Märchenhafte Geschichte mit aktuellen Bezug
Hüter des Klimas„...Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken runter. Durch den flimmernden Hitzeschleier glaubte er die schattenhaften Umriss einer hochgewachsenen, geflügelten Gestalt zu erkennen. Erstaunt rieb er sich ...
„...Ein eiskalter Schauer lief ihm den Rücken runter. Durch den flimmernden Hitzeschleier glaubte er die schattenhaften Umriss einer hochgewachsenen, geflügelten Gestalt zu erkennen. Erstaunt rieb er sich die Augen und starrte in die gleißende Schmelze...“
Wir befinden uns im Prolog des Buches. Der Arbeiter vor dem Schmelzofen weiß nicht, ob das Realität ist, was er sieht, oder ob er träumt. Dem Leser wird irgendwann im Ablauf der Handlung klar, was hier passiert ist.
Die Autorin hat ein phantasievolles Kinderbuch geschrieben. Sie kombiniert gekonnt Elemente des Märchens mit den Folgen des Klimawandels.
Der Schriftstil ist gut ausgearbeitet. Mir gefällt vor allem, dass geschickt Fakten in die Handlung einbezogen werden. Die märchenhafte Sprache macht das Lesen zum Vergnügen.
Der Beginn des Buches führt mich als Leser in eine Welt aus Eis und Schnee.
„...In der Ferne zeichnete sich schemenhaft eine menschenähnliche Gestalt ab. Es war Harald, der Eiskaiser. Umringt von einer Schar kleinerer Wesen, den Eistrollen, stampfte er durch den unberührten Schnee...“
Harald erzählt, wie im Laufe der Jahrmillionen eine Welt aus Eis und Schnee an den Polen und in den Hochgebirgen entstanden ist. Zusammen mit der Sommerkönigin Celeste haben sie die Entstehung der Jahreszeiten kreiert. In der Antarktis findet Harald ein Zepter aus Eis. Es hilft ihm bei seiner Arbeit. Gleichzeitig wurde ihm damals ein Prophezeiung zuteil, die sich nun zu erfüllen erscheint.
Eine neue Macht ist auf der Erde erschienen. Sie hat die Sommerkönigin gestürzt und sich ein Heer von Arbeitern geschaffen. Die Probleme beginnen im Himalaja. Dort schmelzen plötzlich die Gletscher.
„...Und tatsächlich beschleunigt der menschengemachte Klimawandel die Eisschmelze gerade in dieser Region. Aber hinter dem, was wir gerade erlebt haben, steckt, fürchte ich, etwas anderes...“
Die neue Machthaberin und die Herrin des Feuers nennt sich Helena. Der Eiskönig Harald und sein Minister Jotunn sind nicht immer einer Meinung. Harald sieht sich als Beschützer des Klimas und damit auch der Menschen. Er bewundert ihre Kultur und ihren Erfindungsreichtum. Jotunn weißt ihn auf die Schattenseiten hin.
„...Bei den Menschen zählt am Ende doch immer nur das Geld. Solange die Zerstörung der Umwelt nicht ihre Profite schmälert, hat das Thema keine Bedeutung für sie...“
Wie schon zu Beginn meiner Rezension erwähnt, werden ab und an wissenschaftliche Fakten in das Geschehen integriert. So erklärt Harald den Trollen:
„...Im Himalaya ist der Schnee sehr wichtig. Er speichert große Mengen an Süßwasser und sichert die Wasserversorgung unzähliger Menschen in dieser Region. Wenn unser Schnee im Sommer langsam schmilzt, füllt er alle Bäche und Wasserläufe in diesem Gebirge...“
Kaum hat Harald die Gletscher im Himalaya wieder vereist, beginnt es in Grönland zu tauen. Es sind in diesem Fall nicht die Menschen, die dafür verantwortlich sind. Menschen kommen im Buch bestenfalls in den Gesprächen oder als Opfer von Umweltkatastrophen vor. Sie sind, um es mal so auszudrücken, nur eine Randnotiz in der Geschichte.
Helena zeigt ihre Macht. Wird sie als Siegerin hervorgehen? Wird es Harald gelingen, ein Abschmelzen der Polregionen zu verhindern?
Einige Schwarz-Weiß-Bilder veranschaulichen das Geschehen.
Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Der märchenhafte Stil und der Kampf zwischen Gut und Böse geben der Geschichte ein ganz eigenes Gepräge. Was als Folge des Klimawandels über einen längeren Zeitraum passieren könnte, wird hier auf engen Raum zusammengedrängt. Damit wirken die Folgen noch eindrucksvoller.