durch jeweils einen verzierten Anfangsbuchstaben zu Beginn eines Kapitels – den handgeschriebenen Büchern in den Klöstern nachempfunden, die im Mittelalter durch oftmals Jahre währende liebevolle Handarbeit von Mönchen zu wahren Meisterwerken wurden. Der Autor hat sich bei seinen Recherchen sichtlich nicht nur auf Inhalte konzentriert, er passte auch die äußere Erscheinungsform des Buches jener Zeit an, in der seine Figuren lebten und wirkten. Außergewöhnlich!

Dieses Buch stellt eine faszinierende Mischung aus Kriminalroman und historischem Roman dar. Eine beeindruckende und vor allen Dingen authentisch wirkende Geschichte aus einer Zeit, die wir meist nur aus dem Geschichtsunterricht kennen. Eine Zeit, die oftmals verklärt dargestellt, vom Autor jedoch mit vielen Details aus dem Leben seiner Protagonisten bereichert wird. Dies vermittelt einen etwas realistischeren Eindruck aus dem Alltagsleben, den Standesunterschieden, den Mühen und Nöten der armen Bevölkerungsschicht, der Gier und Skrupellosigkeit des Adels, der immensen Macht der Kirche und unter anderem auch der großen Bedrohung durch Krankheiten. Kleine Verletzungen hatten aufgrund fehlender ärztlicher Versorgung in Folge von Armut oder Unwissenheit allzu oft tödlichen Ausgang. Die zur Zeit des Mittelalters modernen Aderlässe schwächten die Kranken, anstatt Positives zu bewirken und in Geisteskranken sah man aus Angst und Unwissenheit das Werk des Teufels. Holger Karsten Schmidt schafft es mit seinem Roman auf vortreffliche Art und Weise, dem Leser das Mittelalter mit all seinen Facetten nahe zu bringen. Er glorifiziert nicht, verdammt aber auch nicht. Er beschreibt, be- oder verurteilt nicht. Das Hauptaugenmerk wird neben der Geschichte eines Serienmörders auf Bildung gelegt. Bildung, wie sie nur schwer zu erlangen war und die aufgeschlossene, intelligente Menschen verbergen mussten, um Folter oder Hinrichtungen zu entgehen. Bildung stellte eine Bedrohung in der damaligen Zeit dar und dieser Roman veranschaulicht ziemlich genau die Gründe dafür.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Lied meiner Schwester

Das Lied meiner Schwester
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Das ungleiche Geschwister Anna und Orlanda verliert in sehr jungen Jahren die Mutter, der hoch musikalische Vater verfällt dem Schwermut. Anna, die ältere der beiden Schwestern, wird auf diese Art und ...

Das ungleiche Geschwister Anna und Orlanda verliert in sehr jungen Jahren die Mutter, der hoch musikalische Vater verfällt dem Schwermut. Anna, die ältere der beiden Schwestern, wird auf diese Art und Weise rasch in die Rolle der Mutter gedrängt und kann dieses Verhalten ein Leben lang nicht mehr ablegen. Sie kümmert sich so gut sie kann um den Haushalt und ihre kleine Schwester Orlanda, eine unbekümmertes Mädchen, das ihren Emotionen stets nachgibt und deren Handlungen nur allzu oft unbesonnen und aus einer Laune heraus erfolgen. Die vernünftige Anna wird Krankenschwester und arbeitet in einem Krankenhaus, Orlanda, der hoch begabte „Freigeist“, wendet sich den Künsten zu und wird Teil des Ensembles einer Operette. Nach einiger Zeit macht sie die Bekanntschaft mit einer neuen Gruppe und wendet sich dem Jazz zu, dem sie mit Leib und Seele verfällt. Die Tatsache, dass ihre Mutter nach der Geburt von Orlanda den Verstand verlor und bis zu ihrem Tod rund um die Uhr überwacht werden musste, lässt sowohl Anna, als auch Orlanda, jeglichen Wunsch nach einem Kind vehement von sich weisen. Orlanda ist wie ein schöner, bunter Schmetterling, der von Blüte zu Blüte flattert, das Leben leicht nimmt und sich nicht einengen oder festlegen möchte. So wie ihr ganzes Leben ist auch die Geschichte ihrer Liebe – sie schwankt in ihrer Leidenschaft stets zwischen den befreundeten Sängern Leopold und Clemens und diese verhängnisvolle „amour fou“ führt letztendlich zu einem tragischen Ende. Anna hingegen lernt durch ihr Orgelspiel einen Organisten namens Johannes kennen und lieben, nach der Heirat schafft sie es durch die Fürsprache des Chirurgen Dr. Müller, trotz ihrer Verehelichung weiterhin ihren Job im Krankenhaus zu behalten. Der Ausbruch des Krieges verändert das Leben der Geschwister auf dramatische Weise – und ihre Ideale und Vorstellungen werden in Grund und Boden zerstört.

Gina Mayer hat mit ihren vielschichtigen und lebendigen Protagonisten einen wundervollen Grundstein für einen Bestseller gelegt. Die Hauptfiguren Anna und Orlanda werden mit ihren so völlig verschiedenen Charaktereigenschaften exzellent dargestellt. Ihre Hoffnungen, Träume, ihre gesamte Lebenseinstellung – aber auch die Gewissenskonflikte bei wichtigen Entscheidungen - werden dem Leser in Verlauf des Buches nahe gebracht. Man kann einfach nicht anders, als völlig gebannt immer weiter zu lesen. Das Interesse an der Handlung wird von Grund auf geweckt und der Spannungsbogen ist hoch. Der flüssige Schreibstil der Autorin trägt zudem viel dazu bei, den Leser von Beginn an zu fesseln. Die immer wieder „eingeschobenen“ Briefe einer inhaftierten, zum Tode verurteilten Mutter an ihr ungeborenes Kind, lassen den Leser bis zum Schluss nicht los. Die Identität dieser Frau bleibt bis zuletzt ein Geheimnis. Das brisante Hauptthema im Hintergrund, die Anfangszeiten des Naziregimes und die Vorfälle, die letztendlich zum Ausbruch des Krieges führten, werden sehr anschaulich dargestellt. Man schafft es hierbei nicht, unbeteiligt zu bleiben und wird kapitelweise vom Grauen dieser Schreckensherrschaft überwältigt. Nicht selten musste ich das Buch zur Seite legen, zu realistisch wird der historische Hintergrund in die Handlung eingebunden. Realistisch, wie auch das ganze Buch, ist das Ende dieser Geschichte. Meines Erachtens ist „Das Lied meiner Schwester“ ein Buch, das in Schulen zur Pflichtlektüre gemacht werden sollte.

Es handelt sich hierbei um eine Taschenbuchausgabe des „Aufbau-Verlages“, dessen Covergestaltung mir persönlich nicht gefallen hat. Die Optik verrät nichts über den Inhalt, die Gestaltung des Buchdeckels spricht mich nicht an und hätte mich auch niemals zu einem Kauf bewogen. Gekauft habe ich dieses Buch ausschließlich aufgrund der Tatsache, dass die Autorin „Gina Mayer“ heißt, dessen Buch „Das Maikäfermädchen“ meine Leidenschaft für ihre schriftstellerischen Werke geweckt hat. Da ich jedoch ausschließlich am Inhalt des Romans interessiert war und dieser all meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertroffen hat, gibt es für die optische Aufmachung auch keinen Punkteabzug in meiner Bewertung.

Fazit: Für „Das Lied meiner Schwester“ von Gina Mayer vergebe ich auf jeden Fall fünf Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Für meine Person definitiv ein Buch, das lange nachwirkt und das man unbedingt gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Das Maikäfermädchen

Das Maikäfermädchen
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Der Roman „Das Maikäfermädchen“ von Gina Mayer rückt als zentrales Thema die Abtreibung in den Vordergrund. Abtreibung, oft als letzten Ausweg, als Akt der Verzweiflung. Abtreibung in den Nachkriegszeiten, ...

Der Roman „Das Maikäfermädchen“ von Gina Mayer rückt als zentrales Thema die Abtreibung in den Vordergrund. Abtreibung, oft als letzten Ausweg, als Akt der Verzweiflung. Abtreibung in den Nachkriegszeiten, wo große Not, bittere Armut und endloser Hunger die beherrschenden Gedanken der Menschen sind. In dieser Zeit erscheint vielen jungen Mädchen und Frauen die „Engelmacherin“ Käthe als letzter Ausweg aus ihrer hoffnungslosen Situation. Käthe ist Hebamme, die ihr Handwerk, gebärenden Frauen beizustehen, stets geliebt hatte. Doch Käthe kommt in eine Situation, wo ein Abbruch der Schwangerschaft der einzige Weg zu sein scheint, das Leben und Seelenheil eines jungen Mädchens zu bewahren. Eine ehemalige Kollegin namens Lilo und ein Überlebender des Konzentrationslagers namens Schimanek helfen der mutigen Frau bei ihrem Vorgehen. Doch ihre Tat bleibt kein Geheimnis, und bald wenden sich viele Verzweifelte an sie, in der Hoffnung, ein Entkommen aus ihrer ausweglosen Situation zu finden.

Die Autorin macht aus einem an sich schon Seiten füllenden Grundthema ein Buch, das man schwer aus der Hand legen kann. Sie beschreibt mit sehr eindrucksvollen und authentischen Protagonisten den täglichen Kampf um das Überleben im Deutschland der Nachkriegsjahre. Keine Aneinanderreihung von Fakten, wie es uns aus Geschichtsbüchern bekannt ist, sondern vielmehr ein tiefes Eintauchen in diese Zeit. Als Leser mit Fantasie und Einfühlungsvermögen wird man mitten ins Geschehen katapultiert, vermeint durch die bildhaften Beschreibungen von Situationen und Emotionen beispielsweise den eisigen Schnee zu spüren, den Duft des Parfums, der wehmütige Erinnerungen an die schönen Jahre vor dem Krieg weckt, zu riechen. Und man erlebt aus Käthes Sicht das Grauen der Abtreibung eines Kindes in jeder schrecklichen Einzelheit mit. Die Zerrissenheit einer Hebamme, die im Grunde dazu ausgebildet wurde, das Leben der Kinder zu retten, nicht, es zu vernichten. Zugleich jedoch der Versuch, auch jenes der Mütter zu bewahren. Mütter, die in ihrer Verzweiflung und hilflos allein gelassen, nur zu oft dazu übergehen, selber Hand anzulegen und sich dabei schwer zu verletzen, wenn nicht gar zu töten. Der große Gewissenskonflikt zu diesem brisanten Thema wird durch folgenden Absatz im Buch sehr gut zusammengefasst: „Woher willst du das wissen? Woher willst du wissen, dass es für das Kind gut war? Vielleicht wäre es ein glücklicher Mensch geworden. Also gut. Vielleicht wäre es ein unglücklicher Mensch geworden. Ich bin auch ein unglücklicher Mensch. Genau wie dein Hambach. Aber leben wollen wir trotzdem.“
Gina Mayer beleuchtet die Aspekte eines solchen Eingriffes. Sie verurteilt nicht. Sie zeigt vielmehr das Leid, die Motivationen und die Tragweite einer falschen Entscheidung in jenen Jahren auf. Man kann nicht umhin, sich in ihre Protagonisten hinein zu versetzen, ihre Beweggründe zu verstehen und mit einem Schauer auf dem Rücken weiter zu lesen. Und man ist als Leser fassungslos angesichts der Lebensumstände direkt nach dem Krieg. Für Menschen meiner Generation ein kaum vorstellbar schweres Leben. Es verlangt dem Leser große Bewunderung ab, wie Trümmerfrauen harte Arbeit in Kauf nehmen, wie sie es durch geschickte Tauschgeschäfte und Erfindungsgeist schaffen, sich und ihre Lieben durch den Tag zu bringen, nicht zu verhungern. „Das Maikäfermädchen“ ist für mich ein „Auszug aus den Tagen der Nachkriegszeit“, wo Menschen versuchen, den Mantel der Vergessenheit über die schrecklichen Geschehnisse in den Konzentrationslagern zu legen. Das Hauptmotiv mag wohl Selbstschutz sein, um anhand des Grauens nicht vollständig zu resignieren und den Verstand zu verlieren. Um weiter machen zu können. Irgendwie. Immer einen Schritt nach dem anderen. Hinein in eine bessere Zukunft.

Fazit:
Dieses Buch von Gina Mayer hat mich zutiefst beeindruckt und sehr nachdenklich zurück gelassen. Durch den hohen Spannungsfaktor und den flüssigen Schreibstil ist man versucht, das Buch sehr rasch zu lesen. Dennoch kommt man nicht umhin, einiges zu reflektieren und die Seiten aller Beteiligten gegeneinander abzuwägen. Als Leser taucht man förmlich in diesen Roman ein, der eine intensive Beschäftigung mit der Thematik und ein langes Nachwirken geradezu garantiert. Die Autorin Gina Mayer ist für meine Person eine großartige Neuentdeckung, deren Werke ich zukünftig genau verfolgen – und auch lesen – werde.

Veröffentlicht am 16.04.2018

König und Königin von Böhmen – einen Winter lang!

Die Spionin des Winterkönigs
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König und Königin von Böhmen – einen Winter lang!

„Liebe trübte das Urteilsvermögen, stellte manche Menschen auf Podeste, sodass andere neben ihnen klein und unscheinbar wurden. Genau das machte Liebe ...

König und Königin von Böhmen – einen Winter lang!

„Liebe trübte das Urteilsvermögen, stellte manche Menschen auf Podeste, sodass andere neben ihnen klein und unscheinbar wurden. Genau das machte Liebe vielleicht so einzigartig, eben weil doch jeder davon träumte, auf so einem Podest zu stehen.“

Die schwärmerische Verliebtheit von Fronicka von Odenwald in den jungen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz findet ein jähes Ende, als Friedrich nach England reist und der englischen Königstochter zum ersten Mal leibhaftig gegenübersteht. Elizabeth Stuart gilt als begehrteste Braut Europas und die Kultiviertheit und strahlende Schönheit der Stuartprinzessin erobern auf der Stelle das Herz ihres Bräutigams. Vergessen ist Froni, die schüchterne und gutgläubige Tochter einer unbedeutenden Hofdame, die einst Friedrichs liebste Spielkameradin am Heidelberger Hof war. Als das blendend aussehende und vor Glück strahlende junge Ehepaar nach der Vermählung Einzug im Heidelberger Schloss hält, wird Froni sofort klar, dass Friedrich in der bezaubernden Schönheit königlichen Geblüts seine Liebe fürs Leben gefunden hat. Aufgrund ihrer Intelligenz und Zuverlässigkeit avanciert Froni sehr rasch zur Hofdame von Elizabeth Stuart, und nachdem Friedrich die böhmische Königskrone angeboten wird, darf auch sie das neue böhmische Königspaar in ihre neue Residenz nach Prag begleiten. Das böhmische Volk begrüßt ihre gutaussehenden neuen Regenten stürmisch, doch bald ändert sich die politische Lage und die Unzufriedenheit des Volkes wächst. Wird es für Friedrich und Elizabeth eine Zukunft in Prag geben? Und wie wird es mit Froni weitergehen, die sich in den einfühlsamen und klugen Sohn eines protestantischen Predigers verliebt? Als zwei katholische Statthalter und ihr Sekretär aus dem Fenster der Prager Burg geworfen werden, wird dies als Kriegserklärung an den Kaiser aufgefasst und markiert den Beginn des Aufstands der böhmischen Protestanten gegen die katholischen Habsburger.

Die Autorin wählt für ihre Haupthandlung den Zeitraum beginnend vom Einzug des jung vermählten Paares Elizabeth und Friedrich bis zum Beginn des Dreißigjährigen Krieges. An der Seite ihrer Protagonistin Fronicka von Odenwald darf man als interessierter Leser tief in ausgezeichnet recherchierte historische Ereignisse eintauchen und auf diese Weise Geschichte hautnah erleben. Froni begleitet Elizabeth Stuart und Kurfürst Friedrich von der Pfalz nach Prag, wird mit der Armut und Verzweiflung der Bevölkerung sowie den religiösen Konflikten des Landes konfrontiert und flieht schließlich an der Seite des Königspaares nach Den Haag. Die Aufstände und die latente Kriegsgefahr sowie Fronis abenteuerliche Reisen sorgen für einen konstanten Spannungsbogen im Buch. Die höfischen Etikette und sehr viele in die Geschichte eingebrachte historische Fakten trugen viel dazu bei, dass die Lektüre dieses Romans für mich zu einem herausragenden Lesevergnügen wurde. Ich habe die Art und Weise, wie Tereza Vanek die historischen Ereignisse und die Auseinandersetzungen der Katholiken und Protestanten rund um ihre handelnden Personen zu einem erstklassigen Roman verwoben hat, zutiefst genossen. Ihren Figuren verlieh sie starke Authentizität, der gesamte Handlungsverlauf ist auf einer vortrefflichen Recherchearbeit und einer großen Liebe zum Detail begründet. Die wunderschöne Ausdrucksweise, der einnehmende Schreibstil und die an manchen Stellen bildhafte Beschreibung von Örtlichkeiten machten diese Lektüre zu einem lebendigen und unterhaltsamen Vergnügen, das lehrreich war und zugleich großen Unterhaltungswert aufwies. Im Nachwort liefert die Autorin geschichtliche Details zu ihrem Roman.

Fazit: „Die Spionin des Winterkönigs“ ist eine gut recherchierte und fesselnd erzählte Geschichte mit interessanten Personen und historisch belegten Handlungen. Es ist mein erstes, aber mit absoluter Sicherheit nicht mein letztes Buch von Tereza Vanek. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei der Autorin für die Zurverfügungstellung dieses Rezensionsexemplars bedanken, das mir ausgezeichnet gefallen hat und das ich uneingeschränkt weiterempfehle!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Der Chirurg

Der Chirurg
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„Du kannst meine Zukunft nicht ändern. Du hast sie mir nicht gegeben und es ist nicht deine Aufgabe, sie zu ändern. Aber ich habe das Jetzt. Und dieses Jetzt möchte ich dir schenken.“

Faith Thomas und ...

„Du kannst meine Zukunft nicht ändern. Du hast sie mir nicht gegeben und es ist nicht deine Aufgabe, sie zu ändern. Aber ich habe das Jetzt. Und dieses Jetzt möchte ich dir schenken.“

Faith Thomas und Andrew Jones, zwei hoffnungsvolle und ambitionierte junge Mediziner, die sich lieben und ihr Leben miteinander verbringen wollen. Und ein Heiratsantrag unter dem Himmel der Deckenmalerei Michaelangelos in der Sixtinischen Kapelle, der so romantisch und emotional, so wunderschön war, dass mir die Worte fehlten. Und dann der tragische Unfall, der diese beiden Liebenden auseinander reißt und Andrew Jones als gebrochenen Menschen zurück lässt. Er, der geniale Chirurg mit einer einzigartigen Begabung, weigert sich fortan, zu operieren. Jones Trauer ist unermesslich groß und erst die Begegnung mit Lara Blair lockert die eiserne Festung um sein Herz und reißt ihn aus seiner Erstarrung. Lara möchte Andrews Geschicklichkeit und seine außergewöhnliche Begabung für ihre Forschung gewinnen, doch erst die wahren Hintergründe von Laras Bemühen lassen seine hartnäckige Verweigerung ins Wanken geraten.

Dieses Buch ist nicht nur eine wunderschöne Liebesgeschichte, die zu Tränen rührt. Es stellt vielmehr die Hoffnung und den Mut in den Vordergrund, den unerschütterlichen Glauben daran, dass die Liebe siegen wird. Es erzählt von Zweifeln, die überwunden werden und einem tiefem Glauben, der sich in Menschen festsetzen und Wunder bewirken kann. Und es plädiert für das Geben im Geheimen, dem Widerstand gegen Stolz und öffentliche Selbstgerechtigkeit, einem selbstlosen Geben, das wunderbare Möglichkeiten eröffnet. Ich erfuhr erst am Ende des Buches, dass der Autor Randall Wallace auch für das Verfassen des Drehbuches von „Braveheart“ und „Peral Harbour“ verantwortlich ist und kann für „Der Chirurg“ eine uneingeschränkte Lesempfehlung geben. Die liebenswerten Protagonisten, die interessante Handlung und die vielen Emotionen machen dieses Buch zu einem Leseerlebnis der ganz besonderen Art. Ich danke meiner lieben Freundin von Herzen dafür, dass sie mir dieses Buch geschenkt und mich somit an dieser wunderbaren Geschichte teilhaben ließ.



(Rezension zum Printexemplar)