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Veröffentlicht am 06.04.2021

Trauer ist nicht gleich Trauer

Alles, was noch vor uns liegt
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„...Aber Künstler müssen ihre Inspiration aus den Tiefen ihrer Seele ziehen – und meine ist leer. Völlig ausgetrocknet. Als ich Brent kennenlernte, war es so, als hätte ich die andere Hälfte meiner Seele ...

„...Aber Künstler müssen ihre Inspiration aus den Tiefen ihrer Seele ziehen – und meine ist leer. Völlig ausgetrocknet. Als ich Brent kennenlernte, war es so, als hätte ich die andere Hälfte meiner Seele getroffen...“

Diese Worte von Eva zu ihrer Freundin Kim zeigen ihre tiefe Trauer. Seit Brents Tod fehlen ihr für ihre Arbeit als Floristin die Einfälle. Da sie finanziell abgesichert ist und nicht arbeiten muss, engagiert sie sich in der Herzstiftung. Die hat Brent einst unterstützt. Doch Büroarbeit gehört nicht zu Evas besonderen Begabungen.
Auch Angela, Evas Schwägerin, trauert um ihren Mann Wes. Sie aber macht ihn in Gedanken Vorwürfe, dass er das gemeinsame Leben mit seinem Leichtsinn aufs Spiel gesetzt hat. Angela muss sich um ihre drei Kinder kümmern und braucht jeden Job, den sie bekommen kann.
Die Autorin hat einen berührenden Roman geschrieben. Es geht um Trauerbewältigung, aber nicht nur darum.
Als Eva erfährt, dass sich Brent, Wes und Marc zu einem Ultra-Marathon in Neuseeland angemeldet hatten, beschließt sie, an Brents Stelle zu laufen. Sie überredet Angela, Wes Stelle einzunehmen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Ich darf die Protagonisten nach Neuseeland begleiten, ihre Vorbereitung auf den Lauf begleiten und erleben, wie sie der Marathon an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringt. Doch das ist nur das äußere Bild des Romans. Wesentlich wichtiger sind die vielen intensiven Gespräche, die in dieser Zeit geführt werden. Angela ist dabei diejenige, die sich lange verschließt.
Mit auf der Reise ist Sherry, die Schwiegermutter der beiden. Obwohl sie gleich zwei Söhne verloren hat, wirkt sich auf mich ausgeglichen. Nach dem Tod ihres Mannes hatte sie sich eine Auszeit genommen. Ihre Erfahrung vermittelt sie den Schwiegertöchtern:

„...Ich kam als anderer Mensch zurück. Denn ich habe dort Gott auf eine Weise erfahren, die ich nicht erwartet hatte...“

Glaubensfragen sind allerdings weder für Eva noch für Angela ein Thema. Zu sehr sind sie noch verstrickt in ihren Gedanken an den Verlust.
Angela hat Probleme mit ihrer pubertierenden Tochter Kylee. Eva aber findet einen Zugang zu dem Mädchen.

„...Meinst du, du könntest nicht ganz so streng mit deiner Mutter sein, weil sie dich hierher geschleppt hat?...“

Die Monate vor dem Lauf verändern die Protagonisten innerlich. Sie haben jetzt Zeit und Gelegenheit, sich mit ihrer Trauer auseinanderzusetzen.
Und plötzlich steht die Frage, ob eine neue Bindung möglich ist, vor ihnen. Angela lernt den Journalisten Simon kennen, der sehr behutsam um sie wirbt. Und Eva muss erkennen, dass Marc, der beste Freund von Brent, ihr nicht gleichgültig ist.
Jetzt sind beide auch für neue Gespräche aufgeschlossen. Sherry erklärt Eva:

„...Freude ist nicht von dir abhängig oder von den guten Dingen im Leben, zum Beispiel von einem wundervollen Ehemann. Sie ist von Gott abhängig und davon, ob du mit ihm im Reinen bist...“

Die wichtigsten Entscheidungen fallen nicht in Neuseeland. Sie fallen Monate später.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Spannende Zeitreise

LUKE MAKEN
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„...Seit wann gibt es Patrouillen in New York?...“

Diese Frage schießt Luke als erstes durch den Kopf, als er aus dem Schlaf aufwacht. Dann erinnert er sich: Bei einem Experiment seines Stiefvaters war ...

„...Seit wann gibt es Patrouillen in New York?...“

Diese Frage schießt Luke als erstes durch den Kopf, als er aus dem Schlaf aufwacht. Dann erinnert er sich: Bei einem Experiment seines Stiefvaters war etwas Eigenartiges passiert. Bald bekommt Luke mit, dass er sich in Rom zur Zeit Caesars befindet.
Währenddessen hat Professor Treb, sein Stiefvater, ein ernstes Problem. Wie soll er seiner Frau das Verschwinden von Luke erklären? Glücklicherweise ist die Archäologin erst einmal zu Ausgrabungen in Europa.
Der Autor hat einen spannenden und amüsanten Zeitreiseroman geschrieben.
Er wird in zwei Zeitzonen erzählt. Zum einen erfahre ich, was Professor Treb und sein Freund Professor Müht unternehmen, um Luke zurück zu holen. Dabei tappen die beiden in eine Katastrophe nach der anderen. Der Teil entwickelt sich zur rasanten Krimikömodie.
Außerdem darf ich Luke in Rom begleiten. Dort wird er als Sklave verkauft. Er trifft auf Titus, einen weiteren Sklaven, der ihn mit den täglichen Arbeiten und dem richtigen Verhalten vertraut macht.
Zusammen mit Tarratia gelingt ihnen die Flucht in den Norden. Sie wollen zu Titus` Familie.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Mir hat gefallen, dass häufig Vokabeln aus der Zeit in die Geschichte eingewoben wurden. Gleichzeitig erfahre ich eine Menge an historischen Fakten.
Das ändert aber nichts daran, dass die Flucht spannend und abenteuerlich ist, denn ein Heer von Legionären ist ihnen auf den Fersen.
Als besonderes Stilmittel nutzt der Autor Lukes Träume, um zu erzählen, was während der Flucht im Hintergrund abläuft.
Unterwegs bekommt Luke von seinen Begleitern die Legende vom „Ring der Wünsche“ erzählt. Gut finde ich die drei Rätsel, die daran verborgen sind. Eines lautet:

„...Was geht immer um den Baum herum und kann doch nicht hinein?...“

Für Luke ist es schon ein Abenteuer, sich selbst um Nahrung und Getränke kümmern zu müssen. Dabei haben sie unterschiedliche Begegnung mit Zeitgenossen.
Das Ende wartet mit einer heftigen Überraschung auf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 05.04.2021

Gelungener Auftakt

Palais Heiligendamm - Ein neuer Anfang
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„...Es war ein Kommen und Gehen, ein sorgfältig orchestriertes Schauspiel wie auf einer Bühne, an dem sich Elisabeth niemals sattsehen würde...“

Mit diesen Worten beschreibt Elisabeth ihre Eindrücke von ...

„...Es war ein Kommen und Gehen, ein sorgfältig orchestriertes Schauspiel wie auf einer Bühne, an dem sich Elisabeth niemals sattsehen würde...“

Mit diesen Worten beschreibt Elisabeth ihre Eindrücke von Palais Heiligendamm. Vor kurzen ist ihre Familie aus Berlin nach Bad Doberan gezogen, weil der Vater das Hotel übernommen hat.
Wir schreiben das Jahr 1912. Es war die Idee von Ottilie Kuhlmann, die ihren Mann gedrängt hat, sich um ein eigenes Hotel zu bemühen.
Die Autorin hat einen fesselnden und abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Die Geschichte wird aus drei Perspektiven erzählt.
Elisabeth ist die zweitälteste Tochter des Hauses. Sie würde gern im Hotel mitarbeiten. Aber dafür hat ihre Mutter gar kein Verständnis. Dabei hat Elisabeth einen sehr guten Blick für Details und bringt gut umsetzbare Vorschläge, wenn es darauf ankommt.
Paul, der Sohn des Hauses, ist als Nachfolger gesetzt. Doch er selbst hat diese Ambitionen nicht. Er tut sich schwer, seinen Pflichten nachzukommen. Im Herzen ist er Künstler. Mit seinem Klavierspiel berührt er die Zuhörer.
Minna ist Hausmädchen bei Familie Kuhlmann. Sie hat das Angebot angenommen, sie nach Bad Doberan zu begleiten. In ihr aber brennt das Heimweh nach ihrer Familie.
Der Schriftstil ist ausgefeilt. Die Autorin arbeitet häufig mit passenden Metaphern und beschreibt die Örtlichkeiten detailgenau. So hatte ich schnell ein Bild des Hotels im Kopf.
Durch die unterschiedlichen Perspektiven ergibt sich ein vielschichtiges Bild der Verhältnisse. Ottilie ist die Tochter eines Offiziers. Das zeigt sich in den Äußerungen gegenüber Paul:

„...Auf dem Parkett werden bleibende Verbindungen geknüpft, und die Schwellen der Ballsäle führen in den sicheren Hafen der Ehe. Wenn du Walzer, Menuett und Polka nicht beherrschst, wirst du dich schwertun, eine standesmäßige Ehefrau zu finden...“

Ich darf die Familie bis in den Winter 1918/19 begleiten. Als das Hotel vor dem Krieg finanziell ins Schlingern gerät, wird Julius Falkenhayn im Auftrag von Graf Seitz Geschäftspartner. Er erkennt Elisabeths Potential und fördert sie. Privat allerdings sind sie anfangs wie Hund und Katz. Elisabeths Mutter ist das gerade recht, denn sie misstraut den jungen Mann mit mysteriöser Vergangenheit. Julius hat einige Jahre in Afrika verbracht. Ottilie hat zwar keine Ahnung von dem Leben dort, erlaubt sich aber eine Meinung:

„...Ich verstehe sowieso nicht, warum die Eingeborenen gegenüber den deutschen Missionaren und Siedlern nicht mehr Dankbarkeit an den Tag legen. Schließlich bringen die ihnen doch erst Disziplin, Hygiene, Gehorsam, Sitte und Anstand bei...“

Julius kontert und verliert weitere Sympathie bei Ottilie.
In den Kriegsjahren ist Elisabeth zum großen Teil auf sich allein gestellt, um das Hotel am Laufen zu halten. Paul hat sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet – und das schon nach wenigen Tagen bereut. Gerade an ihm wird deutlich, wie der Krieg aus einen schöngeistigen jungen Mann eine abgestumpftes Wesen macht.
Julius wird,wie wir heute sagen würden, Kriegsberichterstatter. Er, der konsequent gegen den Krieg ist, formuliert seine Ambition so:

„...Andererseits will ich die Katastrophe dokumentieren, die da gerade geschieht, damit zukünftige Generationen niemals wieder in einen derart sinnlosen Krieg ziehen...“

Der Roman spielt die gesamte Palette der menschlichen Gefühle wider: Freude, Trauer, Eifersucht und Wut. Das Leben kennt Höhen und Tiefen. Und die Jahre verändern die Protagonisten – nicht immer zum Guten. Der Judenhass von Ottlilie ist mir mehr als suspekt. Julius`Einstellung zum Krieg dagegen hebt sich wohltuend von der herrschenden Euphorie ab. Johanna, die älteste Tochter, zeigt sehr viel Empathie und Einsatzbereitschaft.
Natürlich kommen in ein bekanntes Hotel auch historische Persönlichkeiten, so der Dichter Rainer Maria Rülke. Er begibt sich selbst in die Küche, um sich für ein Soufflè zu bedanken.

„...Ein Pariser Sternekoch hat mir einmal gesagt, Soufflés seien wie Katzen. Wenn man ihnen nicht seine ganze Aufmerksamkeit schenkt, werden sie zickig und machen, was sie wollen….“

Es sind solche Sprachspiele, die das Lesen immer wieder zum Vergnügen machen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 04.04.2021

Lebendige Andachten

Werden wie Jesus
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„...Da es zu Gottes Plan gehört, dass wir seinen Sohn immer ähnlicher werden, ist es angebracht, sich mit dem Herz Jesus zu befassen, es kennen zu lernen. Denn Gott möchte, dass Sie ein Herz wie Jesus ...

„...Da es zu Gottes Plan gehört, dass wir seinen Sohn immer ähnlicher werden, ist es angebracht, sich mit dem Herz Jesus zu befassen, es kennen zu lernen. Denn Gott möchte, dass Sie ein Herz wie Jesus haben...“

Mit diesen Sätzen endet das Vorwort des Buches. Dann lädt mich der Autor zu einer 30 – Tagereise ein. Für jeden Tag hat er eine Andacht vorbereitet.
Sie beginnt mit einem Bibelwort. Dem folgt eine aussagekräftige Überschrift. Beispiele dafür sind:
„Das menschliche Herz“ oder „Das vergebende Herz“.
Zu den Bibelvers und mit den Blick auf die Überschrift legt der Autor dann seine Gedanken dar. Sie sind biblisch fundiert. Und trotzdem versteht es der Autor, mich durch seinen lockeren Schriftstil und die vielen praktischen Beispiele immer wieder in den Bann zu ziehen. Er erzählt biblische Geschichten völlig neu, indem er sie um Gefühle der Protagonisten oder Motive des Handelns ergänzt. Bei der Übertragung auf unser Verhalten hebt er das Positive hervor, um dann auf Schwachstellen hinzuweisen.

„...Wir haben ein gutes Herz, nur unser Gedächtnis lässt uns in Stich. [..] Bevor wir etwas falsch machen, tun wir lieber gar nichts...“

Immer wieder verweist er auf Jesus und dessen Verhalten. Bibelverse werden kursiv eingebunden.

„...Er berührte Menschen, wo andere zurück wichen. Er hielt durh, wo andere aufgaben...“

Nach diesen Texten kommen zwei oder drei Fragen, wo ich als Leser aufgefordert werde, mein Leben im eben gelesenen Wort zu spiegeln:

„...Wo finden Sie sich in dieser Geschichte wieder?...“

Anschließend folgt erneut ein Bibelzitat und dazu Impulse zum Nachdenken. Zum Abschluss gibt es Anregungen zum Gebet.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es lohnt sich, es immer mal wieder zur Hand zu nehmen.

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Veröffentlicht am 03.04.2021

War das nötig?

Murmeln und Granaten
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„...Sie haben versucht, es mir zu erklären. Die Feinde kommen. Die einen kommen da von drüben, wo der Hirschberg ist, aus dem sie den Ton für Tiegel ausgraben, und der Pfaffenberg, wo die Hauptstraße herunterkommt. ...

„...Sie haben versucht, es mir zu erklären. Die Feinde kommen. Die einen kommen da von drüben, wo der Hirschberg ist, aus dem sie den Ton für Tiegel ausgraben, und der Pfaffenberg, wo die Hauptstraße herunterkommt. Das sind die Amerikaner. Und die anderen Feinde kommen von der anderen Seite, über den Schwarzenberg. Die heißen Russen. Aber ich verstehe nicht, warum die kommen und was die hier wollen..“

Eckart ist sechs Jahre alt, lebt mit seiner Mutter bei den Großeltern in Nordhessen und bekommt erklärt, warum sie nun in den Harz flüchten müssen. Logischerweise hat er das nicht verstanden. Ein Gerücht hat besagt, dass sie in der „Festung Harz“ sicher wären. Also macht sich die Mutter mit ihren drei Kindern, Großmutter und Tante auf den Weg.
Der Autor hat eine recht amüsanten Roman geschrieben. Er besteht im Prinzip aus zwei Teilen. Das eine sind die Ansichten eines Sechsjährigen, der hier gleich noch einmal zu Wort kommen darf:

„...Wenn die Feinde von beiden Seiten kommen, erwischen sie uns doch auf jeden Fall. Wie beim Kriegen spielen. Da werde ich auch abgeschlagen, wenn die anderen von zwei Seiten kommen...“

Dazwischen gibt es, in kursiv gesetzt, ergänzende Bemerkungen, die unter anderem auf den Tagebuchaufzeichnungen der Mutter beruhen.
Natürlich geraden sie im Harz voll in das Kriegsgeschehen der letzten Tage. In St. Andreasberg finden sie eine Unterkunft. Doch in vielen Situationen haben sie Glück im Unglück. Um nur ein Beispiel zu nennen: Vor den Bomben fliehen sie in den Wald. Dort treffen sie auf deutsche Soldaten, die den Kindern Schokolade schenken.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Der Kindermund hat mich mehr als einmal zum Schmunzeln gebracht.Natürlich gibt es auch ernste Szenen. Dazu gehört die Erinnerung an den gefallenen Vater.
Am Ende stellt sich heraus, dass die Harzreise eigentlich unnötig war. Sie habe auf diese Weise mehr vom Krieg mitbekommen, als wenn sie in Hessen geblieben wären. Eines aber hat ihnen die Reise doch gebracht. manch unerwartete Glaubenserfahrung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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