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Veröffentlicht am 31.05.2019

Sauerbruch und der Widerstand

Die Spionin der Charité
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Die Spionin der Charité ist wieder ein gelungener Roman des Autors Christian Hardinghaus. Als Historiker befasst er sich eingehend mit der Zeit um den 2. Weltkrieg und schon das Buch Ein Held dunkler Zeit ...

Die Spionin der Charité ist wieder ein gelungener Roman des Autors Christian Hardinghaus. Als Historiker befasst er sich eingehend mit der Zeit um den 2. Weltkrieg und schon das Buch Ein Held dunkler Zeit zeugte von akribischer Recherche.

Lily Hartmann ist eine junge Frau, die mit ihren Eltern in Danzig wohnt. Als Krankenschwester zieht es sie nach Berlin und hier an das renommierte Krankenhaus, die Charité. Dort ist Dr. Sauerbruch Chefarzt und stellt Lily als seine private Sekretärin ein. Sie lernt ihn als sympathischen und geradlinigen Menschen kennen, der nichts von den Machenschaften Hitlers und seiner Anhänger hält.

Lily Hartmann lernt hier auch den Professor und Leiter der psychiatrischen Station kennen. Sie ist naiv und fällt zunächst auf sein Werben herein. Glücklicherweise merkt sie bald, dass er ein Playboy ist. Und nicht nur das. Er ist der Meinung, dass lebensunwertes Leben zu beenden ist und handelt strikt danach. Lily kommt zufällig dahinter, wie dieses Ende aussieht und ist entsetzt. Es dauert nicht lange, bis sie sich einer kleinen Gruppe anschließt, die dem Hitlerregime Widerstand bietet.

Die Spionin der Charité zeigt einmal mehr, dass Sauerbruch von einigen Menschen falsch eingeschätzt wurde. Nein, er war kein Anhänger der Nazis. Das Gegenteil ist der Fall. Und es gab damals etliche mutige Menschen, die sich im Widerstand zusammenschlossen. Schlimm fand ich den Bericht von Lily, der von der Zeit nach dem Krieg handelt. Dass Verbrecher wenn überhaupt nur lapidar bestraft wurden und Menschen, die gegen das damalige Regime kämpften alleine gelassen wurden.

Das Töten von Behinderten gehörte zu Hitlers Plan, eine gesunde Rasse zu „züchten“. Behinderte Kinder und ältere Menschen wurden oft nicht sofort getötet. Sie wurden ebenfalls als Versuchsobjekte für neue Medikamente missbraucht. Es war eine schreckliche Zeit und es ist gut, dass es Autoren wie Herrn Hardinghaus gibt. Auch Die Spionin der Charité ist ein Buch gegen das Vergessen. Und das ist heute wichtiger denn je, dass wir niemals vergessen. Zudem bietet der Roman ein großes Maß an Spannung sowie Berichte über Widerstandskämpfer, die den Tatsachen entsprechen.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Ein Highlight meines Lesejahres 2019

Die Blutchronik
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Endlich war sie da. Die Fortsetzung des Romans Das Herz der Welt von Liliana Le Hingrat mit dem Titel: Die Blutchronik. Damit ich noch einmal so richtig in die Geschichte eintauchen konnte, las ich zunächst ...

Endlich war sie da. Die Fortsetzung des Romans Das Herz der Welt von Liliana Le Hingrat mit dem Titel: Die Blutchronik. Damit ich noch einmal so richtig in die Geschichte eintauchen konnte, las ich zunächst Das Herz der Welt noch einmal.

Die Blutchronik knüpft nahtlos an das Ende des letzten Buches an. Vlad und sein Bruder Radu müssen ihr Dasein als Geiseln des Sultans Murad fristen. Dessen Sohn wurde Mehmet wurde verbannt, da er eine Liebesbeziehung mit Radu begann. Das war damals wie mitunter auch heute absolut verpönt und beide hatten Glück, dass sie nicht ermordet wurden. Die Mutter von Vlad Draculea lebt in einem Kloster und ist nach dem gewaltsamen Tod ihres Mannes nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie hat keine Möglichkeit, ihren Söhnen zu helfen und Vlad beim Kampf um die Krone zu unterstützen.

Der junge Radu weiß nicht, was sein großer Bruder für ihn getan hat und lässt sich von Mehmet und dessen Vater beeinflussen. Das bedeutet, dass er seinen Bruder verrät und sich gegen ihn stellt. Obwohl Vlad am 2. Oktober 1448 seine Heimat Targoviste und es dauerte sechs Jahre, bis er wieder zuhause sein kann. Nur wenige erkennen ihn als Herrscher an. Sämtliche Fürsten und Kirchenoberhäupter verweigern ihm die Loyalität.

Wenige Wochen nach der Ankunft in Targoviste empfängt Vlad eine Abordnung von angeblichen Nachfolgern und unter ihnen ist sein Kontrahent Radislav. Der kann sich der Treue seiner Gefolgsleute sicher sein und alle trachten Vlad nach dem Leben. Er schwebt mal wieder in akuter Gefahr. Kann er sich retten? Und wenn ja, wer zeigt sich als Getreuer?

Die Autorin Liliana Le Hingrat schätze ich sehr. Sie recherchiert sehr genau und schreibt selbst im Anhang des Buches Die Blutchronik, dass sie erst dann Aussagen von Historikern übernimmt, wenn sie diese dreimal gelesen hat. Die Grausamkeit der damaligen Zeit, der Kampf zwischen Muslimen und Christen und der Hass bis aufs Blut. Alles beschreibt sie so klar und anschaulich, dass ich beim Lesen in die damalige Zeit abtauche und mitleide. Ich sehe die Landschaft und auch die Kleidung der Protagonisten vor mir.

Allen Freunden historischer Romane empfehle ich, die Bücher von Liliana Le Hingrat zu lesen. Sie ist eine der wenigen Autorinnen des Genres, die Wert auf Authentizität und gewissenhafte Recherche legen. Die Blutchronik gehört zu den Highlights meines Lesejahres 2019.

Veröffentlicht am 29.05.2019

Authentisch und sehr gut recherchiert

Entlang des Großen Krieges
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Quintus Schneefahl ist die Hauptperson im Roman Entlang des großen Krieges von Thomas Persdorf. Er lebt mit seinen Eltern Ludovika und Otto Wilhelm in Frankfurt am Main. Sein Vater bezeichnet die Mutter ...

Quintus Schneefahl ist die Hauptperson im Roman Entlang des großen Krieges von Thomas Persdorf. Er lebt mit seinen Eltern Ludovika und Otto Wilhelm in Frankfurt am Main. Sein Vater bezeichnet die Mutter als „zur Zucht ungeeignet“. Die hatte vier Fehlgeburten und danach kam Quintus als lebensfähiger Junge auf die Welt. Allerdings ist er behindert. Er leidet an einer Skoliose im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule. Landläufig hieß es damals, er hätte einen krummen Rücken.

Am 28.06.1914 gab es gleich zwei Ereignisse, die das Leben Quintus´ auf den Kopf stellten. Zunächst teilt er seinem Vater mit, dass er sein Studium abbricht und dann hört er zudem noch vom Tod des Thronfolgers Franz-Ferdinand und seiner Ehefrau. Was kommt, das weiß jeder: der Erste Weltkrieg mit vielen Toten und Schwerverletzten. Quintus reist mit der Eisenbahn zum Gut Dankenthal und wird dort Hauslehrer beim Eigentümer des Hofes, dem Baron von Wachen. Er unterrichtet die Zwillinge Arabella und Alexandra.

Als Adolf Alexander von Wachen an der Front in Frankreich stirbt, hat der Pfarrer diese „Trostworte“ für die Hinterbliebenen: „Im unerschütterlichen Glauben an die Schrift und die Worte unseres Herrn lassen Sie uns festhalten, an der Gewissheit, dass dem für Kaiser und Reich Gefallenen eine Heimstätte bereitet ist im Hause Gottes, so wie es das Evangelium uns lehrt.“ Das Buch Entlang des großen Krieges ist also nicht nur bitter ernst zu nehmen.

Mir gefiel das Buch ausgesprochen gut. Thomas Persdorf hat es verstanden, die damaligen Ansichten und Meinungen authentisch niederzuschreiben. Die Sprache ist ebenfalls der zurückliegenden Zeit angepasst. Viele historische Fakten, die im Buch Entlang des großen Krieges genannt werden, sind belegt und die Recherche erfolgte akribisch. Ein Buch welches ich gewiss noch mehrmals lesen werde.

Veröffentlicht am 28.05.2019

Gutes Debuet mit Luft nach oben

Jagdtrieb
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Rechtsanwalt Oscar Colossa stirbt und sein Neffe Paul erbt die Kanzlei. Vor seinem Dienstantritt hat er die unschöne Aufgaben, den Weg zur letzten Ruhe des Onkels mitzugehen. Am offenen Grab werden Reden ...

Rechtsanwalt Oscar Colossa stirbt und sein Neffe Paul erbt die Kanzlei. Vor seinem Dienstantritt hat er die unschöne Aufgaben, den Weg zur letzten Ruhe des Onkels mitzugehen. Am offenen Grab werden Reden gehalten und ein Sprecher fängt an und wirft sein Handy in die Grube und auf den Sarg. Viele Teilnehmer machen es ihm nach. Warum das so ist und welche Bedeutung diese Aktion hat, erschließt sich mir nicht. Zumal wenige Tage nach der Beisetzung Mitarbeiter des Ordnungsamtes in der Kanzlei anriefen. Sie forderten Paul auf, endlich das Gebimmel abzustellen, welches dunkel aus dem Grab des Onkels tönt.

Neffe Paul findet sich rasch in den Arbeitsalltag ein und fragt sich, womit Oscar denn tatsächlich sein Geld verdiente. Die langjährige rechte Hand des Verstorbenen klärt ihn auf und Paul ist nicht gerade angenehm überrascht. Ihm bleibt keine Zeit, länger darüber nachzudenken, weil eine Mandantin seine Hilfe braucht. Die äußerst hübsche Maja wendet sich völlig verzweifelt an ihn. Sie würde von einem Stalker verfolgt und hätte sogar Angst um ihr Leben. Paul nimmt sich ihres Falles an und gerät in eine Folge von unvorhersehbaren Abenteuern.

Der Autor schreibt in einem Nebensatz, dass weniger oft mehr ist. Also reden ist Silber und Schweigen Gold. Das hätte er sich meiner Meinung nach auch selber sagen können. Für mich glänzte das Buch mit zu vielen Floskeln und hätte ruhig viele Seiten kürzer sein können. Das Ende versöhnte mich dann aber ein wenig, weil es so für mich nicht vorauszusehen war. Jagdtrieb ist der erste Band einer Reihe, bei der Paul Colossa die Hauptperson ist. Der Autor ist Anwalt und kennt sich mit der Materie bestens aus. Das fällt beim Lesen angenehm auf.

Veröffentlicht am 27.05.2019

Führt ihr letzter Wunsch ihn zurück ins Leben?

Die Gabe der Liebe
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Nach Der Winter der Wunder ist dies mein zweiter Besuch in der Blossom-Street. Dieses Mal geht es zwar auch um Die Gabe der Liebe, aber der Hintergrund ist ernst. Eine junge Frau, Hannah, stirbt und hinterlässt ...

Nach Der Winter der Wunder ist dies mein zweiter Besuch in der Blossom-Street. Dieses Mal geht es zwar auch um Die Gabe der Liebe, aber der Hintergrund ist ernst. Eine junge Frau, Hannah, stirbt und hinterlässt ihren verzweifelten Mann, Michael. All ihre Träume zerplatzten wie Seifenblasen und auch ein Jahr nach dem Tod sieht Michael kein Licht am Horizont. Kinder haben die beiden auch nicht, da die Krankheit Hannas dieses verhinderte.

Am ersten Jahrestag des Todes wird Michael von seinem Schwager zu einem gemütlichen Beisammensein eingeladen. Kurz vor dem Abschied gibt dieser ihm einen Brief, den Hannah als letzten Gruß für Michael schrieb. Darin schreibt sie, dass er sich erneut verlieben und sein Leben nicht mit Trauer vergeuden soll. Sie schreibt sogar, welche Frauen sie sich als künftige Partnerinnen Michaels vorstellen kann. Zunächst ist Michael entsetzt und glaubt nicht, dass sein Herz irgendwann einmal frei für eine neue Liebe sein wird.

Gelingt es Michael, den letzten Wunsch seiner toten Frau zu erfüllen? Und noch wichtiger, kann er sich wieder verlieben und eine Zukunft mit dieser neuen Liebe aufbauen? Das ist schwer und Debbie Macomber versteht es wie kaum eine Zweite, diese Schwierigkeiten in Worte zu verpacken. Das macht ihre Bücher so lebendig und realistisch. Es gefiel mir wieder sehr gut, dass ich einen Besuch in der Blossom-Street machen durfte.