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Veröffentlicht am 26.03.2024

Ein weiterer Arenz, der sich lohnt

Die Erfindung des Gustav Lichtenberg
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Als der Physiker Ludwig Lang bei seiner Arbeit im Patentamt zufällig auf den Plan zum Bau einer Maschine stößt, welcher viele Jahrzehnte zuvor von einem gewissen Gustav Lichtenberg geschrieben wurde und ...

Als der Physiker Ludwig Lang bei seiner Arbeit im Patentamt zufällig auf den Plan zum Bau einer Maschine stößt, welcher viele Jahrzehnte zuvor von einem gewissen Gustav Lichtenberg geschrieben wurde und kurz darauf noch die ihn bezaubernde Geigerin Elsa kennenlernt, welche sein Herz erobert, ändert sich für ihn alles.

Ewald Arenz erzählt, unterteilt in zwei alternierende Erzählstränge, die Geschichte einer ominösen Maschine, dessen Funktion sich erst im Lauf des Romans erschließt. Mit gekonnter Präzision verwebt Arenz beide Handlungen, die zu unterschiedlichen Zeiten spielen, miteinander. Während sich der eine Erzählstrang mit der Erfindung dieser Maschine durch einen gewissen Gustav Lichtenberg Mitte des 19. Jahrhunderts befasst, schildert der andere, gegenwärtig spielend, den Fund des Planes durch den Physiker Ludwig Lang und dessen schnell gefassten Beschluss, diese gezeichnete Apparatur nachzubauen, um deren Funktion auf die Schliche zu kommen.
Dabei fallen dem genauen Leser einige Ähnlichkeiten zwischen den Lebens- sowie Liebesgeschichten der männlichen Protagonisten Gustav Lichtenberg und Ludwig Lang auf.
Doch was hat es mit dieser Maschine auf sich?

Die einfühlsame, wunderschöne Sprache, welche den Roman definiert, ermöglicht seinen Lesern sich in die Gefühlswelt der Figuren hineinzuversetzen und wie direkt am Geschehen beteiligt zu sein. So wird auch der Leser von der Frage getrieben, was das denn nun für eine Maschine ist, die Ludwig nachbaut.
Doch dieses Buch ist noch viel mehr als das! Obwohl es nur knapp 250 Seiten umfasst, erzählt es von der Kraft der Liebe, beschäftigt sich intensiv mit der Magie von Musik sowie der Lust am Erfinden.

Ein Roman der sich lohnt, um für schöne Stunden der realen Welt zu entfliehen und in eine brilliant erzählte Geschichte einzutauchen!

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Veröffentlicht am 24.03.2024

„Was ist eine Hexe?“

Hexen
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„Was ist eine Hexe?“
Diese übergeordnete Frage, welche gleich zu Beginn des Buches gestellt wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die von der Autorin Marion Gibson geschilderten 13 Hexenprozesse und ...

„Was ist eine Hexe?“
Diese übergeordnete Frage, welche gleich zu Beginn des Buches gestellt wird, zieht sich wie ein roter Faden durch die von der Autorin Marion Gibson geschilderten 13 Hexenprozesse und die kurzen sogleich prägnanten theoretischen Inputs.
Da ich mich schon seit einiger Zeit sehr für die Hexenverfolgung in Deutschland interessiere, habe ich mich sehr auf diese Buch gefreut und wurde nicht enttäuscht.

Die Autorin hat mit diesem Buch ein sehr vielfältiges Werk geschaffen, welches zuerst der Frage auf den Grund zu gehen versucht, wie solche Prozesse überhaupt geschehen konnten und immer noch können. Dabei kommt sie zu dem Schluss, dass „Hexenprozesse […] durchgeführt [werden], um Macht über andere Menschen auszuüben“. Da die meisten Opfer jedoch überwiegend Frauen waren, lässt sich sagen, dass diese Prozesse eine Form von patriarchalischer Unterdrückung darstellen.
Der Großteil des Buches beschäftigt sich dagegen damit, wie diese Hexenprozesse konkret verliefen. Dafür werden 13 exemplarische Prozesse unterschiedlichster Art bezüglich deren Entstehung und den Abläufen, aber auch hinsichtlich der jeweiligen politischen und geografischen Weltlage, präzise geschildert, sodass sich diese Kapitel, jeweils etwa 30 Seiten umfassend, wie kurze Erzählungen lesen lassen.
Das Besondere dabei ist, dass die Autorin diese Prozesse vielfältig betrachtet, großteils aus der Perspektive der Opfer schildert sowie einen Überblick über die unterschiedlichsten Abläufe gibt und mit dem ehemaligen US-Präsidenten Trump endet.
Zudem lässt sich dieses Buch, trotz dessen Dicke, leicht und gut verständlich lesen.

Das Buch ist jedem zu empfehlen, der sich für die Thematik der Hexenverfolgung und deren weltweite Verbreitung sowie für die patriarchalischen Machtstrukturen interessiert, die dabei eine große Rolle gespielt haben und es immer noch tun.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

„Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen."

Lichtungen
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„Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Man begegnete ihnen nur zufällig und wusste nie, was man darin fand.“

Voranstellend sind nur zwei der zahlreichen, wunderschönen Sätze aus diesem ...

„Erinnerungen waren über die Zeit verstreut wie Lichtungen. Man begegnete ihnen nur zufällig und wusste nie, was man darin fand.“

Voranstellend sind nur zwei der zahlreichen, wunderschönen Sätze aus diesem Roman genannt, der von einer einfühlsamen poetischen Sprache beherrscht wird und dadurch sentimentale Bilder erzeugt, die gemäß Seifenblasen kurz sichtbar sind und sogleich wieder verblassen.
Hätte ich beim Lesen einen Stift parat gehabt, so hätte ich eine Vielzahl an besonders schönen Sätzen hervorheben können, schließlich beinhaltet das Buch unbeschreiblich viele solcher, die man nicht der Vergessenheit anvertrauen, sondern vielmehr für immer behalten möchte.

Dieses Buches erzählt die besondere Geschichte von Lev und Kato auf eine einfühlsame Weise und beleuchtet Schlaglichter deren Leben. Beide hatten es nicht leicht und beide verbindet schon seit sie Kinder waren – vielleicht eben deswegen – ein unzertrennbares Band der Freundschaft, welches oft genug auf die Probe gestellt wurde.

Das Besondere an diesem Buch ist, dass es keinen gewöhnlichen Erzählstrang aufweist, sondern die Geschichte innerhalb ihrer neun Kapitel rückwärtig erzählt wird. Eine kreative Idee und eine gelungene Umsetzung, die vom Leser jedoch einiges an Aufmerksamkeit erfordert, um sich die jeweilig geschilderte Situation im entsprechenden Kontext sinngemäß erschließen und diese nachvollziehen zu können.

Trotz allem gelang es mir leider nicht in das Geschehen einzutauchen, sondern ich fühlte mich beim Lesen wie ein außenstehender Beobachter der jeweiligen Situationen. Aus diesem Grund fiel es mir zudem schwer, die jeweils tragende Rolle der darin vorkommenden Figuren zu merken und verlor öfters den Überblick.

Dennoch ist dieses Buch, allein schon wegen der einfühlsamen Sprache, lesenswert. Iris Wolff schafft es sprachliche Bilder zu erzeugen, wie man es nur wirklich selten erlebt!

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Ein spannender Blick auf das Werk und das Leben Thomas Manns

Thomas Mann
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Hanjo Kestings Buch „Glanz und Qual“ ist eine vielfältige Reise durch ausgewählte Werke sowie das Leben des aus Lübeck stammenden Nobelpreisträgers Thomas Mann.
Das Buch ist vom Autor in drei Teile, sogenannte ...

Hanjo Kestings Buch „Glanz und Qual“ ist eine vielfältige Reise durch ausgewählte Werke sowie das Leben des aus Lübeck stammenden Nobelpreisträgers Thomas Mann.
Das Buch ist vom Autor in drei Teile, sogenannte Werk-, Quer- und Lebensfahrten, untergliedert, welche sich unter anderem mit den großen Romanen, den noch erhaltenden Tagebüchern und ausgewählten Beziehungen von Thomas Mann, sei es zu seinem älteren Bruder Heinrich, seinem ersten Sohn Klaus oder seiner Liebe zur Musik, beschäftigt.
Dabei schafft es dieses Werk bereits bekanntes Wissen informativ aufzufrischen, spannende Einblicke zu geben sowie teils neue Erkenntnisse und Denkanstöße zu vermitteln.
Auf gekonnte Weise fasst Kesting stets den jeweiligen Inhalt des besprochenen Werkes aufs Gröbste zusammen, damit sich der Leser der wichtigsten Figuren, Handlungen sowie Details erneut ersinnen kann, bevor er dieses Werk anschließend im Hinblick auf deren Entstehung, Bedeutung sowie Wirkung bespricht. Zugleich ergänzt der Autor die Betrachtung des Textes routiniert durch stützende Zitate aus Tagebüchern, Briefen oder Essays.

Jedoch sei anzumerken, dass dieses Buch einiges an Vorwissen, bezüglich dem Leben sowie den einzelnen Werken Thomas Manns, voraussetzt, sodass es eher fortgeschrittenen Lesern und Interessenten als Neulingen auf diesem Gebiet zu empfehlen ist. Darüber hinaus ist dieses Buch keine Biografie, sondern vielmehr eine punktuelle Auseinandersetzung mit ausgewählten Themen.

Für Kenner ist dieses Buch jedoch ein Lesegenuss, auch wenn nicht alle, sondern nur vereinzelte Werke auf ihre Kosten kommen und die Erzählung kaum betrachtet werden. Schließlich kann man als Liebhaber nie genug Bücher über Thomas Mann sowie die gesamte „amazing family“, wie Klaus Mann sie bezeichnete, gelesen haben!

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Ein toller Zukunftsroman

Endling
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Jasmin Schreibers neuer Roman entführt den Leser – in das Jahr 2041 – eine Welt der Zukunft. Dort begegnen wir der Biologin Zoe, die in ihr elterliches Haus zurückkehrt, um auf ihre kleine Schwester Hanna ...

Jasmin Schreibers neuer Roman entführt den Leser – in das Jahr 2041 – eine Welt der Zukunft. Dort begegnen wir der Biologin Zoe, die in ihr elterliches Haus zurückkehrt, um auf ihre kleine Schwester Hanna sowie Tante Auguste aufzupassen, während sich ihre alkoholkranke Mutter in einer Entzugsklinik befindet.
So weit, so gut, wäre Tante Auguste nicht übervorsichtig gegenüber jeglichen Keimen und würde nicht in ihrer Wohnung zurückgezogenen unter strengsten hygienischen Maßnahmen leben. Aber auch Hanna macht es Zoe nicht leicht. Sie hält ihr ständig vor, als große Schwester vollkommen versagt zu haben und versucht zugleich ihren Frust in Alkoholexzessen zu ertränken.
Als dann noch Sophie, die beste Freundin von Tante Auguste, sich wochenlang nicht mehr bei ihr meldet, machen sich die drei auf die Suche nach ihr, schweißen nach und nach zu einem Team zusammen und begegnen wundersamsten Dinge aus längst vergangenen Zeiten. Ständiger Begleiter ist HP14, die letzte Weinbergschnecke und somit ein Endling.
Über den gesamten Roman hinweg gibt die Ich-Erzählerin Zoe in regelmäßigen Abständen interessante Exkurse in die Biologie – eine Leidenschaft, die sie mit ihrer Tante teilt.

Schreibers Roman ist ein vielseitiger Streifzug durch eine mögliche Ausprägung unserer Zukunft, die von patriarchalem Faschismus und stetig wachsendem, nicht mehr aufzuhaltendem Artensterben geprägt ist.

Das Buch endet relativ abrupt und bleibt bezüglich der weiteren Lebensverläufe der Protagonisten relativ offen. Somit kann sich der Leser eigenständig die Geschichte dieses Romans weiterspinnen. Vielleicht ist das aber auch von der Autorin bewusst so gewollt, um mit einer eventuellen Fortsetzung daran anzuknüpfen – zu wünschen wäre es auf jeden Fall!

Trotz negativer Kritiken anderer hat mich Schreibers neuester Roman überzeugt und ist meiner Ansicht nach ihr bisher bester!

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