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Veröffentlicht am 02.03.2024

Ein Schelmenroman erster Güte

König von Albanien
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„...Wahnvorstellungen. Der Patient glaubt, König von Albanien zu sein...“

Mit diesen Worten stellt der Doktor Schilchegger seinem Vorgesetzten, Professor Meyring, den neuen Patienten Otto Witte vor. Er ...

„...Wahnvorstellungen. Der Patient glaubt, König von Albanien zu sein...“

Mit diesen Worten stellt der Doktor Schilchegger seinem Vorgesetzten, Professor Meyring, den neuen Patienten Otto Witte vor. Er war vor einem Tag in die Heilanstalt für Gemütskranke eingeliefert worden.
Der Autor hat einen Schelmenroman allererster Güte geschrieben. Der Schriftstil ist sehr fein ausgearbeitet. Er zeichnet sich durch eine bildhafte Sprache und einen feinen Humor aus.
Die Rahmenhandlung, in der Schilchegger als Ich – Erzähler fungiert, spielt in Salzburg 1913. Ottos Erzählung beginnt in Konstantinopel im Oktober 1912.
Der neue Patient beeindruckt den Arzt. Er behauptet, fünf Sprachen zu beherrschen. Schilchegger bittet Schwester Philomena um Hilfe.

„...Im Hinausgehen versicherte sie mir, dass Otto ausgezeichnet Rumänisch sprach und außerdem Fluchworte kannte, die sie nicht zu wiederholen gedachte...“

Eines Tages beginnt Otto, dem Arzt seine Geschichte zu erzählen.
Er war mit seinem Freund Max in Konstantinopel unterwegs. Beide hatten mit Arbeit nichts am Hut. Doch momentan waren sie abgebrannt. Otto kamen zwei Dinge zugute. Er verfügte über eine erstaunliche Menschenkenntnis und ungewöhnliche Ideen. Das brachte auch jetzt das nötige Geld.

„...Otto wusste, dass Menschen selten das sahen, was sich tatsächlich vor ihren Augen abspielte, sondern meist das, was sie sehen wollten. In dieser Lücke des Lebens bewegten sich Otto und Max...“

Außerdem hatte Otto erkannt, dass Kleider Leute machten. Das erworbene Geld wurde in anständige Garderobe investiert. Hinzu kommt, dass die politischen Verhältnisse für Unruhe sorgten. Auf dem Balkan brodelte es. Die Türkei war dabei, wesentliche Teilei der eroberten Länder zu verlieren
Anfangs wirkte Otto wie ein liebenswerter Schelm, der sich gekonnt durch das Leben schlängelte. Seine Eskapaden und Ideen wirkten leicht und locker. Er nahm das Leben als Spiel. Der Einsatz war ihm egal. Seine schnelle Reaktionsfähigkeit half ihn aus schwierign Situationen.
Dann aber wollte er sein Meisterstück vollbringen. In der Zeitung hatte er eine Abbildung des türkischen Prinzen gesehen. Der war ihm erstaunlich ähnlich. Das Land Albanien suchte einen König. Der Prinz aber war dazu nicht bereit. Diese Lücke wollte Otto nutzen. Sein Weg führte ihm mit Max nach Albanien.

„...Niemand kann sich vorstellen, dass jemand einen Thron besteigt, der ihm nicht zusteht. Und weil sich das niemand vorstellen kann, glaubt jeder, dass es unmöglich ist. Und darum wird es funktionieren!...“

Wieder gelang es Otto, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Außerdem war es bisher niemand aufgefallen, dass er weder Lesen noch Schreiben konnte. Doch die Erfolge veränderten ihn. Die Ratschläge seiner Freunde schlug er in den Wind. Er glaubte sich unbesiegbar. Sein Bezug zur Realität schwand. Damit erhöhte sich die Gefahr, dass der Schwindel aufflog.
Es gibt viele kleine Szenen, die den Reiz der Geschichte ausmachen. Gleichzeitig werden wie unter Schlaglicht die Schattenseiten der Zivilisation beleuchtet. Sehr pessimistisch klingt ein deutscher Diplomat:

„...Jeden Tag rollte er einen Stein den Berg hinauf, nur damit ihn ein anderer am Ende des Tages wieder herabstieß. Die Menschen waren nicht vernunftbegabt und würden es auch niemals sein...“

Zwei Karten in den Umschlagseiten zeigen die Handlungsorte.
Der Roman hat mich prima unterhalten. Der Autor versteht es, eine spannende Handlung mit historischen Fakten zu verknüpfen.

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Einfühlsamer Roman

Lieder des Wandels
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„...Ich muss für eine Weile nach Hause, Emma. Meine Mutter schafft das nicht mehr allein. Mein Vater ist geflohen und versteckt sich irgendwo, und mein Bruder wird immer noch vermisst...“

Die Nachricht ...

„...Ich muss für eine Weile nach Hause, Emma. Meine Mutter schafft das nicht mehr allein. Mein Vater ist geflohen und versteckt sich irgendwo, und mein Bruder wird immer noch vermisst...“

Die Nachricht von Kurt kommt für Emma unerwartet. Doch es ist nicht der letzte Schock. Kaum ist Kurt abgereist, erscheint Christian. Er ist aus russischer Kriegsgefangenschaft geflohen.
Die Autorin hat eine spannende und zeitnahe Fortsetzung geschrieben. Der Schriftstil ist ausgereift.
Während Emma auf Nachricht von Kurt wartet, will Christian, dass sie auf das Gut zurückkehrt. Es ist eine schwierige Entscheidung. Die innere Zerrissenheit Emmas wird gut herausgearbeitet. Natürlich spielt auch die Nachkriegssituation eine Rolle. Vom Gut aus könnte sie für ihre Familie sorgen. Die Zeit des Hungerns wäre vorbei. Zwar hat ihr Kurt Waren für den Schwarzmarkt hinterlassen, doch das Lager wurde geplündert.

„...Sie würden nur wieder das haben, was man auf Lebensmittelmarken bekäme, und das wäre zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig...“

Emma kehrt zu ihrem Mann zurück. Zwar scheint sie ihre Schwiegermutter mittlerweile zu akzeptieren, aber Emma erlebt das, was viele Frauen in der Zeit erlebt haben. Der Mann, der aus dem Krieg zurückgekehrt ist, ist nicht mehr der, den sie geheiratet hat. Dafür bekommt Emma mit, wie die Gutsbesitzer durch die Not der Bevölkerung reich geworden sind.
Betroffen macht ein Gespräch zwischen Emma und Christian. Es zeigt, dass er nichts begriffen hat.

„...Christian musterte sie mit gerunzelter Stirn. „So wie du reden nur Verlierer. Oder solche, die ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen.“...“

Währenddessen wartet auch Kurt auf Post von Emma. Er muss sich nicht nur um seine Mutter, sondern auch um die Fabrik kümmern. Vieles ist zerstört und muss neu aufgebaut werden. Doch da sein Vater in das Handeln des Regimes verstrickt war, ist nicht klar, ob sie je wieder eine Betriebserlaubnis bekommen. Er lässt Flüchtlinge in der Fabrik wohnen. Im Gegenzug sorgen diese dafür, dass die Schäden beseitigt werden. Dem Vertrauten seines Vaters allerdings ist das suspekt. Es dauert, bis sich Kurt Ansehen verschafft hat.
Als Kurt endlich Post bekommt, wird ihm klar, dass sein Brief nie angekommen ist. Haben Emma und Kurt noch ein Chance?
Am Beispiel von Emmas Mutter wird deutlich, dass die Frauen in dieser Zeit oft der stärkere Part waren. Sie ernährt mit ihrer Näherei die Familie. Der Vater kümmert sich zwar um Haus und Garten, bekommt aber keine Arbeit.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es zeichnet ein realistisches Bild vom Leben im Jahre 1946 in Köln.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Begendes und tiefgründiges Jugendbuch

On the Fly
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„...Hier war Leonie zu Hause. Die Eishalle war ihr der liebste Ort auf der Welt. Im Tor hinter der Maske, das war alles, was zählte...“

Leonie spielt Eishockey. Am ihrer Seite ist dabei immer ihr Opa, ...

„...Hier war Leonie zu Hause. Die Eishalle war ihr der liebste Ort auf der Welt. Im Tor hinter der Maske, das war alles, was zählte...“

Leonie spielt Eishockey. Am ihrer Seite ist dabei immer ihr Opa, der ein berühmter Spieler war. Doch nach dem heutigen Training ist nichts mehr wie zuvor. Ihr Opa bricht in der Eishalle zusammen. Wenige Tage später steht sie an seinem Grab.
Die Autorin hat einen bewegenden Jugendroman geschrieben. Es geht letztendlich um den Sinn es Lebens, um den sich weitere Themen ranken wie Trauerbewältigung, Einsamkeit und Vertrauen.
Das Buch zeichnet sich durch einen Schriftstil aus, der nicht nur die Probleme, sondern auch die Emotionen genau auf den Punkt bringt. Er macht die Geschichte erlebbar.
Nach dem Tode des Großvaters spielt Leonie kein Eishockey mehr. Der Großvater war ihr Halt, ihr Mentor. Ihr Vater lebt für seinen Beruf. Die Mutter hat sie nie kennengelernt. In der Schule wird sie Lonely, die Einsame, genannt.
Doch dann wirbeln zwei Dinge ihr Leben erneut durcheinander. Basti, der beliebteste Junge der Klasse, beginnt, sich ihr zu nähern.

„...Leonie betrachtete ihn und dachte plötzlich nicht mehr an ihre Vorsätze, ihre Angst und ihre Traurigkeit. Sie dachte nur noch an Basti und an etwas, das man wohl Freundschaft nannte...“

Außerdem bringt ihr Vater Patrick eine Frau mit ins Haus. Katja spricht offen darüber, dass sie gläubig ist. Leonie fällt ihr Strahlen auf. Ihr Vater lässt sich auf Glaubensgespräche ein. Er liest in der Bibel und geht mit Katja in die Kirche. Katja geht auch auf Leonies Fragen ein.

„...Glaube ist genau das: eine Freundschaft mit Gott! Er wünscht eine Beziehung zu uns...“

Leonie weiß, dass auch Timo, ein ehemaliger Mannschaftskamerad von ihr, gläubig ist. Timo träumt davon, Profisportler zu werden.
Im Buch werden viele tiefgründige Glaubensgespräche geführt. Während es bei Leonie und Basti darum geht, Gottes Liebe und Nähe zu begreifen, obwohl beide Verletzungen aus der Vergangenheit mitbringen, fragt sich Timo, ob seine Lebenspläne mit Gottes Willen übereinstimmen.
Gleichzeitig werden die Probleme und Sorgen der jugendliche Protagonisten gut wiedergegeben. Erste Liebe und Eifersucht, Veränderungen, die die Pubertät mit sich bringt, Eitelkeiten und Grüppchenbildung sind einige der behandelten Themen. Sie sorgen für einen hohen Spannungsbogen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin hat in einer überzeugenden Handlung die innere Entwicklung ihrer Protagonisten dargelegt.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Was wir von Tiern lernen können

Wegbegleiter mit Fell und Flügeln
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„...Nachdem ich zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatte, sind viele Erlebnisse, die ich im Laufe meines Lebens mit Tieren hatte, für mich zu Gleichnissen geworden...“

Diese Worte stammen aus dem ...

„...Nachdem ich zum Glauben an Jesus Christus gefunden hatte, sind viele Erlebnisse, die ich im Laufe meines Lebens mit Tieren hatte, für mich zu Gleichnissen geworden...“

Diese Worte stammen aus dem Vorwort des Buches. Dann lässt mich die Autorin in 52 Andachten an ihrem Leben mit den Tieren teilnehmen.
Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Die Geschichten sind lebensnah und ab und an durchzogen von einem feinen Humor.
Die Autorin hat ihre Erzählungen in vier anschnitte geordnet.

- Gott, unser Schöpfer und Vater
- Mit Jesus lebendig- Gemeinsam unterwegs
- Einblicke und Ausblicke

Jede Geschichte beginnt mit einem Bibelzitat. Dann erzählt die Autorin von ihrem Leben mit Tieren. In den meisten Geschichten stehen ihre drei Spitze im Mittelpunkt. Doch auch andere Tiere finden ihren Platz in der Zusammenstellung. Am Ende dieser Ausführungen bezieht sie das Erleben auf Glaubensfragen oder auf das eigene Leben.

„...Und noch eins hat dieses kleine Tier mich gelehrt; Wenn jemand eine Bitte an dich richtet und es in deiner Macht steht, dann versuche, sie ihm zu erfüllen. Denn es könnte seine letzte sein...“

Dann folgen, mit hellen Grau unterlegt, einige Fragen an mich als Leser. Darüber befindet sich ein stilisierter Hund.

„...Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht, durch ein Hund getröstet zu werden? Was hilft Ihnen selbst am meisten, wenn Sie trost brauchen?...“

Zum Abschluss folgt ein Gebet von wenigen Zeilen.
Auch wenn die Zitate eher ernste Themen ansprechen, sind die Inhalte der Erzählungen sehr vielfältig. Di Schönheit der Natur, die Zuwendung der Tiere, das Vertrauen, das diese ihrem Menschen entgegenbringen sind ebenfalls Inhalte der Erzählungen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, was wir von Tieren lernen können.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Ein besonderer Zeitreiseroman

Cato und die Dinge, die niemand sieht
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„...Cato war zwölf, als ihr Vater sagte, dass sie endlich erwachsen werden sollte. Weil er nur selten etwas zu ihr sagte, war das für sie etwas Besonderes….“

Mit diesen Zeilen beginnt ein tiefgründiges ...

„...Cato war zwölf, als ihr Vater sagte, dass sie endlich erwachsen werden sollte. Weil er nur selten etwas zu ihr sagte, war das für sie etwas Besonderes….“

Mit diesen Zeilen beginnt ein tiefgründiges Kinderbuch. Cato lebt mit ihrem Vater zusammen, weil die Mutter bei ihrer Geburt gestorben ist. Beide leben mehr nebeneinander als miteinander.
Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Er bringt Catos Gefühle gut zum Tragen.
Im Haushalt hilft Cornelia. Cato mag sie nicht. Warum, kommt in folgenden Zeilen zum Ausdruck.

„...Cornelia kam mehrmals die Woche zu ihnen, um zu putzen. Dafür wurde sie bezahlt. Nicht bezahlt wurde sie allerdings dafür, sich überall einzumischen. Das erledigte sie gratis...“

Dann findet Cato eines Tages auf dem Klavier eine Visitenkarte. Dort ist die Rede von Filmen, die nirgends laufen. Cato begibt sich zu dem alten Kino. Dort trifft sie Frau Kano. Jetzt beginnt für Cato das Abenteuer ihres Lebens. Frau Kano erkennt in Cato das Besondere.

„...Und ich war genauso schlau wie du und genauso starrköpfig. Wenn du dir die Neugier lange genug erhältst, dann findest du Dinge heraus, die du selbst nie für möglich gehalten hättest...“

Die Kinoleinwand wirkt wie eine Zeitmaschine. Geht man durch sie hindurch, kommt man in die Vergangenheit. Frau Kano führt Cato behutsam in den Umgang damit ein. Wird sie es sich aber trauen, ihrer Mutter zu begegnen?
Die Geschichte geht sehr behutsam mit dem Thema Trauer um, denn das ist es, was Vater und Tochter seit 12 Jahren trennt. Cato weiß so gut wie nichts von ihrer Mutter.
Was sie in der Vergangenheit erlebt, wird nicht nur ihr Leben ändern. Es hilft ihr, die Menschen in ihrer Umgebung mit ganz neuen Augen zu sehen.
Außerdem ist es dem Autor gelungen, die verschiedenen Zeitebenen gekonnt miteinander zu verknüpfen. Es ist faszinierend, wie sich die Ereignisse gegenseitig bedingen.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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