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Veröffentlicht am 15.12.2020

Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein

Die verratene Generation
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Es ist eine grausame Statistik, die uns der Autor Dr. phil. Christian Hardinghaus in seinem neuesten Werk präsentiert. Er schreibt von den vielen Frauen, die missbraucht wurden und von einem Tabu, welches ...

Es ist eine grausame Statistik, die uns der Autor Dr. phil. Christian Hardinghaus in seinem neuesten Werk präsentiert. Er schreibt von den vielen Frauen, die missbraucht wurden und von einem Tabu, welches jegliche Aufarbeitung des Schicksals der Vertriebenen thematisiert. Und nein, er scheute sich nicht zu fragen, ob die Flächenbombardements der Alliierten kein Kriegsverbrechen war. 600.000 Menschen wurden getötet und die meisten von ihnen waren Frauen und Kinder. Sollte auf diese Weise das faschistische Regime aufgehalten werden? Was hätten denn diese Menschen dagegen tun können?

Ich las und lese immer noch viele Bücher, die sich mit den Schreckenstaten während des Zweiten Weltkrieges auseinandersetzten. Aber kein Autor schreibt so sensibel über dieses Thema wie Herr Hardinghaus. Für sein neuestes Werk

DieverrateneGeneration interviewte er 13 Zeitzeuginnen, die ihm ihre Erlebnisse unter Tränen schilderten. Auch heute, das bedeutet, Jahrzehnte nach dem Ende des Krieges, leiden sie unter den Traumata, die ihnen widerfuhren. Sie wurden sowohl von Russen als auch von den „Alliierten“ vergewaltigt und wie Lustobjekte missbraucht.

Für mich gab es beim Lesen des Buches

DieverrateneGeneration etliche Absätze, die mich in meine Kindheit versetzten. Meine Eltern kannten die Bombardements von Osnabrück und erzählten hin und wieder davon. Auch Berichte über das Pflichtjahr der Tanten war wieder präsent. Nein, das war mit Sicherheit nicht als Hilfe oder Rettung zu verstehen, wie die Alliierten deutsche Städte zerstörten. Und auch das darf niemals vergessen werden. Dass auch in Deutschland Menschen getötet wurden, die niemals Anhänger der Faschisten waren und nur dadurch verurteilt wurden, dass sie Deutsche waren.

Ich las das Buch über den Todesmarsch von Brünn und auch einige Bücher über die Vertreibung der Deutschen aus Königsberg. Woher kam der Hass der Tschechen und was veranlasste sie, alle Deutschen als Mörder anzusehen? Warum wurden sogar alte Leute und Kinder gequält? Ich weiß es nicht und bin dankbar, dass ich zur damaligen Zeit noch nicht geboren war.

DieverrateneGeneration ist ein Muss für alle die meinen, dass nur wir Deutschen schwere Schuld auf uns luden.

NetGalleyDE

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Spannend und abwechslungsreich

Der Mythos Napoleon
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Bis heute wirkt die Faszination nach, wenn die Sprache auf den tapferen Korsen kommt. Napoleon, das ist mehr als eine historische Figur, die uns in der Schule Kopfzerbrechen bereitete. Am 05. Mai 2021 ...

Bis heute wirkt die Faszination nach, wenn die Sprache auf den tapferen Korsen kommt. Napoleon, das ist mehr als eine historische Figur, die uns in der Schule Kopfzerbrechen bereitete. Am 05. Mai 2021 jährt sich sein Todestag und der liegt immerhin 200 Jahre zurück. Er war nicht nur Kaiser der Franzosen, nein er prägte auch Europa, wie kaum ein Anderer. Seine Legende kennen viele und nicht ohne Grund werden kleingewachsene Männer mit überdimensionalem Selbstbewusstsein scherzhaft als „Napoleon“ bezeichnet. Unzählige Bücher gibt es über diesen Mann, die nicht immer gut lesbar sind. Johannes Willms schuf mit seiner Biographie ein Werk, welches er in 30 Jahren schuf. Er kennt sich also aus, mit dem „Kurzen“.

Das Buch ist in drei Rubriken unterteilt: - Der Mythos, - Das Evangelium und – Die Apotheose.
Das liest sich zunächst einmal recht wissenschaftlich und schaut nicht so aus, als sei es gut zu lesen. Hier trügt zum Glück der Schein. Herr Willms schrieb diese Biographie auch für Menschen lesbar, die nicht auf ein jahrelanges Geschichtsstudium zurückblicken können. Für mich war beeindruckend, wie er die Ambitionen des Herrschers klar legte. Dieser machthungrige Napoleon war auch nur ein ganz „normaler“ Mensch, der eigentlich ein Produkt seiner Erziehung wurde. Waren es seine Eltern, die ihn so werden ließen? Seine Frauen oder doch eher seine Anhänger? Lesen sie selbst und machen sich ein Bild über den allseits bekannten Kaiser der Franzosen.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

Wie gut, dass diese Zeit vorbei ist

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
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Nach einem erschütternden Prolog beginnt das Buch im Jahr 1911. Zwei Schwestern beginnen eine Ausbildung im ersten Kinderkrankenhaus Berlins. Marlene, so heißt die ältere und fühlt sich stetes für die ...

Nach einem erschütternden Prolog beginnt das Buch im Jahr 1911. Zwei Schwestern beginnen eine Ausbildung im ersten Kinderkrankenhaus Berlins. Marlene, so heißt die ältere und fühlt sich stetes für die jüngere Schwester verantwortlich. Ihr Traum ist ein Studium der Pädiatrie. Aber das scheint ein Wunschtraum zu bleiben. Es ist zwar seit einigen Jahren auch Frauen gestattet, eine Universität zu besuchen, aber der Studiengang Kinderheilkunde ist bisher Männern vorbehalten.

Sobald ich einen Historischen Roman lese, bemühe ich das World Wide Web. So auch bei „Kinderklinik Weißensee“. Ja, es gibt dieses Haus noch immer und es ziert auch das Cover des Buches. Allerdings gehört es zu den vergessenen Orten. Erst im Jahr 1997 wurde es geschlossen und das nach 86 Jahren. Und per Gerichtsbeschluss ging es im Jahr 2015 zurück an das Land Berlin. Umso beeindruckender ist, dass sich die Autorin Antonia Blum so intensiv mit der Historie des Hauses beschäftigte. Heraus kam ein netter Roman, der viel von den Anfängen der Pädiatrie berichtet.

Kinderheilkunde als Studiengang gibt es erst seit 1895. Vorher wurden die Kleinen stets mit Erwachsenen behandelt. Rücksicht auf ihren Entwicklungsstand gab es nicht. Die Sterblichkeit war besonders bei Säuglingen hoch und Frühchen hatten (fast) keine Chance zum Überleben. Neben den Verstrickungen von Ereignissen, wie etwa Liebe, Verrat oder Standesdünkel, beschreibt die Autorin, wie es in jenen Jahren auf Kinderstationen zuging. Besuchszeiten mussten streng eingehalten werden. Kein Elternteil durfte bei den Kindern bleiben. Es ist also in keiner Weise mit den heutigen Gegebenheiten zu vergleichen.

Ein feiner Roman, der zwar einige bekannte und immer wiederkehrende Geschichten enthielt, aber lesenswert ist. Weil es wirklich etliche Fakten gibt, welche den Lesern zeigen, wie gut es unsere Jüngsten heute haben. Es gibt kaum noch Babys, die während oder nach der Geburt sterben. Frühchen haben gute Überlebenschancen und das ohne bleibende Schäden. Die Pädiatrie sorgt für eine immer geringere Kindersterblichkeit. Das Buch ist der erste Band rund um das Krankenhaus Weißensee und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 15.12.2020

"Diese Körnchen können der Deutlichkeit halber Zellenkeimchen genannt werden"

Darwins Notizbuch
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„Darwins Notizbuch“ Sein Leben, seine Reisen, seine Entdeckung

Es ist ein besonderes Buch, welches uns von Jonathan Clements präsentiert wird. Die Übersetzung erledigte Birgit Lamertz-Beckschäfer. Hier ...

„Darwins Notizbuch“ Sein Leben, seine Reisen, seine Entdeckung

Es ist ein besonderes Buch, welches uns von Jonathan Clements präsentiert wird. Die Übersetzung erledigte Birgit Lamertz-Beckschäfer. Hier offenbart sich sein Leben in Form seines Notizbuches. Viele seiner Zitate sowie Zeichnungen wurden integriert und besonders spannend sind die Erfahrungen, die er auf seiner Forschungsreise machte. Die Rede ist von der Fahrt auf der HMS Beagle. Ohne die wäre wohl kein so außergewöhnlicher Wissenschaftler aus ihm geworden.

Nein, Charles Darwin ist nicht unumstritten. Dennoch gilt er bis heute als der wichtigste Naturforscher des 19. Jahrhunderts. Das Buch schildert, dass der Junge als Schwarzes Schaf der Familie galt. Ein Schlendrian aus gutem Haus, der nur seine Vergnügungen im Kopf hatte. Das änderte sich durch eine Reise, die sein Interesses für Forschung und Natur weckte.

Das Buch ist in neuen Kapiteln unterteilt und beginnt mit seiner Kindheit und Jugend. Dann folgen seine Triumphe aber auch Fehlschläge und Anfeindungen werden erwähnt. So auch die Gedanken zum Ursprung der Arten, die mit den Zeichnungen Darwins versehen sind. Spannend fand ich die Ausführungen über den Urvogel oder aber die Entwicklung des Menschen aus seiner Sicht.

„Darwins Notizbuch“ ist außergewöhnlich. Der dunkelgrüne Einband und die dunklen Seiten lassen die Vorstellung entstehen, dass es sich tatsächlich um ein älteres Werk handelt. Mir gefielen auch die Fotografien sowie die Notizen, welche die Gedanken Darwins wiedergeben. Ich fühlte mich als unterhielte ich mich mit diesem einzigartigen Menschen. Viele Erkenntnisse der heutigen Zeit beruhen auf den Forschungen Darwins, so auch die Entschlüsselung der DNA. Das feine Notizbuch lässt sich gut lesen und ist auch ein Buch für junge Menschen, die sich für die Natur und ihr Werden interessieren.

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Ein Buch, welches ein wenig bekanntes Schicksal aufgreift

Wir sind für die Ewigkeit
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„Wir sind für die Ewigkeit“ ist ein Roman, der vom spanischen Bürgerkrieg handelt. Der Faschist Franco schaffte es, dass Landsleute gegeneinander kämpfen und sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften. ...

„Wir sind für die Ewigkeit“ ist ein Roman, der vom spanischen Bürgerkrieg handelt. Der Faschist Franco schaffte es, dass Landsleute gegeneinander kämpfen und sich ohne Rücksicht auf Verluste bekämpften. Mercedes ist ein Mädchen von 16 Jahren, die innerhalb weniger Stunden ihre ganze Familie verliert. Der Vater wird verhaftet, die Mutter ermordet und der Bruder Alex verschwindet auf der Flucht. Mercedes gelingt die Flucht über die Grenze nach Frankreich. Dort kommt sie mit vielen anderen Geflüchteten in ein Lager. Die Verhältnisse dort sind kaum zu ertragen. Jedoch lernt sie Agusti, einen jungen Mann kennen und lieben. Das macht die Leidenszeit für beide erträglich.

Mir gefiel das Buch sehr gut. Weil die Autorin ein historisches Ereignis aufgriff, welches vielen jüngeren Menschen unbekannt ist. Der Bürgerkrieg in Spanien war grausam. Man stelle sich vor, dass der Ehemann oder Vater plötzlich von Polizisten abgeholt wird und nie wieder zurückkehrt. Oder dass Häuser zerbombt werden von Menschen, die vorher Freunde oder zumindest gute Bekannte waren. Ja und dann die Situation im Lager. Auch das beschreibt die Autorin intensiv und ich litt mit den Betroffenen mit. Das Lager gab es tatsächlich und auch die Zustände dort waren exakt so, wie in dem Buch beschrieben. Und das ist für mich Grund genug, einen historischen Roman mit fünf Sternen zu bewerten. Bisher kannte ich zum Thema nur die Bücher von Hemingway und Gellhorn.

Der Weg von Mercedes und ihren Lieben ist aber noch nicht beendet. Die abwechslungsreiche Geschichte geht weiter und ich freue mich schon jetzt auf die Fortsetzung der Spanien-Saga.

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