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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2024

Was ist wirklich wichtig im Leben?

Flamingo Paradies
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„...Drei Monate hatte es nicht geregnet auf der kleinen Insel zwischen dem Pazifischen und Indischen Ozean. Die Baumstämme sahen wie Kletterstangen aus. Schmal und kahl. Nur oben, in den Wipfeln links ...

„...Drei Monate hatte es nicht geregnet auf der kleinen Insel zwischen dem Pazifischen und Indischen Ozean. Die Baumstämme sahen wie Kletterstangen aus. Schmal und kahl. Nur oben, in den Wipfeln links und rechts, war etwas hellgrüne Farbe...“

Auf dieser Insel lebt die 6jährige Aju bei ihrer Großmutter. Ihr Vater ist unbekannt, ihre Mutter tot. Eigentlich fühlt sich das Leben auf der Insel wie im Paradies an, aber das täuscht.
Der Autor hat eine berührende Geschichte geschrieben. Im Mittelpunkt steht Aju. Ich darf ihrem Leben viele Jahre lang folgen. Dabei nehme ich die Veränderungen wahr, die auch die Insel und ihre Bewohner betreffen.
Der Schriftstil ist sehr gut ausgearbeitet. Stellenweise ist er fast poetisch.

„...Du bist sechs Jahre alt und ich habe kein Geld für deine Schule, du musst arbeiten...“

Mit diesen Worten schickt die Großmutter das Mädchen in die Eisfabrik. Von dort transportiert sie Eisblöcke zu ihrem Onkel. Das Leben auf der Insel ist einfach. Es gibt genügend zu Essen. Früchte sind immer vorhanden. Die Fischer sorgen für frischen Fisch und Krebse. Die Einwohner halten zusammen. Unterschiedliche Religionen existieren nebeneinander.
Dann lernt Aju David kennen. Er stammt au Frankreich. Seine Eltern machen für längere Zeit Station an der Insel.

„...Mama und Papa sagen, das ist Freiheit. Sie haben unser Haus verkauft. Das Haus von Oma und Opa, um eine Weltreise zu unternehmen und ein Boot zu kaufen...“

Als David in der örtlichen Schule angemeldet wird, lässt die Oma auch Aju zur Schule gehen. Das Mädchen ist intelligent. Bald reist David mit seinen Eltern weiter. Werden sie sich je wiedersehen?
Die Jahre vergehen. Das Leben wird härter, die Bedingungen für die Fischer schlechter, seitdem die ersten großen Fangschiffe erscheinen.

„...Sie fahren mit ihren riesigen Netzen unsere Inseln ab und fangen die jungen Fische. Dann haben wir im nächsten Jahr nichts mehr zu essen, wenn das so weiter geht...“

Deutlich wird, welche Schäden diese Art des Fischens in der Umwelt hinterlässt. Die Korallenbänke sind bedroht. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie gefährlich die Arbeit der Fischer ist. Sie tauchen ohne Sauerstoff und können häufig nicht schwimmen.
Dann erfährt Aju plötzlich, dass ihre Mutter noch lebt und in Jakarta wohnt. Wird Aju ihre Mutter treffen? Außerdem möchte Aju Biologie studieren. Wird das möglich sein?
Der Autor schildert das Leben in der Stadt und zeigt die Gegensätze zur Insel auf. Wirtschaftliche Erwägung und Korruption spielen bei vielen Entscheidungen eine Rolle, hier wie dort. Es gibt überall Licht und Schatten.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Aju entwickelt sich zu einer mutigen jungen Frau, die weiß, was sie will und ihr Leben in die Hand nimmt.

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Veröffentlicht am 29.05.2024

Fesselnd bis zur letzten Seite

Der letzte Ouzo
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„...Komm zum Byzantinischen Weg. Bitte. Um 9 Uhr an der Brücke. Pennys Tod war kein Unfall. Ich habe Beweise...“

Mit dieser Nachricht von Lena an Viola beginnt ein fesselnden Krimi. Die Autorin hat ihre ...

„...Komm zum Byzantinischen Weg. Bitte. Um 9 Uhr an der Brücke. Pennys Tod war kein Unfall. Ich habe Beweise...“

Mit dieser Nachricht von Lena an Viola beginnt ein fesselnden Krimi. Die Autorin hat ihre spannende Geschichte auf der griechischen Insel Paros verortet.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er gibt die örtlichen Gegebenheiten sehr gut wieder, hilft mir als Leser, die Insel mit ihren Schönheiten und Besonderheiten kennenzulernen, und sorgt für den hohen Spannungsbogen.
Christina ist zurück auf der Insel. Sie hat Erfahrung als Ermittlerin in Athen und ist dann mit ihren Mann nach Deutschland gezogen. Jetzt ist sie auf der Insel ihrer Kindheit zurück und hat gerade ihren Dienst bei der Polizei aufgenommen, als sie die Tote in einem Gebüsch findet.
Fanis, ein Kollege, macht ihr gleich beim ersten Treffen klar, was er von Frauen hält. Als Fahrzeug bekommt sie ein Mofa zur Verfügung gestellt.

„..Und fahr am besten langsam. Frauen können ja bekanntlich nicht so gut mit PS umgehen...“

Fanis bekommt die Ermittlungen zum Tode von Lena übertragen. Er schließt Christina aus der Gruppe aus und beschäftigt sie mit Büroarbeit. Außerdem hat er sich schon auf einen Täter festgelegt, nämlich Dragos, den Ehemann der Toten.
Christina trifft ihre alte Freundin Georgie, die jetzt Schmuckdesignerin auf der Insel ist, wieder. Die macht sie mit den Entwicklungen der letzten Jahre vertraut und schließt Dragos als Täter aus.
Christina geht heimlich eigenen Spuren nach. Die führen sie zu den Prominenten der Insel. Deren Befragung ist allerdings nicht möglich. Bei ihrem Vorgehen lehnt sich Christina weit aus dem Fenster. Sie weiß, dass dies ihr den Job kosten kann. Außerdem fühlt sie sich verfolgt, kann aber niemand identifizieren, wenn sie sich umsieht. Auch ist sie sich nicht sicher, ob ihr Dragos und seine Freunde und Bekannten die ganze Wahrheit sagen. Wie Puzzleteile kommen immer neue Tatsachen ans Licht.
Noch ahnt Christina nicht, in welches Wespennest sie gestochen hat. Sie gerät ins Visier der Täter und wird für sie damit selbst zur Gefahr.
Die Ermittlungen werden gekonnt eingebunden in das alltägliche Leben. So lerne ich ebenfalls spezielle Gerichte und Getränke kennen. Das besondere Flair des Insellebens kommt an vielen Stellen zum Tragen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 28.05.2024

Was und wem glauben wir?

Tief verwurzelt glauben
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„...Wir waren wie Schwimmer in der beginnenden Ebbe, die noch sicheren Boden unter den Füßen wähnten und gar nicht merkten, wie sie sachte ins Meer hinausgezogen wurden, währen sich die Welle aufbaute, ...

„...Wir waren wie Schwimmer in der beginnenden Ebbe, die noch sicheren Boden unter den Füßen wähnten und gar nicht merkten, wie sie sachte ins Meer hinausgezogen wurden, währen sich die Welle aufbaute, in der die subjektiven Wahrheiten immer umfassende und bestimmender wurden...“

Dieses Zitat weist auf den ersten Punkt hin, mit dem sich der Autor befasst hat. Es geht ihm den Wahrheitsbegriff im Blick auf den Glauben.
Das Sachbuch ist keine leichte Lektüre. Der Autor führt seine Leser tief in die Texte des Glaubens. Ab und an bedient er sich an der Mathematik. Auch gibt es kurze Bemerkungen zu neueren Erkenntnissen der Physik. Schwerpunkt aber sind die biblischen Texte, die er an den Problemen unserer Zeit spiegelt. Dabei macht er deutlich, wie weit sich die Postmoderne vom Kern des Glaubens entfernt hat.
Der Schriftstil ist durchgehend sachlich. Der Autor geht von eigenen Erfahrungen aus, bringt griffige Beispiele und nimmt dann seinen Leser mit in einer gedankliche Reise durch Axiome, ihre Bedeutung und ihre Veränderungen. Eine leise Kritik sei mir an der Stelle gestattet. Die Mathematik unterscheidet deutlich zwischen Axiom und Definition, der Autor nicht immer.
Ausgangspunkt ist das Gleichnis vom Samenkorn. Die Frage stellt sich: Auf welchen Boden fällt heute der Samen? Die aktuelle Entwicklung fasst er in folgender Aussage prägnant zusammen:

„...All die vielen Unterscheidungen, die wir für wahr und unwahr, für gut und schlecht, für richtig und falsch halten, sind nicht, was sie zu sein scheinen. Menschen haben sie durch sprachliche Machtwirkung hervorgebracht...“

Im ersten Teil geht es um Wahrheit, um das Wort Gottes und um die Grundlagen des Glaubens. Dabei wird die aktuelle Entwicklung sehr konkret dargestellt. Heute scheint jeder seine eigene Wahrheit zu haben. Er nimmt sich die Freiheit dazu. Die folgende Aussage zeigt, wie das zu sehen ist.

„...Gott respektiert die Freiheit des Menschen, sich zu entscheiden. Der Mensch aber muss mit den Konsequenzen seiner Entscheidung leben. Das nennt sich Verantwortung...“

Eine Gemeinsamkeit von Glauben und Wissenschaft wird herausgestellt. Wer sich intensiv mit der Mathematik beschäftigt hat, weiß, dass deren Gebäude auf Axiomen beruht. Deren Gültigkeit muss ich glauben. Sie sind nicht beweisbar. Dieses Konstrukt verwendet der Autor nun, um Veränderungen in der Gegenwart aufzuzeigen.
Im zweiten Teil des Buches liegt der Schwerpunkt auf Anfechtungen und deren Überwindung. Hier arbeitet der Autor gekonnt mit Veranschaulichung und einer räumlichen Einordnung.
Der dritte Abschnitt befasst sich mit dem Gottesbild, dem Leben und Sterben Jesu und Schlussfolgerungen für sie heutigen Kirchen und Gemeinden.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es regt zum Nachdenken über den eigenen Standpunkt an und hilft, Gewohnheiten zu hinterfragen.

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Veröffentlicht am 27.05.2024

Sehr spannend

Wenn der Engel kommt
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„...Vor der Wohnungstür zieht Lina den Kragen ihres dünnen Jäckchens vor die Nase. Das ist nicht auszuhalten. Sie hämmert wütend an die Tür von Hilde Fuchs...“

Lina stört der Geruch im Hausflur. Doch ...

„...Vor der Wohnungstür zieht Lina den Kragen ihres dünnen Jäckchens vor die Nase. Das ist nicht auszuhalten. Sie hämmert wütend an die Tür von Hilde Fuchs...“

Lina stört der Geruch im Hausflur. Doch die alte Frau öffnet nicht. Als Lina zufällig das Auto des Pflegedienstes sieht, ruft sie dort an. In der Wohnung finden sie dann die tote Frau.
Die Autorin hat einen spannenden Krimi geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen. Sie ist äußerst sozialkritisch.
Der Arzt geht von einem natürlichen Todesfall aus. Die Tochter aber glaubt nicht daran. Sie vermutet, dass der Pflegedienst beim Spritzen des Insulins einen Fehler gemacht hat.
Der Fall landet bei Alfred Meister und Dominique Brodbecker. Doch es gibt keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden. Dann aber werden zwei weitere Tote gemeldet. Nur im letzten Fall liegt eindeutig ein Mord vor.
Ins Visier gerät ein Pflegedienst. Auch Sonja, eine der Hinterbliebenen, macht denen Vorwürfe.

„...Hätten Sie nicht den Arzt auf die zunehmende Demenz meiner Mutter hinweisen müssen? Das bekommen Sie doch eher mit als er!…“

Deutlich wird, dass bei der Pflege einiges im Argen liegt. Auch Dominique ist persönlich davon betroffen, denn ihr 18jähriger Sohn Jan hat nur noch wenige Tage zu leben. Allerdings macht sie den Pfleger sehr schnell klar, was geht und was nicht.
Der erste Fall spielt sich in einem Hochhaus ab. Man kennt einander kaum. Lina gehört zu den Kindern, um die sich die Eltern, hier insbesondere die Mutter, kaum kümmern. Das 14jährige Mädchen aber nimmt im Verlaufe der Handlung eine positive Entwicklung. Sie stellt die Weichen für ihre eigene Zukunft neu und gewinnt Freunde, die ihr gut tun.
Kursiv eingebunden sind kurze Lebensberichte einer anderen Frau. Sie stammt aus ähnlichen Milieu, landet im Kinderheim und kompensiert die fehlende Liebe durch Gewalt.
Die Ermittlungen erweisen sich als schwierig. Es scheint so, als ob ein weiterer privater Pflegedienst eine Rolle spiele. Der ist aber nirgendwo zu erreichen.
Die Geschichte verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Die komplexen Beziehungen der Protagonisten und das soziale Milieu sorgen außerdem für eine innere Spannung.
Das Ende birgt einige Überraschungen, passt aber perfekt zum Geschehen.
Die Geschichte hat mich sehr gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 26.05.2024

Heikle Thematik

Die kurze Stunde der Frauen
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„...Wenn wir uns heute mit den Frauen der Nachkriegszeit beschäftigen, hören wir oft Heldinnengeschichten: Erst befreien sie mit bloßen Händen das Land von Trümmern des Kriegs, dann tragen sie kraft ihrer ...

„...Wenn wir uns heute mit den Frauen der Nachkriegszeit beschäftigen, hören wir oft Heldinnengeschichten: Erst befreien sie mit bloßen Händen das Land von Trümmern des Kriegs, dann tragen sie kraft ihrer reinen Herzen dazu bei, das Land von seiner moralischen Schuld zu reinigen...“

Diese Zeilen stammen aus dem Prolog des Buches. Auf den folgenden Seiten räumt die Autorin dann mit diesem Mythos gründlich auf.
Der Schriftstil ist sehr sachlich. Das passt zum Inhalt. Er fordert Konzentration. Häufig greift die Autorin auf Originaldokumente zurück. Die werden allerdings nicht zitiert, sondern von ihr aufbereitet und zusammengefasst.
Das Buch gliedert sich in neun Kapitel. Zuerst analysiert sie das Verhalten der Frauen während der Zeit des Nationalsozialismus.

„...Wir wollen nicht vergessen, selbst diejenigen, die zu jung waren, um die Verantwortung für die Naziverbrechen und den Angriffskrieg der Deutschen tragen zu müssen, waren oftmals bis zum Schluss von der Sache überzeugt gewesen...“

In persönlichen Gesprächen im Bekanntenkreis habe ich die Erfahrung gemacht, dass Flucht und Nachkriegszeit ein Thema waren, die eigentliche Kriegszeit aber meist ausgespart wurde. Natürlich kann die Autorin nicht auf die Vielschichtigkeit des Verhaltens der Bevölkerung eingehen. Sie gibt Beispiele von Frauen an, die aktiv im Regime involviert waren.
Anschließend geht die Autorin auf die Gewalterfahrung der Frauen während der Besatzung ein. Sie macht dabei deutlich, dass es dieses Problem bei allen Besatzungsmächten gab. Das sind erstaunlich neue Töne.
Das Bild der Trümmerfrau rückt sie gerade. Viele wurden zwangsverpflichtet, andere sahen die Chance, dadurch an eine bessere Versorgung zu kommen. Ich kenne historische Romane, in denen das sehr realistisch dargestellt wird.

„...Die große Anerkennung, die den Frauen der Nachkriegszeit heute gezollt wird, haben sie sich in erster Linie für ihren Einsatz in der Familie verdient...“

Diesen Abschnitt hätte ich mir etwas ausführlicher gewünscht. Zwar wird gut herausgearbeitet, dass die Frauen für das Überleben der Familie verantwortlich waren, aber dass sie auch diejenigen waren, die häufig die Flucht organisieren mussten, wenn die Front näher rückte, wird kaum erwähnt. Gerade hier zeigte sich aber Organisationstalent und kreatives Handeln.
In den folgenden Kapiteln geht es dann darum, wie den Frauen das Heft des Handelns wieder aus der Hand genommen wurde. Die geäußerten Gedanken zu den Ursachen sind nachvollziehbar. Gut gefällt mir, dass die unterschiedliche Entwicklung im Westen und im Osten dargestellt wird. Beides wird von der Autorin kritisch betrachtet.
Das letzte Kapitel widmet sich der Kindererziehung.
Viele Fotos sind eingefügt.
Ich fand die Darstellung interessant, kann mir aber vorstellen, dass das Buch durchaus für kontroverse Diskussionen sorgen könnte.

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