Nachdenkenswertes Stück Geschichte
Briefe aus TaipehAls ich „Briefe aus Taipeh“ entdeckte, gingen meine Gedanken gleich zurück zum Weltgebetstag des Jahres 2023, denn das Gastgeberland war damals Taiwan. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Weltgebetstags-Gottesdienstes ...
Als ich „Briefe aus Taipeh“ entdeckte, gingen meine Gedanken gleich zurück zum Weltgebetstag des Jahres 2023, denn das Gastgeberland war damals Taiwan. Im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Weltgebetstags-Gottesdienstes habe ich viel über Land und Leute erfahren – und auch über die Geschichte des Landes, deren Bewohner immer noch um die Unabhängigkeit bangen. China ist nicht weit entfernt…
Mit großem Interesse habe ich jetzt die Geschichte einer Familie gelesen, die in einem kleinen Dorf in China beheimatet ist. Fish Wu berichtet, was er aus vielen Gesprächen mit seiner Großmutter erfahren hat, und das nimmt seinen Anfang Ende der 1940er-Jahre.
Zwei Brüder, der eine ein Mann mit Frau und Kindern, der andere alleinstehend, wurden aus politischen Gründen verhaftet und bedroht. Alles wurde ihnen genommen. Der alleinstehende Shen Erchong flüchtet nach Taiwan, während Shen Erya mit seiner Familie in dem kleinen Dorf bleibt.
Fish Wu braucht nicht viele Worte, um die Familiengeschichte zu erzählen. Seine ausdrucksstarken Zeichnungen lassen die ganze Dramatik sprechen, ohne dass es langer Texte bedarf. Mit einer Graphic Novel hat Fish Wu eine Biografie seines Urgroßvaters und -onkels sehr eindrucksvoll und detailliert übermittelt. Das Buch ist erschienen im DIN A4-Format und jedes einzelne Bild spricht für sich.
Hat mich mein erster Eindruck beim anfänglichen Durchblättern noch vermuten lassen, dass die Bilder teilweise „wild und durcheinander“ wirken, so habe ich schnell feststellen können, dass die Zeichnungen den jeweiligen Gegebenheiten genau angepasst wurden.
Sehr dankenswert sind noch die Worte des Autors, mit denen er im Nachwort seine Gedanken zu dem Buch und ebenso seine ganz persönlichen auch mit seiner Leserschaft teilt.
Ich hätte gern noch etwas mehr über das Leben von Shen Erchong in Taiwan erfahren. Doch es waren ja in erster Linie die Erinnerungen der Großmutter, die in diesem Buch erzählt werden.
Auf jeden Fall bin ich froh, wieder etwas mehr über die nicht einfache Geschichte Chinas, auch wenn es in erster Linie „nur“ die einer kleinen Dorfgemeinschaft ist, erfahren zu haben.
Die Geschichte lässt mich nachdenklich zurück. In diesen Zusammenhang passt das von Fish Wu gewählte Sprichwort, das im Nachwort zu lesen ist: „Der Klangkörper eines Musikinstrumentes und der Kolben eines Gewehres stammen oft aus demselben Wald.“