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Veröffentlicht am 23.09.2020

Gute Darstellung der Situation im Zweiten Weltkrieg

Grandhotel Schwarzenberg – Der Beginn einer neuen Zeit
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„Grandhotel Schwarzenberg – Der Beginn einer neuen Zeit“ ist der dritte und letzte Band einer Reihe. Von den „goldenen Zwanzigern“ bis hin zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, können wir die Geschicke ...

„Grandhotel Schwarzenberg – Der Beginn einer neuen Zeit“ ist der dritte und letzte Band einer Reihe. Von den „goldenen Zwanzigern“ bis hin zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, können wir die Geschicke der Schwarzenbergs verfolgen. Karl und seine „große Liebe“ machen besonders Anna das Leben schwer. Die Partei der Nationalsozialisten agiert brutal und menschenverachtend. Wer vorher keinen Erfolg hatte, kann sich schnell hocharbeiten und erhält Macht, mit der er nicht umgehen kann.

Die ersten beiden Bände kannte ich nicht und kam trotzdem sehr gut mit der Geschichte zurecht. Die Autorin wiederholte die wichtigen Ereignisse so ganz nebenbei und ich konnte dem Abschluss der Trilogie gut folgen. Was mich wunderte, dass hier der Begriff „Gutmensch“ bereits Verwendung fand. Meines Wissens gibt es diesen erst seit etwa 1988?

Gut gefiel mir das Aufzeigen von unterschiedlichen Gründen für den Beitritt zur NSDAP. Einige hatten keine andere Perspektive und versprachen sich Ansehen und Erfolg. Das traf ja bis zu einem gewissen Grad auch zu. Die so schnell erlangte Macht wurde dann ja auch gnadenlos ausgenutzt. Die Autorin erläutert zum Schluss noch, welche Begebenheiten tatsächlich passierten. Für meine Begriffe hat sie aufwendig recherchiert und das fand ich interessant. Die Beschreibung der Stadt und der Umgebung gefielen mir ebenfalls sehr gut. Vier Sterne und eine Empfehlung gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Ein gutes Buch zur richtigen Zeit

Der korrumpierte Mensch
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Jonathan Aldreds Buch "Der korrumpierte Mensch" beschreibt eine Entwicklung von Moralvorstellungen der letzten 50 Jahre. Was damals noch als unschicklich oder gar bösartig galt, ist heute normal und angesagt. ...

Jonathan Aldreds Buch "Der korrumpierte Mensch" beschreibt eine Entwicklung von Moralvorstellungen der letzten 50 Jahre. Was damals noch als unschicklich oder gar bösartig galt, ist heute normal und angesagt. Wie es seiner Meinung nach dazu kam, das schildert der Autor in seinem Buch. Zugleich hat er Beispiele für seine Meinung und zeigt, in welcher Weise sowohl Wirtschaft als auch Ökonomie unser Leben immer mehr beeinflussen.

Das ist ein Buch zum richtigen Zeitpunkt. Ja, was kann alles vermarktet werden? Der Tod von fünf Kindern? Der schwere Unfall auf der Autobahn mit Exklusivfotos der Sterbenden? Und welchen Einfluss haben Journalisten auf unsere Meinung? Wie gehen wir mit Verschwörungstheorien um? Klar, ohne wirtschaftlichen Aufschwung gibt es kaum Wohlstand. Nur zu welchem Preis? Hat der Virus uns nicht gezeigt, was wirklich wichtig und gut ist?

Das Buch gefiel mir ausgesprochen gut. Der Autor schreibt so klar und verständlich, dass es sich sehr gut lesen lässt. Selbst die für mich sonst recht trockenen Ausführungen zu wirtschaftlichen Zusammenhängen, sind einleuchtend. Besonders interessant fand ich auch die Darstellung der Berufswege von hier erwähnten Wissenschaftlern. Fünf Punkte und eine Leseempfehlung gebe ich daher sehr gerne.

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Spannend bis zum Schluss

Das Erbe der Päpstin
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Gisla lebt mit ihren Töchtern Freya und Anna als Sklavin in Dänemark. Nachdem sie ermordet wurde, fliehen die beiden Kinder unter Lebensgefahr über die Grenze in Richtung Italien. Freya möchte zu ihrem ...

Gisla lebt mit ihren Töchtern Freya und Anna als Sklavin in Dänemark. Nachdem sie ermordet wurde, fliehen die beiden Kinder unter Lebensgefahr über die Grenze in Richtung Italien. Freya möchte zu ihrem Großvater, der ein enger Vertrauter und Mitglied der Garde des Papstes ist. Als auch Papst sowie Großvater ermordet werden, beginnt für Freya eine turbulente Zeit und sie muss mehr als einmal um ihr Leben fürchten.

„Das Erbe der Päpstin“ ist keine Fortsetzung und ist eigenständig zu lesen. Ich kenne das Buch „Die Päpstin“ nicht und empfand es nicht als Nachteil. Temporeich und immer wieder spannend, so präsentiert sich der Roman. Die Brutalität der Dänen kommt zum Ausdruck und auch die Mauer um Paris ist historisch verbrieft. Immer wieder gibt es Verrat und nur wenige Menschen haben das Prädikat „Freund“ verdient. Immer mal wieder verkleidet Freya sich als Mann und kann auf diese Weise ihr Leben retten. Aber auch die Tatsache, dass sie lesen kann, verhilft ihr zum Überleben. Sie lernt einiges über die Heilung und interessant fand ich dabei die Zitate aus sehr alten Schriften. Wie schon damals die Ärzte mit ihren bescheidenen Mitteln den Kranken halfen, das ist zu bewundern.

Einige Fragen bleiben offen oder die Ereignisse werden nicht bis zum Ende erzählt. Das gefiel mir nicht so gut aber vielleicht gibt es ja auch noch eine Fortsetzung von „Das Erbe der Päpstin“. Die Autorin weist am Ende des Buches darauf hin, welche Tatsachen sie im Roman verarbeitete. Es gibt einige Akteure, die in historischen Aufzeichnungen vorkommen und dazu zählt auch der brutale Krieger aus Dänemark. Was hingegen ihrer dichterischen Freiheit zu verdanken ist, das erwähnt sie ebenfalls. Ich gebe vier Sterne und empfehle das Buch sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Vom Sebi und seinen Brüdern

Der Halbbart
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Ist „Der Halbbart“ tatsächlich ein Roman? Im Jahr 1313 dürfen wir das harte Leben der Dorfbevölkerung in der Schweiz kennenlernen. Und hier genau den Eusebius, genannt Sebi. Er lebt mit Mutter und zwei ...

Ist „Der Halbbart“ tatsächlich ein Roman? Im Jahr 1313 dürfen wir das harte Leben der Dorfbevölkerung in der Schweiz kennenlernen. Und hier genau den Eusebius, genannt Sebi. Er lebt mit Mutter und zwei Brüdern in einem kleinen Dorf und dort hat sich ebenfalls der Halbbart häuslich niedergelassen. Nein, nicht in einem Haus, eher an einem Unterstellplatz. Warum nennen ihn die Leute so? Alle haben hier einen Spitznamen. So heißt ein Mann Bruchi, weil er sich beide Beine brach. Aber noch einmal zum Sebi. Der erzählt gerne und viel und nicht nur das Kloster Einsiedeln kommt in seinen Geschichten vor.

Zitat aus dem Buch und ein Gedanke Sebis: „Wenn die Knochen der Heiligen derart durcheinander kommen, wie soll das bei der Auferstehung werden? Wenn eine Hand am falschen Arm ist, oder eine Rippe da, wo sie nicht hingehört?“

Der Autor nutzte für sein Buch eine Sprache der alten Zeit. Viele Ausdrücke gehören zum Schwyzer-deutsch, sind aber im Zusammenhang gut zu verstehen. Warum der Verlag diesen Titel wählte, das kann ich nicht nachvollziehen. Ist doch die Hauptperson der junge Eusebius. Er schreibt von den Mönchen und den Äbten und wie sie das Volk unterdrückten. Wie Kräuterfrauen den Menschen bei Erkrankungen zur Seite standen und der Totengräber viele Kinder begraben musste. Es war ein schweres und karges Leben damals, aber die Menschen waren zufrieden. Sie kannten es nicht anders.

Wer ohne Buch, Radio oder Fernsehen leben muss, der hört gerne den Geschichtenerzählern zu. Die kamen immer im Winter, da die Dorfbewohner im Sommer keine Zeit zum Zuhören hatten. Wahrscheinlich hat der Sebi deshalb auch so gerne Geschichten erzählt, weil er seine Familie und Freunde unterhalten wollte. „Der Halbbart“ ist keine Zusammenhängende Story, die hier wiedergegeben wird. Viel mehr eine Aneinanderreihung vieler kleiner Aufzeichnungen, die teils brutal und teils amüsant sind. Schön fand ich, wie der Autor es schaffte, die damalige Atmosphäre so genau darzustellen. Mein Kopfkino funktionierte sehr gut. Vier Sterne und eine Empfehlung gibt es von mir.

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Veröffentlicht am 15.09.2020

Wer war denn nun der Mohr?

Dear Frederick! Lieber Mohr!
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Es war im Jahr 1844 als Karl Marx und Friedrich Engels sich zum ersten Mal begegneten. Bereits nach kurzem Gespräch war beiden klar, dass ihre Ansichten zu vielen Themen identisch sind. Es einwickelte ...

Es war im Jahr 1844 als Karl Marx und Friedrich Engels sich zum ersten Mal begegneten. Bereits nach kurzem Gespräch war beiden klar, dass ihre Ansichten zu vielen Themen identisch sind. Es einwickelte sich eine Freundschaft, die sogar den Tod von Marx überdauerte. Im Vorwort schreibt der Autor Klaus Körner einige Fakten, die das Verständnis für den Schriftwechsel vertiefen. Marx ist Jude und in Trier geboren, Engels Protestant und in Barmen geboren. In 40 Jahren ihrer Freundschaft gab es etwa 2000 Briefe, von denen ungefähr 1600 noch erhalten sind.

Die Briefe sind alle in chronologischer Reihenfolge gedruckt und alle Wörter und Ereignisse, die nicht sofort klar sind, schrieb Herr Körner die Aufklärung dazu. Marx hat einige Kinder und er begann, sein Buch „Das Kapital“ zu schreiben. Engels beriet ihn dabei und die Diskussionen darüber fand ich ausgesprochen interessant. Aber auch zu lesen, wie natürlich die beiden Prominenten miteinander umgehen, war beeindruckend. Zuweilen gab es sogar Kraftausdrücke und so manches Mal konnte ich herzhaft lachen. Marx hatte wenig Erfolg und oft mangelte es bei ihm und der Familie am Nötigsten. Schmalhans war Küchenmeister und Engels unterstütze ihn immer wieder mit finanziellen Mitteln.

Marx war der Meinung dass Menschen in erster Linie essen, wohnen, trinken und sich kleiden wollen. Erst danach hätten sie das Verlangen nach Politik, Wissenschaft, Kunst und Religion. Das kann auch in der heutigen Zeit gelten und ist keineswegs eine veraltete Ansicht. Neben den Ereignissen im Privatleben der beiden schreiben sie auch einiges über das Weltgeschehen. Tja, und dann gab es auch die eine oder andere Liaison, die sie sich beichteten.

Nach dem Briefwechsel folgt die Abschrift der Grabrede von Engels für Marx. Und es folgt die Chronik ihrer Freundschaft. Der Autor listete ein Literaturverzeichnis auf und macht auf weiterführende Literatur aufmerksam. Die Quellenangaben fehlen ebenfalls nicht. Ein wertvolles Stück Zeitgeschichte ist in diesem Buch aufgeschrieben und ich gebe sehr gerne fünf Sterne sowie eine Leseempfehlung. Zumal Friedrich Engels am 28. November seinen 200. Geburtstag feiern würde.

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