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Veröffentlicht am 18.06.2024

Besticht mit sehr individuellen Persönlichkeiten

Two Wrongs make a Right
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Chloe Liese hat in den USA tatsächlich schon einige Bücher veröffentlicht, aber ihre Reihe rund um die Wilmot-Sisters ist nun tatsächlich die erste, die auch für den deutschen Buchmarkt übersetzt wurde. ...

Chloe Liese hat in den USA tatsächlich schon einige Bücher veröffentlicht, aber ihre Reihe rund um die Wilmot-Sisters ist nun tatsächlich die erste, die auch für den deutschen Buchmarkt übersetzt wurde. Fake-Dating hat mich als Thema dabei sicherlich am meisten angesprochen, aber auch das Cover selbst, weil es das Paar gemeinsam in den Fokus stellt und dabei mit Tattoos und Brille auch auf besondere Merkmale setzt, die mir gleich aufgefallen sind.

Ich habe „Two Wrongs Make a Right“ als Hörbuch konsumiert. Dabei war sicherlich nicht das Argument, dass die beiden Sprecher Christiane Marx und Oliver Kube auch im echten Leben ein Paar sind, auch wenn von Argon zurecht dafür geworben wurde. Aber ich habe inzwischen immer mehr Hörbücher zwischen und weiß das ganz eigene Erlebnis dabei auch immer mehr zu schätzen. Grundsätzlich kann ich auch sofort wieder sagen, dass mir beide Stimmen sehr gut gefallen haben. Bei Kube will ich auch erwähnen, dass er als Hörbuchsprecher sich nicht künstlich abmüht, eine Frauenstimme nachzumachen. Es gibt da ein paar Sprecher, da muss ich mir dann erst einfühlen, um das besser wegfiltern zu können, aber das ist hier überhaupt kein Problem. Kube liest das wirklich sehr respektvoll und ich bin mit beiden Stimmen gut durch die Geschichte geglitten.

Gleich am Anfang des Romans erfolgt eine kurze Erklärung zu neurodivergenten Menschen und dass sich Autorin Chloe Liese um eine authentische Darstellung bemüht hat. Das fand ich gleich sehr interessant, denn ich finde es speziell bei Liebesromanen, New Adult etc. immer spannender, wenn eine Thematik dabei ist, die man nicht schon tausend Mal gelesen hat, sondern neuer Input, ganz einfach Erweiterung des eigenen Horizonts. Deswegen war ich durchaus gespannt, muss aber sagen, dass sich relativ schnell das Gefühl eingestellt hat, dass ich von Bea und Jamie da jeweils mit ihren Eigenarten nicht viel angeboten bekommen habe. Das erste Viertel nehme ich nochmal raus, weil gerade bei der Einführung der beiden Figuren natürlich damit gearbeitet wurde, worin ihre besonderen Seiten bestehen und womit sie sich im Alltag schwerer tun. Auch die ersten Begegnungen sind davon geprägt, ebenso warum die beiden unbedingt verkuppelt werden sollen. Doch danach verliert sich das immer mehr und es gab kaum noch Stellen, in denen ich etwas anderes als eine ganz normale Liebesgeschichte wahrgenommen habe. Da hätte ich mir also tatsächlich etwas mehr gewünscht.

Ansonsten habe ich aber eine überzeugende Liebesgeschichte bekommen, weil gerade Jamie als Figur sehr, sehr liebenswert ist. Dass er Kinder als Kinderarzt sofort um den Finger wickeln kann, das war eindeutig in allen Sequenzen sofort ans Herz gehend, aber auch sonst hat er sich Bea gegenüber stets sehr respektvoll und liebevoll gegenüber verhalten. Bea ist da durchaus etwas schrulliger, aber ich fand ihre Persönlichkeit mit sehr vielen kleinen Details aufgebaut, was mich sehr gut unterhalten hat. Sie ist etwas anstrengender und sie ist auch diejenige, die das Fake Dating viel exzessiver vorantreibt, aber bei beiden Figuren wird schnell klar, dass aus Fake ganz viel Echtes entwächst. Dabei mochte ich auch das Tempo der Annäherung. Erst die große Skepsis, dann über das Handy gleich so eine ehrliche Kommunikation, fernab von allen Einflüssen, dann die Zweckgemeinschaft und über das Körperliche all die Seiten, die sich nicht mehr wegpacken lassen. Spätestens als sie sich emotional mit allen Seiten öffnen, konnte man gegen die beiden als Paar auch nichts mehr haben. Mit dem Teil zu Juliet gibt es auch noch einen recht schweren Teil, den ich aber angemessen fand, auch weil es bei Beas eigener Geschichte einen Bogen geschlagen hat. Generell stimmte die Zusammensetzung auch mit Handlungsentwicklung, Nebenfiguren wirklich sehr gut. Langweilig wurde mir in jedem Fall nicht.

Fazit: Chloe Liese werde ich jetzt auf jeden Fall auf dem Zettel haben. Zwar hätte ich mir zu der Neurodivergenz doch etwas mehr Input gewünscht, aber wenn ich das mal ausklammere, dann habe ich zwei sehr individuelle Figuren bekommen, die eine wirklich schöne Liebesgeschichte geschrieben bekommen habe, die ich mit allen Facetten mochte.

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Veröffentlicht am 08.05.2024

Abwechlsungreiche Hilfestellung für zuhause

Physio @Home
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„Physio @Home“ von Vanessa Lämmle wäre mir wahrscheinlich nichts in Auge gefallen, wenn ich nicht seit einem ¾-Jahr anhaltende Rückenschmerzen hätte. Was die eigene Lebenswelt nämlich nicht betrifft, dafür ...

„Physio @Home“ von Vanessa Lämmle wäre mir wahrscheinlich nichts in Auge gefallen, wenn ich nicht seit einem ¾-Jahr anhaltende Rückenschmerzen hätte. Was die eigene Lebenswelt nämlich nicht betrifft, dafür ist man oft ja leider etwas blind. Aber als ich diesen Ratgeber mit Übungsplan entdeckte, da hatte ich die mir verschriebene Physio schon absolviert und begriffen, es ist wohl dein neuer Alltag, dass du deinen Rücken mit täglichen Übungen stabil halten musst und das ist tatsächlich auch ein guter Tipp, weil ich trotz fehlender Beschwerdefreiheit keine Schmerzmittel nehmen muss.

Ich hatte zunächst mir die Übungen konkret für meinen Beschwerdebereich angeguckt und habe sie schnell in meinen Alltag integriert. Es waren natürlich auch bekannte Übungen dabei (auch weil ich bei Pilates schon mal intensiver dabei war), aber ich habe auch viele Kleinigkeiten (gerade zum Dehnen) entdeckt, die ich fix einbauen und damit meine Routine abwechslungsreicher aufbauen konnte. Erst danach habe ich dann auch mal auf die anderen Körperbereiche geblickt und damit dann zuletzt auch auf den 30-Tage-Übungsplan gestürzt. Solche Übungspläne kenne ich auch von Pilates schon und ich muss immer wieder sagen, dass es eine tolle Anleitung ist, an der man sich gut entlanghangeln kann und die auch eindeutig eine Motivation sein kann. Denn das eigene Training birgt oft auch die Gefahr, einen zu langweilen, so dass Abwechslung wirklich das A und O ist. Dementsprechend habe ich den Übungsplan durchgezogen (neben meiner täglichen Routine für den Rücken) und finde, dass es auf jeden Fall eine gute Sache ist, den ganzen Körper im Blick zu halten. Denn für einen gesunden Rücken ist beispielsweise auch nicht nur der Rücken verantwortlich.

Ansonsten finde ich das Buch auch sehr gut aufgebaut. Es hat klare Aufteilungen. Es gibt immer wieder erklärende Passagen, zum Aufbau des Körpers, Ernährungshinweise etc., die in meiner Einschätzung in einer angemessenen Sprache verfasst sind. Dann gibt es die Einteilung nach Körperpartie und dann wieder Aufteilung nach unterschiedlichen Arten von Übungen. Soforthilfen bis hin zu auf Dauer stärkende Übungen. Zu den jeweiligen Körperpartien hat man auch nochmal ausführliche Erklärungen sowie auch den berechtigten Hinweis, dass nicht alles zuhause zu erledigen ist, weil es manchmal einfach eine Grenze gibt, bei der es einen professionellen Blick durch Arzt/Physiotherapeuten braucht. Die Anleitungen für die einzelnen Übungen sind auf jeden Fall ausführlich, da kann ich nicht meckern. Ich habe aber vermehrt die Erfahrung gemacht, dass es mir leichter gelingt, eine Übung nachzumachen, wenn sie vorher visuell gesehen habe. Da wir immer digitaler werden, wäre für so ein Buch für die Zukunft vielleicht der Ratschlag, ob man nicht durch QR-Codes Videos hinterlegen könnte, wo die Übung ausgeführt wird. Natürlich gibt es unterschiedlichen Typen, wer wie etwas am besten begreift. Aber es gab auch immer schon den Hinweis, wie schnell man auch etwas falsch machen kann und vor dem Hintergrund ist die Mischung aus Sehen und Lesen wahrscheinlich noch idealer.

Dennoch konnte ich natürlich auch ohne Videos durchziehen, auch weil die Routine von anderen Übungen einen schnell lehrt, wie es wohl gemeint ist. Auch die Hinweise auf die Wiederholungen fand ich wichtig, da man so einen guten Rahmen hat. Insgesamt ist der Übungsplan auch nicht überambitioniert, so dass die Hemmschwelle niedrig ist. Es ist eine Animierung, mehr zu machen und oft ist es ja so, dass man durch Routine auch Spaß an etwas entwickelt und für sich selbst flexibler die Übungen steuert. Da greift dieses Buch genau richtig ein, weil es motiviert, mit großer Vielfalt an Übungen und einem letztlich doch die Freiheit lässt, es ganz nach den eigenen Bedürfnissen umzusetzen.

Fazit: „Physio @Home“ ist auf jeden Fall ein toller Ratgeber für Übungen, die man mit wirklich einfachen Mitteln zuhause nachmachen kann. Ich hätte mir noch eine stärkere visuelle Hilfestellung gewünscht, weil mir das persönlich noch mehr hilft, eine Übung exakt auszuführen. Aber der ganze Aufbau ist gelungen, umfangreich, abwechslungsreich und genug Freiheiten lassend, dass sich jeder hiervon angesprochen fühlen kann.

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Veröffentlicht am 02.05.2024

Das Spiel mit den Klischees

Weil ich an dich glaube – Great and Precious Things
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Rebecca Yarros bleibt in aller Munde, was angesichts des Erfolgs ihrer Empyrean-Reihe nur wenig überraschend ist. Der deutsche Buchmarkt jedenfalls nutzt das für sich aus. Nachdem Rowohlt eilig bei „The ...

Rebecca Yarros bleibt in aller Munde, was angesichts des Erfolgs ihrer Empyrean-Reihe nur wenig überraschend ist. Der deutsche Buchmarkt jedenfalls nutzt das für sich aus. Nachdem Rowohlt eilig bei „The Things We Leave Unfinished“ zugeschlagen hat, hat sich dtv die Rechte an den sonstigen Liebesromanen der Autorin gesichert und los ging es da jetzt mit „Weil ich an dich glaube“, der in englischer Sprache schon 2020 geschrieben wurde. Lest hier, wie mir der zweite Liebesroman von Yarros gefallen hat.

In der Geschichte entdecke ich durchaus ein gewisses Muster zu „The Things We Leave Unfinished“. Auch wenn wir diesmal nicht zwei verschiedene Zeitebenen haben, aber thematisch habe ich doch einige Parallelen entdeckt und dabei geht es vor allem ums Militär, um zerrüttete Eltern-Beziehungen und Erbschaftsthemen. Dennoch waren die Geschichten jetzt keinesfalls eine Kopie voneinander. Das Geschehen spielt hier in Colorado und Cam kehrt in seine Heimat zurück, obwohl er sich geschworen hat, dass das nie mehr passieren wird. Auf ihn wartet auch keine angenehme Heimkehr. Ich fand es zunächst etwas irritierend, eine solche Diskrepanz zwischen dem zu erleben, was er mir als Figur gleich vermittelt hat, und was offenbar sein Ruf ist. Das war durchaus herausfordernd, weil ich nicht richtig nachvollziehen konnte, warum sich so viele Figuren auf Cam eingeschossen hatten. Nach und nach kommen dann Erklärungen hinzu und dennoch habe ich bis quasi zum Ende das Gefühl gehabt, dass Cam ein völliger verkannter Charakter ist, der einmal einen Ruf weg hatte und bei dem dann alle borniert sich nicht mehr von etwas anderem überzeugen lassen wollten. Ich jedenfalls fand Cam durchweg gut, denn egal, was er nach seiner Rückkehr nach Alba angefasst hat, es war alles mit Herz und Leidenschaft und sowas hat mich leicht überzeugt.

Willow ist aber ebenfalls eine sympathische Figur, auch weil ich ihre Geschichte gut nachvollziehen konnte. Gebunden an die Heimat, aber nicht durch Zwang, sondern mit Herz, aber dennoch gegen viele Vorurteile ankämpfend. Deswegen haben sie und Cam auch so gut zusammengepasst. Nicht nur, dass anschaulich aufgezeigt wird, dass die beiden sich schon als Kinder unwiderruflich ineinander verliebt haben, sondern auch die gemeinsame Geschichte, ähnliche Erfahrungen und die Überzeugung, dass sie nur einander brauchen, um gegen alles stark angehen zu können. All das hat für mich auf jeden Fall eine gute Liebesgeschichte ausgemacht. Ich hätte sie mir vielleicht manches Mal etwas leidenschaftlicher vorgestellt, aber es wurde auch erklärt, warum sich Cam so lange erwehrt hat. Aber die beiden für sich waren wirklich sehr gut zusammen.

Etwas anders sehe ich die Nebenschauplätze drum herum. Das Buch hat sich oft vor der Herausforderung gesehen, brutal zu übertreiben und dabei die Authentizität aus den Augen zu verlieren und dann manchmal zum Glück doch noch die Kurve zu kriegen. Da kann ich auch nochmal Cam und Willow nennen, weil ich zwischendurch bang daran dachte, was ihnen jetzt wohl noch den Keil raustreibt, aber die beiden haben als Paar wirklich schnell gelernt, Stürme zu umschiffen. Das war positiv, anderes aber war durchaus etwas anstrengend. Dazu gehören manche Figuren an sich, wie Alexander oder Willows Vater, dazu gehören aber auch gewisse Handlungsbögen, wie Cam, der in eine Prügelei gedrängt wird, damit er wieder das Bild erfüllt, was andere von ihm brauchen, oder auch Teile des Gerichtsprozesses. Es war wirklich oft nah dran am Augenrollen, aber es kam immer noch mal ein Schwenk, nach dem ich das schnell vergessen hatte. Ich fand auch, dass es zum Ende hin sehr überraschende Enthüllungen auch noch gab, die aber dann ein rundes Bild ergaben.

Fazit: „Weil ich an dich glaube“ ist auf jeden Fall eine gute Liebesgeschichte, die ich bedenkenlos empfehlen kann, auch weil sie zwei gute Protagonisten an der Spitze hat, mit denen man leicht mitfühlen kann. Dennoch hat Yarros auch eine Art, nah an den Klischees zu schreiben. Mal genau rein, mal geschickt dran vorbei. Das macht die Lektüre aufregend, manchmal aber auch enervierend. Langweilig wird es jedenfalls nicht.

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Veröffentlicht am 22.04.2024

Wanderung der Alpträume

The Hike
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Letztes Jahr habe ich Lucy Clarke mit „One of the Girls“ für mich entdeckt und natürlich hat dtv das zurecht auch genutzt, um ältere Bücher neu aufzulegen, so dass ich auch „No Escape“ gelesen habe. Mit ...

Letztes Jahr habe ich Lucy Clarke mit „One of the Girls“ für mich entdeckt und natürlich hat dtv das zurecht auch genutzt, um ältere Bücher neu aufzulegen, so dass ich auch „No Escape“ gelesen habe. Mit „The Hike“ gibt es nun ihr neustes Buch auf dem deutschen Buchmarkt.

Eine Autorin sofort anhand ihres Stils erkennen zu können, ist Fluch und Segen zugleich. Denn je mehr man in dieser einen bestimmten Art liest, desto eher passiert es, dass ich mir als Leserin sehr selbständige Gedanken mache und herauszufinden versuche, wie es wohl ausgeht, wenn ich schon Bücher von ihr erkenne. Das sorgt dann natürlich davor, dass ich manches Mal richtig liege, manches Mal nicht, aber alles in allem ist es nicht mehr die völlige Überraschungstüte, wenn man einen Autor ganz neu für sich entdeckt. Daran musste ich mich bei „The Hike“ mehrfach erinnern, denn manchem bin ich auf die Spur gekommen, weil ich für Clarke als Autorin schnell ein Gespür entwickelt habe, aber dennoch ist es nicht der Standard und gleichzeitig muss es auch nicht bedeuten, sie per se vorhersehbar zu empfinden. Denn klar ist auch, es gab auch Wendungen, die ich nicht kommen sah, vor allem in den kleinen Aspekten, was leicht passiert, wenn man nach dem größeren Ganzen schaut. Dann gehen die Details eher schon mal unter. Aber auch wenn Teile für mich durchschaubarer werden, aber ich bin weiterhin ein großer Fan der generellen Stilistik.

Für mich bleibt vor allem hängen, auf welche Art Clarke ihre Geschichten über verschiedenen Figuren aufzieht, über ihre Perspektiven mit sehr unterschiedlichen Gefühlen etwas ergründet. Doch dabei passiert auch noch was. Das Tiefenpsychologische geht mit der Spannung einher und es passt wunderbar zusammen. Hier wird es durch die Frauengruppe gelöst, die sich auf eine gefährliche Wanderung in Norwegen einlässt. Ich bin noch nie lange am Stück gewandert, Tageswanderungen sind mein Maximum. Aber ich weiß auch, was innerhalb dieser wenigen Stunden passieren kann, so dass ich das ganze Setting über mehrere Tage hinweg inmitten einer wilden Landschaft sehr passend fand. Ich fand auch die Mischung aus den vier Charakteren sehr angenehm. Man hat gemerkt, dass sie zwar eine Vierergruppe sind, aber dennoch mehr Duos und dennoch gab es auch übergreifende Verbindungen. Auch wenn es gewisse Aspekte gab, die mir nach Beendigung des Buchs zu offen geblieben sind, bei denen ich mir einfach einen runderen Eindruck gewünscht hätte, aber alles in allem waren es sehr gute Figurenzeichnungen mit sehr bodenständigen, familiären und mit Pflichtgefühl ausgestatteten Figuren und dazu eher die Freigeister, die mit Karriere, die sich über Lebensgestaltung ganz andere Gedanken machen. Der Widerspruch aus den beiden Seiten war unterhaltsam, aber ebenso, dass doch jede Figur auf ihre eigene Weise ihre Krise durchgemacht hat.

Wir haben neben den Frauen auch noch andere Figuren, die aber allesamt eher dafür da sind, um für Skepsis zu sorgen, weil nicht wirklich ersichtlich ist, ob sie gute Motive haben oder doch wirklich die Gefahr ist, die immer wieder erzeugt wird. Wir haben zwischendurch dann die Perspektive von Leif, die eine sehr wichtige Funktion hat. Sie ist es, die ein Mysterium schon früh erzeugt. Aber wir haben dann eben auch die Frauen, die wiederholt Rückschläge erleben, in Gefahrensituationen geraten und sich auch nicht sicher sind, wem sie vertrauen können. Dieses Achterbahngefühl, dass nach intensiven Gesprächen immer eine Handlung erfolgt, die ans Geschehen bindet, das ist eine wichtige Mischung. Das treibt durch das Buch. Wie gesagt, ein paar Sachen habe ich erahnen können, andere haben mich unerwartet getroffen. Alles in allem ist es nicht ganz „One of the Girls“, aber es ist gleichzeitig doch auch wieder sehr gute Unterhaltung.

Fazit: „The Hike“ ist der neuste Streich von Lucy Clarke. Und auch wenn ich ihre Stilistik bis zu einem gewissen Grad entschlüsselt habe, so mag ich den Stil doch auch sehr, so dass ich mich gut durch das Geschehen treiben lassen kann und einfach gut unterhalten werden.

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Relevant wie gewohnt

Dreams of Sapphire Seas
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Ich wiederhole mich in Bezug auf Anabelle Stehl inzwischen ein wenig, so zumindest mein Gefühl. Aber ich empfinde sie als Autorin, die ich für wichtige Themen so extrem zu schätzen weiß, dass ich ihr wahrscheinlich ...

Ich wiederhole mich in Bezug auf Anabelle Stehl inzwischen ein wenig, so zumindest mein Gefühl. Aber ich empfinde sie als Autorin, die ich für wichtige Themen so extrem zu schätzen weiß, dass ich ihr wahrscheinlich alles anvertrauen würde und wüsste, sie geht damit sensibel um und macht etwas daraus, dass den Menschen auf Dauer helfen wird. Ihre Liebesgeschichten sind dagegen eher austauschbar. Ich sehe die Protagonisten jeweils lieber individuell wachsen als dass ich wirklich gemeinsam für sie mitfiebere und „Dreams of Sapphire Seas“ und damit der zweite Teil der Irland-Reihe passt wieder ideal auf diese Beschreibung.

Ich habe mich über die Rückkehr nach Irland sehr gefreut. Auch wenn Band 1, was sich mehr mit dem irischen Erbe und der Sprache beschäftigt hat, mir noch mehr gelegen hat, aber auch diesmal kam viel von Irland rüber, diesmal war es mehr das städtische Umfeld und an der Wohnungsnot wurde ein sehr akutes Thema des Landes aufgegriffen. Aber die Liebe für das Land und die Leute kam wieder sehr schön rüber. Ich fand auch die generelle Themenwahl, die speziell an der Situation von Obdachlosen beleuchtet wurde, sehr clever. Denn durch Social Media sind wir gefühlt noch viel mehr in das gesellschaftspolitische Leben eingebunden und es gibt viele Fake News, es gibt Verschwörungstheorien mit leidenschaftlichen Anhängern und so gruselig diese Aspekte sind, so sehr ist es gleichzeitig doch auch positiv, dass wir alle mehr geschult werden, uns zu positionieren, uns zu engagieren und uns einfach Gedanken zu machen, warum es uns alle angeht. An Serena wurde diese Problematik sehr schön dargestellt. Denn ich habe gut verstanden, warum sie sich in die Situation der Obdachlosen so hineingedacht hat und auch für sie kämpfen wollte. Da war die Politik als Gegner schnell ausgemacht. Doch das ist auch zu einfach, weil eben nicht alles so schwarz-weiß ist, wie es oft ankommt.

Deswegen habe ich mich an Serena als Figur auch etwas abgearbeitet. Ich fand sie grundsätzlich sehr sympathisch und mit ihrer empathischen Art, sich schnell schuldig zu fühlen, obwohl es keinen Sinn ergibt, konnte ich mich sehr gut identifizieren. Aber spätestens im letzten Drittel war es leider etwas in eine Richtung, wo sie sich extrem verlaufen hat. Wie sie speziell den Bürgermeister als Feindbild auserkoren hat, das war etwas erschreckend, zumal sie dadurch auch Seiten entwickelt hat, wo sie sehr verurteilend agiert hat. Aedan dagegen war ein wirklich durch die Bank sympathischer Protagonist. Auch wenn sein Schweigen natürlich nicht ideal war, aber ich habe seine Fehler in diesem Buch wesentlich besser passend zum Charakter empfunden, auch weil es gezeigt hat, wie wichtig Serena ihm früh schon war. Er war im Grunde auch genau die Balance zwischen Hinterfragen, Kritisieren und Unterstützen, die ich wichtig finde und das fand ich dann als Ausgleich zu Serena gut platziert.

Und auch wenn ich anfangs was zu Liebespaaren sagte, die für mich nicht der Hauptgrund sind, um Stehls Bücher zu lesen, so finde ich hier aber dennoch, dass Serena und Aedan für mich eines der Paare waren, wo es mir leichter fiel, die Gefühle nachzuempfinden, auch wenn wie gesagt Aedan da einen größeren Anteil hat. Aber man hat die Gefühle stets gemerkt, wie sie das in ihren Entscheidungen angetrieben hat und wie es ihnen ging, als so viel zwischen ihnen stand. In dem Sinne habe ich dem Paar am Ende sein Glück sehr gegönnt. Aber dennoch war das Soziale für mich der stärkere Part, dazu der vorsichtige Einblick in die Politik. Man muss der Politik gegenüber skeptisch sein, weil es im Hintergrund so viel Lobby gibt, aber man muss auch darauf vertrauen, dass es ohne gar nicht weitergeht. Da hat das Buch wirklich hervorragende Arbeit geleistet, das zu illustrieren. Deswegen bin ich auch sehr gespannt, was Anabelle Stehl danach jetzt Neues auf die Beine stellen wird.

Fazit: „Dreams of Sapphire Seas“ ist für mich schon wieder ein sehr typisches Buch von Anabelle Stehl. Gesellschaftlich sehr relevant und wichtig und damit vor allem im New Adult-Bereich herausstechend. Dazu gibt es hier eine der stärkeren Liebesgeschichten, wenn ich mich an Serena auch ein wenig abarbeiten musste. Aber auch wieder ein toller Einbezug von Irland.

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