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Veröffentlicht am 02.12.2020

Ein wenig Historie, gewürzt mit Spannung

Die Romanfabrik von Paris
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Im Klappentext des Romans „Die Romanfabrik von Paris“ wird angegeben, dass im Haus des Autors Alexandre Dumas etwa 70 Schreiber arbeiten. Sie wären zuständig für die Fortsetzungsgeschichte der Bücher „Der ...

Im Klappentext des Romans „Die Romanfabrik von Paris“ wird angegeben, dass im Haus des Autors Alexandre Dumas etwa 70 Schreiber arbeiten. Sie wären zuständig für die Fortsetzungsgeschichte der Bücher „Der Graf von Monte Christo“ und „Die drei Musketiere“. Beide sollen als Fortsetzungsgeschichte in der Tageszeitung Dumas´ gedruckt worden sein. Allerdings seien zwischen den Zeilen zersetzende Staatsgeheimnisse aufgetaucht sein.

Der Klappentext hat in meinen Augen nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun. Alexandre kämpft, wie schon häufig, gegen seine Gläubiger. Als er die in seiner Villa empfängt, wird er zudem auch noch von einer Frau im Rollstuhl beschimpft. Sie hetzt ihm die Herren der Zensur auf den Hals. Ihrer Ansicht nach sind seine Werke von Obszönitäten gespickt und befeuern die Verrohung der Menschheit. Sie haben ihrer Ansicht nach nichts mit Literatur zu tun. Beide eint, dass sie einen gemeinsamen Feind haben und der ihnen beiden nach dem Leben trachtet. Die abenteuerliche Reise beginnt in Paris im Jahr 1849 und endet in Moskau im Jahr 1850.

Das Buch ist mit etlichen humoristischen Einlagen gespickt. Historisch sind hier die Beschreibung vom Leben der Einwohner Paris, London, Brüssel und Moskau. Es ist die Rede von bekannten Museen, Gefängnissen und auch die Königin Viktoria samt Sohn und Diener werden erwähnt. Für mich ist es eher eine erheiternde Geschichte mit historische Einlagen. Sehr schön finde ich das Cover, welches bereist auf ein Buch der Fantasy hinweist. Vier Sterne gibt es daher von mir und wer fantastische Einlagen in Romanen mag, wird seine Freude an „Die Romanfabrik von Paris“ haben.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Eine Tierfreundin im Pelzgeschäft, ob das wohl gut geht?

Lieblingsmörder
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Auch das noch. Privatdetektivin Mathilda hat den Auftrag, in einem Pelzgeschäft zu ermitteln. Eigentlich geht das ja gar nicht. Sie ist doch mit Leib und Seele Tierschützerin, aber was tut sie nicht alles, ...

Auch das noch. Privatdetektivin Mathilda hat den Auftrag, in einem Pelzgeschäft zu ermitteln. Eigentlich geht das ja gar nicht. Sie ist doch mit Leib und Seele Tierschützerin, aber was tut sie nicht alles, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie arbeitet also in einem Geschäft, welches sie verabscheut. Hier trifft sie nicht nur auf eine Großwildjägerin. Auch der Besitzer und sein erster Verkäufer sind ihr nicht geheuer.

Einen Cosy Krimi las ich bisher noch nicht. Aber, das wird sich ändern. Cosy heißt ja so viel wie, gemütlich und das kann ich für diesen Krimi unterstreichen. „Lieblingsmörder“ gefiel mir nämlich ausgesprochen gut. Die Autorin brachte mich mit ihrem Buch zum Lachen und spannend war es ebenfalls. Immer mal wieder gab es Wendungen, die ich so nicht erwartete. Ja, ich empfehle das Buch und da es der zweite Band rund um Mathilda ist, werde ich den auch noch lesen. Dazu sei gesagt, dass das nicht zwingend erforderlich ist. Ich kam auch ohne Vorkenntnisse gut in die Geschichte rein.

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Ein Buch der leisen Töne

Marigolds Töchter
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Marigold ist mit ihren 66 Jahren kerngesund. Sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Familie und auch die Dorfbewohner verlassen sich auf sie. Die jüngste Tochter lebt noch zuhause und die ältere verlässt ...

Marigold ist mit ihren 66 Jahren kerngesund. Sie hat stets ein offenes Ohr für ihre Familie und auch die Dorfbewohner verlassen sich auf sie. Die jüngste Tochter lebt noch zuhause und die ältere verlässt ihren langjährigen Freund, um wieder die Vorzüge der „Villa Mama“ zu genießen. Und auch die Mutter Marigolds wohnt hier, lässt sich ebenfalls sehr gerne von ihrer Tochter bedienen. Das macht diese auch gerne. Sie ist es gewohnt, dass sie nicht nur ihre Lieben verwöhnt. Sie arbeitet in ihrem Laden und trifft sich regelmäßig mit Gleichgesinnten, die das Vereinsleben des Dorfes lebendig halten möchten. Wie das Leben aber so spielt, ist auch Marigold nicht vor Krankheit geschützt. Das Unheil nimmt seinen Lauf als das Wort „Demenz“ geäußert wird.

Das Buch fesselte mich und dementsprechend war mein Lesepensum. Woran das lag? Ich weiß es nicht. Keine Frage, die Autorin recherchierte gründlich und bemühte sich, die Situation von Betroffenen authentisch darzustellen. Es gibt mit Sicherheit etliche Leser, die zu Tränen gerührt und emotional gefangen wurden. Aber das war bei mir nicht der Fall. Die Tränendrüse wurde zu häufig und für mich nicht immer nachvollziehbar gedrückt. Es gibt wohl nur sehr wenige Männer, die es schaffen, ihre demente Frau über Monate zu pflegen. Das ist auch kein Makel und dass Töchter versuchen, ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen, ebenfalls nicht. Nein, weder langjähriger Ehepartner noch Kinder oder Eltern müssen sich Vorwürfe machen, wenn sie mit der Pflege ihrer Lieben überfordert sind. Es gibt gute Heime und geschultes Personal, das sich mit dem Krankheitsbild bestens auskennt.

Neben der Demenz ihrer Mutter, Ehefrau und Tochter, gibt es weitere und durchaus beachtenswerte Situationen, die von der Autorin beschrieben wurden. Dabei handelt es sich unter anderem um den Zusammenhalt eines Dorfes, in dem die Hauptpersonen seit Jahrzehnten leben. Oder die bedingungslose Liebe des Ehemanns, der seit vielen Jahren von der Selbstlosigkeit seiner „Goldie“ profitierte. Wie gut, dass er das weiß und ihr das zurückgab, was er empfing. Fünf Sterne gebe ich sehr gerne und das auch, weil das Cover so einmalig ist. Es passt perfekt zum Inhalt des Romans.

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Veröffentlicht am 28.11.2020

Jede Medaille hat zwei Seiten

Stauffenberg - mein Großvater war kein Attentäter
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„Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“ ist ein sehr beeindruckendes Buch. Die Historikerin Sophie von Bechtolsheim schrieb es und es erschien im Herder Verlag. Bald jährt sich der Tag des ...

„Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“ ist ein sehr beeindruckendes Buch. Die Historikerin Sophie von Bechtolsheim schrieb es und es erschien im Herder Verlag. Bald jährt sich der Tag des Attentates auf Hitler wieder und es werden etliche Gedenkfeiern stattfinden. Daher ist es gut, wenn durch das Buch auch eine andere Sicht auf den Menschen Stauffenberg möglich ist.

Claus Schenk Graf von Stauffenberg wurde am 27.08.1913 geboren und am 21.07.1944 erschossen. Und nicht nur er war das Opfer der Nationalsozialisten. Mit ihm gab es etwa 200 Menschen, die ebenfalls aufgrund des Ereignisses ermordet wurden. Sie waren an der Planung beteiligt oder unterstützten die Akteure. Aber auch nach dem Vorfall starben Angehörige durch die damals übliche „Sippenhaft“. Die Mutter von Claus von Stauffenberg starb während der Haft in einem Lager nahe Danzig an Typhus. Seine Frau überlebte die Gefangenschaft unversehrt. Die Kinder der Beteiligten wurden in einem eigens dafür hergerichteten Haus in Gewahrsam genommen. Das Geschehen wird bis heute kontrovers diskutiert und es gibt etliche Bücher und Schriften über den Widerständler Stauffenberg. War er tatsächlich ein Antisemit, wie es einige Historiker behaupten? Folgte er wirklich mit wehenden Fahnen dem Emporkömmling und Österreicher nach?

Das Sachbuch „Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“ zeigt, wie schwer es ist, die Wahrheit zunächst zu ergründen und dann zu erhalten. Frau Bechtolsheim ist das gelungen. Sie berichtet über das Kennenlernen des Ehepaars Stauffenberg, wie es zur Verwundung des Großvaters kam und welche Verletzungen er durch seinen Afrikaeinsatz davontrug. Er verlor die rechte Hand, zwei Finger der linken Hand und sein linkes Auge. Nach dem Tod ihres Mannes Claus wurde die Witwe Nina häufig interviewt. Ihre Worte gaben die Journalisten jedoch falsch wieder und daher beschloss sie in den 70er Jahren, keine öffentlichen Interviews mehr zu geben.

Die Hinterbliebenen der damals Beteiligten erhielten keinerlei Zuwendung. Ihre Männer wurden unehrenhaft aus dem Militär entlassen und die Witwen mit ihren Kindern mussten nach dem Krieg bis zu 10 Jahre auf finanzielle Unterstützung warten. Die am Widerstand beteiligten wurden „Volksverräter“ genannt und ihre Familien mit Wut und Ausgrenzung bedacht. Das dauerte bis weit nach der Kapitulation an.

Nein, das Buch überzeugte mich ganz klar, dass Stauffenberg kein Attentäter war. Warum es seiner Enkelin so wichtig ist? Weil sie miterlebte, dass er mit den Attentätern der Bader-Meinhof-Bande und dem Terroristen des Islams verglichen wurde und wird.
„Stauffenberg – Mein Großvater war kein Attentäter“ ist ein wertvolles Buch. Es bekundet, welcher Mensch Stauffenberg war und was ihn zu diesem Schritt bewog. Er dachte dabei an das Deutsche Volk und seine Familie.

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Veröffentlicht am 27.11.2020

Wahrlich ein ganz besonderes Buch

Der letzte Prinz
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Giuseppe Tomasi lebt mit seiner Frau in Palermo. Er ist der letzte Nachkomme derer von Lampedusa. Sein Haus wurde durch eine Bombe der Amerikaner zerstört und das seiner Frau von den Russen. Und beide ...

Giuseppe Tomasi lebt mit seiner Frau in Palermo. Er ist der letzte Nachkomme derer von Lampedusa. Sein Haus wurde durch eine Bombe der Amerikaner zerstört und das seiner Frau von den Russen. Und beide Vorfälle ereigneten sich im April des Jahres 1943. Jetzt ist bereits das Jahr 1955 weit fortgeschritten und Herr Tomasi schlendert durch seine Heimatstadt. Er will seinen Arzt aufsuchen und hofft, dass er nicht ernsthaft erkrankte. Dass der andauernde Husten kein Indiz für eine schwere Erkrankung ist. Leider erfüllt sich sein Wunsch nicht. Er leidet an einem Lungenemphysem und wir bald sterben. Herr Tomasi ist klug und kann gut formulieren. Er möchte etwas schaffen, was auch nach seinem Tod bestand hat und dazu beiträgt, dass die Menschen sich an ihn erinnern. Er schreibt ein Buch mit dem Titel „Der Leopard“, welches zum Bestseller wird. Das weiß er aber damals noch nicht.

Herr Giuseppe Tomasi war ein italienischer Schriftsteller und dieses Werk war nicht nur sein letztes, es war auch sein einziges. In „Der Leopard“ schildert er die Situation des alten Adels in Italien und auch der Freiheitskämpfer Garibaldi spielt hier eine Rolle. Das Buch zählte schon nach seinem Erscheinen im Jahr 1958 zur Weltliteratur. In „Der letzte Prinz“ beschreibt der Autor Steven Price schnörkellos und bodenständig, wie dieser Weltbestseller entstand. Er zeigt die Stationen des Lebens von Herrn Tomasi. Nicht nur markante Erlebnisse aus Kindheit und Jugend, sondern auch Traumen, die er im Ersten Weltkrieg erlitt, sind Themen des Buches.

Ja und dann richtete sich mein Augenmerk auf das Cover. Es zeigt einen sprungbereiten Leopard und zeichnet sich durch kräftige Farben aus. Ist es einzigartig, oder fulminant? Nein, diese Adjektive werden ihm nicht gerecht. Mir gefiel es sehr gut und es hebt sich wohltuend von dem Einheitsbrei der momentan üblichen Gestaltung der Titelseiten neuerer Romane ab. Fünf Sterne plusplus und eine nachdrückliche Leseempfehlung gibt es von mir für dieses einzigartige Buch „Der letzte Prinz“.

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