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Veröffentlicht am 16.04.2018

Die Kreuzträgerin – Jenseits des Feuersturms

Die Kreuzträgerin: Jenseits des Feuersturms
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Die Kreuzträgerin – Jenseits des Feuersturms

„Warte nicht auf den Sonnenschein in deinem Leben, Anna. Zieh deine Gummistiefel an und lerne, im Regen zu tanzen! Und schau dir die Schlammpfützen mal genau ...

Die Kreuzträgerin – Jenseits des Feuersturms

„Warte nicht auf den Sonnenschein in deinem Leben, Anna. Zieh deine Gummistiefel an und lerne, im Regen zu tanzen! Und schau dir die Schlammpfützen mal genau an – selbst in ihnen spiegelt sich der Himmel!“

Die junge Studentin Anna Tanner hat in ihrer Vergangenheit in einem Mitteleuropa, in dem Menschenrechte rigoros ignoriert werden und es weder Meinungs-, noch Religions- und Pressefreiheit gibt, für einigen Tumult gesorgt. Die ehemals mustergültige Apollinerin wird durch eine schicksalhafte Begegnung zum Nachdenken gebracht, lehnt sich gegen das Regime auf und wird letztendlich als Verräterin zu Tode verurteilt. Sie entkommt den europäischen Schergen mit knapper Not und flieht zu ihren Eltern nach Afrika. In Kenia sieht sie ihre schmerzlich vermisste Mutter wieder und begegnet auch ihrem Vater, der die Familie vor vielen Jahren verließ. Reinhold Tanner hatte sich der Rettung der Christen in Europa verschrieben und im fernen Afrika ein Rettungscenter aufgebaut. Anna genießt es zum ersten Mal in ihrem Leben, ausreichend Nahrung und Kleidung zur Verfügung zu haben, nicht über jeden Schritt Rechenschaft ablegen oder auf jedes Wort, das man sagt, achtgeben zu müssen. Sie ist in einem Land angekommen, in dem man sagen, denken, reden und glauben darf, was man möchte. Durch die liebevolle Zuwendung ihrer Familie und deren Freunde erholt sich die unterernährte und traumatisierte Immigrantin zwar rasch, sie fühlt sich jedoch einsam und isoliert und kann zudem Gott in ihrem neuen Umfeld nicht finden. Annas Innerstes findet keine Ruhe. Immer wieder muss sie an ihren verschollenen besten Freund Felix denken, der ihr versprochen hatte, jenen Mann aus Mitteleuropa zu retten, dem Annas Herz gehört. Durch eine Intrige in der Kollegenschaft werden Ungereimtheiten in der christlichen Organisation von Reinhold Tanner aufgedeckt und plötzlich überschlagen sich die Ereignisse: Anna muss fliehen und findet sich in einer Organisation in einem Land wieder, dessen Sprache sie nicht mächtig ist und deren Kontaktpersonen sie misstraut… wird Anna es schaffen, ihren Verfolgern ein weiteres Mal zu entkommen?

Die Autorin präsentiert mit „Jenseits des Feuersturms“ die Fortsetzung eines hoch spannenden ersten Bandes. In kurzen Sätzen wird dem Leser ein Rückblick auf die Ereignisse des Vorgängerbuches gegeben. Man begegnet den Sympathieträgern Kephas und Felix aus dem ersten Band wieder und darf sich über die Wiedervereinigung der Familie Tanner freuen. Da dieser zweite Teil in Afrika und anschließend in Finnland spielt, stellt Lydia Schwarz ihrer Protagonistin neue Nebenfiguren zur Seite, die ich allesamt als sehr gut konstruiert und überaus einnehmend empfand. Besonders ans Herz gewachsen ist mir hierbei die herzliche Mama Moses, die Mutter des Felix Livingstone. Meine größte Sympathie galt allerdings dem schwermütigen Philosophen Kephas, der als Abtrünniger und Outlaw ebenfalls eine neue Heimat in Afrika gefunden hatte und immer noch um seine Familie trauert. Bei den Mitarbeitern der Hilfsorganisation handelt es sich um sehr originell gezeichnete Charaktere, die durch die ausführliche Beschreibung der Autorin in diesem Buch regelrecht zum Leben erweckt werden.

Der Buchtitel und die Abbildung der Protagonistin mit der großen Tätowierung eines Kreuzes auf ihrem Oberarm als Erkennungszeichen der Christen weisen bereits darauf hin, dass dem Glauben an Gott großen Raum in diesem Buch gegeben wird. Diese Tatsache hat dieses spannende und Abenteuer verheißende Buch meiner Ansicht nach sehr bereichert. Ich habe die Lektüre in hohem Maße genossen, und wurde auf den letzten drei Buchseiten dermaßen positiv überrascht, dass ich es nun kaum erwarten kann, den dritten Band in Händen halten zu dürfen.

An die kleine Schrift, den engen Zeilenabstand und die ungewöhnliche Platzierung der Seitenanzahl des Buches hatte ich mich nach der Lektüre des ersten Bandes inzwischen notgedrungen gewöhnt. Ein großer Kritikpunkt meinerseits ist jedoch die Darstellung jener Szenen, die in Finnland spielen, wo man sich als Leser regelrecht durch zweihundert Buchseiten in gebrochenem Deutsch quälen muss. Es hat meinen Lesefluss empfindlich gestört und mich ehrlich gesagt irgendwann dermaßen genervt, dass ich dazu überging, einige Passagen sogar zu überlesen. Wirklich schade!

Fazit: Mit „Jenseits des Feuersturms“ wird die Buchreihe „Die Kreuzträgerin“ auf interessante, abenteuerliche und spannende Weise fortgesetzt. Man darf als Leser die Geschicke der Anna Tanna weiter verfolgen und wird sehr gut unterhalten. Dieser Roman wirft ernste Themen auf und zeichnet ein erschreckendes Zukunfts-Szenario, das in Mitteleuropa hoffentlich niemals zur Realität wird. Spannend – unterhaltend – abenteuerlich! Eine sehr empfehlenswerte Lektüre!

Veröffentlicht am 16.04.2018

Menschenhandel in Deutschland

Der verdrängte Skandal
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Menschenhandel in Deutschland

„Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist einer der verheerendsten und kriminellsten Taten unserer Zeit. Opfer werden auf intimste und unvorstellbare Weise geschändet, ...

Menschenhandel in Deutschland

„Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist einer der verheerendsten und kriminellsten Taten unserer Zeit. Opfer werden auf intimste und unvorstellbare Weise geschändet, gedemütigt und verletzt, oft mit weitreichenden, lebenslänglichen physischen und psychischen Folgen für die Opfer.“ (Shannon von Scheele, Netzwerk gegen Menschenhandel e.V.)

Frank Heinrich und Uwe Heimowski befassen sich mit einem gravierenden, globalen, europäischen und deutschen Problem: dem Menschenhandel. Die beiden Autoren liefern dazu auch Zahlenmaterial und zeigen auf, dass Deutschland eine Drehscheibe für Menschenhandel ist, sie beziehen sich hierbei auf verschiedene statistische Erhebungen und Recherchen. Im vorliegenden Sachbuch findet man eine Menge Daten zu diesem schockierenden Tatbestand, dazu zahlreiche Schicksalsberichte von Betroffenen, aber auch Arbeitsberichte von Streetworkern und Seelsorgern.

Überall in Deutschland findet man Laufhäuser, FKK-Clubs, Bordelle und Sexfabriken. Die Frauen werden von Zuhältern, Bordellbetreibern, Sexkäufern und durch Wuchermieten oder Shuttledienste in ihre Herkunftsländer ausgebeutet. Erschreckend die Tatsache, dass es allein in Deutschland schätzungsweise 200.000 Prostituierte gibt, und 80 Prozent dieser Frauen zum Verkauf ihres Körpers gezwungen werden. Es wird von der raffinierten Art und Weise berichtet, mit der gutgläubige junge Mädchen und Frauen in die Falle tappen, von den anschließenden Misshandlungen, den Drogen, der Erniedrigung und Ablehnung, dem ungeschützten Geschlechtsverkehr, zahllosen schweren körperlichen Übergriffen und letztendlich der Resignation und Ausweglosigkeit der Betroffenen. Die dramatischen Folgen misshandelter und missbrauchter Frauen treten in Gestalt von Panikattacken, schweren Traumata, massiver Angst vor verbaler und körperlicher Gewalt bis hin zu suizidalen Phasen und selbstverletzendem Verhalten auf.

Neben der erschreckenden Aufzählung von Fakten und den Berichten betroffener Mädchen und Frauen erzählen die Autoren jedoch auch von Hilfsorganisationen, die sich unermüdlich im Kampf gegen die Zwangsprostitution engagieren, allen voran der Verein „Gemeinsam gegen Menschenhandel“. Unter anderem wird auch die Geschichte von William Wilberforce erzählt, der den Menschenhandel zu seiner Berufung machte und beinahe zwanzig Jahre seines Lebens dafür kämpfte, den Handel mit Sklaven abzuschaffen. Wilberforces Lebenstraum erfüllte sich ganz kurz vor seinem Tod, als im Jahre 1833 die Sklaverei abgeschafft wurde. Geoff Tunnicliffe, der ehemalige Direktor der World Evangelical Alliance, drückt angesichts der Vorstellung des Films „Amazing Grace“ vortrefflich aus, was ein einziger Mensch bewirken kann, als er sagt: „Eine kraftvolle Geschichte, die zeigt, wie ein gläubiger Mensch die kulturelle und soziale Umgebung eines ganzen Landes verändern kann.“ Und auch Frank Heinrich und Uwe Heimowski zeigen auf, was jeder Einzelne tun kann und präsentieren am Ende des Buches sogar eine Checkliste mit wichtigen Anlaufstellen, informativen WebSites, Notrufnummern und Informationen zu einem achtsamen Umgang mit Ressourcen und Konsumgütern, für deren Produktion Überlebende und gefährdete Frauen beschäftigt werden.

„Der verdrängte Skandal“ ist eine schockierende Konfrontation mit Fakten, die dazu beiträgt, seine Leser aufzurütteln und auf diese Missstände aufmerksam zu machen. Für mein Empfinden stellt dieses Buch einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen Menschenhandel dar, den man unbedingt gelesen haben sollte.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Über den islamischen Terrorismus

Das Prinzip des Terrors
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Über den islamischen Terrorismus

In seinem Buch „Das Prinzip des Terrors“ berichtet der Ich-Erzähler und ehemalige Terrorist Taysir Said Abu Saada, kurz Tass genannt, über den islamischen Terrorismus. ...

Über den islamischen Terrorismus

In seinem Buch „Das Prinzip des Terrors“ berichtet der Ich-Erzähler und ehemalige Terrorist Taysir Said Abu Saada, kurz Tass genannt, über den islamischen Terrorismus. Als einstiger Kämpfer der Miliz Jassir Arafats kam Tass 1974 in die USA, heiratete und gründete eine Familie. Der große Wendepunkt seines Lebens fand im Jahre 1993 statt, als er zum Christentum konvertierte und Jesus sein Leben anvertraute. Für seine restliche Familie wurde er dadurch zum Abtrünnigen und sogar mit Mord bedroht. Tass arbeitet im Hilfswerk „Seeds of Hope“ in Jericho, Erfahrungsberichte aus seinem dortigen Wirken lieferte etliche Beiträge für dieses Buch.

Die Ausführungen des Autors beginnen mit dem Einzug des Islamischen Extremismus am 11. September 2001, als Muslime aus dem Nahen Osten zwei Flugzeuge entführten und die ganze Welt geschockt miterlebte, wie der Terrorismus erstmals in der westlichen Welt ein konkretes Thema wurde. Seit diesem denkwürdigen und schrecklichen Tag gibt es wohl kaum noch einen Ort auf der Welt, an dem man sich wirklich uneingeschränkt sicher fühlen kann. Tass Saada berichtet über die Islamische Kultur, den Stellenwert der Gruppenehre im Islam und führt hierzu Beispiele aus seinen persönlichen Erfahrungen an. Der Autor gewährt interessante Einblicke in die arabische Kultur, deren Einstellung zur Demokratie, der Denkweise und den Prinzipien eines Terroristen. Er vermittelt das Bild, das ein Terrorist von den Menschen in der westlichen Welt hat und geht auf die kulturellen Gegensätze ein. In einem Abschnitt des Buches konzentriert er sich auf die Entstehungsgeschichte des Konflikts im Nahen Osten, der weit in die Vergangenheit reicht: zu den Söhnen Abrahams – Ismael und Isaak.

Im Buch findet man zahlreiche Ausschnitte aus der Bibel - Tass Saada untermalt sehr viele seiner Ausführungen mit Bibelstellen. Er zeigt anhand einer eigenen Erfahrung auf, wie schwierig es ist, sich als konvertierter Christ Freunde unter Muslimen zu machen und erörtert die Möglichkeiten eines jeden einzelnen Menschen, seinen eigenen Beitrag gegen Terrorismus in der Welt zu leisten. Gemäß Autor ist es schon allein in unserem engsten Umfeld möglich, uns mit unseren Vorurteilen auseinanderzusetzen, ihnen entgegen zu wirken. An dieser Stelle gibt er wertvolle Tipps zum Umgang mit Muslimen – er weist auf Dinge hin, die man unbedingt vermeiden sollte, zeigt Brücken zur Verständigung und plädiert dafür, den individuellen Menschen kennen zu lernen, mit seinen Hintergründen, Ängsten und Hoffnungen.

Im letzten Abschnitt des Buches stellt Tass Saada Menschen vor, die er persönlich als „seine Helden des Alltags“ bezeichnet. So erzählt er vom Kindergarten „Little Hearts“ in Jerusalem und dem Wirken der Organisation „Seeds of Hope“ in Jericho und plädiert dafür, als Christ in dieser Welt „ein Kurier der Liebe“ zu sein.

Fazit: „Das Prinzip des Terrors“ ist ein äußerst informatives und interessantes Sachbuch, das nicht nur Hintergründe beleuchtet und verständlich macht, sondern auch Wege zu einem friedlichen Miteinander, zu einem „Aufeinander-Zugehen“ und zur gegenseitigen Akzeptanz aufzeigt. Ich empfand dieses Buch als sehr anregende Lektüre, die ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Kirche – Gemeinde - Zweifel

Es ist kompliziert
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Kirche – Gemeinde - Zweifel

„Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem alle sicher sind, es aber niemand bequem hat. Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem wir einander die ...

Kirche – Gemeinde - Zweifel

„Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem alle sicher sind, es aber niemand bequem hat. Stellt euch vor, die Kirche würde zu einem Ort, an dem wir einander die Wahrheit sagen. Es könnte tatsächlich passieren, dass wir ein Heiligtum schaffen.“

Die Bestsellerautorin und leidenschaftliche Bloggerin Rachel Held Evans war ein tief gläubiges Kirchenmädchen. Sie war in der Jugendgruppe aktiv und brannte für Gott, bis das Feuer irgendwann, als sie erwachsen war, erlosch. Im vorliegenden Buch, das viele autobiografische Elemente enthält, berichtet sie über ihre persönlichen Lebenserfahrungen und bringt immer wieder Ausschnitte aus der Bibel ein, bezieht sich auf bestimmte, zum Inhalt passende Stellen und zitiert aus der Heiligen Schrift.

Christin zu sein ist für die Autorin die wichtigste, komplizierteste, schönste und herzzerreißendste Beziehung ihres Lebens. Ihre Zweifel und der schleichende Verlust ihres Glaubens werden daher auch sehr eingehend beschrieben, sie führten zu einer Glaubenskrise. Rachel Held Evans thematisiert Elemente der Kirche, benennt ihre sieben Buchkapitel nach den Sakramenten Taufe, Beichte, Weihe, Abendmahl, Konfirmation, Krankensalbung und Ehe und stellt in ihren Ausführungen vieles in Frage. Sie legt klar und deutlich dar, was sie an der Kirche stört und weshalb sie sich zu einer bestimmten Zeit ihres Lebens immer mehr davon distanzierte. Sie erzählt von ihrer Suche nach einer Gemeinde, in der sie und ihr Ehemann Dan sich wohlfühlen, eine Suche, die sogar dazu führte, mit ihren Freunden eine eigene Gemeinde zu gründen, bis sie letztendlich nach langer Suche in der St. Luke’s Episcopal Church ihre geistliche Heimat finden durfte.

Das Buch beinhaltet eine Sammlung von Geschichten unterschiedlicher Kirchengemeinden und persönlich Erlebtem. Die Berichte werden durch eine Vielzahl von Bibelstellen und Zitaten unterlegt. Die Autorin hinterfragt kritisch und scheut sich nicht, kontroverse Themen aufzugreifen. Sie führt jedoch auch das positive Wirken und die Unterstützung in schweren Situationen durch die Gemeindemitglieder an, beleuchtet die Institution Kirche von allen Seiten. Die schrecklichen Gräueltaten, die im Namen Gottes von Christen verübt wurden, bleiben nicht unerwähnt. Rachel Held Evans vermittelt in ihrer Abhandlung einen Weg, den viele Christen vor ihr beschritten haben – und vermutlich auch nach ihr gehen werden. Ich empfand es als einen sehr persönlichen, authentischen und sehr gut dargestellten Bericht ihrer Glaubensentwicklung mit sehr guten Ansätzen und wertvollem Gedankengut.

„Kirche ist nichts Statisches. Sie ist kein Gebäude, keine Denomination, kein eingetragener Verein. Kirche ist der Moment, in dem das Reich Gottes nahekommt, wenn eine Mahlzeit, eine Geschichte, ein Lied, eine Entschuldigung, ja sogar ein Versagen geheiligt wird durch die Gegenwart Jesu unter uns und in uns. Dass wir dazu eingeladen sind, einen Blick auf die Heilige Dreieinigkeit zu erhaschen, ist Gnade. Alles davon, jeder Atemzug und jede Sekunde, ist Gnade“.

Fazit: „Es ist kompliziert“ ist eine interessante, fordernde Lektüre, ein Buch, das unbequemen Fragen nicht ausweicht und sie thematisiert.

Veröffentlicht am 16.04.2018

Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

Herausspaziert
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Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

„Ich wünschte mir, den Leuten so zu begegnen, wie Jesus ihnen begegnet wäre.“

Bettina Becker wünscht sich das nicht nur, sie setzt es auch in ihrem täglichen Leben ...

Kreativ – unkonventionell - nachhaltig

„Ich wünschte mir, den Leuten so zu begegnen, wie Jesus ihnen begegnet wäre.“

Bettina Becker wünscht sich das nicht nur, sie setzt es auch in ihrem täglichen Leben um. Als Theaterpädagogin und Theologin mit einem großen Faible für die Improschauspielerei scheut sie sich nicht, aus ihrem alltäglichen Umfeld „herauszuspazieren“ und auf die unterschiedlichsten Menschen zuzugehen. Im vorliegenden Buch berichtet sie über Erkenntnisse, die sie aus solchen Begegnungen gewonnen hat. Sie behandelt auftretende Fragen und verleiht ihren Gedanken dazu Ausdruck. Das Ziel der Autorin ist es, den Menschen Mut zu machen, auf andere zuzugehen, „herauszuspazieren“, wie sie es nennt, und „Hoffnung zu leben“. Im Zuge ihrer Berichte betrachtet sie die Situation immer wieder aus biblischer Sicht, zieht Vergleiche und führt dem Leser vor Augen, wie Jesus auf jene Menschen zuging, die am Rande der Gesellschaft lebten.

Bettina Becker erzählt von regelmäßigen Besuchen bei Prostituierten, von Jugendlichen, die auf die schiefe Bahn gerieten und ihren Erfahrungen als Streetworkerin. Hierbei spricht sie aber nicht nur von ihren Erfolgen, sondern auch von Misserfolgen. Sie offenbart ihre Ängste und die Notwendigkeit, immer wieder improvisieren zu müssen. Als Erfolg ihres Handelns definiert die Autorin eine Veränderung ihrer Mitmenschen, bedingt durch die Tatsache, dass sie geliebt werden. Sie betont, wie wichtig es ist, dass verletzte, einsame Menschen die Erfahrung machen dürfen, was es bedeutet, geliebt zu werden, und zwar so, wie sie sind. Ihr vorrangiges Ziel ist es, keine professionelle Distanz, sondern Nähe und Wertschätzung zu vermitteln – Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden. „Liebe ist niemals umsonst. Liebe hat Auswirkungen. Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden. Dazu braucht es kein großes Konzept, kein Geld, keinen Verein. Dazu braucht es einen Menschen, der den ersten Schritt auf einen anderen Menschen zugeht. Dazu braucht es nichts Großes. Mutter Teresa hat gesagt: „Man muss nichts Großes tun, sondern die kleinen Dinge in großer Liebe tun. Wichtig ist nicht, wie viel man tut, sondern wie viel Liebe man darauf verwendet“. Wir haben Erfolg, wenn wir lieben. Was daraus entsteht ist nicht unsere Verantwortung, aber wir dürfen wissen, dass etwas entsteht. Denn Liebe ist nicht vergeblich. Erfolg ist, wenn Menschen geliebt werden.“

Bettina Becker schreibt über die wichtigen Dinge im Leben, nämlich Glaube, Hoffnung und Liebe. In diesem Sinne äußert sie sich zur praktischen Umsetzung im täglichen Leben – und zu gelebter Hoffnung. Sie beleuchtet aber auch Gründe, nicht aktiv zu werden, nicht aus der eigenen Komfortzone „herauszuspazieren“. Die Autorin schreibt absolut überzeugend und mitreißend, sie versteht es, mit ihren Worten Menschen zu begeistern. Bettina Becker macht Mut und fordert ihre Leser heraus, deren Begabungen zu erkennen und aktiv zu werden… auch, wenn man dabei alte Strukturen und Gewohnheiten verlassen muss.

„Herausspaziert“ hat mich positiv überrascht. Ich konnte diese Lektüre nicht mehr aus der Hand legen und bin begeistert von der Initiative, dem Mut, der Entschlossenheit und der Sensibilität der Autorin, die über ihren Schatten sprang und auf Menschen zuging, bei denen sie bislang eine gewisse Scheu vor dem Kontakt hatte. Ihre permanenten Verweise auf die Grundsätze der Bibel und die Vergleiche mit den Handlungen von Jesus waren beeindruckend.
Bettina Becker schreibt: „ Wenn Gott in dieser Welt etwas Großes tut, dann will ich vorne mit dabei sein und nicht bloß Geschichten darüber hören. Ich will als Christin leben und diesem Namen alle Ehre machen. Es geht darum, da zu sein, wo Menschen in Not sind. Deswegen sollen wir herausspazieren. Um Menschen zu begegnen. Weil nur durch Bewegung Begegnung entsteht.“

Ein großartiges Buch, ein Augenöffner und Mutmacher – ein absolutes Lese-Highlight und eine uneingeschränkte Leseempfehlung!