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Veröffentlicht am 17.02.2019

Wer tötet alte Profifußballer?

Liebe, Tod und Tofu
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„...Italienische Männer kotzten Francesca an. Fußballspieler sowieso. Viel zu viele Jahre hatte sie an Gianlucas Seite miterlebt, wie manche Profis ihre Ehefrauen nur noch als schlecht bezahlte Kindermädchen ...

„...Italienische Männer kotzten Francesca an. Fußballspieler sowieso. Viel zu viele Jahre hatte sie an Gianlucas Seite miterlebt, wie manche Profis ihre Ehefrauen nur noch als schlecht bezahlte Kindermädchen geduldet hatten...“

Francesca hatte ihren Sohn Cosima zu einen Freund nach München gebracht und war dann weiter in ihr Wellnesshotel gefahren. Dort soll sie am Montag ein Kochseminar leiten. Sie ahnt weder, dass es für das Tal eine Unwetterwarnung gibt, noch, dass sie dort auf ihren Ex-Mann Gianluca treffen wird. Zuvor stößt sie auf dem Hotelparkplatz mit dem Auto von Stefano zusammen. Er ist genau wie Stefano ein ehemaliger Profifußballer. Das Treffen gilt der Feier von Enzos Geburtstag.
Das Unwetter sorgt für einen Murenabgang, und Stefano liegt nach diesem Geschehen erschlagen im Hotel.
Die Autorin hat einen humorvollen kulinarischen Krimi geschrieben. Kulinarisch deshalb, weil Francesca auf Grund der Geschehnisse im Hotel zeitweise die Küche übernimmt.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist humorvoll und weist gekonnt Überhöhungen auf. Das gilt insbesondere für das Verhalten des Dorfpolizisten, der sich um den Mord kümmern muss, denn der Ort ist von der Außenwelt abgeschnitten. Der aber hat nur Augen für Gianlucas junge Freundin. Der Sturm verhindert außerdem den Einsatz eines Hubschraubers.
Francesca weiß, was sie will. Sie hat sich nach der Trennung ein eigenes Leben aufgebaut. Ihre eigenen Worte zu italienischen Männern klingen wesentlich sarkastischer als im Eingangszitat.

„...Italienische Männer sind wie eine Packung Spaghetti. Wenn du sie heiß macht, verbiegen sie sich in jede Richtung. [...]Und meistens biegen sie sich in Richtung des jungen, knackigen Gemüses...“

Wie es der Zufall, oder die Autorin, will, kommt auch Cosimo noch rechtzeitig vor dem Unglück ins Hotel, da er in München Krach mit seinem Freund hatte. Die längere Trennung hat zu Spannungen geführt.
Auch Francesca Tochter Clara ist anwesend. Die Journalistin wurde von ihrem Vater eingeladen, um mit den alternden Stars Interviews zu führen und sie so wieder ins Gespräch zu bringen.
Schnell stellt sich heraus, dass Stefano nicht der einzige Tote ist. Es gilt, die Morde aufzuklären und weiter zu verhindern. Dazu müsste man aber das Motiv kennen.
Zu den sprachlichen Höhepunkten gehören die gut ausgearbeiteten Dialoge. Francesca ist sauer. Deshalb klingen die Vorschläge, die sie ihrer Managerin am Telefon für weitere Shows macht, auch ziemlich bizarr. Ihre Idee, verstärkt weniger bekannte einheimische Produkte zu nutzen, ist allerdings positiv zu bewerten. Gianlucas Freundin ist eine Vertreterin der veganen Küche. Sie setzt dabei aber mehr auf Chemie statt auf natürliche Nahrungsmittel.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine angenehme Mischung von Spannung und Humor.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Schöne historische Liebesgeschichte

Vom Marquess erobert
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„...Sie hatte bereits ihr Debüt gegeben, doch oft wurde sie nach einem Tanz mit einem Mann kein zweites Mal von diesem aufgefordert. Das lag wohl an ihrer unkonventionellen Art. Oft redete sie, bevor ihr ...

„...Sie hatte bereits ihr Debüt gegeben, doch oft wurde sie nach einem Tanz mit einem Mann kein zweites Mal von diesem aufgefordert. Das lag wohl an ihrer unkonventionellen Art. Oft redete sie, bevor ihr die Konsequenzen bewusst wurden. Oberhaupt lag ihr die zurückhaltende Art, die man von Mädchen ihres Standes erwartete, so gar nicht...“

Nathalie Lainey kommt verspätet auf das Schiff, für das sie eine Passage nach England gebucht hat. Der Kapitän hat auf sie gewartet. Die französische Verwandtschaft ist froh, dass sie in die Heimat zurückkehren will. Nach dem Tode ihres Vaters hat Sir Walter Gut und Haus übernommen. Seine Pläne verleiteten Nathalie zur Flucht nach Frankreich. Jetzt will sie um ihr Recht kämpfen.
Der Kapitän schickt Nathalie, die sich auf dem Schiff Emma nennt, in seine Kabine. Doch sie landet versehentlich in der des Schiffeigners.
Die Autorin hat einen amüsanten historischen Liebesroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Das Eingangszitat charakterisiert Nathalie ausgezeichnet. Besitzer des Schiffes ist Marquess Roderick Dashwood. Er stellt sich Emma aber als Weinhändler Dash vor. Damit sind die ersten Probleme vorprogrammiert. Keiner sieht in dem anderen das, was er wirklich ist. Der Marquess ahnt nicht, dass er genau die Nathalie an Bord hat, die er für Vivian, die Ehefrau seines besten Freundes, suchen sollte. Wie sollte er auch! Es war alles andere als normal, dass eine junge Frau von Adel allein reiste.
Der Schriftstil ist leicht und locker. Außerdem enthält er viele humorvolle Szenen. Eingeflochten ist ein Rückblick in das Jahr 1844. Dadurch erfahre ich, wie sich Nathalies Leben nach dem Tode des Vaters beim Brand des Hauses verändert hat und welches Schicksal sie eventuell erwartet. Das macht die eine oder andere ihrer Handlungen verständlich. Die Aussage der Mutter deutet die Probleme an:

„...Wir müssen wenigstens nach außen hin auftreten, als würden wir uns über seine Aufwartung freuen – selbst wenn jeder andere Mann mit halbwegs Anstand sich besser seinen Verwandten gegenüber zu benehmen wüsste...“

Schon das erste Zusammentreffen von Emma und Dash sorgt für eine handfeste Überraschung. Bald zeigt sich, dass es zwischen den beiden Protagonisten heftig knistert.
Gut gefallen hat mir auch der gemeinsame Besuch von Canterbury. Hier werden geschickt Fakten über die Geschichte der Stadt eingeflochten.
Dash merkt bald, dass Emma ihren eigenen Kopf hat. Doch Aufgeben gehört nicht zu seinen Charaktereigenschaften.
Ein Schlaglicht auf das Denken des Adels wirft das Gespräch zwischen Roderick, Cavendish und Herzog Raphael. Letztere ist mit Vivian verheiratet. Dazu gibt es eine eigene Geschichte. Für Cavendish sind die Frauen nur kurzzeitige Spielgefährten. Raphael fasst seine Standpunkt so zusammen:

„...Niemand sagt, dass unser Los leicht zu ertragen sei, Dash. Ich habe das Glück, dass meine Ehefrau zugleich meine Geliebte ist. Aber nicht immer erlaubt es uns der Titel, unseren Herzen zu folgen...“

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Am Beispiel von Nathalie zeigt sich, wie wenig Rechte Frauen hatten. Nicht die eigene Tochter, sondern ein entfernter Verwandter erbt Gut und Titel.

Veröffentlicht am 16.02.2019

Eine besondere Liebesgeschichte

Berenike – Liebe schenkt Freiheit
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„...Ich möchte dir nur klarmachen, dass mir nichts weggenommen wurde, im Gegenteil, er ist nur einem Wunsch von mir gefolgt. Wärst du mir in die Quere gekommen, glaube mir, du hättest es gespürt...“

Wir ...

„...Ich möchte dir nur klarmachen, dass mir nichts weggenommen wurde, im Gegenteil, er ist nur einem Wunsch von mir gefolgt. Wärst du mir in die Quere gekommen, glaube mir, du hättest es gespürt...“

Wir schreiben das Jahr 92 nach Christi. Der Sklavenhändler Clivius hofft in Rom auf reichen Verdienst. Er hat unter anderen Berenike im Angebot. Die junge Frau ist die Tochter eines griechischen Gelehrten. Nach dessen Tod geriet sie in die Sklaverei. Sie ist noch unberührt. Doch dann wird sie vom Prätor Marcus Dequinius gekauft. Er hat kein Interesse an ihr als Frau. Sie soll sich um dessen Sohn Claudius kümmern.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Benedike ist eine gebildete junge Frau. Sie vermisst ihre Freiheit. Außerdem hat sie ihr Vater vor den Römern gewarnt.
Marcus weiß als Prätor den Senat hinter sich. Seine Beziehung zum Kaiser ist allerdings sehr diffizil. Er kennt dessen Schwächen und sieht ihn keinesfalls als Gott. Das ist gefährlich. Nach dem Tode seiner Frau hat Marcus nie wieder geheiratet. Warum, erfahre ich im Laufe der Handlung.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Das Eingangszitat bezieht sich auf ein Gespräch zwischen Berenike und Camilla. Camilla ist Haushälterin im Hause von Marcus. Damit hat sie, die selbst Sklavin ist, die Aufsicht über alle anderen Sklaven.
Sehr gut werden die Stadt Rom und die politischen Verhältnisse in Rom beschrieben. Außerdem erhalte ich einen Einblick in das Gerichtswesen der Zeit. Unter Kaiser Domitian droht eine neue Christenverfolgung.
Auch im Hause des Prätors gibt es Christen. Sie treffen sich mit andern in den Stunden der Dunkelheit außerhalb des Hauses. Ihre Abwesenheit darf nicht bekannt werden. Der christliche Gemeinde gehören alle Schichten der Stadt an vom Grundbesitzer bis zu den Sklaven. Auch Marcus` väterlicher Freund Quintus ist Christ. Das wiederum akzeptiert Marcus stillschweigend, nutzt aber trotzdem jede Chance, um ihn davon abzubringen.
Zu den inhaltlichen Höhepunkten gehören die Gespräche zwischen Camilla und Quintus. Ihn fragt Camilla um Rat, wenn sie nicht weiter weiß. Hier ist eine seiner Antworten:

„...Glaube mir, liebe Camilla, Gott fragt nicht danach, ob du einen harten oder weichen Charakter hast. Es ist für ihn auch nicht entscheidend, ob du immer freundlich warst oder geduldig. Er kennt dich, und er liebt dich so, wie du bist...“

Der Prätor ist ein großmütiger Herr, der seine Sklaven nicht züchtigt. Er wirkt auf Außenstehende allerdings kalt und gefühllos. Das täuscht. Sehr gut gibt die Autorin die Veränderung wieder, die nach und nach mit den handelnden Personen geschehen.
Auch Berenike steht dem Glauben ablehnend gegenüber. Doch dann treten Ereignisse ein, die sie auf einen neuen Weg führen. Gleichzeitig spürt sie, dass Marcus für sie mehr ist als ihr Besitzer. Es folgt eine Zeit spannender Entscheidungen.
Ab und an durchzieht ein feiner Humor die Geschichte.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Sie bildet nicht nur auf spannende Art die Zeitverhältnisse ab, sondern zeigt auch, welche äußeren und inneren Widerstände die Christen der damaligen Zeit überwinden mussten.

Veröffentlicht am 15.02.2019

Stellas zweiter Fall

Venuswalzer
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„...Ich bin manchmal kurz davor; gewalttätige Fantasien zu entwickeln. Dieser permanente Lärm geht an die Substanz. Und damit aufzuwachen, ist Horror...“

Vor Rubys Fenster steht ein Baugerüst. Der Baulärm ...

„...Ich bin manchmal kurz davor; gewalttätige Fantasien zu entwickeln. Dieser permanente Lärm geht an die Substanz. Und damit aufzuwachen, ist Horror...“

Vor Rubys Fenster steht ein Baugerüst. Der Baulärm hält sich zwar mittlerweile in Grenzen, doch Kevin, der Handwerker, wird mehrmals übergriffig. Beschwerden bringen nichts, denn dann wird Ruby die Schuld gegeben. Für die Bauarbeiter ist heute der letzte Tag. Dafür hat Kevin eine besondere Show geplant. Dann aber stürzt er vom Gerüst.
Auch die Astrologin Stella hat mit Baulärm zu kämpfen. Ein Rüttler wird zur Pflasterung der Auffahrt eingesetzt. Das Eingangszitat stammt von ihr.
Die Autorin hat eine spannende Krimikömödie geschrieben. Die Geschichte lässt sich flott lesen.
Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Gut wird Rubys Verzweiflung herausgearbeitet, denn momentan ist sie die einzige Verdächtige. Ben, Journalist und ein Freund Stellas, sorgt dafür, dass sich Stella der verstörten jungen Frau annimmt. Auf diese Weise erfahre ich eine Menge darüber, wie ein Horoskop ausgelegt werden kann. Allerdings stehe ich eher auf der Seite von Kriminalkommissar Arno. Horoskope mögen eine nette Unterhaltung sein, aber nicht mehr. Stella verfügt aber auch über eine exzellente Beobachtungsgabe und eine gute Menschenkenntnis. Deshalb lädt sie Ruby in ihre Oase der Ruhe, die diese so empfindet:

„...Das Sonnenlicht zauberte gleißende Reflexe auf die Wasseroberfläche, und die hängenden Äste einer Trauerweide bewegten sich leise raschelnd und anmutig im leichten Wind....“

Ganz anders liest sich das Buch, wenn Arno und Stella aufeinandertreffen. Einerseits mögen sie sich, andererseits würde es keiner von beiden zugeben. Deshalb arten ihre Dialoge schnell in Streitgespräche aus. Die Gespräche von Stella mit ihrer Großmutter Maria dagegen beleuchten sachlich die Situation und haben zum Teil psychologische Tiefe. Folgendes Zitat ist ein Beispiel dafür.

„...Ihr Heim ist ihre Muschel, dort fühlt sie sich sicher. Was aber passiert, wenn diese Sicherheit bedroht oder sogar zerstört wird?...“

Wieder geht es um Ruby. Gerade durch solche Gespräche erhalte ich ein vielschichtiges Bild der jungen Frau.
Die Suche nach dem wahren Täter erweist sich als schwierig. Braukmann, Kevins Chef, redet im Verhör viel, ohne wirklich was zu sagen. Die Handwerker halten zusammen. Für sie ist ruby die Schuldige. immerhin hat sie Kevin gedroht. Bei der Charakterisierung der Handwerker nutzt die Autorin die Möglichkeit, sie überspitzt darzustellen. Das betrifft insbesondere deren Frauenbild. Hier hat Kevins negative, großspurige und einseitig überhebliche Einstellung Spuren bei den anderen hinterlassen. Der hat mehrere Verhältnisse nebeneinander und benutzt die Frauen allein zu seiner Befriedigung. Braukmann, sein Chef, durchschaut ihn, konnte ihn aber nicht entlassen, da ihm eine Handhabe fehlte. In der Öffentlichkeit allerdings verteidigt er ihn, damit auf die Firma kein negativer Schatten fällt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Mit Stella lerne ich ein ganz besondere Ermittlerin kennen.

Veröffentlicht am 14.02.2019

Sehr aktuelles Jugendbuch

Über die Berge und über das Meer
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„...Die Amerikaner hassen uns, weil wir nicht in Häusern leben und sie uns deshalb nicht kontrollieren können. Die Taliban hassen uns, weil wir unsere Frauen nicht verschleiern und die Gebetszeiten nicht ...

„...Die Amerikaner hassen uns, weil wir nicht in Häusern leben und sie uns deshalb nicht kontrollieren können. Die Taliban hassen uns, weil wir unsere Frauen nicht verschleiern und die Gebetszeiten nicht einhalten..“

Soraya lebt in einem kleinen Dorf in den Bergen Afghanistans. Sie gehört zum Volk der Paschtunen. Als siebtes Mädchen ihrer Eltern ist sie, einer alten Tradition zufolge, als Junge aufgewachsen, weil die Mutter nur Mädchen geboren hat. Sie nennt sich dann Samir. Das brachte ihr gegenüber den Mädchen des Dorfes eine ungeahnte Freiheit und die Möglichkeit, die Schule zu besuchen. Nun wartet sie wie jedes Jahr um diese Zeit auf Tarek. Der Junge gehört zum Nomadenvolk der Kuchi. Nach dem Winter kommen die Nomaden zum Handeln mit ihren Schafen in die Dörfer. Doch Soraya wartet umsonst.
Der Autor hat einen spannenden Roman nicht nur für junge Leser geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Jeweils ein Kapitel über Sorayas Leben wechselt mit den Erzählungen über Tarek.
Anfangs werden ich nicht nur mit dem Leben der beiden, sondern auch mit den politischen Verhältnissen konfrontiert. Das Eingangszitat beschreibt die Situation der Kuchi. Den Dorfbewohner allerdings geht es nicht anders. Mit Beginn der Dämmerung patrouillieren Taliban, um zu kontrollieren, dass die von ihnen aufgestellten Regeln eingehalten werden. Tagsüber müssen die Einwohner damit rechnen, von dem Amerikanern abgeholt und verhört zu werden.
Für die Kuchi und ihre Schafherden gibt es ein weiteres Problem. Ashkan, Tareks Bruder, formuliert das so:

„...In diesem Land gibt es mehr Minen als Menschen. Und wir Kuchi haben stärker darunter zu leiden als alle anderen...“

Es ist das Jahr der Entscheidungen. Einerseits verlangen die Taliban, dass Soraya ab sofort als Mädchen lebt und das Haus nicht mehr verlässt, andererseits wollen sie demnächst Tarek als Kundschafter und Fährtenleser rekrutieren. Beide Familien fällen die gleiche Entscheidung. Sie schicken ihre Kinder gen Westen.
Beide darf ich auf ihren Weg über die Berge und das Meer begleiten. Sie gehören unterschiedlichen Flüchtlingsströmen an und machen deshalb nicht die gleiche Erfahrung. Doch sie finden Menschen, die ihnen zur Seite stehen und weiterhelfen. Sehr detailliert wird der Weg beschrieben. Dabei arbeitet der Autor heraus, dass es bei den Schleusern auch solche und solche gibt. Mancher tut alles, damit die Anvertrauten ihr Ziel erreichen. Andere nehmen das Geld und lassen die Menschen danach in Stich. Auch die Motivation, sich gerade für diesen Job zu entscheiden, wird thematisiert.
Als Tarek das erste Mal das Meer sieht, liest sich dass so:

„...Er schnupperte in der Luft. Das Wasser riecht nach Salz und nach etwas anderem, seltsam faulig. Tarek kennt den Geruch nicht, er weiß nicht, was er davon halten soll...“

Sehr gut gefallen haben mir die eingestreuten Märchen und Legenden der Kuchi. Außerdem wird schnell klar, das das Leben in Deutschland für die jungen Leute eine große Herausforderung ist. Tarek hat nie eine Schule besucht, das Leben in geschlossenen Räumen ist für ihn ungewohnt. Dafür ist er praktisch begabt und kann sehr gut mit Tieren umgehen. Soraya dagegen macht das Lernen Spaß.
Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autor hat in einer fesselnden Handlung den Bogen geschlagen vom Leben in der Heimat über eine abenteuerliche und gefährliche Flucht bis zur Ankunft in Deutschland. Und er hat dabei geschickt die politischen Ursachen in die Handlung integriert.
Ein aussagekräftiges Nachwort und zwei Karten zum Fluchtweg ergänzen die Geschichte. Ich würde mir das Buch als Schullektüre wünschen, denn es kann helfen, Vorurteile zu abzubauen.