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Veröffentlicht am 11.09.2024

Drama übertrifft Drama

From the Embers – Sie müssen erst alles verlieren, um einander zu finden
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Nein, TikTok hat mich nicht dazu bewegt, „From the Embers“ lesen zu wollen. Für mich war es eher das wirklich sehr schöne Cover, das letztlich auch wirklich metaphorisch ideal zum Inhalt passt, und eben ...

Nein, TikTok hat mich nicht dazu bewegt, „From the Embers“ lesen zu wollen. Für mich war es eher das wirklich sehr schöne Cover, das letztlich auch wirklich metaphorisch ideal zum Inhalt passt, und eben der Klappentext, denn die Autorin sagte mir definitiv nichts. Aber ich hatte aufgrund der großen Tragödie, die die Handlung in Gang setzt, sofort angenommen, dass es eine tiefgründige Geschichte wird, und damit hat man mich leicht am Haken.

Letztlich weiß ich aber gar nicht so genau, wie ich „From the Embers“ bewerten soll. Fangen wir vielleicht erstmal mit dem Eindruck an, dass die Geschichte auf eine Weise qualitativ immer mehr nachgelassen hat, wenn das auch nicht ideal meine Wahrnehmung auf den Punkt bringt; aber es ist die passende Tendenz. Eigentlich fand ich es am Anfang anstrengend, Jessica zu erleben, weil ich sie gleich furchtbar fand, aber zum Glück (so böse das inhaltlich klingt) war es schnell vorbei. Aber dann fand ich richtig stark, wie die Nachwirkungen der Katastrophe beschrieben wurden. Easons Schuldgefühle, nicht seine Frau gerettet zu haben, und Bree vor der Herausforderung, dass ausgerechnet Eason übrig geblieben ist, der so viel Widerstand bei ihr hervorgerufen hat und natürlich auch die Herausforderungen mit der Firma und dann drei kleine Kinder groß ziehen zu müssen, wovon einer den Trauerprozess auch wirklich durch macht. Dieser Teil war sehr echt und hatte viele Herausforderungen und Gefühle, die ich sehr authentisch in der Darstellung empfand. Anschließend war auch der Zeitsprung von einem Jahr ideal, denn ansonsten hätte ich wahrscheinlich gemeckert, dass es sich unrealistisch schnell umgekehrt hat. Aber so haben wir immer noch eine Phase der Trauer, aber eine andere.

Nach diesem sehr intensiven Teil, klar, da geht die Tür für eine Liebesgeschichte auf, weil ansonsten hätten wir als Leser wohl nicht zugegriffen. Ich fand auch die Annäherung zwischen den beiden sehr nachvollziehbar. Das Tempo, die Art, aber gleichzeitig auch Schuldgefühle, bis dann eben so ein Bruch kommt, den ich zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so als gravierend empfunden haben. Aber Bree und Eason decken ein Geheimnis auf, dass die Handlung gravierend beeinflusst. Zunächst fand ich die Wendung noch ganz okay, denn so mittendrin ein Ausrufezeichen zu setzen, ist keinesfalls schlecht. Aber es war im Grunde eine von vielen weiteren Wendungen, wobei ich irgendwann das Gefühl hatte, es muss sich immer nochmal übertroffen werden. Deswegen sehe ich auch die erste Enthüllung des Geheimnisses im Nachgang kritischer, denn das hat das Tor zum Rest geöffnet. Denn eigentlich bin ich überzeugt, dass die Geschichte auch ohne das ganze Drama funktioniert hätte. Denn Bree und Eason hatten als Persönlichkeiten genug im Gepäck, um Drama zu erzeugen. Denn es ist oft genug betont worden, wie unterschiedlich sie sind und nicht umsonst war es ursprünglich eine Frenemy-Geschichte.

So aber ist die Geschichte nachher in einem Peng aufgegangen, bei dem ich immer noch den Kopf schüttle. Ich bin auch nochmal ein paar Sachen vom Anfang und der Mitte durchgegangen, und finde, dass nicht alle Enthüllungen zu dem Geschehen davor passen. Vielleicht war es auch die Übersetzung Schuld, aber ich war an vielen Stellen soweit, dass es für mich zu widersprüchlich war. Der Knall, der saß, aber nicht die Kongruenz im Gesamtkontext. Zumal für mich dadurch auch Aspekte auf der Strecke liegen blieben. Easons Weg zur Musik hin hätte noch mehr Zeit vertragen, genauso hätte es auch nicht geschadet, generell mehr Texte oder sonstige Ideen seiner Melodien einzubinden. So kam immer ein Einzeiler, worum es ging, fertig. Weil die Musik Eason so ausgemacht hat, da wäre doch mehr gegangen. Umgekehrt war es bei Bree nicht anders. Ich fand es zwar gut, dass sie klare Entscheidungen für sich getroffen hat und auch menschlich dahinter stand, aber es wirkte in sich in einigen Punkten als wäre sie von tough zum Hausmütterchen geworden.

Fazit: „From the Embers“ hat sich in der Wahl der dramatischen Twists einmal um die eigene Achse gedreht. Für mich hat das im Endeffekt bedeutet, dass eine stark startende Handlung sich immer mehr in Effekthascherei verloren hat. Die Ansätze top, aber über die Ziellinie wurde es für mich nicht gebracht.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Bleib beim Drama, Emma Scott!

We Conquer the Dark
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Wenn ich meine Lesestatistiken der letzten Jahre mir anschaue, dann ist Emma Scott da doch ganz weit oben zu finden. Alles, was sie veröffentlicht, das wird von mir auch gelesen. Aber Fantasy ist dann ...

Wenn ich meine Lesestatistiken der letzten Jahre mir anschaue, dann ist Emma Scott da doch ganz weit oben zu finden. Alles, was sie veröffentlicht, das wird von mir auch gelesen. Aber Fantasy ist dann doch jetzt völlig neu für sie, aber ich kenne doch so einige Autorinnen, die zunächst beim klassischen New Adult angefangen haben, ehe sie sich dann bei Fantasy austoben. Eine, die immer schon zwischen den Welten gewandelt ist, das ist Jennifer L. Armentrout, an die ich auch mehrfach denken musste, als ich „Conquer the Dark“ gelesen habe. Denn eins ist klar, dieser Ausflug ins Fantasy-Genre war für mich bei Scott ein Griff ins Klo.

Nochmal mal eben zu Armentrout, sie kam tatsächlich eher aus Fantasy, wurde aber in Deutschland durch NA bekannt, wodurch sie dann anschließend ihre Fans mitgezogen hat, als sie sich wieder mehr Fantasy gewidmet hat. Ich habe da tatsächlich auch einige Bücher von gelesen, aber bei Fantasy langweilt mich Musterhaftigkeit viel schneller als in anderen Genres, weswegen ich ewig schon nichts mehr von ihr gelesen habe, aber bis zur Langweile hatte sie es eindeutig drauf. Auch wenn Scott ganz eindeutig eine ganz eigene Geschichte mit „Conquer the Dark“ entwickelt hat, mit ganz eigenen Regeln und Ideen, wie Übernatürlichkeit sich dort abspielt, so ist es natürlich unterm Strich dennoch keine Neuerfindung des Genres. Stattdessen habe ich in größeren Zusammenhängen doch viel geboten bekommen, was ich beispielsweise von Armentrout kenne. Aber ich fand es leider einfach viel schlechter gemacht. Alleine schon beim Einstieg: Mit der Inszenierung der ersten Begegnung und wie viele Informationen da auf einen einprasselten (immerhin gab es vorab eine Begriffserklärung, was definitiv geholfen hat), habe ich zwischendurch echt gedacht, es wäre eine Parodie. Denn vieles wirkte einfach lächerlich und so klischeebehaftet, dass es wie lästiger Sirup an den Zähen zog.

Die Handlung wurde später heraus etwas besser, auch weil es auf der zwischenmenschlichen Ebene, wie zwischen Lucy und Cole (der Protagonist des zweiten Bandes wird), auch echt schöne Momente gab. Da wurde ich dann auch daran erinnert, dass Scott eben Drama kann. Das ist ihres, da schafft sie die Tiefe, die ich mit ihr auch verbinde. Aber alles, was mit Fantasy in Verbindung steht, das hat für mich nicht funktioniert. Ich fand auch Casziel als Figur nicht wirklich greifbar. Und auch wenn sich in der aufgebauten Welt viele Ideen vorfinden ließen, so war einiges auch zusammenhanglos und für mich nicht durchgängig logisch aufgebaut. Ich habe mich da irgendwann wie ein Bagger durch die Geschichte gearbeitet, weil ich schon kurz vorm Abbrechen war. Aber weil das Buch auf überschaubarem Niveau besser wurde, habe ich das Durchziehen zumindest nicht bereut.

Fazit: Mein Endeindruck ist simpel. Emma Scott werde ich wieder bei ihren dramatischen Geschichten lese, aber Fantasy, das hat für mich hier keine Erfolgsformel mit ihr ergeben.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Wortakrobatik im Duft-Imperium

Delicate Dream
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Bei Merit Niemeitz ist mir schon früh bewusst geworden, sie ist eine der Autorinnen, die nicht für jedermann ist. Was auch völlig okay ist, denn Geschmäcker sind nun mal verschieden, aber gerade weil ihr ...

Bei Merit Niemeitz ist mir schon früh bewusst geworden, sie ist eine der Autorinnen, die nicht für jedermann ist. Was auch völlig okay ist, denn Geschmäcker sind nun mal verschieden, aber gerade weil ihr Stil sich so deutlich von anderen abhebt, macht es mich umso stolzer, dass mit der Evergreen-Empire-Trilogie nun schon ihre zweite Buchreihe bei Lxy erscheinen darf und natürlich nicht zu vergessen ihre „Starling Nights“-Reihe bei reverie (die Impress-Artikel lasse ich hier mal bewusst weg). Das zeigt doch, dass die Wortakrobatik von ihr geschätzt wird und das absolut verdient.

Bei der neuen Reihe und nun dem ersten Band, „Delicate Dream“, muss ich auch sagen, was für eine Symbiose aus Cover und Inhalt. Wirklich sehr gut gemacht, denn in der ganzen zarten Gestaltung sieht es wie ein edler Flakon aus und ich bin wirklich verliebt. Kommen wir nun zum Inhalt. Ich fand das Parfüm-Geschäft als Setting sehr interessant. Ich habe selbst eine spezielle Beziehung zu Gerüchen, bin aber eher ab von Parfüm, aber dennoch ist es ein faszinierendes Geschäft, vor allem vor dem Hintergrund, dass ein Duft auf jeder Haut dennoch andere Noten entfaltet. Ich fand es auch spannend, wie Niemeitz im Nachwort beschreibt, wie sie sich in die Welt eingefunden hat und ich muss sagen, ohne selbst Expertin zu sein, dass es sehr echt wirkte. Es waren viele Details, die ich vorgefunden habe. Vor allem die Ausflüge zu den einzelnen Bestandteilen sowie auch die Beschreibung, was wie zusammenwirkt, da ist doch schon sehr deutlich geworden, wie viel Recherche da hinein geflossen sein muss, um eben so professionelle auch zu wirken. Auch wenn die Duftthematik hinten heraus immer mehr verloren gegangen ist, was ich etwas schade fand, so ist ein wichtiger Bestandteil dieser Geschichte, der definitiv einen Teil der Faszination abgebildet hat.

Der Stil ist typisch Niemeitz und gerade die Duftwelt hat sie sich natürlich auch für viele Sprachspiele angeboten. Aber auch abseits davon gab es wieder Wortkreationen, nach denen ich denke, meine Güte, sie müsste ein eigenes Wörterbuch anlegen, weil da so wunderschöne Ideen hinterstecken. Ich war da in einiges wieder sehr verliebt. Über Emmeline hat sie sich deutlich mehr darüber ausgetobt, was charakterlich auch passte, denn sie hat als Gefühlsmensch offenbar wirklich einen ganz anderen Zugang zum Leben, den sie dann auch noch ideal in Worte fassen kann. Odell war da zwar deutlich nüchterner, aber durch die langen Jahre mit Emmeline hat man ihm natürlich dennoch angemerkt, dass er sehr ähnlich denkt und vieles von ihr auch in sich trägt. Das hat sie letztlich aber auch so passend füreinander gemacht. Dennoch ist die Liebesgeschichte für mich eher schwächer. Ich musste da an die „Mulberry Mansion“-Reihe denken und konkret auch da an den ersten Band, „No Longer Yours“, dort hatten wir durch Avery und Eden auch schon ein Paar, dass sich nach Jahren voller gemeinsamer Geschichte und dann Funkstille wieder zusammenfindet. Niemeitz ist ja auch nur eine von vielen, die solche Paare wieder zusammenbringt und ich muss immer wieder feststellen, dass es mir da oft schwer fällt, so einen richtigen Funken zu entwickeln.

Wenn ich live dabei, wenn sich zwei begegnen und selbst wenn es nicht direkt Liebe ist, dann entsteht aber dennoch etwas, wo ich das Gefühl habe, ich bin wirklich bei allen Schritten dabei. Aber bei Paaren, bei denen schon so viel Geschichte geschrieben ist, da haben auch Rückblenden dann nicht mehr die Wirkung, mir das richtig von Anfang an aufzuzeigen. Deswegen sind Emmeline und Odell für mich keine aufregende Liebesgeschichte, sondern eine leise, sanfte. Und das sind auch wunderschöne Liebesgeschichten, nicht falsch verstehen, aber es sind auch die, bei denen ich dann öfters rechts und links schaue. Deswegen habe ich dann auch bei den Figuren genauer hingesehen und natürlich auf das Drumherum. So fand ich beispielsweise die Geschwisterdynamik sehr anstrengend. Auch wenn es drei Bände gibt und damit natürlich eine Entwicklung aufgezeigt werden wird, aber es war nicht richtig greifbar, wie so viel zwischen dreien Menschen sich aufbauen kann, wenn sie doch so eng aufgewachsen sind. Umgekehrt fand ich aber auch die Testamentbedingungen von dem Vater sehr seltsam. Erzwungene Dreisamkeit, nie clever. Aber so wurden die Gräben so offensichtlich und waren ständig da, um auf die Stimmung zu drücken. Dazu kommt dann noch, dass Emmeline und Odell jeweils alleine große Dämonen zu tragen haben, die immer an unterschiedlichen Punkten rauskamen, so dass es auch kaum rein unbeschwerte Phasen gab. In all diese Kritikpunkte hinein war so viel Starkes gewoben, was immer hilft, um dann eben weiterzulesen, weil ich auch aus Erfahrung weiß, ich werde am Ende belohnt. Aber bei so einer Liebesgeschichte fällt es einfach eher auf, denn es gibt nicht ständig DIE Höhepunkte, sondern vielmehr eine Beständigkeit, bei der man die Längen deutlich erkennt. Aber ich erahne schon jetzt, dass es im zweiten Band wieder ganz anders wirken wird und da bin ich schon gespannt drauf, denn die Vorlage hier ist gut und hat locker das Potenzial zu sehr gut.

Fazit: „Delicate Dream“ hat eine wunderschöne Aufmachung, ein faszinierendes Setting und eine Liebesgeschichte, die sanft und intensiv erzählt wird. Niemeitz‘ Stil passt zu den beiden einfach großartig, aber dennoch ist ein Miteinander, das auch gewisse Schwächen der Erzählung leichter offenlegt. Insgesamt war es thematisch sehr schwer und ein paar mehr Auflockerungen wären gut gewesen. Dennoch guter Auftakt und für Fans von Sprachkünstlern sehr, sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Fleißiges falsche Fährten Legen

Schwarzer See
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Ich habe vergangenes Jahr mit „Hope’s End“ erstmals ein Thriller von Riley Sager gelesen und es hat mir sofort gefallen. Als nun „Schwarzer See“ als Hörbuch neu aufgelegt wurde (das Buch ist bereits 2019 ...

Ich habe vergangenes Jahr mit „Hope’s End“ erstmals ein Thriller von Riley Sager gelesen und es hat mir sofort gefallen. Als nun „Schwarzer See“ als Hörbuch neu aufgelegt wurde (das Buch ist bereits 2019 erschienen), habe ich doch da gleich mal zugeschlagen, um ein wenig mehr Vergleichsmaterial für Sager als Autor zu haben.

Grundsätzlich würde ich schon sagen, dass ich Sager stilistisch wiedererkannt habe, aber in jedem Fall war positiv, dass das ganze Setting völlig anders gestaltet wurde. Während es in „Hope’s End“ auf einem Grundstück abgelegen an den Klippen war und dort generell auch die ganze Stimmung düster, fast schon geisterhaft war, so ist es hier im Sommer, mitten in einem Sommercamp, dann doch völlig anders. Dennoch ist natürlich auch bei dem Camp eine spezielle Stimmung entstanden. Zum einen durch die frühen Andeutungen, dass Schlimmes passiert ist, und zum anderen auch durch das Mobbing untereinander und dass die ganzen Figuren alle ihre eigenen Motive haben und es Sager geschickt gelingt, dass man alle irgendwie verdächtigt, irgendeine Leiche im Keller zu haben. Am besten war das natürlich bei Hauptfigur Emma, denn durch ihre Augen erleben wir die vergangenen und die aktuellen Geschehnisse und sie als zweifelhafte Erzählstimme zu haben, das ist immer genial, um generell Skepsis gegenüber allen zu haben.

Auch wenn ich schon sagen würde, dass der Spannungsbogen durchgängig steigt und weniger mit ständigen Höhepunkten gearbeitet wird, so war dennoch von Anfang an ein gewisses Interesse da. Christiane Marx als Erzählstimme war in jedem Fall auch ideal, weil sie Emmas verschiedenen Seiten als Jugendliche und als junge Frau gut Profil verleiht. Mir ist es jedenfalls schnell gelungen, mich in ihr Gefühlsleben einzudenken und das auch an Stellen, an denen ich dann an ihr gezweifelt haben. Dass sie immer wieder die Mädchen in ihre Bilder gemalt und dann versteckt hat, war für mich da von Anfang eine Faszination, weil ich mich natürlich gefragt habe, ob sie das aus Schuld macht oder weil sie wirklich den inneren Antrieb hat, Antworten zu finden. Dennoch ist es erstmal ein Einfinden in die Begebenheiten. Wie war Emma als Jugendliche, wie ist es heute, wer ist sie, wer will sie sein? Aber spätestens mit dem wiederholten Einzug ins Camp kommt dann vieles ideal zusammen, was nach und nach die Spannung fördert. Gegenwart und Rückblenden bedingen sich dabei sehr oft exakt, so dass sich immer mehr ein Bild zusammensetzt.

Natürlich war ich durch den anderen Thriller von Sager schon vorbereitet, dass er ein Händchen dafür hat, am Ende noch einige Umdrehungen hinzulegen. Dementsprechend habe ich natürlich auch wild mitgerätselt und dabei mir auch in Erinnerung gerufen, dass es definitiv nicht nur eine Lösung sein wird, sondern wieder mindestens zwei unabhängige Aspekte ineinander spielen. Aber selbst mit der Ausgangslage habe ich das Buch nicht vorhersehen können, zumindest keinesfalls zu 100%. Die Erzählung war dann aber auch so, dass auch ständig neue Verdächtige benannt und genauer untersucht wurden. All das vor dem Hintergrund, dass Emma dadurch selbst immer weiter unverlässlicher wirkte. Letztlich war dann auch ein Punkt erreicht, an dem es mir etwas zu viel wurde, weil sie im Grunde nur noch Schuldige überall gesehen hat und keinen ruhigen Gedanken mehr für irgendetwas hatte. Ihre Fluchtversuche waren also etwas zu lang gezogen, aber dennoch kommt am Ende alles an einem Punkt aus, an dem es zum einen logisch ist und an dem es zum anderen auch immer noch voller Überraschungen ist. Durchgängige Unterhaltung war hier also mal wieder geboten.

Fazit: „Schwarzer See“ hat mich nach „Hope’s End“ überzeugt, dass Riley Sager ein Thrillerautor ganz nach meinem Geschmack ist. Auch wenn ich dieses Buch etwas schwächer fand, weil es am Anfang etwas Gaspedal brauchte und am Ende aber zu lange im Leerlauf durchgedrückt wurde, so ist es dennoch eine empfehlenswerte Lektüre, denn es ist einfach kaum etwas, wie es scheint und daher voller Überrschungen.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Stimmte in der Mischung nicht

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
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Nachdem ich dieses Jahr doch schon einiges an Fantasy auf meinem Bücherstapel hatte, mal mehr, mal weniger überzeugend, hat mich das Cover von „Empire of Sins and Souls“ und Band 1 schon sehr angezogen. ...

Nachdem ich dieses Jahr doch schon einiges an Fantasy auf meinem Bücherstapel hatte, mal mehr, mal weniger überzeugend, hat mich das Cover von „Empire of Sins and Souls“ und Band 1 schon sehr angezogen. Dazu hat dann auch der Klappentext mit dem sehr düsteren Setting zu tun gehabt, weil Fantasy meist da am besten klappt, wo es etwas düsterer zugeht. Beril Kehribar kannte ich als Autorin bislang nicht und auch ihre „Schattenthron“-Reihe ist rein optisch völlig an mir vorbeigegangen. Also rein in das neue Abenteuer.

Ich habe den ersten Band als Hörbuch zwischen gehabt. Während Rebecca Veil mir nun auch schon öfters als Hörbuchsprecherin begegnet ist und sich weiter als sehr schöne Stimme entpuppt, die auch den verschiedenen Seiten von Zoé gut Ausdruck verliehen hat, hat Elias Emken genau ein Kapitel, weswegen er für mich auf dieses Hörbuch keinen großen Einfluss hatte. Er eignet sich damit aber ideal als Bezugspunkt für den ersten Kritikpunkt. Der Eindruck zu Emkens Rolle bleibt knapp, was natürlich im Gesamtzusammenhang wie eine hingeworfene Brotkrume wirkt, nur um dann erstmal die Nahrungszufuhr zuzusperren. Auch wenn es völlig übertrieben wäre zu behaupten, dass im ersten Band von „Empire of Sins and Souls“ nicht passiert, so passt es doch dazu, dass es viel Lust machen auf etwas Größeres ist, während aber selbst die eigenen Highlights leider etwas fehlen. Das lässt sich dann auch mit dem Klappentext gut verbinden. Der hat mich wie gesagt angezogen, aber er macht mit einem Teil auch Lust auf etwas, was eigentlich scheinbar mehr Band 2 ist. Da die nächsten beiden Bände auch schon so offensiv beworben werden, scheint das Marketing da eine ganz eigene Strategie zu verfolgen, aber ich werde nicht gerne in die Irre geführt und Prinz Kaspar spielt eine wirklich kleine Rolle in diesem ersten Band, weswegen es etwas seltsam erscheint, ihn so prominent gegenüber Alexei zu positionieren.

Aber es ist nicht nur der irreführende Klappentext und dass der erste Band in vielem wie ein Prolog wirkt, was mich nicht so begeistert zurücklässt. Ein weiterer Punkt wäre, dass Xanthia als Zwischenwelt nicht so spannend rübergekommen ist, wie ich mir das gewünscht hätte. Es ist alles was düster, es ist alles mysteriös, das kommt schon rüber, aber dennoch fand ich es schwer, einen Bezug herzustellen. Vielleicht ist hier auch das Hörbuch nicht das ideale Medium, wenn ich beispielsweise auch nicht die ideale Vorstellungskraft habe, aber es war im ganzen Aufbau nicht beeindruckend und auch vielschichtig, sondern auch eher plump. Vielleicht hatten dann auch die Figuren und ihre Handlungsweisen ihren Anteil daran, aber wenn Zoé trotz Warnungen da immer über das Gelände streifen darf und wirklich jedes Mal in eine Gefahr läuft, das war schon seltsam. Sollte das provoziert werden oder was sollte das ständig? Gerade, da wir nur Zoés Perspektive kennen, wirkte es sehr einfältig. Überraschungseffekte gab es so eher nicht, ich hatte immer das Gefühl, dass man als Leser spürte, ach, jetzt kommt was.

Dann der letzte große Punkt, der mich gestört hat, betrifft eindeutig die Liebesgeschichte. Es erinnert mich alles etwas an „Die Artefakte von Ouranos“ von Nisha J. Tuli. Zwar fand ich nicht, dass der Anteil von erotischen Szenen zu viel war, aber es sind dennoch intime Szenen, die ich mit innerer Anspannung wahrgenommen habe. Bei Tuli wurde im ersten Band auch schon damit gespielt, dass die Protagonistin dem Antagonisten verfällt, was ich als Spannungselement auch nicht verurteile, aber ich brauche bei intensiver Beschreibung der Szene dann doch ein entspannteres Gefühl. Hier fand ich es konkret etwas seltsam, weil ich auch das Gefühl nicht loswurde, dass vielleicht Kaspar Endgame ist. Dazu hat Zoé als Claire eine Vergangenheit, bei der es sehr um das Ausnutzen des weiblichen Geschlechts geht. Man merkt bei ihr auch, dass er ihr um Selbstermächtigung geht und sich zu ihren Bedingungen hinzugeben. Aber spätestens mit der Erkenntnis, wie Alexei Zoé beeinflussen kann, war dieses Gefühl dahin und ich hatte zu viele Alarmglocken.

Fazit: „Empire of Sins and Souls“ hat mich aus vielfältigen Gründen nicht überzeugen können. Das World Building war mir zu plump, inhaltlich ist mir auch zu wenig passiert und die Figuren habe ich alle eher mit Skepsis betrachtet. Im Endeffekt komme ich dann dabei aus, dass diese Reihe für mich nichts ist.

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