„...Aber woran liegt es eigentlich, dass immer alles teurer wird? Ja, vor allem: Was kannst du tun, damit die Teuerung dich persönlich nicht so sehr trifft? Das sind die beiden wesentlichen Fragen, denen ...
„...Aber woran liegt es eigentlich, dass immer alles teurer wird? Ja, vor allem: Was kannst du tun, damit die Teuerung dich persönlich nicht so sehr trifft? Das sind die beiden wesentlichen Fragen, denen wir in diesem Buch auf den Grund gehen werden...“
Durch diese Sätze weiß ich, was mich erwartet. Der Autor stellt außerdem klar, dass es kein wissenschaftliches Buch zum Thema ist. Trotzdem hätte ich mir gerade bei der Frage nach den Ursachen der Inflation ein tieferes ökonomisches Eindríngen gewünscht.
Gut gefallen hat mir der Ansatz, dass aufgezeigt wird, wie jeder durch sein persönliches Verhalten zur Inflation beiträgt. Auch der Zusammenhang von Angebot und Nachfrage wird angesprochen.
Deutlich wird, dass nicht jede Preissteigerung etwas mit Inflation zu tun hat, sondern manchmal dem höheren Standard geschuldet ist. Gerade beim Bezug auf Autos wird das verdeutlicht.
Bei den Beispielen, wie man mehr aus seinem Geld machen kann, bleibt der Autor eher bei wenig differenzierten Ratschlägen. Das hat er allerdings schon im Vorwort angekündigt.
Umsteigen auf billigere Produkte ist eben nur punktuell eine Lösung. Gerade im Lebensmittelbereich bedeutet das, Umweltstandards als weniger wichtig zu betrachten und den einen oder anderen Inhaltsstoff außer Acht zu lassen.
Eines allerdings muss man dem Buch lassen: Es regt zum Nachdenken über das eigene Konsumverhalten an, ermöglicht einen neuen Blick auf den Wert des Geldes und lässt auch kontroverse Gedanken zu den Vorschlägen des Autor hochkochen.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist verständlich. Mit Fachbegriffen hält sich der Autor zurück. Sind sie doch notwendig, werden sie kurz erklärt.
Insgesamt hat mir das Buch als Ideengeber gut gefallen.
„...Das Universum tendiert zu Chaos und Entropie. Das sind die Grundlagen der Thermodynamik. Vielleicht sind es auch die Grundlagen des Daseins...“
Diese Gedanken gehen Nora durch den Kopf. Sie hätte ...
„...Das Universum tendiert zu Chaos und Entropie. Das sind die Grundlagen der Thermodynamik. Vielleicht sind es auch die Grundlagen des Daseins...“
Diese Gedanken gehen Nora durch den Kopf. Sie hätte viele Möglichkeiten im Leben gehabt, ist aber in ihrem Heimatort hängengeblieben. Nun hat sie ihren Job verloren, ihr Kater ist gestorben und ihr Bruder ist auf sie sauer. Sie beschließt zu sterben.
Der Autor hat einen philosophisch und physikalisch angehauchten Roman geschrieben. Die Geschichte ließ sich anfangs flott lesen. Gegen Ende aber weist sie unerwartet Längen auf.
Nachdem Nora sich mit Tabletten vollgepumpt hat, landet sie in einer Bibliothek. Hier trifft sie Mrs Elm wieder. Es ist die Bibliothekarin ihrer Kindheit, die einst mit ihr Schach gespielt hat.
Die Bibliothek enthält Bücher mit all den Leben, die es für Nora gegeben hätte, wenn sie an den Abzweigungen ihres eigenen Lebens andere Entscheidungen getroffen hätte. Auch jetzt führen beide spannende Gespräche.
„...Doch Mrs Elm schüttelte den Kopf. „So funktioniert das nicht mit dem Tod.“ „Warum nicht?“ „Du gehst nicht zum Tod. Der Tod kommt zu dir.“...“
Nach und nach probiert Nora aus, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Doch sie muss begreifen, dass sie damit plötzlich in fremde Leben einsteigt. Ihr fehlt das Wissen der Vergangenheit. Und keines dieser Leben ist wirklich ihr Leben. Mich fesseln die Gespräche, nicht die Handlung.
„...“Katzen sind zu ungehorsam“, sagte er und klang jetzt ganz wie der Bruder, den sie in Erinnerung hatte. „Hunde kennen ihren Platz.“ „Ungehorsam ist das wahre Fundament der Freiheit. Die Gehorsamen sind Sklaven.“...“
Während ich die ersten neuen Leben noch nachvollziehen kann, wird es mir am Ende zu viel des Guten. Hier wäre weniger besser gewesen. Klar spricht die Quantenphysik von unzähligen Multiversen. Doch Nora bringen die Erlebnisse eher durcheinander, als das sie sie weiterbringen. Nur wenige der Erlebnisse zeigen ihr, was sie wirklich will. In Todesangst begreift sie, dass sie leben will. Und sie ist noch jung genug, dass ihre alle Möglichkeiten offenstehen. Sie muss sich nur trauen. Gut finde ich den Vergleich zwischen Leben und Schachspiel.
„...Und es gibt nicht den richtigen Weg, die Partie zu spielen; es gibt viele Wege. Im Schach wie im Leben basiert alles auf Möglichkeiten...“
Eines wird deutlich herausgearbeitet. Der Mensch ist kein Einzelwesen. Jede Entscheidung, die Nora fällt, beeinflusst das Leben andere Menschen, mal positiv, mal negativ. Das erfährt sie bei ihrer Reise durch die Möglichkeiten.
Trotz manchem Kritikpunkt hat mir die Geschichte sehr gut gefallen.
„...Wenn ich meine Lebenserinnerungen neiderschreibe, so will ich damit kein literarisches Werk erschaffen, das einen Vergleich mit den Erinnerungen berühmter Männer aushalten soll...“
Diese Worte schreibt ...
„...Wenn ich meine Lebenserinnerungen neiderschreibe, so will ich damit kein literarisches Werk erschaffen, das einen Vergleich mit den Erinnerungen berühmter Männer aushalten soll...“
Diese Worte schreibt Walther Hultsch 1943 nieder. In dem Buch hat die Autorin die Hinterlassenschaft ihres Großvaters aufgearbeitet und durch historische Fakten ergänzt. Allerdings endet ihre Geschichte nicht 1943, sondern sie führt weiter in die Gegenwart.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Dabei ist zu beachten, dass die Geschichte nicht zeitlich linear erzählt wird. So beginnt sie zum Beispiel in Moritzburg in den 1980er Jahren.
Dann wechselt die Geschichte ins Jahr 1826 ins Lausitzer Bergland. Solche Zeitsprünge gibt es immer wieder. Eingeflochten werden ebenfalls Erinnerungen und Lebensläufe anderer Personen. Ich erfahre eine Menge über die Kindheit von Walther. Das kulturelle Leben spielt in der Familie eine besondere Rolle. Den Aufzeichnungen ist zu entnehmen, was Walther wichtig war. Das wurde ausführlich geschildert. Politische Fragen werden logischerweise persönlich gefiltert. Das zeigt sich insbesondere bei der Darstellung der Kriegsziele europäischer Staaten vor dem Ersten Weltkrieg. Während die Autorin an anderen Stellen gern weitere Dokumente zitiert, lässt sie diese Meinungen unkommentiert stehen.
Das persönliche Leben wird detailliert wiedergegeben. Das betrifft auc hdas Leben im Hause seiner Ehefrau.
„...Je nach Tageszeit kamen die unterschiedlichen Meißner Porzellane zum Einsatz, wie das Gedeck Ming – Drache, auch einfach Roter Drache genannt. Es gab allerhand Personal...“
Der Zweite Weltkrieg bedeutet einen Einschnitt. Walther arbeitet zwar als Jurist bei der Polizei, geht aber in den Widerstand. Sein christlicher Glaube und seine Erfahrungen aus dem Ersten Weltkrieg sind dabei wichtige Triebkräfte.
Viele Bilder geben dem Buch seine Authentizität.
Das Buch hat mir gut gefallen. Manchmal aber hätte ich mir eine klarere Struktur gewünscht.
...Solange sich Elise erinnern konnte, war der Monat Dezember in ihrer Heimatstadt am Fuße des Erzgebirges etwas Besonderes, nicht nur weil Elise zwei Tage vor Weihnachten Geburtstag hatte, sondern weil ...
...Solange sich Elise erinnern konnte, war der Monat Dezember in ihrer Heimatstadt am Fuße des Erzgebirges etwas Besonderes, nicht nur weil Elise zwei Tage vor Weihnachten Geburtstag hatte, sondern weil in diesem Monat die Stadt und selbst die grauen, einst schönen Häuserfassaden glitzernd verzaubert zu sein schienen...“
Mit diesen Zeilen beginnt ein Buch, das mich als Leser in das Jahr 1982 führt. Im Mittelpunkt steht die knapp 12jährige Elise mit ihrer Familie.
Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er bringt die Lebensfreude des Mädchens zum Ausdruck, zeigt aber auch die Konflikte der Zeit.
Elises Vater ist Tierarzt. In seiner Kleintierpraxis hilft die Mutter mit. Sie legt Wert auf die musische Erziehung ihrer Kinder, stößt dabei beim Vater aber nicht unbedingt auf Gegenliebe. Das kann dann schon mal so klingen:
„...Die Tonleitern sägen an meinen Nerven, und wenn Elise bei den Akkorden danebengreift, löst das mitunter bei mir sogar einen Migräneanfall aus...“
Elise ist mir nicht in jeder Beziehung sympathisch. Klar ist sie in einem schwierigen Alter. Aber auch dann sollte man es mit der Wahrheit etwas genauer nehmen.
Gegenüber Tieren ist Elise sehr einfühlsam. Oft kümmert sie sich um Asko, den Hund des Kantors Darian. Mit ihm sind ihre Eltern befreundet.
Natürlich geht auch in der Schule nicht alles glatt. Es gibt solche und solche Lehrer. So kann die Musiklehrerin nicht verstehen, warum das Mathegenie der Klasse beim Singen völlig talentfrei ist.
Elises Vater wird auch ab und an zu Bauern gerufen. Die Bezahlung kann dabei durchaus in Naturalien erfolgen.
Ab und an durchzieht die Geschichte ein feiner Humor. Sehr realistisch wird der Zwiespalt zwischen dem Auftreten in der Öffentlichkeit und vorsichtig geäußerter politischer Meinung im privaten Kreis wiedergegeben. Dabei gibt es selbst in einer Familie unterschiedliche Meinungen.
Begriffe, die in der DDR üblich waren, werden gut im Text erklärt. Es geht vor allem um Geschäfte, die höherwertige Waren im Angebot hatten.
Sehr schön finde ich den Notenschlüssel zu Beginn jedes Kapitels.
Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Es ermöglicht einen Einblick in eine Zeit, die nun auch schon wieder etliche Jahre zurückliegt. Damit ist es eine Art Momentaufnahme aus einer Kleinstadt.
„...Ich müsste in den Dienst gehen, sagte sie. Es sei nicht das, was mein verstorbener Vater und sie sich einst für mich erhofft hätten, aber es müsse sein...“
Noch ahnt die 13jährige Véronique nicht, ...
„...Ich müsste in den Dienst gehen, sagte sie. Es sei nicht das, was mein verstorbener Vater und sie sich einst für mich erhofft hätten, aber es müsse sein...“
Noch ahnt die 13jährige Véronique nicht, dass ihre Mutter sie regelrecht verkauft hat. Wir schreiben das Jahr 1755, als die Geschichte beginnt.
Die Autorin hat einen abwechslungsreichen historischen Roman geschrieben. Trotzdem konnte mich die Geschichte nicht die ganze Zeit fesseln. Stellenweise fehlte mir eine gewisse innere Spannung, da vor allem in der ersten Hälfte zu offensichtlich war, was passiert.
Eigentlich gliedert sich der Roman in zwei Teile. Im ersten wird das Leben von Véronique erzählt, im zweiten das ihrer Tochter.
Gerade im ersten Teil bedient sich die Autorin eines ungewöhnlichen Schriftstils. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven deutlich. Der Blick auf das Königshaus und dessen Protagonisten ist ehr sachlich. In kursiver Schrift berichtet Véronique, wie sie diese Zeit erlebt.
Hintergrund ist das Bedürfnis des französischen Königs, junge Mädchen in sein Bett zu holen. Marquise de Pompadour hat sich zwar aus dem Schlafzimmer des Königs zurückgezogen, hält aber immer noch die Fäden in der Hand.
„...Die Marquise de Pompadour behält ihre Rivalinnen immer im Auge, ganz gleich, wie unbedeutend sie erscheinen mögen. Sie weiß, dass die Welt nicht von denen regiert wird, die Vertrauen haben, sondern von denen, die Ärger voraussehen...“
In Véroniques Zeilen wird deutlich, wie die Mädchen im Hirschpark ausgebildet werden. Ihnen wird eine Scheinwelt vorgegaukelt. Wer wirklich auf sie wartet, bleibt ein streng gehütete Geheimnis. Véronique erlebt nicht nur die Rivalität unter den Mädchen, sie muss auch mit ansehen, wie manche recht schnell das Haus wieder verlässt.
Bei der Beschreibung der königlichen Familie wird die ganze Dekadenz des Adels deutlich. Die einzige, die darunter zu leiden scheint, ist seine Frau Marie, die aus polnischen Adel stammt.
Eines beherrscht die Autorin sehr gut. Das ist der Umgang mit treffenden Sprachbildern.
„...Panik, weiß Lebel, ist wie eine Flutwelle, die jeden Widerstand zermalmt. Louis stellt sich bereits vor, wie jenes Gift durch die Adern strömt...“
Der zweite Teil beginnt 1762. Hier wirkt der Schriftstil lebendig und voller Emotionen. Marie – Louise, Véoniques Tochter, wächst erst bei einer Amme auf und wird dann einem Ehepaar in Versailles anvertraut. Sie ist ein Kind mit Phantasie. Für das Ehepaar zählt das Geld und der Posten, die ihnen die Aufnahme des Kindes einbringt. Liebe ist ein Fremdwort. Marie – Louise hofft, dass sie eines Tages von ihrer Mutter geholt wird.
Als es ernsthafte Probleme mit dem Ehepaar Gourlon gibt, wird Marie – Louise von der Hebamme Margot aufgenommen. Sie nennt sie Tante.Hier fühlt sie sich wohl. Margot bildet sie in ihrem Beruf aus. Die Aufgabe füllt die junge Dame aus.
Nun werde ich mit dem harten Leben in Paris abseits de königlichen Residenz konfrontiert. Die Zeit ist schwierig. Das Volk hungert. Margots Arbeit sichert ihr zwar ein gutes Auskommen, aber bei den Krankenbesuchen werden sie häufig mit Not und Elend konfrontiert. Sehr detailliert wird die Arbeit einer Hebamme beschrieben. Auch die Grenzen werden nicht verschwiegen.
Marie – Louise heiratet den Anwalt Pierre. Der stellt sich auf die Seite der Revolution. Plötzlich wird er verleumdet. Er soll Geld aus Versailles erhalten haben. Davon weiß er nichts. Die Summe entspricht allerdings exakt der Mitgift von Marie – Louise. Nach Margots Tod nimmt sie sich deren Papiere an. Dabei stößt sie auf eine Spur ihrer Mutter.
Interessant finde ich die Darlegung zur Revolution, ihren Widersprüchen und Auswüchsen. So äußert Danton:
„...Er hat gelernt, nicht über die Zukunft zu spekulieren. Wenn man das Feld der Republik bestellt, darf man die Kosten der Aussaat nicht rechnen. Die Revolution frisst ihre Kinder...“
Das Buch hat mir sehr gut gefallen, auch wenn vor allem im ersten Teil an manchen stellen weniger mehr gewesen wäre. Die beiden Frauenschicksale, eingebunden in die gesellschaftlichen Verhältnisse, geben ein gutes Bild des Lebens der damaligen Zeit.