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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.08.2020

Sex, Drogen und eine nicht alltägliche Fernbeziehung

Allegro Pastell
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Ein Ritual der Liebenden: „Erst Sex, dann grüner Tee mit drei Aufgüssen. In 30 Minuten aus echten japanischen Schalen trinken.“ Wow, extrem spannend. So zelebrieren die beiden Hauptpersonen in Allegro ...

Ein Ritual der Liebenden: „Erst Sex, dann grüner Tee mit drei Aufgüssen. In 30 Minuten aus echten japanischen Schalen trinken.“ Wow, extrem spannend. So zelebrieren die beiden Hauptpersonen in Allegro Pastell immer mal wieder ihr Wiedersehen. Tanja Arnheim und Jerome Daimler wohnen weit auseinander und sehen sich daher nicht sehr häufig. Umso mehr freuen sie sich jedes Mal, wenn sie Zeit miteinander verbringen können. Nein, nur Tee gibt es dann nicht. Auch Ecstasy, Gras und Hochprozentiges gefällt den beiden auch. Die Story beginnt im Jahr 2018 und die depressive Schwester, auf die im Klappentext hingewiesen wird, erscheint nur am Rande.

Tja, ich weiß nicht so recht. Das Buch schaffte es auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Nicht nur das gilt es zu beachten, es ist auch das Romandebüt des Autors. Seine Sprache gefiel mir meistens, allerdings frage ich mich ob es üblich ist, ständig mit englischen Vokabeln zu agieren. Der Schwerpunkt der Story richtet sich auf das Miteinander eines nicht mehr jungen Paares. Sie wird 30, er ist fünf Jahre älter. Ihr Verhalten befremdete mich oft. Beide kommen mir egoistisch und sehr auf sich selbst fixiert vor. Sex ist ein Akt für sie, der nicht immer etwas mit Liebe zu tun hat und es gibt auch Abenteuer auf fremden Terrain.

Sind die heutigen Paare tatsächlich so oberflächlich? Muss der Dialog mit Fremdwörtern gespickt sein damit das Gegenüber merkt, wie intelligent man ist? Sie merken, dass mich Allegro Pastell zwiespältig zurücklässt. Vielleicht lese ich es irgendwann noch einmal und gewinne dann grundlegende Erkenntnisse. Vier Sterne gebe ich dafür, weil es immerhin ein bemerkenswertes Debüt ist.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.09.2019

Von Maulwürfen und Zugereisten

Der Große Garten
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Eigentlich wollte ich das Buch DerGroßeGarten Dbp19 schon nach 50 Seiten beenden. Dann sagte ich mir, dass doch etwas dran sein muss, wenn das Werk es bis auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 ...

Eigentlich wollte ich das Buch

DerGroßeGarten

Dbp19 schon nach 50 Seiten beenden. Dann sagte ich mir, dass doch etwas dran sein muss, wenn das Werk es bis auf die Longlist des Deutschen Buchpreises 2019 schaffte. Ja, und ich las weiter, bereue es nicht.

DerGroßeGarten ist so ganz anders, was zunächst an der bewusst einfachen Sprache der Ich-Erzählerin auffällt. Sie berichtet so, wie es unser 10jähriger Enkel auch macht. Aber der Inhalt ist da schon gehobener. Die Autorin kennt sich mit den Pflanzen und der Natur bestens aus. In vielen Kapiteln beschreibt sie die Arbeiten in der Natur und das im Verlauf eines Jahres. Sie wechselt zwischen diesen Betrachtungen und jenen der Menschen in ihrem Umfeld ab. Zuweilen ist die Ausdrucksweise in meinen Augen vulgär und das mag ich nicht so.

Lola Randl zieht also von der Stadt in die Uckermark und muss viel über Dorfgemeinschaften, „Zugezogene“ und Gartenbau lernen. Wie gut, dass ihre Mutter ihr dabei mit Rat (nicht mit Tat), zur Seite steht. Das mit den Zugezogenen kenne ich aus eigener Erfahrung und das traf Frau Randl genau. Die Bekämpfung des Maulwurfs fand ich ebenfalls gelungen und ihre Erfahrungen mit Schafen und Bienen ebenfalls. Aber so richtig fesseln konnte mich

DerGroßeGarten #Dbp19 nicht. Mir fehlte der rote Faden und die Sprache war mir dann zu schlicht. Ich bereue aber keineswegs, dass ich weiter las. Es war eine ganz andere Erfahrung als jene, die ich mit meiner sonst üblichen Literatur machte. Die Gestaltung des Covers passt zur Sprache des Buches.

Veröffentlicht am 09.09.2019

Kein Thriller, aber durchaus lesenswert

Nichts wird dir bleiben
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Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, kommen die Leute und trampeln so lange auf einem herum, bis der Kopf auch noch darin versinkt. (Zitat aus dem Buch Nichts wird dir bleiben)

Thomas Kern ist ...

Wenn man bis zum Hals in der Scheiße steckt, kommen die Leute und trampeln so lange auf einem herum, bis der Kopf auch noch darin versinkt. (Zitat aus dem Buch Nichts wird dir bleiben)

Thomas Kern ist Psychoanalytiker und findet eines Tages den Brief seiner Patientin Jennifer Rädler vor. Darin schreibt sie, dass sie sich umbringt. Ort und Zeit sind genau festgelegt und Herrn Kern bleibt nicht viel Zeit, um sie zu retten. Er stürmt sofort los und sein Ziel ist eine Baustelle mit einem hohen Kran. Er sieht nur noch, wie die junge Frau sich hinabstürzt und auf dem Boden liegt. Sie ist tot und er macht sich heftige Vorwürfe. Er fährt sofort zu seinem Freund, ebenfalls ein Psychoanalytiker.

Kommissar Hensel und sein Assistent dringen kurz nach dem Vorfall in die Praxis des Arztes ein. Sie haben Kenntnis davon erhalten, Dass Herr Kern Jennifer missbrauchte und so für den Tod des Mädchens verantwortlich ist. Zudem finden die Ermittler Kinderpornos auf seinem Rechner. Sowohl Ehefrau als auch Tochter wenden sich von ihm ab und auch die sogenannten Freunde lassen ihn schnell fallen. Nur ein heruntergekommener Detektiv hilft ihm.

Es gibt im Buch Nichts wird dir bleiben einige Personen und auch viele Verwicklungen, die das Lesen erschweren. Ein sehr langer Abschnitt handelt zudem auf der Insel Gomera und spielt in der Vergangenheit. Eine gewisse Spannung ist zwar da, aber vieles ist auch vorhersehbar. Es ist ein Buch, welches ich als leichte Kost bezeichne und es lässt sich gut nebenher lesen. Hohe Konzentration ist nicht erforderlich.

Veröffentlicht am 05.09.2019

Die Wahrheit ist ein bitt´rer Trank

Böse Tränen
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BöseTränen ist der zweite Band, in dem Levi Kant und Olivia Hofmann gemeinsam ermitteln. Hier geht es um das Skelett eines Kindes, welches Bauarbeiter im Abwassersystem der Donau finden. Es handelt sich ...

BöseTränen ist der zweite Band, in dem Levi Kant und Olivia Hofmann gemeinsam ermitteln. Hier geht es um das Skelett eines Kindes, welches Bauarbeiter im Abwassersystem der Donau finden. Es handelt sich um Rosa Hohenwald, die vor fünf Jahren spurlos verschwand. Andreas Sperl legte damals ein Geständnis ab und sitzt seitdem ein. Bei dem Skelett liegt auch ein Tuch, welches Olivia Hofmann sehr bekannt vorkommt. Ist es etwa ein Stück, welches ihrer Tochter gehörte? Diese verschwand ebenfalls vor fünf Jahren mit ihrem Vater, Olivias Ehemann Michael.

Rosa Hohenwald wurde in eine sehr eigenartige Familie geboren. Oft gab es nichts zu essen, die Kinder hungerten. Der Vater gab das Geld für unnütze Dinge aus und ließ auch das schlossähnliche Haus verkommen. Die Autoren wechseln regelmäßig die Zeit ihrer Erzählung. Vom Heute geht es immer wieder in die Zeit damals, bevor Rosa verschwand. Können Olivia und Levi der Gerechtigkeit zum Ziel verhelfen und den wahren Mörder finden? Oder ist es doch Andreas Sperl, der die Kleine umbrachte?

BöseTränen überzeugte mich nicht so richtig. Viele Dinge waren vorhersehbar und die Spannung blieb aus. Es ist ein Buch, welches auch so geschrieben ist, dass erst die Nachfolgebände Auflösungen im Privatleben der Ermittler bringen. Das Ende hier hat einen Cliffhanger und wird wohl erst in den nächsten Folgen endgültig aufgelöst. Wer lockere Krimis liebt und gerne Fortsetzungsreihen liest, wird seine Freude an den Büchern haben.

Veröffentlicht am 10.08.2019

Hier hat die Autorin gut recherchiert

Die Luftvergolderin
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Der „große“ Habsburger, Kaiser Maximilian, heiratet kurz vor seinem Tod ein junges Mädchen. Es ist die 12jährige Anna von Ungarn. Liebe ist es zwar nicht, aber er behandelt sie gut und das Kind ist zufrieden. ...

Der „große“ Habsburger, Kaiser Maximilian, heiratet kurz vor seinem Tod ein junges Mädchen. Es ist die 12jährige Anna von Ungarn. Liebe ist es zwar nicht, aber er behandelt sie gut und das Kind ist zufrieden. Jedoch will sie nicht lange Witwe bleiben und lässt zu diesem Zweck von dem Maler namens Maler ein Porträt anfertigen. Hans Maler ist ein Künstler, die mit Leib und Seele am Werk ist. Sein Lebenslauf ist spannend und die Beschreibung der Farbzusammensetzungen interessant.

Es ist kaum auszuhalten, aber niemand möchte Anna heiraten. Bis eines Tages dann doch noch ein junger Mann sich ihrer „erbarmte“. Die junge Anna heiratet ein zweites Mal und hat das Glück, dass sie mit ihrer großen Liebe zusammen sein darf. Es ist der Enkel des Kaisers. Viele Kinder sind dem Paar vergönnt und obwohl einige sterben, ist die Überlebensrate für damalige Verhältnisse recht groß. Anna strebt zwar nach Reichtum und Macht, ist für ihre Kinder aber eine gute Mutter und für ihren Mann eine liebevolle Ehefrau.

Die Luftvergolderin beschreibt eine Zeitspanne aus dem Leben der „kleinen Ungarin“. So nennt Hans Maler die Königin und das Cover zeigt dieses berühmte Gemälde. Jedes Detail ist beschrieben und auch, welchen Schmuck die junge Frau trägt. Das Buch war für mich ein Blick in die Geschichte und wie sich das Leben damals abspielte. Es ist sehr genau recherchiert und dennoch nicht langweilig. Die Sprache ist amüsant und abwechslungsreich, gleichzeitig so bildhaft, dass ich etliche Szenen vor Augen sah.

Das Buch empfehle ich jedem, der sich für die Geschichte rund um die Habsburger interessiert. Dabei aber nicht zwingend nach einem trockenen Sachbuch greifen möchte.