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Veröffentlicht am 07.06.2023

Ein beeindruckendes Buch

Über Israel reden
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Nominiert für #DeutscherSachbuchpreis wurde „Über Israel reden“ von Meron Mendel. Er schreibt hier, wie er die unterschiedlichen Debatten über sein Heimatland sieht. Kaum ein anderer Konflikt auf der Welt ...

Nominiert für #DeutscherSachbuchpreis wurde „Über Israel reden“ von Meron Mendel. Er schreibt hier, wie er die unterschiedlichen Debatten über sein Heimatland sieht. Kaum ein anderer Konflikt auf der Welt bringt so viele Emotionen hervor, wie jener im nahen Osten. Woran liegt es? Dürfen wir Deutsche uns überhaupt ein Urteil über das Vorgehen der Israelis oder der Palästinenser erlauben? Wir leben weit weg, haben keine Shoah oder Nakba erleben müssen.

„Über Israel reden“ ist so viel mehr, als ein Sachbuch. Geboren in Israel, lebt der Autor seit Jahren in Deutschland und ist Leiter der Bildungsstätte „Anne Frank“. Er verfolgt die hitzigen Debatten zwischen den unterschiedlichen Meinungen und fragt sich oft, welchen Grund diese hitzigen Diskussionen haben. Und ja, obwohl in Israel geboren, übt auch er Kritik an den Verantwortlichen dort. Wie soll man zum Beispiel damit umgehen, wenn bekannt ist, dass ein rechtsextremer Anwalt als Minister in der Knesset agiert? Wen es interessiert, sein Name ist Itamar Ben-Gvir.

Herr Mendel gibt klar zu verstehen, dass es im Nahostkonflikt kein Schwarz oder Weiß gibt. Und nicht jede Kritik an Israel ist zwingend Antisemitismus. Wer allerdings als Partei den Staat Israel hervorhebt, um damit gegen Muslime zu hetzen, der hat ganz andere Ambitionen. Das Buch ist unterhaltsam und für jeden verständlich geschrieben. Mir hat es die Augen geöffnet und mein zuweilen einfältiges Denken zurechtgerückt. Darf ich schreiben, dass ich einen Sternenregen schicke? Für ein Sachbuch zu diesem ernsten Thema? Ich mache es jetzt einfach.

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Veröffentlicht am 03.06.2023

Gute Darstellung des Lebens nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Erbe unserer Zeit
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Was machen Kinder, wenn sie feststellen, dass der Vater nicht der Held war, für den sie ihn hielten? So geschehen im Jahr 1958, als der wohlhabende Fabrikant Heiner Branniger vor seiner gerechten Strafe ...

Was machen Kinder, wenn sie feststellen, dass der Vater nicht der Held war, für den sie ihn hielten? So geschehen im Jahr 1958, als der wohlhabende Fabrikant Heiner Branniger vor seiner gerechten Strafe flüchtete. Als gesuchter Kriegsverbrecher musste er Deutschland und somit auch seine Familie verlassen. Doch, was geschieht mit dem Hopfenimperium? Auf Wunsch des Vaters soll der Sohn übernehmen, der hat allerdings so ganz andere Pläne für seine Zukunft. Ja und die Tochter Gerda könnte die Firma leiten, lebt aber im falschen Körper. Zu der Zeit damals war es nämlich nahezu undenkbar, dass eine Frau an der Spitze eines Betriebes steht. Auf die Familie kommen stürmische Zeiten zu.

„Das Erbe unserer Zeit“ ist mit einem besonders hübschen Cover geschmückt. Es zeigt reifen Hopfen und davon wird in diesem Roman auch viel berichtet. Neben Anbau und Verwendung gibt er Aufschluss über Schädlinge und Krankheiten sowie deren Bekämpfung. Die Autorin hat also viel recherchiert und das gefiel mir gut. Wie das Bild der Frau in den 60er Jahren noch war, ist ebenfalls perfekt dargestellt. Sie musste kochen und putzen können, dem Mann den „Rücken freihalten“. Keine Frau durfte ohne Zustimmung des Ehemanns arbeiten.

Immer adrett gekleidet und niemals den arbeitenden Mann mit Kittelschürze empfangen, das machte die gute Hausfrau aus. Dass sie damit aber nicht immer auf Gegenliebe stieß, das zeigt sich bei der Schwester Gerdas. Und Gerda wiederum war mehr als erschüttert zu erfahren, wie der von ihr so verehrte Vater tatsächlich war. Das Buch ist unterhaltsam geschrieben und lässt sich selbst ohne erhebliche Konzentration gut lesen. Auch wenn das Geschehen für mich oft vorhersehbar war, empfehle ich es.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Theodor Storm ermittelt

Das Nordseekind
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Peter Söt ist Schreiber beim Advokaten Theodor Storm. Seine junge Frau und das Baby fordern viel Aufmerksamkeit von ihm. Wäre seine Schwägerin nicht so hilfsbereit, könnte er seine Pflichten für Herrn ...

Peter Söt ist Schreiber beim Advokaten Theodor Storm. Seine junge Frau und das Baby fordern viel Aufmerksamkeit von ihm. Wäre seine Schwägerin nicht so hilfsbereit, könnte er seine Pflichten für Herrn Storm kaum erfüllen. Der bekommt überraschenden Besuch von einer Frau, die behauptet, dass ihr ein großes Erbe streitig gemacht worden war. Weder Söd noch Storm glauben ihr. Sie gehen so gar nicht auf das Ansinnen der Dame ein, ihr beim Durchsetzen ihrer Forderungen zu helfen. Als dann allerdings einige Todesfälle den Ort Husum erschüttern, kommen die beiden Herren doch ins grübeln und nehmen die Ermittlungen auf.

Die Grundlage des „Das Nordseekind“ bildete eine Novelle, die Theodor Storm vor vielen Jahren schrieb: „Auf dem Staatshof“. Erfolg und Niedergang einer Familie spielte damals eine Rolle und ist auch in diesem Roman die Grundlage der Geschichte. Historische Fakten und dichterische Freiheit sind zu einem unterhaltsamen historischen Krimi verwoben. Der Ich-Erzähler Peter Söt beschreibt nicht nur die Ereignisse rund um das Schicksal der jungen Frau. Vor jedem Kapitel gibt es ein Zitat, das Originalgetreu aus der Feder des Dichters Storm stammt.

Obwohl mir die Erzählung rund um Storm und die Sage der Halbinsel Eiderstedt dann doch zu ausführlich erschien, empfehle ich das Buch. Der Autor hat es verstanden, mir die Figur des Theodor Storm so ganz privat näher zu bringen.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Ein aufwühlendes Buch mit Tiefgang

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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Lily war gerade mal 9 Jahre alt, als es plötzlich an der Türe schellte. Dunkle Gestalten forderten die Menschen im „Judenhaus“ auf, ihre Sachen zu packen und zu einem Sammelplatz zu kommen. Sämtliche Juden ...

Lily war gerade mal 9 Jahre alt, als es plötzlich an der Türe schellte. Dunkle Gestalten forderten die Menschen im „Judenhaus“ auf, ihre Sachen zu packen und zu einem Sammelplatz zu kommen. Sämtliche Juden des kleinen Ortes nahe Freiburg, werden in Fahrzeuge gequetscht und abtransportiert. Gerade noch kann die kleine Agnes, eine Freundin von Lily, ihr ein „auf Wiedersehen“ hinterherrufen. Das war im Jahr 1940.

1965 reist Agnes, eine Moderatorin des SWR Freiburg, nach Frankreich. Sie recherchiert unter anderem in Dieulefit, einem Dorf, das sich gegen die Nazis stellte und viele Juden vor dem Tod rettete.

Es war im Jahr 1929 als zwei Frauen am Ortsrand von Dieulefit eine Internatsschule gründeten. Und hier, etwa ab 1940, wurde das „Wunder von Dieulefit“ erschaffen. Diese Schule ist Grundlage des neuesten Romans von Bettina Storks. Und immer dann, wenn sie ein Buch veröffentlicht ist gewiss, dass es ein Bestseller wird. Warum ist das so?

Die Autorin schreibt in zwei Zeiträumen. Einmal ab 1940, wie es der kleinen Lily erging und zum anderen ab 1965, wo die Recherche der Agnes beginnt. Neben Größen der Résistance lernt der Leser auch widerwärtige Menschen kennen. Klaus Barbie war einer von ihnen, der in Lyon sein Unwesen trieb.

Neben vielen Fakten gibt es spannende Elemente und auch eine Liebesgeschichte darf nicht fehlen. Die Sprache ist gewohnt bildhaft und viele Unterhaltungen lockern das ernste Thema ein wenig auf. Zwei Erkenntnisse für mich, die ich beim Lesen erlangte:

- Die Traumata der Überlebenden kann niemand nachvollziehen und wir dürfen nicht schweigen.
- Nein, das Leid ist nie vorbei und der Satz „Einmal muss doch mal Schluss sein“, darf nicht gelten.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Der Gespensterwald Nienhagen ist eine Reise wert

Das Glück in den Wäldern
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Die „Sehnsuchtswald-Reihe“ besteht aus vier Bänden und „Das Glück in den Wäldern“ ist das zweite Buch der Reihe. Dieses Mal ist Franzi die Hauptperson. Sie lebt mit ihrem Partner auf Rügen und beide zusammen ...

Die „Sehnsuchtswald-Reihe“ besteht aus vier Bänden und „Das Glück in den Wäldern“ ist das zweite Buch der Reihe. Dieses Mal ist Franzi die Hauptperson. Sie lebt mit ihrem Partner auf Rügen und beide zusammen führen ein kleines, gemütliches Café. Eigentlich könnte Franzi rundum glücklich und zufrieden sein. Wäre da nicht ihre ältere Schwester, mit der sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Als sie schwanger wird, macht sie sich auf die Suche zu einem Gegenstand, den ihr Vater vor vielen Jahren für sie und die Schwester Luna anfertigte. Sie möchte unbedingt, dass dieser Glücksbringer überm Bett ihres Kindes hängt. Die Suche danach wird zu emotionalen Reise in die Vergangenheit.

Auch Teil zwei der Reihe zeigt, wie eindringlich sich die Autorin mit den Bäumen befasste. Aber nicht nur das. Sie weist ebenfalls darauf hin, wie Urteile getroffen werden, nur weil die Situationen nicht hinterfragt sind. So viele Jahren gehen ins Land und Kontakte brechen ab, weil den Beteiligten der Mut fehlt. Dabei ist das Leben der Menschen so endlich. Im Gegensatz zu den Bäumen. Ließe man sie in Ruhe wachsen, würden sie hunderte Jahre alt und älter.

Dieses Mal ist der Gespensterwald Nienhagen das Sujet. Er liegt nahe bei Rostock. Auch wenn ich die Gegend nicht kannte. Nach dem Lesen dieses Buches fühlt es sich an, als sei ich dort gewesen. So bildhaft ist die Sprache. Dabei möchte ich das Cover noch hervorheben. Es ist stimmig und zeigt die einzigartige Kombination zwischen Wald und Meer. Wunderschön. Einige Menschen aus dem ersten Band der Reihe begegneten mir wieder, aber die Bücher können auch unabhängig voneinander gelesen werden.

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