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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.08.2019

Sehr aktuell und kritisch

Die große Heuchelei
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„...Der Untergang einer Zivilisation beginnt an dem Tag, an dem ihre Werte in der Welt nicht mehr respektiert werden. Und an dem die Mehrheit ihrer Bevölkerung nicht mehr bereit ist, für sie Opfer zu bringen...“

Der ...

„...Der Untergang einer Zivilisation beginnt an dem Tag, an dem ihre Werte in der Welt nicht mehr respektiert werden. Und an dem die Mehrheit ihrer Bevölkerung nicht mehr bereit ist, für sie Opfer zu bringen...“

Der Autor setzt sich in 21 Kapiteln damit auseinander, was die Außenpolitik der westlichen Staaten wirklich antreibt. Dazu begibt er sich an die Stellen von Krieg und Vertreibung und beschreibt sein Erleben. Er denkt Heuchelei und Widersprüche auf.
Der Schriftstil des Buches lässt sich gut lesen. Allerdings neigt der Autor zum Dozieren. Das wirkt ab und an etwas belehrend.
Das Buch mit einem Besuch von Mossul. Das Erleben von Krieg und Tod nutzt er, um moralische Werte des Westens zu hinterfragen. Dann führt ihn der Weg nach Gaza. Er listet die Kriegstoten, insbesondere die Zahl der Zivilisten auf beiden Seiten auf.
Die besonderen Stärken des Autors liegen in der historischen Analyse, die als nächstes Kapitel folgt. Sehr genau geht er auf die Erfolge im Nahen und Mittleren Osten in der Vergangenheit ein. Das geschieht sachlich und fundiert. So zählt er folgende Leistungen auf.

„...In der Medizin beschrieb sie erstmals den kleinen Blutkreislauf korrekt und erkannte die Versorgung des Herzens durch Koronargefäße. In Mathematik verdanken wir ihr die Einführung der Dezimalzahlen...“

Außerdem vergleicht er Islam und Christentum anhand von Auszügen aus Koran und Bibel. Für den Niedergang der islamischen Kultur nennt er zwei mögliche Ursachen.
Jemen, Irak und Syrien sind weitere Themen. Kritisch beleuchtet wird vor allem die Politik Amerikas.
Viel Raum nimmt das Thema Terrorismus ein. Auch hier weist er darauf hin, dass diese Methode Jahrhunderte alt ist und belegt das mit Beispielen. Den folgenden Satz sollte man sich gut durch den Kopf gehen lassen:

„...Der Terrorismus des Mittleren Ostens ist die illegitime Antwort auf die illegitimen Kriege des Westens...“

Die Rolle des Journalismus ist ebenfalls ein Thema des Buches.
Fotografien ergänzen die Ausführungen. Anmerkungen und ein Sach- und Wortregister schließen das Buch ab.
Als Leser muss ich nicht an jeder Stelle der gleichen Meinung sein wie der Autor. Das Buch aber zwingt zum Überdenken der eigenen Position und bringt aktuelle Probleme unserer Zeit gekonnt auf den Punkt.

Veröffentlicht am 09.04.2018

Magische Pferdegeschichte

Cassiopeia
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„...Für mich gibt es keinen perfekteren Tag als den ersten Tag der Sommerferien. Schon morgens beim Aufstehen wusste ich, dass ich mir Zeit lassen konnte...“

Mit diesen Sätzen beginnt die 14jährige Juna ...

„...Für mich gibt es keinen perfekteren Tag als den ersten Tag der Sommerferien. Schon morgens beim Aufstehen wusste ich, dass ich mir Zeit lassen konnte...“

Mit diesen Sätzen beginnt die 14jährige Juna ihre Erzählung. Sie lebt auf einem Gestüt. Natürlich entscheidet sie sich, an diesen Tag zuerst mit ihrem Pferd Merlin auszureiten. Dabei trifft sie den 15jährigen Linus vom Gut Lindenhof auf der Stute Fairy. Oft sind Juna und Linus miteinander unterwegs. Christel Schröder lädt die beiden heute zum Frühstück ein und macht sie darauf aufmerksam, dass die Pferdeshow Cassiopeia ein Casting macht und Jugendliche für ihre Show sucht. Beide entscheiden nach längerem Überlegen, an dem Casting teilzunehmen.
Die Autorin hat ein spannendes Kinderbuch für Pferdeliebhaber geschrieben. Ich würde die Zielgruppe so ab 12 Jahre sehen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Am Anfang werden Juna und Linus mit ihren Pferden ausführlich vorgestellt. Schon an der Stelle wird deutlich, dass die beiden ein besonderes Verhältnis zueinander haben.
Das Casting ist hart und realistisch. Die Nerven der Bewerber werden dabei nicht geschont.
Neben den beiden Jugendlichen spielt Jacob Cordes eine besondere Rolle. Er ist 18 Jahre alt, hat eine außergewöhnliche Begabung im Umgang mit Pferden und ist für die Ausbildung und die Tests der Gewinner des Castings im Waldcamp mit verantwortlich. Mit dem Übernehmen von Verantwortung hat er allerdings so seine Schwierigkeiten.
Die Wettkämpfe und Veranstaltungen im Camp werden spannend erzählt und bringen die Teilnehmer an die Grenzen ihrer Fähigkeiten. Was mir dabei weniger gefallen hat, war das Auftreten de Erwachsenen. Lange schien es so, als würden sie unbekannte Risiken eingehen. Außerdem werden die Teilnehmer kaum motiviert, sondern eher unter Druck gesetzt. Wer sich dem nicht beugt, ist raus. Ein überehrgeiziger Vater kann nicht verstehen, warum seine Tochter das Lager verlässt.
Beim Sprung über einen Abgrund motiviert sich Juna selbst mit den folgenden Worten.

„...“Wirf dein Herz über das Hindernis und spring hinterher“, lautete die Regel beim Springen...“

Friedrich dagegen lehnt sich auf und formuliert einen Satz, den ich an der Stelle des Buches sofort als richtig unterstrichen hätte:

„...Es ist echt leichtsinnig, was ihr von uns verlangt...“

Wenige Seiten später allerdings stellt sich heraus, wozu das Ganze gut war, denn dann ändert sich die Situation. Jetzt entscheiden die Kinder, was sie wann tun, ohne dass sie angeleitet oder fremdbestimmt werden. Erst dadurch wachsen sie zu einer Gemeinschaft zusammen, die ein Ziel anstrebt und wo jeder seine besonderen Stärken einbringt. Dieser Teil spielt allerdings auch in einer besonderen Realität, die sie erst durch den Sprung über den Abgrund erreicht haben.
Zu den sprachlichen Höhepunkte gehören für mich die Szenen, wo es um konkrete Arbeit mit den Pferden geht. Wenn Juna nur allein durch ihre Gedanken Merlin zu sich kommen lässt, erzeugt das Gänsehautfeeling und einen magischen Moment. Genauso wirken die Stellen, wo es stille Gespräche zwischen den Reitern und den Pferden oder sogar unter den Pferden gibt bzw. die Kontaktaufnahme eines freien Kinskypferdes zu Juna. Die gedankliche Einheit von Mensch und Pferd in vielen Situationen gehört zu den emotional bewegenden Momenten der Geschichte.
Erste zarte Liebesbeziehungen bahnen sich an. Es ist schön, wie die Jugendlichen damit umgehen und alte Beziehungen trotzdem aufrecht erhalten.
Am Anfang hat Jacob die Teilnehmer darauf hingewiesen, dass letztendlich jeder für sich allein kämpft. Doch die eigentliche Aufgabe wurde nur erfüllt, weil sie zusammengearbeitet und sich unterstützt haben.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es enthält einige überraschende Momente, ist spannend geschrieben und verknüpft Realität mit Phantasie. Warum es trotzdem keine fünf Sterne erhalten hat, ergibt sich aus obigen Ausführungen.

Veröffentlicht am 04.04.2018

Ansprechendes Kinderbuch

Ferdinand, der kleine Feuerwehrmann
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Als der Wecker klingelt, dreht sich Ferdinand nochmals auf die andere Seite. Er hat ihn nicht gehört. Doch dann wacht er auf und stellt fest, dass es jetzt ganz schnell gehen muss, denn er hat fast verschlafen. ...

Als der Wecker klingelt, dreht sich Ferdinand nochmals auf die andere Seite. Er hat ihn nicht gehört. Doch dann wacht er auf und stellt fest, dass es jetzt ganz schnell gehen muss, denn er hat fast verschlafen. Ferdinand arbeitet bei der Feuerwehr und begibt sich auf den Weg zur Wache.
Nach diesem kurzen Einstieg erzählt die Geschichte in Bild und Text von den Aufgaben der Feuerwehr. Es handelt sich um ein Lesebilderbuch. Das bedeutet, dass in den Text immer wieder kleine Bilder statt Worten eingefügt werden. Im Anhang werden diese Bilder dann mit Worten belegt.
Das Buch enthält mehrere Kurzgeschichten. Ferdinand hilft beim Löschen eines Brandes. Die Feuerwehr pumpt Wasser aus dem Keller des Kindergartens und die Männer holen einen Drachen vom Baum.
Die Geschichten werden kindgerecht und teilweise humorvoll dargestellt. Viele farbige Illustrationen veranschaulichen die Handlung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist zum Vorlesen geeignet, aber durch die eingestreuten Bilder auch zum gemeinsamen Lesen und Betrachten.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Das Wichtige im Leben

Meer als Alles.
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„...Was sie wollten, war die totale Kontrolle, und die gab es nicht. Das hatten sie nur, im Gegensatz zu den Fischern, noch nicht ganz begriffen...“

Der Autor kommt auf einer kleinen Insel an. Er beschreibt ...

„...Was sie wollten, war die totale Kontrolle, und die gab es nicht. Das hatten sie nur, im Gegensatz zu den Fischern, noch nicht ganz begriffen...“

Der Autor kommt auf einer kleinen Insel an. Er beschreibt detailgenau die Ankunft, den kleinen Hafen und die Menschen, die ihm begegnen. Obiges Zitat gilt den Touristen, die Probleme mit dem Wetter haben. Die Fischer akzeptieren es so, wie es ist.
Fünf Tage wird der Autor auf der Insel bleiben. Er freut sich auf das Wiedersehen mit dem jetzt 86jährigen Leif. 12 Jahre sind seit ihrer letzten Begegnung vergangen.
Der Autor hat eine Gegenwartsgeschichte erzählt, die in die Tiefe geht und wesentliche Fragen des Lebens berührt. Ich kenne die beiden Vorgängerbände nicht, hatte aber kein Problem, der Handlung zu folgen. Schnell wird deutlich, dass Leif für den Autor in vielen Dingen richtungsweisend war. Das Buch wird als Buch für Männer bezeichnet. Dies kann man so sehen, muss man aber nicht in jedem Detail.
Der Schriftstil besticht durch seine Exaktheit. Das betrifft nicht nur die Beschreibung von Land und Leuten sowie die vielfältigen Informationen über das Angeln an der See. Es gilt ebenso für die Gespräche der beiden Männer. Ereignisse beim Angeln werden in neue Zusammenhänge gestellt, beleuchtet und interpretiert. Jeder Tag trägt eine besondere Aussage in sich. Leifs Lebensweisheit wirkt nie aufgesetzt. Er versteht es, mit schönen Beispielen und gekonnten Sprachbildern seine Ansicht darzulegen. Der Autor findet häufig Beispiele aus seinem Leben und seinen Erfahrungen, die die Aussagen vertiefen. Nicht jeden Gedanken trage ich in voller Konsequenz mit. Dass mag durchaus daran liegen, dass ich als Frau ab und an einen anderen Blickwinkel habe, nimmt dem Buch aber nichts von seinem wertvollen Inhalt.
Am ersten Tag geht es um das Leben im Hier und Jetzt. Schön fand ich die Aussage, dass die Vergangenheit oft für eine Zeit der Wunden, die Zukunft für eine Zeit der Ängste steht. Beide thematisieren das Wandern der Gedanken, Unkonzentriertheit und die Angst, die Kontrolle im Leben zu verlieren.
Am zweiten Tag unterhalten sie sich darüber, dass mancher nie vom Junge zum Mann gereift ist, obwohl es äußerlich anders aussieht. Ein Zitat bringt ihre Gedanken auf den Punkt:
„...Kleine, bedürftige Jungs tanzen nur um sich selbst und können deshalb auch nicht empathisch sein oder ihr Wissen großzügig teilen. Sie haben mit sich selbst zu tun!...“
Dieser Gespräche sind eingebettet in die Zeit des Angelns, der Beobachtung der Vögel oder dem Sitzen am Lagerfeuer.
Gut gefallen hat mir der Bezug auf David. Leif gibt den fünf Steinen eine völlig eue Bedeutung.
Am dritten Tag diskutieren sie über die Visitenkarte des Lebens. Selbst politische oder wirtschaftliche Themen werden angesprochen. Dazu gehört die Überfischung der Meere und die Zucht gewisser Fischarten.
Über all dieser Zeit aber liegt unbewusst die Atmosphäre des Abschiednehmens. Ursache dafür ist nicht die Tatsache, dass der Autor die Insel nach fünf Tagen verlassen wird. Er weiß, das er Leif nie wiedersehen wird. In jedem Wort und jeder Geste ist zu spüren, dass es die letzten Tage für Leif sind. Er nimmt bewusst Abschied – vom Angelplatz, vom Meer, von dieser Welt. In ihm steckt die feste Gewissheit, dass der Tod nicht das Ende ist.
Schöne Fotos vom Meer, häufig ganzseitig, strahlen Ruhe aus und sind die passende Illustration für das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es geht der Frage nach dem Sinn des persönlichen Lebens auf den Grund und lässt mich nachdenklich zurück.

Veröffentlicht am 26.08.2017

Das Leben des Reinhold Messner

Mit Reinhold Messner hoch hinaus
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„...Der Tanz an der Senkrechten konnte beginnen. Die Hände fassten Griffe, Für die Schuhspitzen fand ich schmale Leisten und schon stand ich fünf Meter höher...“

12 Jahre alt ist Reinhold Messner, als ...

„...Der Tanz an der Senkrechten konnte beginnen. Die Hände fassten Griffe, Für die Schuhspitzen fand ich schmale Leisten und schon stand ich fünf Meter höher...“

12 Jahre alt ist Reinhold Messner, als obiges Zitat fällt. Er hat gerade sein erstes Freiklettern geschafft.
Doch das Buch beginnt mit der schwersten Stunde des Bergsteigers. Am 27.6.1970 ist der Nanga Parbat das Ziel seiner Träume. Er erreicht den Gipfel, wird aber auf den Rückweg seinen Bruder Günter verlieren. Er selbst überlebt nur mit knapper Not.
Der Autor hat ein abwechslungsreiches Bild des Extrembergsteigers Reinhold Messner gezeichnet. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Wie ein roter Faden zieht sich das Geschehen am Nanga Parbat durch das Buch. Schon in der Kindheit zeigt sich, dass zwischen den beiden Brüder ein besonderes Band entsteht. Ihr Vater, ein Lehrer, hat sie in jungen Jahren an das Bergsteigen herangeführt. Es wird ihr Lebensinhalt. Sie vertrauen sich unbesehen. Mit dem Tod des Bruders fehlt Messner der Partner. Das folgende Zitat gibt einen Einblick in seine Psyche.
„...Messner fordert den Tod heraus, um das Leben zu genießen...“
Der Schriftstil des Buches lässt sich angenehm lesen. Die Härte der Bergbesteigung wird deutlich herausgearbeitet. Kälte, Hunger, Eis und Schnee können von einem Moment zum nächsten zur Lebensgefahr werden. Messner stellt sich immer neuen Herausforderungen. Er verzichtet auf zusätzliche Hilfsmittel, bevorzugt das Freiklettern und nimmt keinen Sauerstoff mit. Die Erfahrungen am Nanga Parbat und die öffentlichen Auseinandersetzungen mit dem damaligen Expeditionsleiter Herrlighoffer sorgen dafür, dass er viele Besteigungen allein vornimmt oder nur mit eine kleinen Gruppe. Erfolge bringen naturgemäß Neider mit sich.
Gut gefallen hat mir, dass der Autor den Bogen sehr weit spannt. So gibt er einen Überblick über die Besteigungen des Nanga Parbat und den Aufstieg auf den Mount Everest. Neben Messners Erfolgen beim Bergsteigen geht er auch auf seine vielen Bücher ein. Kurz wird die Durchquerung von Grönland und der Antarktis erwähnt. Messner setzt sich außerdem für einen schonenden Umgang mit der Natur ein und hat ein umfangreiches Museumsprojekt in Angriff genommen.
Ein Literaturverzeichnis und viele Anmerkungen ergänzen die Abhandlung.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet ein beeindruckendes Bild eines Mannes, für den das Klettern seine Art der Freiheit war, geht aber auf Widersprüche in der Persönlichkeit ein. Mit eine Zitat möchte ich meine Rezension beenden:
„...Ein gelungenes Leben steckt nicht in unseren Genen, es ergibt sich aus der Begeisterung für unser Tun und der Gabe, es zu wagen...“