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Veröffentlicht am 24.07.2022

Bewegendes Buch

Die Edelweißpiratin
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„...Jetzt haben sie ihn also mitgenommen. Nun doch. Es war zwar nicht das erste Mal, und wir haben damit rechnen müssen, aber der Schock sitzt tief….“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Buch, das mich in das ...

„...Jetzt haben sie ihn also mitgenommen. Nun doch. Es war zwar nicht das erste Mal, und wir haben damit rechnen müssen, aber der Schock sitzt tief….“

Mit diesen Sätzen beginnt ein Buch, das mich in das Jahr 1933 führt. Die 8jährige Gertrud, genannt Mucki, muss mit ansehen, wie ihr Vater Peter von SA abgeführt und die Wohnung verwüstet wird. Es wird nicht das letzte Mal sein. Peter ist Kommunist.
Die Autorin hat einen bewegenden und erschütternden Roman geschrieben, dem eine wahre Begebenheit zugrunde liegt.. Das Geschehen wird abwechselnd von Mucki und ihrer Mutter Gertrud erzählt.
Der Schriftstil passt zu den Zeitverhältnissen. Der erste Teil geht bis zum Jahre 1934. Ich erfahre, wie die Lebensgrundlagen der Familie nach der Verhaftung des Vaters systematisch zerstört werden. Ein Teil des Besitzes wird beschlagnahmt, der andere zerstört. Die Mutter verliert ihre Arbeit als Apothekerin. Sie müssen in eine kleinere Wohnung ziehen. Noch hoffen sie auf eine Änderung.

„...Der Wahnsinn ist periodisch, er wird bald ein Ende haben, so wie eine Grippe nicht ewig währt. Sie ist gefährlich, sie rafft Menschenleben dahin, aber sie ist doch besiegbar. Und so wird es auch mit den Braunen sein...“

Von ihrer Mutter kann Gertrud keine Hilfe erwarten. Sie war schon gegen die Heirat ihrer Tochter aus guten Haus mit einem Arbeiter. 1934 kommt Peter aus dem Arbeitslager zurück.
Der zweite Teil beginnt 1939. Aus Mucki ist eine junge Frau geworden. Das Abitur wurde ihr verwehrt. So macht sie eine Ausbildung in einem Montessori – Kindergarten, der von einer Schweizerin geleitet wird. In ihrer Freizeit ist sie häufig mit den Naturfreunden unterwegs. Die Jugendlichen haben viel Spaß miteinander. So reagiert Ellie auf Muckis Information über ihre Arbeit so:

„...Jedes Kind ist eine einzigartige Nervensäge. Eins ist ein Rabauke, das andere die reinste Heulboje, das dritte futtert alles, was du nicht hoch genug in den Baum hängst “

Die Jugendlichen genießen ihre Freiheit. Doch ihre Vereinigung ist verboten. Es wird erwartet, dass sie sich in den Hitlerjugend und den BDM eingliedern. Das aber wollen sie nicht. Sie wollen wandern, singen und Spaß haben, wissen aber, dass jeder Zeit mit einer Verhaftung durch die Gestapo rechnen müssen.
Einige von ihnen, unter anderen Mucki, bringen sich mit Flugblättern aktiv in den Widerstand ein. Das erhöht natürlich das Risiko.
Über das Frauenbild der damaligen Zeit kann ich nur den Kopf schütteln. Die Frauenschaftsführerin Gnaus erläutert es Mucki.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es zeigt, wie gefährlich es war, nicht mit dem Strom zu schwimmen.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Das Fräulein vom Amt ermittelt

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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„...“Ich wollte nur melden“, sagte der Mann, und es klang, als wenn man Nägel über eine Schiefertafel zog, „Ich wollte nur melden, dass der Auftrag erledigt ist. Sie finden die Dame bei den Kolonnaden.“...“

Alma ...

„...“Ich wollte nur melden“, sagte der Mann, und es klang, als wenn man Nägel über eine Schiefertafel zog, „Ich wollte nur melden, dass der Auftrag erledigt ist. Sie finden die Dame bei den Kolonnaden.“...“

Alma arbeitet als Fräulein vom Amt. Bei den Stecken einer Verbindung bekommt sie die obigen Worte mit. Plötzlich steckt sie mit in einem Kriminalfall.
Diee Autorinnen haben eine spannenden historischen Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil gibt das Flair des Jahres 1922 sehr gut wieder. In Baden – Baden pulsiert das Leben. Man gönnt sich nach der Arbeit sein Vergnügen.
Die Personen werden ausreichend charakterisiert. Emmi, Annas Freundin und Mitbewohnerin, ist eine lebenslustige junge Frau und eine begabte Floristin. Sie geht keinem Abenteuer aus dem Weg. Alma ist ruhiger. Doch der Fall der toten Frau lässt sie nicht los. Sie will wissen, was wirklich passiert ist. Die Polizei hat die Untersuchungen schnell eingestellt. Nur Kommissarsanwärter Ludwig Schiller glaubt Alma.
Sehr gut wird beschrieben, wie die Arbeit am Schaltschrank in der Telefonzentrale funktioniert.

„...Eine klare Aussprache war eben so wichtig wie Schnelligkeit und ein zuverlässiges Gedächtnis. Dialekt war tabu, Freundlichkeit und Zuvorkommenheit das Credo. Das Fräulein vom Amt musste eine gehobene Bildung vorweisen...“

Mit Alma besuche ich die mondänen Hotels, ein illegales Casino und die Rennbahn. Ich lerne eine Menge an Sehenswürdigkeiten von Baden – Baden kennen und erfahre die Geschichte manches Gebäudes.

„...Das Palais Hamilton war vom Großherzoglichen Landphysikus Doktor Maier erbaut worden, als die kleine Stadt Baden noch eng in einen mittelalterlichen Mauerring gepresst war...“

Schritt für Schritt geht die junge Frau bei ihre Recherche vor. Die nötigen Kontakte vermittelt ihr meist Emmi, die alle Welt zu kennen scheint und für jedes Problem den passenden Herrn zur Hand hat. Noch ahnt Alma nicht, dass sie sich selbst in Gefahr begibt. Jemand will unbedingt die Aufklärung verhindern.
Das Buch zeichnet sich durch eine gewisse Leichtigkeit aus. Die jungen Frauen genießen ihr Leben. Sie wissen, dass nach einer Heirat ein großer Teil ihrer Freiheit vorbei sein könnte. Der Kurort bietet Tanzvergnügen für jede Gesellschaftsschicht und jede Geldbörse. Man will sich amüsieren.
Bei der Zusammenarbeit zwischen Alma und Ludwig bleibt es nicht aus, dass es zwischen den beiden zu knistern beginnt. Außerdem schätzt Ludwig Almas Fähigkeit, Situationen gekonnt analysieren und dabei die richtigen Schlussfolgerungen ziehen zu können.
Eine Karte von Baden – Baden in der vorderen Umschlagseite mit den wichtigsten Handlungsorten, ein inhaltsreiches Nachwort und ein Glossar ergänzn das Buch.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Dazu beigetragen hat, dass der Kriminalfall gekonnt in das tägliche Leben eingebettet war.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Auf den Weg zum eigenen Ich

Ningaloo Dreaming
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„...Atemberaubend, spektakulär, dramatisch, inspirierend, überwältigend, hinreißend, exzentrisch! Es gibt viele Worte, die die australische Westküste beschreiben können, aber weder ein Einzelnes noch eine ...

„...Atemberaubend, spektakulär, dramatisch, inspirierend, überwältigend, hinreißend, exzentrisch! Es gibt viele Worte, die die australische Westküste beschreiben können, aber weder ein Einzelnes noch eine Aneinanderreihung würde der Realität jemals gerecht werden….“

Mit diesen, kursiv wiedergegebenen Worten schließt zum Teil der Prolog des Buches.
Christina beschließt 2003 kurz vor Abschluss ihres Medizinstudiums, eine Reise nach Australien zu machen, um ihren Vater zu suchen. Das einzige, was sie in der Hand hat, ist eine Karte von einem Weingut am Margaret River.
Die Autorin hat einen bewegenden Roman geschrieben, der mehrere Dinge vereint. Zum einen ist es eine Art Reisebericht, zum anderen eine Reise der Protagonistin zu sich selbst. Nicht zuletzt spielen religiöse und philosophische Aspekte eine Rolle.
Anfangs ist Christina mit einer Reisegruppe unterwegs. Das Ziel ist Exmouth. Dorthin wurde sie auf dem Weingut verwiesen. Sehr gut wird die Landschaft beschrieben, die sie kennenlernen.

„...Der Strand und die Dünen aus Milliarden von weißen Muscheln, sanft abfallend bis zum türkisgrünen Wasser, das in der Ferne dunkler wurde...“

Immer wieder gibt es Rückblicke in Christinas Leben, die bei den Großeltern aufwuchs. Sie haben sie geprägt, aber auch ihre Begabungen gefördert.
Sehr schnell wird deutlich, dass Christina bei persönlichen Beziehungen konsequent Grenzen setzt. Sie weiß, was sie will. Allerdings wird sie erst während der Reise wirklich begreifen, warum dem so ist.

„… Im Umgang mit dem anderen Geschlecht war ich bisher immer sehr reserviert, ja beinahe steif gewesen, immer darauf bedacht, nicht versehentlich ein falsches Signal zu setzen. Dieses Verhalten war fest in mir verankert...“

In Exmouth ist ein Tauchkurs geplant. Der wird von Elinor geleitet. Beim ersten Zusammentreffen mit ihr registriert Christina manches, was sie stört. Das wird sich ändern. Elinor, die um einiges älter ist, hat ein bewegtes Leben hinter sich.
Es sind die vielen Gespräche, die dem Buch ein besonderes Flair geben. Sie lassen tiefe Einblicke in die Seelen der Protagonisten zu. So äußert Elinor.

„...Und je älter wir werden, desto kleiner wird der Kreis unserer Angehörigen aus Kindheitstagen. Mit jedem, der geht, geht ein Stück von uns mit...“

Manchmal klingen dabei philosophische oder spirituelle Gedanken an.

„...Im Laufe des Lebens wachsen wir immer wieder aus alten Sichtweisen heraus, erweitern unseren Horizont, lernen außerhalb der Box zu denken. Folglich wird die alte Box zu klein und wir brauchen eine größere...“

Die Fischfabrik in Exmouth, in der Christina ihren Vater vermutet, hat gerade Sommerpause. Christina bleibt im Ort und macht später einen kurzen Abstecher nach Neuseeland. Dabei darf ich als Leser beobachten, wie sich Christina innerlich entwickelt und ihr bisheriges Leben hinterfragt. Gerade die Begegnung mit den Menschen zeigt ihr, was sie wirklich will. Es geht auch um Toleranz und Selbstbestimmung und um das Hinterfragen der eigneen Motive.
Natürlich wird sie erfahren, wer ihr Vater ist. Das ist allerdings eine handfeste Überraschung.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es ist inhaltsreich und verfügt über eine innere Spannung, die sich aus den Beziehungen der Protagonisten ergibt.

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Veröffentlicht am 22.07.2022

Mord am sächsischen Hof

Gotteshand und Teufelsbiss
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„...Wenn sie unsere Hilfe brauchen, sind wir gut genug. Du lässt dir zu viel von ihnen gefallen...“

Diese Worte muss sich Lena von ihrer Schwester Aurelia sagen lassen. Beide leben 1691 in einem Dorf ...

„...Wenn sie unsere Hilfe brauchen, sind wir gut genug. Du lässt dir zu viel von ihnen gefallen...“

Diese Worte muss sich Lena von ihrer Schwester Aurelia sagen lassen. Beide leben 1691 in einem Dorf in der Nähe von Dresden. Ihre Mutter gilt als Heilerin und Kräutersammlerin. Die Kräuter verkauft sie an eine Apotheke in Dresden. Lena hilft ihr dabei.
Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Sehr schnell entwickelt sich die Geschichte zu einem handfesten Krimi.
Der Schriftstil sorgt für den hohen Spannungsbogen. Schnell wechselnde Handlungsorte und Protagonisten sind dabei ein Mittel der Wahl.
Lenas Mutter scheint nicht nur ein Geheimnis zu hüten. Warum wird Aurelia von den Dorfbewohner akzeptiert, Lena aber geschnitten? Liegt es wirklich nur an ihrer Art?

„...Du hast eine hochfahrende Art, Mädchen. Nur der Herrgott weiß, warum der Vogler starb...“

Wegen des Todes des Voglers müssen Lena und ihre Mutter aus dem Dorf fliehen. Die Mutter wird in Moritzburg am Hof aufgenommen, Lena arbeitet in einer Apotheke. Sie versteht nicht, warum die Mutter plötzlich hochstehende Gönner hat. Das Hofleben ist ihr selbst zu fade.
Sehr gut werden die Intrigen am Hofe beschrieben. Das Thema Gift spielt eine immer größere Rolle. Schon der Tod des Kurfürsten gibt Rätsel auf. Sein Nachfolger ist mehr an seiner Mätresse als am Regieren interessiert. Das öffnet Tür und Tor für diejenigen, die eigene Interessen durchsetzen wollen. Lena wird ungewollt und unverschuldet zum Spielball der Mächtigen. Ihre Mutter scheint das wenig zu interessieren.
Der Arzt Martin von Spina allerdings erkennt das Potential der jungen Frau. Er verfolgt ihre Fährte. Er möchte ihr helfen.
Sehr detailliert wird über die damals gängigen und bekannten Gifte informiert. Martin aber ist auf der Suche nach einem unbekannten Gift. Einige Fälle im Hospital lassen sich sonst nicht erklären. Eine Phiole, die einst aus Frankreich mitgebracht wurde, gerät in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Wer hat sie? Was ist darin? Welche Rolle spielt Lenas Mutter bei der Geschichte?
Beim Besuch der Mutter lernt Lena den Bruder des Kurfürsten kennen. Der versucht, mäßigend auf den Kurfürst einzuwirken.

„...Ich habe meinen Bruder empfohlen, sich fernzuhalten ( Anmerkung: von seiner erkrankten Mätresse), aber das ist, als bitte man Wind, anders zu wehen...“

Erst spät wurde mir klar, wer der Bruder des Kurfürsten ist und welchen Einfluss er auf die sächsische Geschichte hatte.
Am Ende werden alle Handlungsfäden zusammengeführt und die offenen Fragen beantwortet.
Ein Personenregister und ein inhaltsreiches Nachwort ergänzen das Buch.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen. Er arbeitet ein eher weniger bekanntes Kapitel sächsischer Geschichte auf.

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Veröffentlicht am 21.07.2022

Schönes Kinderbuch für Erstleser

Mose, Manna und das Meer
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„...Der Pharao mag das Volk nicht, das vor langer Zeit aus dem Norden nach Ägypten gezogen ist und nun dort lebt. Mirjams Familie gehört dazu...“

Mirjam hat Angst um ihren kleinen Bruder Moses, der in ...

„...Der Pharao mag das Volk nicht, das vor langer Zeit aus dem Norden nach Ägypten gezogen ist und nun dort lebt. Mirjams Familie gehört dazu...“

Mirjam hat Angst um ihren kleinen Bruder Moses, der in einem Schilfkörbchen auf dem Wasser treibt. Dann aber kommt die Tochter des Pharaos.
Die Autorin hat auf kindgerechte Weise das Leben Moses nacherzählt. Das Buch beginnt mit der Geburt und endet mit Moses` Blick auf Kanaan und seinen Tod. Die Geschichte lehnt sich eng an das biblische Geschehen an. Die wichtigsten Lebensstationen werden beschrieben. Die Autorin versteht es, die Handlung spannend wiederzugeben.
Vielfältige und detailreiche farbige Illustrationen veranschaulichen die Handlung. Oft gehen sie über eine ganze Seite, manchmal sind sie in den Text eingebettet.
Das Buch ist für Erstleser gedacht. Das wird durch den Eulen auf den Cover sichtbar. Diese Eulen finden sich im Buch wieder und zwar an genau den Stellen, die das Kind selbst lesen soll. Dort ist die Schrift größer gestalten. Die Sätze sind kurz gehalten und es sind meist nicht mehr als drei Sätze. Der Rest des Buches ist zum Vorlesen gedacht. Dadurch wechseln sich beide Lesenden regelmäßig ab.
Außerdem werden zu Beginn einige schwierige Wörter in Silben gegliedert und in Lautsprache wiedergegeben..
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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