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Veröffentlicht am 06.12.2022

Ein Thriller der Extraklasse

Dark Clouds
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Eine Alfetta zu fahren, das war schon immer sein Traum. Er hätte sie am liebsten in einer Garage stehen lassen und nur hin und wieder betrachtet. Dass er sie jetzt aus der Tiefgarage seiner Dienstelle ...

Eine Alfetta zu fahren, das war schon immer sein Traum. Er hätte sie am liebsten in einer Garage stehen lassen und nur hin und wieder betrachtet. Dass er sie jetzt aus der Tiefgarage seiner Dienstelle vor Wassermassen retten muss, das hätte er niemals erwartet. Und der Besitzer namens Graf ist nicht der einzige, dem plötzlich auftretende Wassermassen Probleme bereiten. Auch in Frankfurt verwandeln sie Straßen in reißende Flüsse und selbst Menschenleben ist in Gefahr. Drei Kenner der Materie sind sich sicher, dass dies nur der Anfang ist. Der Beginn einer viel größeren Katastrophe, die etliche Menschenleben fordern wird. Und die Politiker sehen die Gefahr nicht.

Eine Wolkenkundlerin, ein Spezialist für das große Gebiet der Informationstechnik und ein Schadensgutachter sind der einhelligen Meinung, dass das Ende der Welt fast erreicht ist. Diese Wassermassen sind nicht nur eine Gefahr für Leib und Leben der Menschen. Es vernichtet die Infrastruktur, zerstört die Natur und weder Flora noch Fauna werden überleben. Wie sie zu diesem Schluss kommen, das schreibt der Autor Thilo Falk sehr ausführlich. „Dark Clouds“ ist viel mehr als ein Thriller. Meiner Meinung nach tendiert es eher zum Sachbuch. Etliche Fakten und wissenschaftliche Erläuterungen bringen mich zu dieser Ansicht.

Keine leichte Kost. Wer die Flut im Jahr 2021 erlebte, der sollte vorsichtig sein. Sich genau überlegen, ob er sich diese Buch kauft. Es triggert ungemein und der Autor erwähnt zum Schluss, dass er beim Schreiben niemals dachte, dass es tatsächlich so schnell zu einer solchen Katastrophe kommen kann. Die Sprache ist gehoben und viele Exkursionen in die Wissenschaft erfordern konzentriertes Lesen. Klare Botschaft an uns alle: „Achtet auf eure Umwelt und geht behutsam mit den Ressourcen um.“

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Als Autor von Alpenkrimis gefällt er mir besser

Shorty
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Shorty, 42 Jahre alt, bezeichnet sich selbst als „Jobhopper“. Nein, nicht dass er faul ist. Er wechselt halt gerne seine Arbeitgeber und auch privat mag er keinen langweiligen Trott. Immer dann, wenn er ...

Shorty, 42 Jahre alt, bezeichnet sich selbst als „Jobhopper“. Nein, nicht dass er faul ist. Er wechselt halt gerne seine Arbeitgeber und auch privat mag er keinen langweiligen Trott. Immer dann, wenn er eintönige Arbeiten zu erledigen hat, verfolgt er spannende Hörbücher. Damit er nicht einschläft. Ja und dann hört er plötzlich aus seinem Headphone den Lieblingssprecher Simon Jäger. Der spricht ihn direkt an und gibt ihm eine Aufgabe. Er soll mit einer einzigen Aktion die Welt retten. Ein aufreibendes Abenteuer beginnt.

Jörg Maurer war mir als Autor netter Alpenkrimis bekannt. Dieses Buch kann man damit nicht vergleichen und es fiel mir schwer, der Story zu folgen. Ja, sprachlich gibt es nichts zu kritisieren. Aber die Handlung war mir dann doch zu weit hergeholt. Zu abstrakt und abgehoben. Keineswegs glaubwürdig. Schade, aber ich hoffe, dass bald wieder ein Alpenkrimi des Autors erscheint. Als Science-Fiction-Autor konnte er mich nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 17.11.2022

Wie aus "Wilhelm der Bastard", "Wilhelm der Eroberer" wurde

Der eiserne Herzog
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Wer war eigentlich „Wilhelm der Bastard“? Was hat er mit der Normandie zu tun und wie kam es dazu, dass er Englands König wurde? Wie es Guilhem (heute Wilhelm) gelang, trotz Anfeindungen und blutiger Kämpfe ...

Wer war eigentlich „Wilhelm der Bastard“? Was hat er mit der Normandie zu tun und wie kam es dazu, dass er Englands König wurde? Wie es Guilhem (heute Wilhelm) gelang, trotz Anfeindungen und blutiger Kämpfe sein Recht durchzusetzen, das wird in „Der eiserne Herzog“ äußerst lebendig beschrieben. Zudem erfährt der Leser, wie es ihm zuvor gelang, die Liebe seines Lebens davon zu überzeugen, ihn zu heiraten. Das war nämlich für damalige Verhältnisse so gar nicht selbstverständlich.

Der Autor Ulf Schiewe ist mir für seine umfangreiche und korrekte Recherche bereits durch etliche seiner Romane bekannt. Auch dieses Buch füllte er mit Leben. Die damals üblichen Namen der Akteure störten mich zwar ein wenig, aber das nur am Anfang. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. Spannend, wie es damals an den Höfen der Adeligen zuging. Neid und Intrigen gab es zuhauf. Wilhelm musste schon früh für sein Recht kämpfen und sich gegen Todfeinde wehren. Das machte ich zu einem harten Mann, der sein weiches Herz aber behielt.

Selbst Nebenschauplätze wurden nicht nur am Rande erwähnt. Zu allen Ereignissen gibt es nachvollziehbare und schlüssige Informationen. Wer sich für englische Geschichte interessiert, der sollte dieses Werk lesen. Absolut empfehlenswert.

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Veröffentlicht am 14.11.2022

Es dauerte nur drei Jahre ....

Triumph der Gewalt
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Was geschah wirklich, als die Nationalsozialisten das Zepter in die Hand nahmen und Deutschland zum diktatorischen Staat wurde? Der Autor Zerback schildert die frühen 30er Jahre anhand von Fakten und neuen ...

Was geschah wirklich, als die Nationalsozialisten das Zepter in die Hand nahmen und Deutschland zum diktatorischen Staat wurde? Der Autor Zerback schildert die frühen 30er Jahre anhand von Fakten und neuen Erkenntnissen. Er beschreibt die Zerrissenheit der Menschen und die Spaltung innerhalb der Gesellschaft. Intrigen, Machtspiele und Straßenschlachten gab es zuhauf. Auch das Terrorisieren von Menschen, die nicht ins Schema F der Nazis passten, erläutert er. Männer, wie Goebbels, Hitler, Papen und ihre Machenschaften finden Erwähnung. Diese drei sind nur einige von den zahlreichen, die damals Hand und Mund im Spiel hatten.

Warum lese ich immer wieder Sachbücher über die Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges? Weil es stets neue Erkenntnisse gibt. Die Parallelen zu heute sind nicht zu leugnen und niemand soll denken, dass es diese Führerfiguren heute nicht mehr geben wird. Niemals werde ich darüber schweigen und vor allen Dingen innerhalb der Familie von den Geschehnissen damals berichten.

Die mangelnde Führungsstärke der damaligen Reichskanzler ebnete einem Despoten den Weg nach oben. Die berechtigte Unzufriedenheit der Menschen unterstützte sie maßgeblich. Dabei waren die Weichen für den Aufschwung schon Monate vor der „Machtergreifung“ gelegt. Das übersahen aber die meisten Menschen. Und noch etwas übersahen sie. Denunziantentum brachte vielleicht kurzfristig Genugtuung und Anerkennung in gewissen Kreisen. Dauerhaft aber schadeten so Handelnde nur sich selber.

„Triumph der Gewalt“ ist keineswegs ein Buch zum nebenher Lesen. Dafür ist es zu wertvoll. Wer sich Zeit nimmt und gewissenhaft den Geschehnissen folgt, der wird einmal mehr verstehen, warum einige der heutigen Geschehnisse so gefährlich sind. Und folgen konnte ich leicht. Der Autor schrieb in gehobener Sprache und so gefällig, dass das Lesen eine Freude war.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Auch in Österreich trieben Nazis ihr Unwesen

Isidor
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Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann ...

Er war der Sohn orthodoxer Eltern und wurde mit dem Namen Israel getauft. Der Ort seiner Geburt lag im habsburgischen Galizien. Sein einziger Wunsch war, dass er dem armen Elternhaus entkommt und irgendwann einmal reich wird. Dass ihm das tatsächlich gelang, lag unter anderem daran, dass er sein Elternhaus hinter sich ließ und nach Wien zog. Das war im Jahr 1908 und zu dem Zeitpunkt war die Welt in Österreich noch in Ordnung.

Isidor war der Onkel der Autorin Shelly Kupferberg. Er lebte in der Canovagasse in Wien. Durch schlaue Investitionen brachte er es zu einem beachtlichen Reichtum und konnte von den Zinserträgen seines riesigen Kapitals sehr gut leben. Zwei Ehefrauen trennten sich von ihm,
(oder er sich von ihnen). Danach heiratete er nicht mehr. Er genoss sein Leben mit hübschen Geliebten.

„Isidor“ ist ein unglaublich ergreifendes Buch. Die Autorin schaffte es, dass sie mich hautnah in das Geschehen rund um die Verfolgung von Juden involvierte. Sie zeichnet akribisch und nachvollziehbar auf, was damals mit ihrem Onkel geschah. Ein anerkannter und gerne besuchter Gastgeber, der niemals Kosten und Mühen scheute, seine Eingeladenen mit ausgesuchten Delikatessen zu bewirten. Er, der niemals gegen das Gesetz verstoß war plötzlich ein Verfolgter. Weder Isidor noch seine Geschwister wollten es wahr haben und trotzdem war es die Realität. Für mich unvorstellbar, das sich „Freunde“ von ihm abwandten, obwohl er ihnen nie negativ begegnete.

In eindrücklicher Art und mitreißender Sprache schildert Frau Kupferberg das Schicksal ihres Onkels. Und das nur aus Aufzeichnungen, die sie in mühevoller Kleinarbeit zusammensuchte und zu einem exzellenten Roman verarbeitete. Für dieses Buch gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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