Kampf um die Macht
„...Jeder kochte seine eigene Suppe, wie man so schön sagt...“
Ein 17jähriges Mädchen wird geschlagen und ermordet. Damit beginnt die Geschichte.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich im Anna ...
„...Jeder kochte seine eigene Suppe, wie man so schön sagt...“
Ein 17jähriges Mädchen wird geschlagen und ermordet. Damit beginnt die Geschichte.
Wenig später stellt sich heraus, dass es sich im Anna Kaschinski handelt. Ihre Familie gehört zu den maßgeblichen Familien im Mafiaclan Moskaus. Der Fall landet bei dem korrupten Polizeichef Moschin.
Die Autorin gibt in ihrem fesselnden Thriller einen Einblick in das Machtgefüge der russischen Mafia in Moskau. Wenige Personen halten die Fäden in der Hand. Politiker werden geschmiert. Mitglieder der maßgeblichen Familien werden auf gut dotierte Posten in Politik und Justiz gehoben. Wer einmal in Ungnade gefallen ist, hat es schwer, wieder auf die Beine zu kommen. Das gilt insbesondere für die Familie Kuschkin. Doch hier ist es eine Anastasia, eine starke Frau, die nach Annas Tod ihre Chance sieht. Kann sie den Mörder finden? Wer aber hat Anna umgebracht? Wer will Krieg zwischen den Familien? Welche Intrige wird im Dunkeln gesponnen.
Der Spannungsbogen der Geschichte ist hoch. Dem Thema geschuldet ist, dass im Handlungsverlauf häufig Mord an der Tagesordnung ist. Dabei werden die maßgeblichen Personen gut charakterisiert. Es gibt allerdings keine Schwarz-Weiß-Malerei. Auch ein Mafiosi kennt Gefühle. Meine Lieblingsfigur allerdings spielt nur kurz und nur am Rande eine Rolle. Es ist eine alte Dame, die sieht, wie die tote Anna an der Straße abgelegt wird. Ihre schrullige Art und ihr Umgang mit der Katze zauberten mir ein Lächeln auf die Lippen. Den Ermittlungsbeamten der Polizei tritt sie selbstbewusst gegenüber.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Die Autorin versteht es, die komplexen Beziehungen im organisierten Verbrechen gekonnt aufzuzeigen. Auch in den betroffenen Familien ist nicht alles eitel Sonnenschein. Keiner der Verantwortlichen sieht es gern, wenn die eigenen Kindern Drogen nehmen. Und selbst Personenschützer und Untergebene kennen Grenzen für ihr Handeln und delegieren ungeliebte Aufträge weiter. Annas Tod und die nachfolgenden Ereignisse spülen Marik plötzlich an die Spitze seiner Familie. Gut wird dargestellt, wie die neue Aufgabe ihn fordert. Ein Freund an seiner Seite bremst sein ungestüme Art. Trauer und Wut, Ehrgeiz und Niedergeschlagenheit sind Emotionen, die die Handlung bestimmen. Zu den besonderen Gesprächen gehören die zwischen Anastaisia und Nikolai. Er mag die junge Frau, doch sie scheint ihn stets falsch zu verstehen. Selbst homosexuelle Beziehungen sind in der Szene möglich und werden stillschweigend geduldet. Verrat allerdings wird gnadenlos bestraft. Gut gefallen hat mir, dass Basko, Anastasias Vater sich mit Würde zurückziehen durfte. Er hat seinen Nachfolgern eine wichtige Mahnung mit auf den Weg gegeben. Obiges Zitat schildert den Zustand zu Beginn des Buches. Das Geschehen im Verlaufe der Handlung sorgt für eine neue Qualität.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Normalerweise mag ich es nicht zu blutig, aber hier war ich vom komplexen Geschehen gefesselt.