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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2019

Auch Polizisten haben Vorurteile

MARGA
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Robert Preiß pflegt seit 20 Jahren den Garten des Ehepaares Wendt. Er ist Anwalt und legt wert auf ein sauberes Grundstück. Laub mag er überhaupt nicht. Hin und wieder hilft Robert der Nachbarin, die Witwe ...

Robert Preiß pflegt seit 20 Jahren den Garten des Ehepaares Wendt. Er ist Anwalt und legt wert auf ein sauberes Grundstück. Laub mag er überhaupt nicht. Hin und wieder hilft Robert der Nachbarin, die Witwe ist und alleine lebt. Robert ist Spieler und diese Tatsache wird ihm im Verlauf der Geschichte zum Verhängnis.

Als Robert Preiß mal wieder bei der Nachbarin aushilft, hat sein Einsatz nicht vorhersehbare Schwierigkeiten zur Folge. An dem Tag wird die Dame nämlich erdrosselt. Schnell schießt sich das Ermittlerduo auf Robert ein. Schließlich ist er ja Spieler und auch Polizisten sind nicht frei von Vorurteilen. Die Tote war eine wohlhabende Frau und hatte auch Bargeld im Haus. Es dauert bis kurz vor dem Ende des Buches, dass der Täter überführt wird.

Das Buch ist ein Debüt und so bewerte ich es auch. Marga, so hieß auch die Tote, wurde in einer schlichten und teilweise auch vulgären Sprache geschrieben. Die Kraftausdrücke waren meiner Meinung nach überflüssig. Fehler in Rechtschreibung und Grammatik minderten zudem meinen Lesefluss. Trotzdem fühlte ich mich angenehm unterhalten und denke, dass das nächste Werk des Autors besser wird. Die Idee fand ich gut, die Umsetzung leider nicht.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Wieviel Kummer verträgt ein Mensch?

Frida Kahlo und die Farben des Lebens
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Frida Kahlo war eine Künstlerin, die mir durch ihre für mich eigenartigen Gemälde auffiel. Bis ich das Buch Frida Kahlo und die Farben des Lebens las. Jetzt betrachte ich ihre Werke mit „anderen Augen“, ...

Frida Kahlo war eine Künstlerin, die mir durch ihre für mich eigenartigen Gemälde auffiel. Bis ich das Buch Frida Kahlo und die Farben des Lebens las. Jetzt betrachte ich ihre Werke mit „anderen Augen“, weil ich die Geschichte dahinter sehe. Die Autorin Caroline Bernard berichtet in ihrem Roman von vielen Stücken und deren Entstehungsgeschichte. Was empfand Frau Kahlo beim Führen des Pinsels, welches Ereignis inspirierte sie dazu und war sie glücklich oder tieftraurig?

In dem Roman Frida Kahlo und die Farben des Lebens wird ein Teil des Lebens dieser Ausnahmekünstlerin beleuchtet. Sie war Mexikanerin und erkrankte bereits mit 6 Jahren an Kinderlähmung. Danach war es „nur“ ein leichtes Humpeln, welches an die schwere Krankheit erinnerte. Kein Wunder, dass sie einen überdurchschnittlichen Bewegungsdrang hatte. Bis, ja bis sie so schwer verunglückte, dass sie erst nach etlichen Operationen und unmenschlichen Schmerzen, sich langsam wieder ins Leben zurück kämpfte. Während der Zeit im Gipsbett bekommt sie eine Blume geschenkt und malt diese auf einen ihrer Gipsverbände. Sofort merkt sie, dass sie so konzentriert ist, dass sie ihre Schmerzen vergessen kann. Als ihr Vater das sieht, kauft er ihr Ölfarben, Papier und eine Staffelei, die sie im Liegen nutzen kann.

Nach ihrer Genesung trifft sie den berühmtesten Maler Mexikos: Diego Rivera. Er bewundert ihre Gemälde und versichert ihr, dass diese von großem Talent zeugen. Sie entschließt sich, sich ganz der Malerei zu widmen. Am 21.08.1929 heiraten Frida und Diego. Die Ehe ist geprägt von Höhen und Tiefen. Viel Leid erfährt Frida auf ihrem Lebensweg und muss dauerhaft unter ihren zuweilen unerträglichen Schmerzen leiden. Ihre Ehe ist auch von Kummer geprägt. Aber sie ist stark und meistert Rückschläge ohne zu brechen.

Mir gefiel das Buch nicht nur, weil ich die Malerei von Frau Kahlo nun verstand. Auch die Situation der Mexikaner wurden mir nahe gebracht und wie es sich zur damaligen Zeit in den Großstädten der USA lebte, weiß ich jetzt. Das Buch ist in lebendiger und bildlicher Sprache geschrieben. Schon beim Lesen konnte ich mir die Gemälde der Frau Kahlo gut vorstellen. Daher gebe ich fünf Sterne und eine ausdrückliche Empfehlung. 

Veröffentlicht am 21.11.2019

Die spannende Verfolgung eines Psychopathen

Schonungslos offen
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Schonungslos offen ist ein Kriminalroman, der sich nach und nach und raffiniert zu einem spannungsgeladenen Thriller entwickelt. Alexandra Rau und Isidor Rogg sind die Hauptpersonen. Sie sind Kommissarin ...

Schonungslos offen ist ein Kriminalroman, der sich nach und nach und raffiniert zu einem spannungsgeladenen Thriller entwickelt. Alexandra Rau und Isidor Rogg sind die Hauptpersonen. Sie sind Kommissarin und Assistent. Beide verbindet ihren Respekt füreinander sowie die Freude am Beruf. In dem Buch müssen sie einen Mörder überführen, der brutal und ohne Skrupel seinen Opfern nachstellt und sie tötet.

Das perfide an den Opfern ist, dass der Mörder den Ermittlern stets eine Nachricht am Fundort hinterlässt. Es handelt sich dabei um ein Rätsel. Falls Alexandra und Isidor und ihr Team dieses vor dem nächsten Mord erraten, soll das künftige Opfer angeblich gerettet werden können. Allerdings gibt der Verbrecher nur äußerst vage Hinweise und es gibt einige Tote zu beklagen. Ein Muster lässt sich dabei nicht erkennen.

In dem Buch werden die Ermittlungen beschrieben. Dazu gehören auch die Lösungsansätze zu den Rätseln und die Suche nach Verdächtigen. Immer mal wieder geht es aber auch zurück in die Vergangenheit. Ein Mann beschreibt sein Leben bei dem Großvater und der Leser merkt rasch, dass er der Gesuchte ist. Da Alexandra und eine Kollegin ihm zu nahe kommen, geraten sie in Gefahr. Werden sie gerettet? Und wer ist der ominöse Mensch, der mit Rätseln die Ermittler zum Narren hält?

Ein spannendes Buch, das auch durch die bildhafte Sprache punktet. Es lässt sich gut lesen und ist sachlich sowie nachvollziehbar aufgebaut. Ein weiterer Pluspunkt ist die Aufmachung. Das schwarze Buch ist umhüllt mit einem passend gestalteten Cover. Selbst das Lesebändchen fehlt nicht. Ich empfehle das Buch daher ohne Wenn und Aber.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Im Herzen trug ich dich, stets warst du mir teuer, meine liebe Heimat"

HERKUNFT
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Er bekam den Deutschen Buchpreis 2019 und sein Roman konnte sich unter den 20 nominierten Büchern durchsetzen. Ich sah mir die Preisverleihung an und hörte seine Rede. Ein sympathischer Mann, der sich ...

Er bekam den Deutschen Buchpreis 2019 und sein Roman konnte sich unter den 20 nominierten Büchern durchsetzen. Ich sah mir die Preisverleihung an und hörte seine Rede. Ein sympathischer Mann, der sich nicht scheute, ganz offen seine Meinung kundzutun. Die Sätze klangen abgehackt und mir viel auch auf, dass er gerne mal vom eigentlichen Thema abwich und immer wieder neue Türen öffnete. So wie er redete, so schreibt er auch und ich brauchte einige Seiten, bis ich mich an seinem Stil erfreute.

Herkunft ist ein eigenwilliges Werk und unterscheidet sich wohltuend von der momentan üblichen Literatur. Es ist nicht grundlos, dass Herr Stanisic den Preis erhielt. Der Autor schreibt davon, wie er die Zeit vor dem Jugoslawienkrieg erlebte und wie die unterschiedlichen Ethnien rücksichtsvoll und einvernehmlich miteinander lebten. Es ist die Rede von einem der letzten Fußballspiele einer jugoslawischen Mannschaft und wie er es erlebte. Zunächst waren es nur vereinzelte Kriegshandlungen, bis der Staat zerbrach und Freunde zu Feinden wurden.

Herr Stanisic erzählt von seiner Kindheit in Jugoslawien und wechselt immer mal wieder zu dem heutigen Leben in Hamburg. Er ist besorgt, dass heute wieder Stimmen laut werden, die offene Grenzen verurteilen und das Land in dem sie leben, gerne völlig abschotten würden. Völkische Stimmen werden laut und es ist kaum zu glauben, aber schon der Name ist ein wichtiges Kriterium der Unterscheidung von Menschen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Herkunft bezogen auf unsere Ziele und Möglichkeiten hat. Oder, im Gegenzug, welche Möglichkeiten werden uns dadurch verwehrt? Ist die Herkunftsfolklore der Ausweis für Individualität?

Das Buch hat mich nachdenklich gestimmt und zeigte mir, wie sehr die Menschen des einstigen Vielvölkerstaates bis heute unter der Zerschlagung leiden. Das war mir vor dem Leben nicht klar und aus dem Grund bin ich dankbar für das Buch

Herkunft. Es ist emotional und von einem Mann geschrieben, der das eigene Erleben in Worte fasste. Nicht das, was er irgendwann einmal irgendwo hörte oder las. Gäbe es mehr als fünf Sterne, ich hätte sie vergeben.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Kein gewöhnlicher Krimi

Geisterfahrer
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Menschen helfen, die sich von Justiz und öffentlicher Hand im Stich gelassen fühlen, das möchten die Mitglieder einer Gruppe mit dem Namen „Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen“ nennt. Es ist der ...

Menschen helfen, die sich von Justiz und öffentlicher Hand im Stich gelassen fühlen, das möchten die Mitglieder einer Gruppe mit dem Namen „Gesellschaft für unkonventionelle Maßnahmen“ nennt. Es ist der zweit Band um diese Vereinigung.

In diesem Krimi sind es Restaurantbesitzer, die vor vielen Jahren aus Italien nach Deutschland kamen. Sie konnten sich etablieren und viele von ihnen leben gut. Allerdings kämpfen sie gegen die Mafia, die auch in Berlin aktiv ist. Schutzgelderpressung der besonderen Art, so kann man den Ideenreichtum der Verbrecher nennen. Aber auch weitere Missstände rufen die Gesellschaft auf den Plan. Es geht um Manipulation in den Hallen der Autohersteller und um die Machenschaften der Mafia in Berlin.

Mir gefiel das Buch gut. Es fängt sofort mit wörtlicher Rede an und der Autor redet nicht um den heißen Brei. Er kommt direkt zum Thema. Es gibt auch verschiedene Handlungsstränge und etliche Personen, die der Leser zunächst kennenlernen muss. Auch das gelingt gut. Nein, der Stil des Herrn Opoczynski ist nicht alltäglich und es bedarf Konzentration auf das Buch, wenn man der Story folgen möchte. Sehr gut fand ich, dass der Autor kritisch über die Mängel der Gesellschaft berichtet. Das betrifft Senioren, autonomes Fahren oder das Attentat am Breitscheidplatz.

Nein, es ist kein Krimi, der mit überbordender Spannung oder viel Blut und etlichen Toten daher kommt. Es sind die leisen Töne, die mir gefielen und daher gebe ich vier Sterne für den Krimi.