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Veröffentlicht am 30.01.2020

Glaube ohne Liebe ist Fanastismus

Die Glaubenskriegerin
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Das Buch Die Glaubenskriegerin beginnt mit der furchterregenden Beschreibung eines Mobs von tobsüchtigen Menschen. Anders kann ich es nicht beschreiben und so empfinde ich das. Sie stehen vor Zakhiras ...

Das Buch Die Glaubenskriegerin beginnt mit der furchterregenden Beschreibung eines Mobs von tobsüchtigen Menschen. Anders kann ich es nicht beschreiben und so empfinde ich das. Sie stehen vor Zakhiras Haus und rufen: „Erschießt sie“ oder „Tötet sie“! Sie, das ist eine junge Frau von 21 Jahren. Sie ist die dritte Tochter der muslimischen Eltern und dem Vater seit der Geburt ein Dorn im Auge. Er wollte sie nicht, ein Junge war sein Wunsch. Seine Abneigung ließ er sie immer wieder spüren. Ein lieben Wort von ihm? Nein. Aber sie wollte ihm unbedingt imponieren und zu dem Zweck wurde sie eine fanatische Muslimin. Sie betete sogar 8mal am Tag und tat nichts, was Allah stören könnte.

Zakhira wollte studieren und setzte sich gegenüber ihren Eltern durch. Sie ging auf eine Hochschule. Irgendwann träumte sie von Jesus und dieses Erleben sollte ihr Leben verändern. Jedoch ist sie seitdem auf der Flucht vor ihrem Vater und seinen Freunden. Sie fürchtet um ihr Leben und das bereits seit über 10 Jahren.

Glaube ohne Liebe ist Fanatismus, das dachte ich auch beim Lesen dieses Buches. Jeder darf doch das glauben, was er möchte, so sehe ich das. Aber so etwas gibt es wohl in der Familie Zakhiras nicht. Ich habe Achtung vor ihr. Sie nahm so viel Unangenehmes auf sich, um als Christin leben zu können. Das Buch ist lebendig geschrieben und zeugt von Demut und Hingabe. Wer nun der wahre Gott ist und ob die Bibel oder der Koran stimmen, das kann wohl niemand belegen. Aber Zakhiras Buch verdient Beachtung und daher vergebe ich sehr gerne fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Eine starke Frau kämpft für ihr Recht

Die Nachtmalerin
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Die Nachtmalerin ist ein Debüt und wenn man das berücksichtigt, ein gelungener Roman. Hier fällt das Cover sofort ins Auge. Es passt zum Inhalt, zeigt es doch wunderschöne Tulpen, deren Heimat die Niederlande ...

Die Nachtmalerin ist ein Debüt und wenn man das berücksichtigt, ein gelungener Roman. Hier fällt das Cover sofort ins Auge. Es passt zum Inhalt, zeigt es doch wunderschöne Tulpen, deren Heimat die Niederlande sind. Die Autorin Carrie Callaghan schreibt über das Leben von Judith Leyster. Es ist das Jahr 1633 und der Ort des Geschehens ist Haarlem. Es gibt viele bedeutende Maler, die in Holland ihre ersten Werke schufen. Alle waren sie in einer Vereinigung, der Gilde, die aber nur für Männer vorgesehen war. Frauen hatten damals nicht viel zu sagen und als Malerin waren sie nicht willkommen. Davon ließ sich Judith nicht beeinflussen. Sie stellte sich mutig den Herren entgegen und wollte ihren Weg gehen. Leider musste sie aber einige Rückschläge hinnehmen bis sie erkannte, dass die Männer tatsächlich die Macht hatten.

Das Buch ist in lebendiger Sprache geschrieben und hier hat die Übersetzerin Sabine Schilasky gute Arbeit geleistet. Wie die Farben damals hergestellt und mit Öl gemischt wurden, ist bildhaft erläutert. Welche Auswirkung der Lichteinfall hat und wie wichtig ein helles, lichtdurchflutetes Atelier ist, ebenfalls. Grausam, wie damals mit Dieben und Einbrechern verfahren wurde und welche Erniedrigungen Frauen hinnehmen mussten. Ja, das Buch gefiel mir gut, hatte aber doch zwischendurch zu viele Längen. Daher ziehe ich einen Stern für die Bewertung ab. Eine Empfehlung gibt es trotzdem.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

Was bleibt von der Hoffnung?

Eine Familie in Deutschland
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Im zweiten Teil der Erzählung „Eine Familie in Deutschland“ von Peter Prange geht die Geschichte der Isings weiter. Es herrscht Krieg und die Nationalsozialisten greifen mit ihren kruden Ansichten auch ...

Im zweiten Teil der Erzählung „Eine Familie in Deutschland“ von Peter Prange geht die Geschichte der Isings weiter. Es herrscht Krieg und die Nationalsozialisten greifen mit ihren kruden Ansichten auch in das Familienleben von Hermanns Lieben ein. Einige Ereignisse werden vom Autor nur am Rande erwähnt, während von ihm sehr viel Wert auf die Beschreibung von Geschlechtsverkehr gelegt wird. Und nein, das gefiel mir nicht. Schön fand ich, wie Politiker hier zu Ruhm und Ehre gelangten, ohne dass sie dafür spezielle Ausbildungen durchliefen. Hauptsache war, dass sie treu zum „Führer“ standen.

Die Stadt des Volkswagens ist Thema des Romans und hier auch die Ansammlung von Fremdarbeitern. Aber auch dem Kessel von Stalingrad wird ein kurze Darstellung gewidmet. Die Furcht der Juden und wie sich einige vor Deportationen schützen wollten, ebenfalls. Es sind meiner Meinung nach wieder zu viele Themen, die hier im Schnelldurchlauf abgearbeitet werden während wiederum andere mit vielen Seiten gewürdigt werden. Trotzdem hörte ich das Buch gerne, da der Sprecher mir sympathisch war. Er liest so, dass die Emotionen der Akteure gut zum Ausdruck kommen. Das Ende kam mir zu plötzlich und hier hatte ich das Gefühl, dass der Autor schnell fertig werden wollte.

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Veröffentlicht am 27.01.2020

"Brich alle Regeln, mach Worte zu Waffen"

Das Spiel der Nachtigall
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Walther von der Vogelweide war ein Mann, dessen Name wohl den meisten Deutschen bekannt ist. War er doch einer der bedeutendsten Minnesänger des Mittelalters. Was ihn besonders auszeichnete, das war seine ...

Walther von der Vogelweide war ein Mann, dessen Name wohl den meisten Deutschen bekannt ist. War er doch einer der bedeutendsten Minnesänger des Mittelalters. Was ihn besonders auszeichnete, das war seine Geradlinigkeit. Er verbog sich nicht für irgendwelche Herrscher, an deren Hof er singen sollte. Im Gegenteil, oft verpackte er die Kritik an ihnen so dezent in seinen Liedern, dass so manch einer von ihnen darauf einging. Tanja Kinkel hat den Charakter des Mannes in ihrem Roman Das Spiel der Nachtigall sehr gut beschrieben. Und nicht nur ihn, sondern gleichzeitig die Kaiser und Könige, die zur Zeit Walthers stets auf Kriegsfuß mit irgendjemandem standen.

Neben Walther ist Judith ebenfalls eine Hauptperson in dem Buch. Sie ist Jüdin und schon damals wurde nicht nur sie wegen ihres Glaubens verfolgt und gedemütigt. Und selbst vor Mord schreckten die Widersacher nicht zurück. Beide, Judith und Walther, waren selbstbewusst und starke Persönlichkeiten. Kein Wunder, dass es zwischen ihnen immer mal wieder zu Streitgesprächen kam.

Das Hörbuch wird von zwei markanten Stimmen gesprochen. Das ist Katrin Fröhlich, die die Reisen der Ärztin liest und Uve Teschner, der das bei den Ausführungen über Walther macht. Es war für mich ein besonderes Erlebnis, diesen beiden zuzuhören. Aber auch die Ausführungen über die Zeit der Intrigen und dem Machtstreben in Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation sind einprägsam geschrieben. Ja, das Buch gefiel mir ausgesprochen gut und ich gebe fünf Sterne dafür. Es lohnt sich auf jeden Fall, den Sprechern dieses guten Buches zu folgen.

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Veröffentlicht am 25.01.2020

Weinen lasst mich, bitter weinen ...

Rückkehr nach Birkenau
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Am 27.01.1945 wurde die Gefangenen des Konzentrationslagers in Auschwitz befreit. Auch in diesem Jahr gibt es wieder Gedenkfeiern und die Politikprominenz fliegt nach Israel. Das ist auch gut so. Was mich ...

Am 27.01.1945 wurde die Gefangenen des Konzentrationslagers in Auschwitz befreit. Auch in diesem Jahr gibt es wieder Gedenkfeiern und die Politikprominenz fliegt nach Israel. Das ist auch gut so. Was mich stört und ja, sogar abstößt, das sind die Aussagen etlicher meiner Landsleute. Sie meinen doch tatsächlich, dass es nun endlich mal genug sein solle, mit dem „Erinnerungskult“. Schließlich träfe sie keine Schuld an der damaligen Tragödie. Oder, was noch schlimmer ist, einige leugnen gar die Gräuel der Mörder. Was ist los in der Welt? Gibt es keine Empathie mehr?

Rückkehr nach Birkenau ist ein Buch, welches berührt und entsetzt. Gilette Kolinka gab sich nach vielen Jahren einen Ruck und schrieb ihre Erlebnisse nieder, die sie in Birkenau machen musste. Den Ausschlag dafür gab der Regisseur des Films „Schindlers Liste“. Er suchte nach Zeitzeugen und wollte sie befragen. Und erst durch Herrn Spielberg konnte Frau Kolinka darüber sprechen. Und zum Glück hielt sie ihre Traumen in diesem wertvollen Buch fest.

Gilette Kolinka ist Französin und sie war erst 19 Jahre alt, als sie mit ihren Eltern und weiteren Familienangehörigen nach Buchenwald deportiert wurde. Sie beschreibt ihre Ankunft, den endgültigen Abschied von Vater und Bruder sowie Erlebnisse, die weit außerhalb meiner Vorstellungskraft liegen. Beim Lesen kam es mir vor, als seien es besonders Frauen gewesen, die das Quälen ihrer Artgenossinnen auskosteten. Waren sie stolz, dass sie Macht hatten? Hatten sie sonst nichts, worauf sie blicken konnten?

Rückkehr nach Birkenau macht sprachlos und traurig. Ja, auch noch so viele Jahre danach weine ich um die Qualen der Betroffenen. Und ich hoffe sehr, dass die Gedenkfeiern weiter stattfinden und stets solche Menschen in der Mehrzahl sind, die so denken wie ich. Dass solche Ereignisse auch heute wieder geschehen können, davon bin ich überzeugt. Ich brauche nicht in der Vergangenheit zu suchen. Es gibt zu viele Diktatoren im Mäntelchen eines Demokraten, denen das Schicksal von Hilfesuchenden egal ist.

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