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Veröffentlicht am 24.11.2019

Atmosphärischer Krimi

Winteraustern
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Echter Krimigenuss für alle Sinne - das bietet "Winteraustern" von Alexander Oetker. Es handelt sich bereits um den dritten Band einer Reihe, bei der Luc Verlains ermittelt.

Wie schon das Cover erahnen ...

Echter Krimigenuss für alle Sinne - das bietet "Winteraustern" von Alexander Oetker. Es handelt sich bereits um den dritten Band einer Reihe, bei der Luc Verlains ermittelt.

Wie schon das Cover erahnen lässt, ist der Krimi neben aller Spannung sehr atmosphärisch und besticht mit wundervollen Bildern. Der Autor hat einen angenehmen, klaren Schreibstil, mit dem er Orte und Personen sehr lebendig werden lässt. Wer dann noch etwas Unterstützung braucht, um in das Geschehen rein zu finden, kann sich die gezeichneten Karten im Umschlag anschauen. Diese sind eine tolle Hilfe, um die französischen Handlungsorte noch näher zu bringen.

Ich habe es als etwas schade gefunden, erst mit diesem dritten Band in die Reihe eingestiegen zu sein, da die Qualität des Krimis sehr überzeugend ist. Jedoch ist es rein inhaltlich problemlos möglich zu folgen, auch wenn man kein Vorwissen hat. Sofern erforderlich, erhält der Leser einen kurzen Rückblick, der ihm hilft, das aktuelle Geschehen nachzuvollziehen. Geschickt präsentiert der Autor Alexander Oetker auf den letzten Seiten, nach der Lösung, bereits die Grundlage für den nächsten Fall von Luc Verlains.

Luc Verlains selber ist ein sehr sympathischer Ermittler, der einen ausgeprägten Familiensinn besitzt und voller Liebe und Begeisterung für seine französische Heimat ist. Besonders schön gestützt wird dies von französischen Sätzen und Gebräuchen, die immer wieder mit dem Text verwoben sind. Ihn bei seinen Ermittlungen rund um die Dune du Pilat und in Paris zu begleiten, lässt so manche schöne Urlaubserinnerung wieder wach werden und schürt Sehnsucht. Sehnsucht nach Frankreich, Sehnsucht nach dem Atlantik, Sehnsucht nach einer ganz besonderen Lebensart und Leichtigkeit.
Dennoch kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Bringen doch die Ermittlungen manch unerwartete Wendung mit sich. Langeweile stellt sich keine ein, so dass das Mitermitteln großen Spaß macht.
Genial ist auch der aktuelle Bezug zu Ereignissen in Frankreich, wie die Terroranschläge und die sozialen Aufstände. Alexander Oetker gelingt es in seinem Krimi leise Gesellschaftskritik unterzubringen und auf tatsächliche Ereignisse einzugehen ohne mit erhobenem Zeigefinger zu mahnen.
Ebenfalls wohl dosiert und sehr interessant sind die Informationen rund um die Austernzucht und französische Weine. Ich konnte viel lernen und habe es als angenehm empfunden, da auch diese Details sich gut in die Handlung einfügten. Das Nebengeschehen hat so nicht unmittelbar zur Lösung des Falls beigetragen, aber auf charmante Weise die Handlung bereichert.

Neben Luc Verlains werden auch die anderen Charaktere mit liebenswerten Eigenheiten dargestellt, so dass man beim Lesen gern Teil der Handlung war und sich ganz in die Geschichte vertiefen konnte.

Einziges Manko sind einige logische Fehler und unnötige Wiederholungen. Beispielsweise werden die Hintergründe rund um eine Verletzung des inzwischen wieder genesenen Chefs von Luc Verlains mit nahezu gleichem Wortlaut doppelt erzählt. Zudem fragt man sich beispielsweise, wo ein gewisses Boot geblieben bzw. wie es in den Hafen zurück gelangt ist. Das ist etwas schade, da es gerade bei Krimis den Lesefluss etwas dämpft.

"Winteraustern" von Alexander Oetker ist ein gelungener, atmosphärischer Krimi, den ich allen Krimi-Lesern empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Interessantes Debüt, das nicht ganz zu überzeugen vermag

Alles, was wir sind
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"Alles, was wir sind" von Lara Prescott ist durchaus interessant, konnte jedoch nicht voll überzeugen.

"Eine große Geschichte über geheime Heldinnen, die Kraft der Literatur und – die Liebe." So wird ...

"Alles, was wir sind" von Lara Prescott ist durchaus interessant, konnte jedoch nicht voll überzeugen.

"Eine große Geschichte über geheime Heldinnen, die Kraft der Literatur und – die Liebe." So wird das Buch auf dem Einband beworben. Leider hält das Buch jedoch diese große Ankündigung nicht ganz ein.

Es handelt sich bei dem Leseexemplar um eine sehr hochwertige Ausgabe, bei der erkennbar sehr viel Liebe fürs Detail investiert wurde. Der Einband ist geprägt und mit einem durchsichtigen Schutzumschlag versehen, wodurch eine große Tiefe des Covers erreicht wird. Zudem befinden sich in einer Banderole zwei zusätzliche Heftchen. In einem kommt die Autorin Lara Prescott zu Wort und berichtet über ihre Gründe den Roman zu verfassen und ihre Recherchearbeit. Bei dem anderen handelt es sich um ein Notizbuch, in dem Gedanken zum Roman notiert werden können. Deutlich wird, dass die Autorin sehr weitreichend und gründlich recherchiert hat. Dadurch gelingt es ihr, in dem fiktiven Konstrukt ihres Romans auch viele tatsächlich recherchierte Zitate und Beschreibungen einfließen zu lassen. Für mich macht dies einen besonderen Reiz aus. Es handelt sich um wahre Begebenheiten der Literaturgeschichte. Ich habe für mich einiges neues Wissen erworben. "Damals glaubten wir noch, dass Bücher Waffen sein können - dass Literatur den Lauf der Geschichte ändern kann." Dieser Satz lässt die Hauptaussage des Romans deutlich werden. Von 1949 bis 1961 verfolgt der Leser aus zwei Perspektiven - Osten und Westen - die Bemühungen rund um den Roman" Doktor Shiwago" von Boris Pasternak. Die eine Seite, Russland, versucht die Fertigstellung und später dann die Veröffentlichung des Romans um jeden Preis zu verhindern. Die andere Seite, Amerika, versucht die Veröffentlichung um jeden Preis zu ermöglichen und dafür zu sorgen, dass der Roman auch in Russland eingeschmuggelt und dort gelesen wird. Im Fokus der Bestrebungen stehen zwei starke Frauen. Olga, die Geliebte von Boris Pasternak, wird für drei Jahre inhaftiert, um Druck auf ihn auszuüben und ihn vom Schreiben seines "antisowjetischen" Romans abzuhalten. Irina, Mitglied der CIA, soll mit allen Mitteln dafür Sorgen, dass der Roman nach seiner Fertigstellung veröffentlicht wird. Es ist durchaus interessant zu verfolgen, wie es den beiden Frauen über die Jahre ergeht. Leider ist der Schreibstil jedoch sehr nüchtern und wenig detailliert, so dass keine Emotionen entstehen konnten und es nicht möglich war, eine Sympathie für die Figuren zu entwickeln. Zudem ist nicht immer ganz klar, wer gerade spricht. Es wird zwar phasenweise aus Ich-Perspektive erzählt, jedoch mit einer Art 'kollektiven Ich', dies wirkt etwas befremdlich. Daneben wirkt das Buch teilweise so, als würde es künstlich in die Länge gezogen. Begebenheiten werden sehr detailliert ausgeschmückt und Nebenschauplätze eröffnet, die nicht in der Handlung voran bringen.
Was mir gut gefällt, sind einige der Stilmittel. Zum einen schreibt Olga einen Brief - genauer ein Geständnis - auf welchem im Verlauf des Romans immer wieder, wie ein roter Faden, zurück gekommen wird. Zum anderen sind die Kapitelüberschriften sehr originell. Sie weisen den Frauen verschiedene Rollen im Laufe der Jahre zu. Die vorangegangen Rollen werden dabei jeweils durchgestrichen aufgenommen und die aktuelle darunter aufgeführt.

"Eine große Geschichte über geheime Heldinnen"
Die dargestellten Frauen sind durchaus sehr stark und trauen sich vieles zu, wachsen im Lauf der Jahre über sich selbst hinaus. Dabei bringen sie große Opfer, um für ihre Sache zu kämpfen. Es handelt sich um durchaus interessante Charaktere, die auch sehr vielschichtig sein könnten. Die angelegten Figuren haben Potential, leider scheint dieses nicht voll ausgenutzt. Keine der Frauen, konnte mich als Heldin überzeugen.

"Eine große Geschichte über [...] die Kraft der Literatur"
Es wurde sehr gut herausgearbeitet, wie in der Zeit zwischen 1949 und 1961 versucht wurde über Literatur Einfluss zu nehmen. Das hat mir wirklich gut gefallen. Schön, wäre es noch gewesen, etwas mehr über "Doktor Shiwago" zu erfahren. Beispielsweise, indem Passagen aus dem Roman in dieses Werk mit aufgenommen worden wären oder erklärt wonder wäre, warum die Veröffentlichung um jeden Preis verhindert werden sollte. Insgesamt wurde jedoch die Kraft der Literatur gut deutlich.

"Eine große Geschichte über [...] die Liebe"
Es geht vor allem um die Liebesgeschichte von Boris Pasternak und Olga. Diese überdauert viele Jahre und auch einige große Schwierigkeiten. Auch hier hat die Handlung großes Potential, vermag es jedoch nicht, zu fesseln und mitreißen. Ja, der Liebe wird Raum gegeben und dies auch durchaus zu einem großen Teil. Aber eine 'große Geschichte' kam dennoch beim Lesen nicht rüber.

"Alles, was wir sind" von Lara Prescott ist ein Debütroman mit großem Potential, das leider nicht vollständig genutzt wurde. Propaganda, Krieg, Liebe, Literatur - viele Themen die hier durchaus angesprochen werden, dennoch vermag das Buch nicht zu fesseln und zu überzeugen. Es fehlt die Tiefgründigkeit, die Emotion, das Gefühl, als Leser mitgenommen zu werden. Empfehlen kann ich diesen Roman Lesern, die gern anspruchsvolle Werke lesen und die neugierig auf dieses Werk geworden sind, um sich selbst ein Bild zu machen, ob der große mediale Ruhm gerechtfertigt ist.





Veröffentlicht am 16.11.2019

Interessante Einblicke in Kultur Tibets

Ein Leben für die Kinder Tibets
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"Ein Leben für die Kinder Tibets - Die unglaubliche Geschichte der Tendol Gyalzur" von Tanja Polli ist vor allem eines: interessant.

Als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin, war ich sofort fasziniert ...

"Ein Leben für die Kinder Tibets - Die unglaubliche Geschichte der Tendol Gyalzur" von Tanja Polli ist vor allem eines: interessant.

Als ich auf das Buch aufmerksam geworden bin, war ich sofort fasziniert von der Geschichte. Tendol schien eine sehr starke, inspirierende Frau zu sein. Gerade das hat mich an diesem Buch begeistert, mein Interesse geweckt. Es geht nicht um fiktive Figuren, sondern eine reale Frau mit ihren Idealen, Träumen, Ängsten.

Beim Lesen wird dann auch schnell klar, dass Tendol zwar, wie vermutet, stark und inspirierend, aber ganz bestimmt keine Heldin ist. Sie ist ein Mensch wie du und ich mit all den Schwächen, aber auch Stärken, nicht perfekt, aber voller Überzeugung, etwas zurückgeben zu wollen. Denn Tendol hatte Glück im Unglück. Nachdem sie aus Tibet fliegen musste und dabei ihre Familie verloren hat, wurde sie auserwählt in Deutschland ausgebildet zu werden, um dann später dem Wohl Tibets zu dienen. "Vergiss niemals dein Volk [...] Arbeite hart und kehre eines Tages nach Tibet zurück, um jenen zu helfen, die nicht so viel Glück hatten, wie du." Dieser Satz hat sich unbewusst tief eingeprägt. Tendol kehrt tatsächlich zurück nach Tibet und beginnt ihr 'Leben für die Kinder Tibets'. Dafür lässt sie dann auch ihre pubertären Söhne und ihren Mann in der Schweiz zurück. "Heute sei ihr bewusst, dass ihre Entscheidung, sich in der Ferne zu engagieren, für ihre Familie schwierig gewesen sei."

Der Start in das Buch war für mich etwas holprig. Es ist zu Beginn sehr nüchtern gehalten und bringt viele Fakten mit. Da es wenig emotional geschrieben ist, zog es mich nicht so in den Bann, wie ich es vermutet hätte. Nach einigen Seiten wird jedoch klar, dass Tibet eine ganz andere Kultur und Lebensweise vermittelt. Vieles erscheint fremdbestimmt und wenig emotional. Das ist für einen Leser aus einer anderen Kultur ungewohnt. Schnell wurde dadurch jedoch deutlich, dass der Schreibstil dazu gut passt.

Sehr interessant und neu für mich war, etwas darüber zu erfahren, dass Kinder aus Tibet nach Deutschland geschickt wurden. Die Zerrissenheit zwischen den Kulturen wird eindrucksvoll herausgearbeitet. Immer wieder stößt man beim Lesen auf ungewöhnliche Passagen, die mich verwundert zurück gelassen haben. Aber gerade das macht auch den Reiz von Büchern über reale Personen aus. Es ist sehr interessant zu sehen, welche Unterschiede es gibt, wie andere leben und welche Ansichten sie vertreten.

"Ein Leben für die Kinder Tibets - Die unglaubliche Geschichte der Tendol Gyalzur" von Tanja Polli ist durchaus lesenswert und sehr interessant. Ich kann dieses Buch allen empfehlen, die sich für wahre Lebensgeschichten interessieren.

Veröffentlicht am 11.11.2019

Bewegungs-Tagebuch

Runter vom Sofa!
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"Runter vom Sofa - Die 365-Tage-Challenge" von Manuela Macedonia ist ein schön gestaltetes Motivationsbuch.

Die Ausgabe im Hardcover ist sehr wertig, so dass davon auszugehen ist, dass sie auch nach den ...

"Runter vom Sofa - Die 365-Tage-Challenge" von Manuela Macedonia ist ein schön gestaltetes Motivationsbuch.

Die Ausgabe im Hardcover ist sehr wertig, so dass davon auszugehen ist, dass sie auch nach den 365 Tagen noch gut aussieht. Besonders schön ist, dass jeder seinen Start der Challenge ganz individuell festlegt und dann die Daten selbst einträgt.

Das Bewegungs-Tagebuch motiviert mit interessanten Fakten über Zusammenhänge im Körper und dem Nutzen von Bewegung. Diese sind sehr kurz gehalten, geben jedoch schon einen Schubs in die richtige Richtung. Zahlreiche Felder zum selbst ausfüllen und ankreuzen, ergänzen hervorragend und machen Lust sofort zu starten und seine Erfolge zu dokumentieren. Nach jeder Woche und jedem Monat wird eine Bilanz gezogen, wie oft man sich bewegt hat und welche Ziele noch erreicht werden sollen. Schön ist auch der Rückblick, verbunden mit einer Vorschau nach einem halben Jahr und dann später nach dem ganzen Jahr. Der Humor kommt ebenfalls nicht zu kurz. Die Seiten sind witzig illustriert. Durch das ganze Jahr begleitet der Schweinehund und zeigt oft, wie es nicht sein sollte.

Was mir ein bisschen gefehlt hat, waren konkrete Tipps, wie man Bewegung in seinen Alltag integrieren kann oder welche Sportarten man in den Wochen ausprobieren kann. Es ist doch sehr allgemein gehalten. Der Schwerpunkt liegt mehr auf den Feldern zum Eintragen, dem Tagebuch-Charakter. Zudem haben mich die zahlreichen Aufforderungen zu posten und bei verschiedenen # mitzuschreiben etwas gestört. Gleich zu Beginn des Buches in der zweiten Woche findet sich die Liste "Bewegung ist wichtiger als" verbunden mit dem Tipp, auf Dinge zu verzichten und stattdessen Sport zu machen. Ich denke, 'Bewegung ist wichtiger als' ständig in verschiedenen Foren über Bewegung zu reden.

"Runter vom Sofa - Die 365-Tage-Challenge" von Manuela Macedonia werde ich begleitend zu meinem Training nutzen, um mich über Erfolge freuen zu können. Dafür kann ich es durchaus weiterempfehlen. Wer jedoch etwas mehr Anleitung braucht, ist bei diesem Buch nicht ganz so gut beraten und kann es möglicherweise erst später als Bewegungs-Tagebuch gebrauchen.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Vielschichtiger Roman

Schicksalssommer
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"Schicksalssommer" von Nelly Fehrenbach ist ein gelungener Roman über Verlust, Trauer und den Mut neu zu beginnen.

Wie Cover und Titel schon erahnen lassen, handelt es sich um eine schicksalshafte Geschichte, ...

"Schicksalssommer" von Nelly Fehrenbach ist ein gelungener Roman über Verlust, Trauer und den Mut neu zu beginnen.

Wie Cover und Titel schon erahnen lassen, handelt es sich um eine schicksalshafte Geschichte, bei der dennoch eine gewisse Leichtigkeit mitschwingt.

Dies wird auch gut durch den Schreibstil unterstützt. Er ist sehr bildhaft und emotional. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich genauso abgespielt hat. Einige Szenen lassen Schmunzeln, in anderen Momenten schwingt eine große Tragik mit. Die Mischung ist durchaus gelungen, so dass der Roman trotz aller Emotionalität nicht nur traurig stimmt, sondern auch Mut macht. Was mir auch gut gefällt, ist der unaufdringliche Humor, der in einigen Dialogen durchblitzt. 

Regina ist eine Frau, mit der man sich durchaus identifizieren und Sympathie entwickeln kann. Nach dem Verlust ihres Sohnes, hat sie kaum jemanden wirklich an sich herangelassen und plagt sich mit irrationalen Ängsten, die ihr die Leichtigkeit nehmen. Ben ergeht es nicht viel besser, erleidet er doch nach dem Tod seiner Frau einen Zusammenbruch, der ihn zwingt, sein Leben zu ändern und mit seinem Sohn in eine neue Stadt zu ziehen. Tim ist ein pfiffiger kleiner Junge, dem die Unbeschwertheit oft fehlt. Er musste einfach schon einiges erleben, was Kindern nicht widerfahren sollte. Alle drei Hauptcharaktere sind detailliert und facettenreich gestaltet, so dass man eine Nähe aufbauen kann, die es leicht macht der Geschichte zu folgen. Die Nebenfiguren besitzen auch eine angenehme Tiefe und bereichern die Handlung.

Dennoch gab es einige Punkte, die für mich nicht ganz stimmig waren. In der Kurzbeschreibung hieß es, dass es "Anziehung auf den ersten Blick" zwischen Regina und Ben war. Das kam jedoch gar nicht richtig rüber. Es wirkte eher, wie Anziehung auf den ersten Blick zwischen Regina und Tim - "einen mutterlosen Jungen und eine jungenlose Mutter".
Leichte Schwierigkeiten hatte ich auch dabei, mich in die Zeitsprünge rein zu finden. Ich habe mich ein paar Mal gefragt, worum es gerade geht und ob ich etwas verpasst habe. Beim Zurückblättern habe ich dann festgestellt, dass dem nicht so war. Zudem hat mich aus dem Lesefluss gerissen und den Handlungsstrang unterbrochen, dass die Geschehnisse aus Perspektive der anderen handelnden Person jeweils nochmal erzählt wird. Das gefiel mir nicht so gut und schmälerte die Lesefreude.

Insgesamt hat mir "Schicksalssommer" von Nelly Fehrenbach mit leichten Abzügen gut gefallen. Ich kann diesen Roman Lesern empfehlen, die sich gern kurzweilig und dennoch emotional unterhalten lassen wollen.