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Veröffentlicht am 16.05.2024

Sehr spannend und immer realitätsnah

Tode, die wir sterben
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Linda, so hieß seine Frau. Tödlich verunglückt vor wenigen Tagen. Unbegreiflich für ihn, dass sein Freund und engster Kollege neben ihr im Auto saß und ebenfalls getötet wurde. Was hatten die beiden miteinander ...

Linda, so hieß seine Frau. Tödlich verunglückt vor wenigen Tagen. Unbegreiflich für ihn, dass sein Freund und engster Kollege neben ihr im Auto saß und ebenfalls getötet wurde. Was hatten die beiden miteinander zu tun? In e i n e m Auto? Wo sie doch zum Pilateskurs wollte? Für Außenstehende offensichtlich, aber Jon Nordh will es nicht wahrhaben. Gut, dass ein neuer Fall auf den Tisch kommt und er hoffentlich ein wenig vom Grübeln abgelenkt wird.

Ein Teenager wird ermordet und die Empörung ist riesig. War er tatsächlich ein Opfer von skrupellosen Dealern oder ein versehentlich Getroffener? Das ungleiche Ermittlerpaar macht sich auf die Suche nach dem oder den Tätern. Was zunächst wie ein klarer Fall aussieht, entpuppt sich als mühsames Zusammenfügen von Puzzleteilen. Zumal es in
"Tode,die wir sterben" weitere Opfer gibt und auch die Ermittler gefährdet sind.

Der Krimi hatte alles, was ich von ihm erwartete. Gleichbleibende Spannung, keine unmöglichen Scharmützel und keine ausschweifenden Darstellungen von Geschlechtsverkehr. Sämtliche Schilderungen von Tat und Ermittlung sind für mich nachvollziehbar und glaubwürdig. Klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 12.05.2024

Das Buch lädt zum Träumen ein

Das Echo der Gezeiten
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Im September 1960 steht Tilla Puls am Wasser. Sie trägt eine Taucherbrille und gleich will sie hinab in die Tiefen des Meeres. Sie möchte ein Schiff finden, von dem die Großmutter ihr so viel erzählte. ...

Im September 1960 steht Tilla Puls am Wasser. Sie trägt eine Taucherbrille und gleich will sie hinab in die Tiefen des Meeres. Sie möchte ein Schiff finden, von dem die Großmutter ihr so viel erzählte. Zudem gibt es auch eine geheimnisvolle Glocke, die Thema einer Legende ist.

Auf einer Insel in der Nordsee im Jahr 1633 stranden Nes und ihre Mutter. Sie suchen Unterschlupf bei den hier lebenden Beginen. Leider haben die Bewohner der Insel Vorurteile und kämpfen bald gegen die Frauen.

Es dauerte eine Weile, bis ich mich auf das Buch einlassen konnte. Der Einstieg war schwer. Dass ich trotzdem weiter las, habe ich nicht bereut. So spannend und abwechslungsreich wurde es geschrieben.

Die beiden Erzählstränge wechseln sich in dem Roman „Das Echo der Gezeiten“ ab. Die unterhaltsame Erzählung führt uns in die Welt der Taucher und des Tauchens. Gleichzeitig lernt der Leser die Arbeit der Meeresarchäologen kennen. Welchen Kampf junge Frauen damals bestehen mussten ist heute unfassbar. Sie durften keineswegs das lernen, was sie sich vorstellten. Oft wurden sie belächelt oder gar verspottet. All das musste Tilla erleben, als sie den Wunsch äußerte, Meeresarchäologie zu studieren.

Die junge Nes hatte ganz andere Sorgen als Tilla. Sie kämpfte gegen die Feindschaft der Insulaner und das karge Leben mit den Ordensfrauen. Dass sich das Schicksal beider Frauen doch in gewisser Weise ähnelt, beschreibt die Autorin in einer angenehmen Sprache. Sie weist am Schluss des Buches darauf hin, welche Ereignisse auf Fakten beruhen und was ihrer literarischer Freiheit geschuldet ist. Ein schöner Roman für Freunde des Meeres.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

So kämpfte Friedrich Froebel für die Kleinen

Die Zeit der Kinder
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Friedrich liebt den Wald. So oft ist er hier, sammelt Steine und beobachtet Tiere. Die Steine zeigt er seiner Stiefmutter und die freut sich mit ihm. Das ändert sich als ein Baby geboren wird. Jetzt beachtet ...

Friedrich liebt den Wald. So oft ist er hier, sammelt Steine und beobachtet Tiere. Die Steine zeigt er seiner Stiefmutter und die freut sich mit ihm. Das ändert sich als ein Baby geboren wird. Jetzt beachtet ihn niemand mehr. Sein Vater tadelt ihn, sobald er einen vermeintlichen Fehler begeht. Er züchtigt ihn mit einem Schlauch. Und ganz schlimm: Er soll Sie zu seiner „neuen“ Mutter sagen. Sie meint, sie sei für ihn ab sofort „Frau Fröbel“. Ob in ihrem Herzen wohl nur Platz für die Liebe e i n e s Kindes ist?

Nein, seine Kindheit war nicht schön. Vielleicht wollte er deswegen anderen Kindern das eigene Schicksal ersparen. Damals gab es nämlich keine Kindergärten. Es waren Verwahranstalten, die von Nonnen geleitet wurden. Auch Eltern oder Kinderfrauen hielten sich an die Bibel. „Erzieht Eure Kinder hart und streng“, das war Motto von Erziehungsberechtigten. Friedrich Fröbels Ansatz ging in eine ganz andere Richtung. Welche das war und mit wie vielen Widerständen er kämpfen musste, wird in diesem Buch beschrieben.

Es berührt nicht nur, sondern ist auch fast so spannend wie ein Krimi. Welchen Erziehungsmaßnahmen waren die armen Kleinen doch damals ausgesetzt. Grausam, ja, so habe ich das empfunden. Dass Fröbel trotz der zahlreichen Animositäten seinen Weg ging, bewundere ich. Im Anhang schreibt die Autorin, wie ihre Recherchen abliefen. Sie erwähnt die Fakten, also Personen, die beteiligt waren und auch Ereignisse, die belegt sind. Das ansprechende Cover passt sehr gut zum Inhalt und meine Leseempfehlung gilt ohne Einschränkungen.

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Veröffentlicht am 03.05.2024

Sehr gutes Buch über den Nahostkonflikt

Die Hamas
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Es gibt wohl kaum einen Konflikt, der so kontrovers diskutiert wird. Die Rede ist von Israel und seinen Nachbarn. Dabei haben nur wenige Menschen das Bedürfnis, sich umfassend und neutral zu informieren. ...

Es gibt wohl kaum einen Konflikt, der so kontrovers diskutiert wird. Die Rede ist von Israel und seinen Nachbarn. Dabei haben nur wenige Menschen das Bedürfnis, sich umfassend und neutral zu informieren. Umso wichtiger ist für mich, dass ich gute Bücher lese und so versuche, mir selbst ein Bild zu machen.

Welche Menschen verbergen sich hinter der „Hamas“? Wann wurde sie gegründet und warum greifen diese Männer immer wieder den Staat Israel an? Was steckt hinter den Hass? Diese Fragen trieben mich bereits etliche Jahre um und das Buch „Die Hamas“ gab mir Aufklärung. Es ist ein Sachbuch, das ohne viele Fremdwörter und in solider Sprache geschrieben wurde. Es ließ sich also sehr gut lesen.

Der Autor verstand es, keine der beiden Seiten als schlecht oder gut zu bezeichnen. Völlig neutral und faktenreich ist das Sachbuch geschrieben. Ein Muss für alle, die sich unparteiisch über die Hintergründe des langjährigen Konflikts informieren möchten.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Aus Kindern wurden Dinge

Martha und die Ihren
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Die Nydeggers sind arm. Und seit der Vater nicht mehr arbeiten kann, reicht es nicht einmal, um satt zu werden. Dann stirbt der Vater und die Kinder müssen weg von Zuhause. Martha, die Kleinste und Zarteste, ...

Die Nydeggers sind arm. Und seit der Vater nicht mehr arbeiten kann, reicht es nicht einmal, um satt zu werden. Dann stirbt der Vater und die Kinder müssen weg von Zuhause. Martha, die Kleinste und Zarteste, kommt zu einer Bauernfamilie. Als „Verdingkind“. Sie denkt: „Ja, verdingt. Wir sind zu Dingen geworden.“ Anfangs muss sie sich um den behinderten Sohn der Familie kümmern. Nie hört sie ein Lob und weiß, dass sie nur durch Mehrarbeit und Missachtung der eigenen Wünsche, zum wertvollen Mitglied der Gesellschaft wird.

Obwohl Martha intelligent und fleißig ist, sie darf keine höhere Schule besuchen. Auch andere Ziele, die ihr ein leichteres Leben brächten, werden ihr verwehrt. All die schlechten Erlebnisse und Schicksalsschläge vermittelt sie ihren beiden Söhnen. Das Buch erinnert mich an etliche Werke, die alle mit dem Thema Erziehung und indirekten Traumata zu tun haben. „Martha und die Ihren“ ist ein Highlight.

Ein Buch, das mich berührte und mitnahm auf eine Reise in die Vergangenheit. Zu den Verdingkindern und ihren Nachkommen. Bis heute ertragen sie die Folgen der Erlebnisse ihrer Vorfahren. Es wundert daher nicht, dass auch sie unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden. Das kompensieren sie dann zuweilen mit Strenge gegenüber Untergebenen oder ihrem eigenen Nachwuchs. Es ist ein Teufelskreis.

Die Sprache ist schlicht, also perfekt zum Thema passend und anschaulich. Der Autor beschrieb die Geschichte seiner Großmutter. Auch sie war hart gegen sich selbst und duldete keine Schwäche. Das Cover ist, wie bei allen Büchern aus dem Verlag Diogenes, perfekt gewählt. Es stammt aus dem Jahr 1913 und wurde von Leo Pütz gemalt. Es trägt den Namen „Wintersonne“. Einen Sternenregen sowie die klare Empfehlung gibt es von mir für diesen eindrucksvollen Blick in die Vergangenheit.

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