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Veröffentlicht am 22.09.2024

Eine gelungene Biografie der drei Mann-Töchter

Die Töchter des Zauberers
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Erika Mann, die älteste Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Manns, war nicht nur Schauspielerin, Kabarettistin, Journalistin, Schriftstellerin, sondern unter anderem auch eine passionierte Autofahrerin. ...

Erika Mann, die älteste Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Manns, war nicht nur Schauspielerin, Kabarettistin, Journalistin, Schriftstellerin, sondern unter anderem auch eine passionierte Autofahrerin. Beachtenswert ist ihr politisches Engagement, welches sich besonders in ihrem Kabarett „Die Pfeffermühle“ niederschlug und positive Resonanzen nach sich zog.

Das dritte Kind und die zweite Tochter war Monika. Von früh auf begeisterte sie sich für Musik, wurde jedoch stets von ihrer eigenen Familie belächelt. Sie war vom Schicksal geplagt und das besonders hinsichtlich der Liebe. Als sie sich mit ihrem Ehemann Jenő Lányi auf einer Überfahrt nach Amerika befand, wurde ihr Schiff von einem deutschen U-Boot beschossen, was ihrem Mann das Leben nahm. Anschließend litt sie lebenslang unter Depressionen, welche jedoch damals nie als solche diagnostiziert wurden.

Elisabeth war die jüngste Tochter der Manns und zugleich das Lieblingskind ihres Vaters. Ihr widmete er das in Hexametern verfasste Idyll „Gesang vom Kindchen“ und die Novelle „Unordnung und frühes Leid“. Mit ihrer ältesten Schwester teilte sie ihre Vorliebe für ältere Männer und heiratete in jungen Jahren den 36 Jahre älteren Guiseppe Antonio Borgese. Beruflich setzte sie sich in erster Linie mit dem Erhalt der Meere, aber u.a. auch der Genderforschung auseinander.

Alle drei Leben wurden vor Herausforderungen gestellt und vom Zeitgeschehen überschattet, dabei prägten sie die Zeit selbst in vielerlei Hinsicht.

Anschaulich schildert Annette Seemann die Leben der drei Frauen unter Einbeziehung der gesamten Familie und wichtigen Ereignissen, die alle betrafen.
Diesbezüglich wirft sie auch einen Blick auf die literaturwissenschaftliche Forschung sowie Briefe und Tagebücher der „Manns“.
Sorgsam ausgewählte, teils seltene Fotografien runden das Buch passend ab.

Mal wieder zeigt sich wie vielfältig und spannend nicht nur das Leben von Thomas und Heinrich, sondern der gesamten Familie Mann ist.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Ein Roman als Plädoyer für Artenschutz, der wachrüttelt und die Einzigartigkeit der Natur aufzeigt.

Das Wesen des Lebens
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»Einst brauchte die Seekuh keine Angst vor Raubtieren zu haben, doch egal, wo sich der Mensch ausbreitet, verschwinden alsbald große Arten«

Knapp 250 Jahre nach ihrer Ausrottung erweckt die Finnin Iida ...

»Einst brauchte die Seekuh keine Angst vor Raubtieren zu haben, doch egal, wo sich der Mensch ausbreitet, verschwinden alsbald große Arten«

Knapp 250 Jahre nach ihrer Ausrottung erweckt die Finnin Iida Turpeinen die Stellersche Seekuh mit ihrem Roman wieder zum Leben:
Kapitän Vitus Bering ist mit seiner Mannschaft, darunter der Naturforscher Georg Wilhelm Steller, auf dem Rückweg einer kräftezehrenden Expedition und glücklicherweise kann der heimatliche Hafen nicht mehr weit entfernt sein. Da bereits einige Tote zu beklagen sind, legen sie umgehend an der nächsten Bucht an, doch es ist nicht ihr Ziel. Dennoch bleiben sie einige Monate auf dieser später nach dem Kapitän bekannten Insel und Steller entdeckt wundersame, sich im flachen Wasser tümmelnde Tiere – die Stellersche Seekuh.
Schon nach kurzer Zeit werden Versuche unternommen diese bis zu acht Meter langen Tiere zu erlegen. Nachdem dieses Unterfangen nach anfänglichen Schwierigkeiten geglückt ist, erforscht Steller diese mystischen Wesen und zugleich offenbart sich deren Fleisch als beliebten Speise.
Nach Stellers Rückkehr fällt die grundsätzlich eher geringe Population der menschlichen Lustgier zum Opfer. Nicht einmal dreißig Jahre konnten seit ihrer Entdeckung verstreichen und schon gehörte diese besondere Seekuh wieder, wenn auch auf andere, traurigere Weise, der Vergangenheit an.
Doch ihr Weg ist nicht noch vorbei, denn auch ihr Skelett ist begehrt.
So beschäftigt sich der weitere Verlauf des Romans mit der Suche nach dessen Überresten, Rekonstruktion und Ausstellung in Museen. Auch wenn manche der folgenden Stellen für mich etwas langwieriger und für die Handlung nicht direkt bestimmend waren, geben sie interessante Einblicke in die Naturforschung.
Schließlich zeichnet Turpeinen eine Art biografische Zeitgeschichte der Stellerschen Seekuh, zwischen Naturschutz, Machtgier und Unterwerfung, von deren Entdeckung bis heute.

Ein Roman als Plädoyer für Artenschutz, der wachrüttelt und die Einzigartigkeit der Natur aufzeigt.

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Veröffentlicht am 22.09.2024

»Sie wollen, was sie sagen. Sie meinen, was sie tun. Sie bereiten den Umsturz schon vor.«

Es ist 5 vor 1933
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»Sie wollen, was sie sagen. Sie meinen, was sie tun. Sie bereiten den Umsturz schon vor.«

Wenn man bisher dachte, mit dieser Thematik ausreichend vertraut zu sein – ich selbst tat dies auch –, lag man ...

»Sie wollen, was sie sagen. Sie meinen, was sie tun. Sie bereiten den Umsturz schon vor.«

Wenn man bisher dachte, mit dieser Thematik ausreichend vertraut zu sein – ich selbst tat dies auch –, lag man eindeutig falsch!
Philipp Ruchs Buch ist ein Warnschuss, für alle, die ihn noch nicht gehört haben.

Überzeugend plädiert Ruch für ein Verbot der AfD und zieht gleich im ersten Kapitel Parallelen zur SRP (Sozialistische Reichspartei), welche im Jahr 1952 verboten wurde. Gründe hierfür gebe es genug. Immerhin fordert die AfD u.a. die Abschaffung des Parteienstaats, hin zur Diktatur sowie Abschiebungen im Sinne der sog. „Remigration“. Aber nicht nur bei Bürgern mit Migrationshintergrund, sondern auch innerhalb der etablierten Parteien soll gründlich „ausgemistet“ werden. Demzufolge ist gemäß Chrupalla „[a]uch das Grundgesetz […] nicht in Stein gemeißelt“.

Wir müssen die Aussagen der AfD anhören und sie endlich ernst nehmen, anstelle diese als belanglos abzutun oder darüber, halb lachend, zu spotten. Niemand kann sagen, er hätte es nicht gewusst, wenn es Realität wird. Man muss einzig und allein zuhören. Wie schon von Max Frisch in dessen Drama „Biedermann und die Brandstifter“ erwähnt: „[D]ie beste und sicherste Tarnung ist immer noch die blanke und nackte Wahrheit. Komischerweise. Die glaubt niemand.“

Im Verlauf des Buches wird aufgezeigt wie vielfältig die Ursprünge der AfD-Mitglieder sind. Nicht wenige waren oder sind immer noch Teil einer oder gar mehrerer rechtsextremen Gruppierungen unterschiedlicher Ausrichtung, welche den Sturz der Regierung planen. Dazu passen die Ergebnisse einer Studie der Bertelsmann Stiftung (2020), woraus sich das schockierende Ergebnis ergibt, dass nur knapp 13% der AfD-Wähler keine rechtsextremen Anschauungen vertreten.
Ebenfalls werden schon seit jeher Sympathien für das NS-Vokabular gehegt.

Besonders gelungen sind zudem die Parallelen zum Nationalsozialismus sowie ein Blick in die Zukunft! Letztlich gewinnt die AfD immer mehr Zustimmung, weshalb das Buch so wichtig ist!

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Ein fesselndes Buch voller unerwarteter Wendungen

Der längste Schlaf
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»Schlaf okkupiert ein Drittel unseres Lebens und determiniert die Qualität der anderen beiden Drittel. Und vor allem: Je mehr wir schlafen, desto länger leben wir.«

Mara Lux, wohnhaft in London, ist eine ...

»Schlaf okkupiert ein Drittel unseres Lebens und determiniert die Qualität der anderen beiden Drittel. Und vor allem: Je mehr wir schlafen, desto länger leben wir.«

Mara Lux, wohnhaft in London, ist eine anerkannte Wissenschaftlerin auf dem Gebiet des Schlafes. Kaum jemand kennt sich mit dieser Thematik so gut aus wie sie. Doch sie selbst leidet seit ihrer Kindheit unter Schlaflosigkeit. Die Gründe dafür sind mysteriös, schließlich hat sie als Kind häufiger bestimmte Erlebnisse geträumt, welche sich kurze Zeit später in die Realität umwandelten. So auch der Tod ihrer eigenen Eltern. Irgendwann waren die Träume verschwunden. Als diese jedoch erneut wiederzukehren scheinen ist Mara alarmiert. Insbesondere nachdem sie ein unbekannter Notar, bezüglich einer ominöse Schenkung eines Herrenhauses in Deutschland, kontaktiert.
Parallel findet sich noch ein zweiter Handlungsstrang, der unabhängig der übergeordneten Handlung zu lesen scheint:
Zwei Kinder, ein Mädchen und ihr kleiner Bruder, sind, wider der Erlaubnis ihrer Eltern, zum Spielen in den Wald und unglücklicherweise in einen Brunnenschacht gestürzt. Das Mädchen will ihren Bruder nicht alleine lassen und versucht schnellstmöglich Hilfe zu holen. Doch schafft sie es?

Gleich zu Beginn des Romans findet man sich mitten im Geschehen wieder und ist gespannt welche Richtung die Geschichte einschlagen wird. Als klar wird, dass Mara dem Angebot der Schenkung nicht widerstehen kann und zu einer Reise nach Deutschland aufbricht, nimmt die Handlung auf rasante Weise Fahrt auf.
Einige unerwartete Geschehnisse ereignen sich und man selbst ist gebannt und gefangen! Jeder Versuch, das Buch abends beiseite zu legen scheitert kläglich, da die Cliffhanger einen ruhigen Schlaf unmöglich machen.

Wer Bücher von Stephen King liebt, wird diesem Buch von Melanie Raabe, in welchem sie gekonnt mit dem Mysterium des Übernatürlichen spielt, ebenfalls verfallen. Eine spannende Reise!

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Veröffentlicht am 15.09.2024

»Fragst du dich auch manchmal, ob das alles ist?«

Zwei Leben
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»Fragst du dich auch manchmal, ob das alles ist?«

Salach, ein kleines Dorf im Süden Deutschlands, im Jahre 1971. Nach ihrer Lehre zur Schneiderin kehrt die junge Roberta zurück, nach Hause, in ihr Dorf. ...

»Fragst du dich auch manchmal, ob das alles ist?«

Salach, ein kleines Dorf im Süden Deutschlands, im Jahre 1971. Nach ihrer Lehre zur Schneiderin kehrt die junge Roberta zurück, nach Hause, in ihr Dorf. Sie freut sich. Schließlich verlief die Ausbildung anders als erwartet und nun kann sie ihre Familie wieder tatkräftig bei der Bewirtschaftung der Felder und Versorgung der Tiere unterstützen. Das Dorf, das ist ihr Leben.
Schon am ersten Tag zurück in der Heimat trifft sie auf ihren Jugendfreund und Pfarrerssohn Wilhelm, dessen Leben so ganz anders verläuft, immerhin möchte er bald studieren. Dennoch erwischt es die beiden und da sie seit jeher Sympathien füreinander hegen, verlieben sie sich kopfüber ineinander.
Im Gegensatz zu Roberta fühlt sich Wilhelms Mutter Gertrud im Dorf gefangen und träumt davon diesem entfliehen zu können. Spätestens als sie mit ihrem Bruder Georg eine achtwöchige Reise macht, steht ihr Entschluss fest: Sie muss hier weg!
Doch beiden Schicksalen soll kein Glück beschert werden…

Lange hat es auch diesmal nicht gedauert, bis ich in einer weiteren Geschichte des Arenz‘schen Kosmos gefangen war. Dabei spielt Arenz die Unterschiede von Dorf und Stadt, der Idylle und dem Weltleben, gekonnt als gegensätzliche Laster und Sehnsüchte aus.
Darüberhinaus sensibilisiert der Roman – einem Stillleben gleich – die Lesenden für die leisen und sanften Töne des Lebens, welche eine alte, längst vergangene Welt heraufbeschwören und ihr wieder Leben einhauchen.
Doch die idyllische Geschichte zum Wohlfühlen ist nach etwa zwei Drittel des Romans abrupt vorbei und eine ganz andere Atmosphäre ist nun bestimmend. Ich bin ehrlich: Schon lange hat mich kein Buch mehr so berührt, emotional mitgenommen und traurig gemacht.
Während des Lesens lenken Arenz‘ einfühlsame und stets wohlgeformte Sätze auf zauberhafte Weise unsere Gefühle in jegliche Richtungen.

Dieser Roman ist ganz großes Kino. Eine Geschichte der Befreiung, von Zusammenhalt und Liebe, Sehnsucht und Trauer, der Wiederentdeckung des Vergangenem und dem Aufbruch ins Neue.

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