Profilbild von lielo99

lielo99

Lesejury Star
offline

lielo99 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit lielo99 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2022

Die Inquisitoren hatten die Macht

Das verborgene Paradies
0

Zwei Kinder kommen unter sehr widrigen Umständen auf die Welt. Ihre Wege kreuzen sich. Aber dann werden sie getrennt. Weil es Menschen gibt, die ihnen ihr Glück nicht gönnen. Dass die aus dem Umfeld der ...

Zwei Kinder kommen unter sehr widrigen Umständen auf die Welt. Ihre Wege kreuzen sich. Aber dann werden sie getrennt. Weil es Menschen gibt, die ihnen ihr Glück nicht gönnen. Dass die aus dem Umfeld der Kirche stammen, das war damals wohl normal. Wenn sogar Galileo Galilei als Scharlatan gebrandmarkt wird, kann man sich vorstellen, wie es 1633 zuging.

Luca Di Vulvio konnte mich auch mit diesem Buch überzeugen. Ja, die Thematik ist oft gleich. Aber die Wendungen und unvorhersehbaren Ereignisse, machen „Das verborgene Paradies“ dennoch einzigartig. Es sind die Fakten, die der Autor sammelte und zu einem Roman zusammenfügte. Wie agierten die Inquisitoren? Wer folgte ihnen und warum? Wie verliefen die sogenannten „Gerichtsverhandlungen“ und in welcher Weise wurden Zeugen eingeschüchtert?

Nicht nur diese Fragen werden in dem Roman umfangreich beantwortet. Für mich unvorstellbar, dass es auch heute noch Menschen gibt, die andere zum Tode verurteilen. Dieses „Recht“ hat niemand, das ist meine Meinung. Wie froh bin ich, dass die Inquisitoren endgültig ausgestorben sind. Bis zum Schluss bleibt die Geschichte spannend und das Ende nicht vorhersehbar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2022

Gut Mohlenberg kommt nicht zur Ruhe

Mehr als die Ehre
0

Das Jahr 1941 hält auch für Gut Mohlenberg wieder unliebsame Überraschungen bereit. Nach der Machtübernahme durch die Braunen konnte Friederike nicht mehr verantworten, dass ihr Zuhause als psychiatrische ...

Das Jahr 1941 hält auch für Gut Mohlenberg wieder unliebsame Überraschungen bereit. Nach der Machtübernahme durch die Braunen konnte Friederike nicht mehr verantworten, dass ihr Zuhause als psychiatrische Klinik weitergeführt werden konnte. Sie gestaltete alles um und züchtet Pferde. Das Gut ist also jetzt ein Gestüt. Nicht ungefährlich, da sie noch immer beeinträchtigte Menschen beschäftigt und oft SS-Männer nach Mohlenberg anreisen. Sie kaufen dann eins der edlen Pferde. Auch in der Nachbarschaft tut sich etwas. Ein attraktiver Mann zieht ein. Da er als Witwer recht einsam ist, kümmert Friederike sich um ihn.

Das ist also der dritte Band um Gut Mohlenberg. Frau Metzenthin kennt sich mit der Thematik Euthanasie und „Ballastexistenz“ bestens aus. Das spiegelt sich auch in dem Buch
„Mehr als die Ehre“ wider. Wie sie die damalige Lage schildert und was Menschen wie Friederike und ihre Freunde erlebten, das schrieb sie sehr faktenreich. Selbst die Spannung fehlte auch dieses Mal nicht.

Am Ende des Buches erläutert die Autorin, warum sie bestimmte Worte benutzt, die heute verpönt sind. Eigentlich selbstverständlich, dass in einem historischen Roman, diese Vokabeln vorkommen. Auch das Verhältnis der Männer in den „Schutzstaffeln“ fasst sie hier noch einmal zusammen. Es soll noch einen dritten Band geben, der dann aber die Situation nach dem Krieg schildert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.10.2022

Wenn das typisch deutsch ist, dann bin ich keine Deutsche

Ein Alman feiert selten allein
0

Elif ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Als Kind von Gastarbeitern kennt sie die Traditionen und Bräuche beider Länder. Dass es beim Fest der Feste aber so ausartet, wie bei der Familie ihres ...

Elif ist in Deutschland geboren und aufgewachsen. Als Kind von Gastarbeitern kennt sie die Traditionen und Bräuche beider Länder. Dass es beim Fest der Feste aber so ausartet, wie bei der Familie ihres Freundes Jonas, das hätte sie sich niemals zu träumen gewagt. Ihre Erlebnisse rund um das erste Weihnachtsfest mit Jonas Verwandtschaft erzählt sie in dem Buch
„Ein Alman feiert selten allein“.

Sie sind ein glückliches, junges Paar. Wenn nur die Eltern nicht wären. Elifs wissen nichts von der Verbindung und Jonas freuen sich auf das erste Zusammensein. Elif erzählt von der Einladung im September, über den Heiligen Abend im „trauten Kreis“ bis zum Jahreswechsel ganz alleine mit Jonas. Hauptthema ist nicht nur das Christfest. Sie vergleicht auch immer mal wieder die Eigenarten beider Landsleute.

Nein, schlecht war es nicht, dieses Buch einer „Deutschtürkin“. Oft musste ich schmunzeln und fühlte mich hin und wieder sogar ertappt. Aber nur selten, da es in dieser Familie dann doch zu übertrieben vorgeht. Was mir aber gut gefiel, das waren die wohl typischen Vorurteile, welche klar und deutlich zu Wort kommen. Ob das junge Paar dann nach diesem traumatischen Erlebnis zusammenbleibt und in welcher Weise auch die Familie von Jonas dazugelernt hat, das ist durchaus lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2022

Düstere Stimmung in Island

Wand des Schweigens
0

Konrád, ein pensionierter Kriminalbeamter, berichtet in dem Buch „Wand des Schweigens“, von einem Kriminalfall, der viele Jahre zurückliegt. Gleichzeitig geht es um einen aktuellen Fall. Hier geschah die ...

Konrád, ein pensionierter Kriminalbeamter, berichtet in dem Buch „Wand des Schweigens“, von einem Kriminalfall, der viele Jahre zurückliegt. Gleichzeitig geht es um einen aktuellen Fall. Hier geschah die Tat allerdings ebenfalls vor etwa 40 Jahren. Konrád möchte mehr über den Sachverhalt wissen, jedoch die ehemaligen Kollegen blocken seine Fragen ab. Also begibt er sich alleine auf Spurensuche.

Der isländische Autor Arnaldur Indriðason hat eine eigenwillige Art des Erzählens. Es dauerte eine Weile, bis ich mich daran gewöhnte. Es lohnte sich aber. Wer allerdings nichts für „Speukenkieker“ übrig hat oder nicht an ihre speziellen Fähigkeiten glaubt, der sollte vielleicht Abstand vom Lesen nehmen. Eine gute Bekannte von Konrád namens Eygló, besitzt nämlich diese Begabung und hilft Konrád bei der Spurensuche.

Ein altes Haus, eine eingemauerte Leiche und ein Kommissar, der auch nach vielen Jahren noch den Mörder seines Vaters sucht, das ist die Story. Es gibt etliche Reisen in die Vergangenheit, die Kapitel sind erfrischend kurz, und die Geschichte hat nur wenige Längen. Ist es ein typischer „Islandkrimi“? Anders, als die deutschen Bücher des Genres auf jeden Fall. Dafür sorgt auch die zuweilen recht düstere Stimmung. Sie wird unter anderem durch Gewaltausbrüche von Männern an ihren Frauen und Kindern hervorgerufen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
Veröffentlicht am 22.10.2022

Ein krönender Abschluss der Reihe

Labyrinth der Freiheit
0

Das Buch beginnt im Jahr 1922. Die Inflation ist kaum zu ertragen. Mit der heutigen Situation nicht zu vergleichen. Die drei Freunde Artur, Isi und Carl „Schneiderssohn“ können sich gerade mal vor einem ...

Das Buch beginnt im Jahr 1922. Die Inflation ist kaum zu ertragen. Mit der heutigen Situation nicht zu vergleichen. Die drei Freunde Artur, Isi und Carl „Schneiderssohn“ können sich gerade mal vor einem Mordanschlag retten. Wer ihnen nach dem Leben trachtet ist rasch aufgeklärt. Schon damals gab es rechte Gesinnungen und deren Anhänger. Die scheuten selbst vor Mord nicht zurück. Aber, wir kennen ja die drei aus den zwei vorherigen Bänden. Sie trotzen der Gefahr selbst dann, wenn es sehr brenzlig wird.

Leider, so muss ich feststellen, soll dieser dritte Band der Reihe „Wege der Zeit“ aus dem dumontbuchverlag das letzte Buch sein. Ich muss mich also schweren Herzens von den drei Freunden verabschieden. Wie schon in den beiden Büchern zuvor, war ich beim Lesen gefangen. Von der fesselnden und bildhaften Sprache. Zu keinem Zeitpunkt kam mir der Roman künstlich in die Länge gezogen vor. Immer wieder gab es Wendungen, mit denen ich nicht rechnen konnte.

Sehr wichtig für mich sind auch die historisch belegten Fakten dieser Reihe. Es sind Romane und dennoch zeugen sie von umfangreicher Recherche des Autors und das gefiel mir. Ob Artur, Isi und Carl, würden sie heute leben, ebenfalls für das Recht von „Randgruppen“ kämpfen würden? Ich denke schon. Sie handelten nicht immer gesetzestreu, aber stets für Menschen, die sich nicht alleine helfen konnten. Schade, dass mit diesem dritten Band die Reihe abgeschlossen ist. Aber ich hoffe sehr, dass Herr Izquirdo weitere Bücher veröffentlichen wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere