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Veröffentlicht am 18.12.2023

Murder Mystery trifft Dark Academia

Fallen Princess
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Es gibt ja viele NA-Autorinnen, die ich sehr bewundere, die sich zur Abwechslung auch mal in Fantasy versuchen. Fantasy ist nicht unbedingt das Genre, wo ich bedingungslos überall zugreifen würde, weswegen ...

Es gibt ja viele NA-Autorinnen, die ich sehr bewundere, die sich zur Abwechslung auch mal in Fantasy versuchen. Fantasy ist nicht unbedingt das Genre, wo ich bedingungslos überall zugreifen würde, weswegen es mit dem Genrewechsel nicht überall Klick machen will. Die nächste auf der Liste ist nun Mona Kasten, die immer mal wieder auf ihrem Blog davon gesprochen hat, Fantasy schreiben zu wollen. Mit „Fallen Princess“ ist es nun soweit und ich hatte mit dem Klappentext nicht den Eindruck, dass es High Fantasy wird, so dass ich gerne zugegriffen habe, auch weil Kasten mich nun schon viele Jahre immer wieder mit ihren Büchern unterhält.

Was mir auf jeden Fall zugesagt hat, ist das Setting. Dark Academia ist dieses Jahr in aller Munde und wenn es in keinem düsteren Zusammenhang ist, dann wird auch sonst gerne das Internatsgeschehen abgebildet. So viel, wie ich dazu gelesen habe, muss ich sagen, dass der Alltag auf so einer Akademie oder Internat darzustellen, offenbar echt eine Herausforderung ist. Kasten hat das in meinen Augen gut geregelt bekommen und es auch geschafft, noch ein bisschen Murder Mystery einzustreuen, was zu dem Setting echt gut passt. Aber viel wichtiger war eben, dass der Schulalltag rübergekommen ist. Es war nicht so deutlich, wie man es wohl einfach bei Harry Potter immer feiern musste, aber es gab einen ungefähren Eindruck von den Fächern, die ungewöhnlichsten wurden durch eine Beispielstunde näher beleuchtet und so haben sich die Fäden gut ineinander gesponnen. Natürlich hätte man das Potenzial noch viel größer aufziehen können und dann jeweils wie bei HP 1000-Bänder abliefern können, aber die Menschen haben für Wälzer kaum noch die Muße und sowas muss man erstmal schreiben, von daher sehe ich es positiv, dass die geschaffene Welt voller Potenzial ist und dass auch so viel abgerufen wird, dass ich mich zum einen abgeholt und nicht im Regen stehen gelassen fühle und dass ich zum anderen einen Eindruck vermittelt bekommen habe, der mich nach mehr streben lässt.

Die von Kasten geschaffene Welt beruht offenbar auf irischen Mythen. Ich weiß nicht, wie viel davon wirklich existiert und wie viel selbst erfunden ist. Ich muss auch gestehen, weil das Irische eben doch vom Klang her so anders ist als andere Fremdsprachen, dass ich mich mit den ganzen Namen der magischen Vorfahren etwas schwer getan habe, sie immer zu sortieren, aber man kann trotzdem gut mitkommen. Und selbst wenn vielleicht vieles selbst erfunden sein sollte, es fühlt sich dennoch rund an und dass Kasten ganz genau weiß, was und worüber sie schreibt. Diese Aufteilung nach den drei Häusern je nach Fähigkeit fand ich auf jeden Fall interessant und auch das, was zu den verschiedenen Fähigkeiten angedeutet wurde, war mega spannend. Einige Figuren, die jetzt schon eine große Rolle spielen, die werden hoffentlich auch noch intensiver beleuchtet, aber es war in der Dosierung genug, dass das Interesse stets da ist. Im Fokus steht dann Zoey, die immer dachte, dass sie Heilerin wie ihre Mutter wird, stattdessen ist sie eine Banshee, eine Todesmagie. Während ich auch noch das Gefühl habe, dass es vielleicht einen noch nicht geklärten Grund gibt, warum sie so eine ganz andere Magie als erwartet hat, war es wichtig, ihre neuen Fähigkeiten gemeinsam mit Zoey zu entdecken. Ich finde es auch angemessen, dass sie am Ende des ersten Bandes noch nicht mal ansatzweise das ganze Potenzial ausgelebt hat, denn das wäre eher unlogisch gewesen. Stattdessen macht sie neue Erkenntnisse in emotionalen Ausnahmesituationen und es ist der Klassiker, wenn die Fähigkeiten so eng mit den Emotionen verknüpft sind.

Mir hat auch gut gefallen, die ganze Welt vor Ort zu entdecken, langweilig wurde mir eindeutig nie. Und den Murder Mystery-Teil, das ist auch total in aktuell, vor allem in Serien und auch das wurde echt spannend und mit regelmäßigen Höhepunkten gut umgesetzt. Was nun die volle Punktzahl nicht ermöglicht, das sind andere Aspekte, die Vorhersehbarkeit und zu schnelles Switchen im Gefühlschaos betreffen. Auch wenn ich nicht alles im Murder Mystery-Teil ahnen konnte, so war es aber mehr als auffällig, dass Zoeys alter Kreis mit großer Skepsis zu betrachten war. Speziell eben ihr Freund und ihre beste Freundin haben sofort Alarmglocken bei mir schrillen lassen und ich fand Dylan als Wahrheitsdetektor auch sehr hilfreich. Auch wenn er selbst viel von sich zurückgehalten hat, er hat eine überragende Menschenkenntnis und sagt über andere einfach die Wahrheit gerade heraus. Daran habe ich mich intuitiv orientiert. Dementsprechend kam mir Zoey manchmal ganz schön blind vor, wobei ich auch zugeben muss, wenn du die ganze Zeit so gedrillt wurdest und dachtest, einen Kreis gefunden zu haben, wo dich alle verstehen, dann wird es schwer sich Skepsis anzueignen. Aber manches war dadurch für mich als Außenstehende zu offensichtlich. Und das Liebesgeschehen war mir etwas zu oberflächlich dargestellt. Da Zoey in einer Beziehung steckt, die sie in meiner Wahrnehmung auch quasi bis zum Ende mit vollem Herzen führt, wirkt das mit Dylan völlig übereilt. Es ist nicht sofort eine große Anziehung zwischen ihnen. Das baut sich durch intensive Momente auf und das hat mir auch gut gefallen, aber ich hatte am Ende das Gefühl, dass noch was passieren musste, um einen Haken machen zu können. Dabei war die ganze Geschichte für mich so aufgebaut, dass es in Band 2 genug Raum gehabt hätte. Ich bin auf jeden Fall dann dabei und da es leider noch keine Ankündigung gibt, könnte die Wartezeit arg fies werden.

Fazit: Mona Kasten schafft den Sprung in ein neues Genre gut. Sie hat denn Alltag an dem Internat gut eingefangen bekommen und dabei einen gut zu händelnden Fantasy-Anteil mit Murder-Mystery gepaart. Die Spannung ist grundsätzlich da und ich habe so gerne eine neue Welt entdeckt. Kritikpunkte sind aber eine gewisse Vorhersehbarkeit sowie zu schnelles emotionales Switchen bei Zoey, wenn es um die Kerle in ihrem Leben geht. Aber Band 2 muss ganz dringend kommen!

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Veröffentlicht am 12.12.2023

Sogreich in der zweiten Hälfte

No Escape
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Mitte des Jahres haben ich von „One of the Girls“ von Lucy Clarke begeistern lassen und man kennt es, wenn eine Autorin, von der schon fleißig vorher Bücher auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht wurden, ...

Mitte des Jahres haben ich von „One of the Girls“ von Lucy Clarke begeistern lassen und man kennt es, wenn eine Autorin, von der schon fleißig vorher Bücher auf dem deutschen Buchmarkt veröffentlicht wurden, die aber unter dem Radar liefen, auf einmal schlagartig bekannt ist, dann legt man die alten Dinger einfach wieder auf. Mir ist das leider schon mal unwissentlich passiert, was mich hat vorsichtiger werden lassen, aber bei „No Escape“ war es mir klar, dass es schon ein Buch von 2015 von Clarke ist. Hier war es mir aber auch egal, weil ich das Buch vor acht Jahren nicht gelesen habe und weil ich einfach mal ein anderes und gerne auch älteres Buch von der Autorin lesen wollte, um meinem Eindruck von ihr nachzuspüren.

Das Buch ist in zwei Zeitperspektiven eingeteilt, aber wir erleben die komplette Handlung jeweils nur aus der Sicht von Hauptfigur Lana. Diese enge Perspektive, die zum Beispiel in „One of the Girls“ durch die vielen verschiedenen Perspektiven ganz anders wirkte, verändert das Lesen schon. Bei „One of the Girls“ fand ich es tatsächlich genial, dass ich mir zu allen Figuren ein Bild machen konnte, was dann auch einen sehr psychologischen Schwerpunkt erlaubt hat. Das ist in „No Escape“ nun wahrlich nicht der Fall, so dass alle anderen Mitbewohner von der Blue wahre Mysterien sind, selbst eine Kitty, die seit der Kindheit Lanas beste Freundin ist. Dennoch würde ich keinesfalls behaupten, dass jetzt eine Variante besser oder schlechter ist. Denn diese enge Perspektivierung hat auch ihre Vorteile, weil es eben erst recht undurchschaubarer bleibt und so auch stetig alles möglich ist, wo man vor allem nicht so intensiv die Logik hinterfragen muss, weil man eben keinen wirklichen Gesamteindruck hat. Dazu ist eben auch die Einteilung von Vergangenheit und Gegenwart dafür verantwortlich, dass sich viele Mysterien aufbauen, wo man unbedingt Antworten zu haben will.

Dennoch muss ich sagen, dass „No Escape“ sich im Gegensatz zu „One of the Girls“ länger schwer tut, einen richtigen Sog zu entwickeln. Am Ende war er voll da und da habe ich sogar unvernünftig mit dem Lesen durchgezogen. Aber das ist für mich immer ein sicheres Zeichen, dass es mich jetzt wirklich über jedes Maß hinaus angefixt hat. Aber es ist eben das Problem, dass wir nur Lana haben, über die wir alles wissen, denn bei dem anderen Buch war es eine größere Gruppe, wo es ständig Neues zu erfahren gab. Das ist bei „No Escape“ so nicht der Fall. Natürlich lernen wir auch Denny, Aaron, Heinrich und Co. langsam kennen, aber es sind alles Figuren, die bewusst einen Teil von sich zurückhalten. Dadurch haben wir nur die Gedanken von Lana, die sich in ihrer Enttäuschung wegen ihres Vaters auch noch sehr ähneln, weswegen erst noch nicht der richtige Drive reinkommen will. Dennoch ist Lana eine gute Protagonistin. Zum einen weil sie sympathisch ist und zum anderen weil sie vor allem später auch die mit dem Gerechtigkeitsbewusstsein ist, die mir zusagt und die ich gut als meinen moralischen Kompass akzeptieren konnte.

Ein Reiz des Buchs war natürlich auch die ausführliche Darstellung des Lebens auf der Yacht. Wir haben wirklich alle Seiten präsentiert bekommen. Die Schönen mit Plantschen, Schnorcheln und einfach die Seele baumeln lassen, aber auch das eher einfache Leben, das gewisse Regeln braucht, um funktionieren zu können und dann eben wieder die wirklich harten Seiten durch Mann über Bord und die Wettereinflüsse. Das war eindeutig ein Spannungselement für sich und ich fand es sehr eindringlich, weil ich manchmal selbst dachte, ich bin am Bug der Blue und fiebere mit. Ab der Mitte des Buchs gibt es dann angesichts der Mischung aus spannendem Leben auf dem Boot und eben zig offenen Fragen, die Antworten verlangen, kein Halten mehr. Hier läuft dann alles genau zusammen und da habe ich Clarkes größte Stärke auch ausgespielt erlebt. Es gibt zig Kniffe und das zieht sich bis in den Epilog. Bei dieser Stilistik besteht immer die Gefahr, dass es am Ende zu viel auf einmal ist, aber das kann ich nicht bestätigen, es war ein angenehmes Maß und am Ende hatte ich ein wirklich zufriedenes Gefühl.

Fazit: „No Escape“ ist ein schon älteres Werk von Lucy Clarke und auch vor acht Jahren konnte sie schon unterhalten. Zwar braucht es etwas länger, um richtig in Gang zu kommen und durch nur eine Perspektive ist es keine so intensive Charakterstudie wie in „One of the Girls“. Insgesamt ist das spannende Leben auf der Blue gepaart mit den offenen Fragen aber vor allem in der zweiten Hälfte ein unwiderstehlicher Sog.

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Veröffentlicht am 11.12.2023

Schwächen auf privater Ebene

Tief im Schatten
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Nachdem Viveca Sten im vergangenen Jahr mit „Kalt und still“ eine neue Krimireihe am Polarkreis angefangen hat, war ich schon sehr gespannt, wie es in „Tief im Schatten“ nun weitergeht und ob ich insgesamt ...

Nachdem Viveca Sten im vergangenen Jahr mit „Kalt und still“ eine neue Krimireihe am Polarkreis angefangen hat, war ich schon sehr gespannt, wie es in „Tief im Schatten“ nun weitergeht und ob ich insgesamt eine ähnliche Verbundenheit zu dem Geschehen aufbauen kann, wie es schon in der ersten Reihe rund um Sandhamn der Fall war, selbst wenn es dort einige Aufs und Abs gab.

Gut ist auf jeden Fall, dass Hanna und Daniel nun direkte Kollegen sind und so auch immer eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe möglich ist, wo dennoch jeder seinen Anteil und seine Perspektive hat. In der anderen Reihe von Sten war es doch oft der Fall, dass Nora nur auf einer privaten Ebene beteiligt war, das wurde erst in den späteren Bänden richtig gut. Hier haben wir jetzt aber wirklich einen Kollegenkreis, klar abgegrenzt nach den zentralen Hauptfiguren und größeren Nebenrollen. Die Stilistik erinnert mich sehr an Nele Neuhaus und der gelingt das schließlich auch gut. Positiv kann ich auf jeden Fall sagen, dass „Tief im Schatten“ von Anfang an gut einfängt. Es ist ein brutaler Fall, es gibt Rückblenden zu einer Rebecka, die weiter zurückreichen, aber immer mehr zur Gegenwart aufholen und es gibt noch weitere Perspektiven, wobei manche eher verwirren, manche dagegen zur Lösung des Rätsels beitragen. Es ist auf jeden Fall ein breites Bild, was viel zum Spekulieren einlädt und was mit den sehr kurzen Kapiteln dafür sorgt, dass man immer weiterliest und liest und liest. Das war immer schon Stens Stärke und ich finde es immer wieder toll, dass sie das so abrufen kann.

Dennoch stellt der zweite Teil eher einen Dämpfer für mich da. Das liegt zum einen daran, dass ich auf der privaten Ebene von Hanna und Daniel keine große Weiterentwicklung gesehen habe. Es ist zwischen dem ersten und dem zweiten Teil zwar wirklich wenig Zeit vergangen, was Sten sonst eher anders handhabt, aber trotzdem hätte man andere Schwerpunkte setzen können, bei denen dennoch alte Themen reinfließen. Stattdessen war es wirklich eher das Alte wieder neu aufgewärmt und vor allem bei Daniel auch ohne große Bewegung. Hanna ist immer noch im Haus ihrer Schwester untergekommen, die mit der Familie auch zum Wintersport anreist. Die Schwesternszenen waren hier eindeutig das Beste, denn ansonsten waren die Gedanken über den Ex und die Auseinandersetzung mit der Mutter nicht neu. Aber Hanna hat dank Schwester Lydia einen wichtigen Sieg errungen, der vielleicht hilft, dieses Kapitel ein für allemal abzuhaken. Bei Daniel wiederum stecken wir immer noch mitten in der anstrengenden Elternzeit, was die Beziehung zu Kindsmutter Ida sehr belastet. Dazu sind auch seine Wutprobleme wieder sehr präsent. Idas Kapitel waren stellenweise echt unerträglich für mich und dann war es auch einfach daneben, dass so viel zwischen Hanna und Daniel befeuert wird. Ich habe wahrlich kein Problem mit Liebesgeschichten zwischen Ermittlern, aber ich finde es hier ziemlich aus dem Nichts geholt. Gerade wenn nun nicht viel Zeit vergangen ist, hätte es sich umso mehr angeboten, wenn es einfach langsam und nachvollziehbar aufgebaut wird. Alles in allem hat mich die private Ebene diesmal mehr gefrustet als unterhalten, auch wenn ich Potenzial genug sehe.

Auch der Krimianteil ist nicht ideal gelungen. Auch wenn die Spannung bis zum Ende da war, weil Sten den Fall sehr breit aufgebaut hat und sich so alle Möglichkeiten offen gehalten hat, so war es gleichzeitig auch ein Fluch, denn manche Perspektiven wirkten zwischendurch so unwichtig für den spannenderen Teil rund um Rebecka beispielsweise, dass klar war, sie werden am Ende noch ein Thema. Deswegen war eine Lösung irgendwann doch früh zu erkennen. Aber das fällt eben noch halb so schlimm ins Gewicht, weil es die andere Schwerpunkte gibt. Die Geschichte rund um Rebecka und die Glaubensgemeinschaft war für mich das Highlight und hier hätte zum Showdown auch noch mehr rausgeholt werden können.

Fazit: „Tief im Schatten“ ist einer der schwächeren Krimis von Sten. Das ist so früh in einer neuen Reihe natürlich eher ungünstig, aber ich kenne die Autorin ja und weiß bestens, dass man sie nie aufgeben darf, denn sie ist immer in der Lage, wieder einen rauszuhauen. Hier war der Fall zwar breit aufgefächert, aber in einigen Punkten zu offensichtlich und das Privatleben war mir zu wiederholend und in einer Entwicklung zu überstürzt. Ich drücke die Daumen für einen besseren dritten Band!

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Veröffentlicht am 04.12.2023

Authentischer Ausflug nach Irland

Songs of Emerald Hills
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Da ich Anabelle Stehl zunächst als Buchbloggerin kennengelernt habe, habe ich sehr genau mitbekommen, wie sie ihren Master in Linguistik in Irland absolviert hat, weil sie eben auch immer mal wieder Privates ...

Da ich Anabelle Stehl zunächst als Buchbloggerin kennengelernt habe, habe ich sehr genau mitbekommen, wie sie ihren Master in Linguistik in Irland absolviert hat, weil sie eben auch immer mal wieder Privates von der Zeit dort geteilt hat und es hat mich immer schon sehr fasziniert. Als mit „Songs of Emerals Hills“ ihre neue Reihe in Irland spielend angekündigt wurde, da hat sich für mich alles gefügt, weil ich sofort wusste, das ist ihre Herzensreihe und da sie eben solange vor Ort war, wird das eine authentische Geschichte.

Bleiben wir zum Einstieg in die Rezension gleich bei der Darstellung von Irland. Ich hatte vorher natürlich selbst schon ein Bild, weil mich das Land auch sehr reizt und ich gerne mal dorthin würde. Durch Stehl habe ich nun diese Sehnsucht noch einmal bestätigt bekommen, weil die Beschreibung der Landschaft, die Darstellung der Menschen, die dort leben sowie eben die Verweise auf Geschichte und Zukunft des Landes, das hat für mich alles sehr gut gepasst. Ein Hauptschwerpunkt der Erzählung ist dann eben auch sehr kulturell, denn es geht um das Irische, das Gälische, das auch in seinem eigenen Heimatland immer mehr verloren geht. Da ich selbst einen Hauptschwerpunkt Linguistik in meinem Studium habe, haben wir uns mit solchen Phänomenen viel beschäftigt und es ist nachvollziehbar, dass das viel Bedauern auslöst, weil Sprache eben auch viel mit Identität zu tun hat. Deswegen sind solche Diskrepanzen darüber in einer Bevölkerung auch sehr belastend, eben weil es so richtig keinen Konsens zu geben scheint. Die einen rüsten sich für die Zukunft, die anderen sind vermeintlich in der Geschichte stecken geblieben. Man merkt also, ein wirklich spannendes Thema, zumindest für mich mit entsprechenden Kenntnissen. Ich hatte auf jeden Fall großen Spaß daran, dass Stehl sich auch Mühe gemacht hat, vorweg einige Namen in Lautschrift zur Verfügung zu stellen und eben auch einige Floskeln vorzustellen. Nach Stehls Dankesworten zum Schluss musste ich auch denken, dass hier das Hörbuch wahrscheinlich echt eine spannende Geschichte gewesen wäre, um die Worte ausgesprochen zu hören.

Neben dieser inhaltlichen Einordnung kommen wir nun zu Details. Ich muss ehrlich sagen, dass ich die bisherigen Bücher von Anabelle Stehl bislang nicht unbedingt wegen ihrer Liebesgeschichten in Erinnerung behalten habe, sondern wegen ihrer Themenauswahl. Das bestätigt sich auch hier wieder. Während alles zu Irland, zu dem Festival wirklich top ist, so lässt mich die Liebesgeschichte zwischen Conor und Caro eher gleichgültig. Ich mochte beide Figuren im Grundkern, daran liegt es also nicht. Es ist tatsächlich eher, dass diese Geschichten keine puren Leidenschaften, keine übersprühenden Funken haben. Aber wie gesagt, da es nur ein Teil immer von Stehls Phantasie ist, ist das gar nicht so schlimm. Viel schlimmer wäre es, wenn mich die Paare nerven würden, wenn es toxische Entwicklungen etc. gäbe. Aber das ist hier nicht. Conor und Caro werden genau im richtigen Moment füreinander ins Leben gewürfelt, weil beide auf unterschiedliche Art und Weise nicht mit etwas abschließen können und eben durcheinander dann wieder eine Zukunft sehen, wofür es sich lohnt, den emotionalen Ballast loszuwerden oder zumindest zu reduzieren. Diese Idee dahinter fand ich auf jeden Fall toll. Natürlich haben sie sich auf dem Weg dorthin auch gegenseitig verletzt, wobei Conor sich mehr geleistet hat, aber Caro war auch oft unbedacht übergriffig. Das hat wieder deutlich gezeigt, dass man mit dem eigenen Päckchen seine Perspektive oft auf die von anderen legt, obwohl es einfach nicht passt. Aber das ist eben nur realistisch.

Abseits der beiden als Paar gab es aber auch viele andere kleine tolle Momente, wie beispielsweise Caro und ihre Mitbewohnerin Roisin, die sich wirklich erstmal mit langem Anlauf aneinander gewöhnen müssen, aber wie es sich später dann entwickelt: eine so schöne Freundschaftsgeschichte über die Generationen hinweg. Aber auch der Trauerprozess von Caro mit Nadine wurde authentisch dargestellt. Ich mochte auch die ganzen Freundschaften, die dargestellt wurden. Caro und Olivia, aber auch Conor und Eoin. Das alles passte ganz hervorragend auf den Eindruck, der auch zu Irland vermittelt worden ist.

Fazit: „Songs of Emerald Hills“ ist für mich eine NA-Geschichte, die mich aufgrund meines persönlichen Interesses und auch mit dem Wissen um die Geschichte der Autorin mit dem Land sehr gut zu unterhalten wusste. Die Liebesgeschichte sticht zwar für mich wiederholt nicht raus, aber es hat mir das Lesevergnügen dennoch nicht arg geschmälert, denn alles andere war rund und vor allem authentisch.

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Veröffentlicht am 02.12.2023

(Schwestern)Liebesgeschichte

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
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Emily Henry ist mir bis dato noch nicht bewusst ins Auge gefallen. Auch wenn mir ihre bisher in Deutschland veröffentlichten Bücher zeigen, dass sie offenbar schon ein Name ist, aber man kann eben nicht ...

Emily Henry ist mir bis dato noch nicht bewusst ins Auge gefallen. Auch wenn mir ihre bisher in Deutschland veröffentlichten Bücher zeigen, dass sie offenbar schon ein Name ist, aber man kann eben nicht alles mitbekommen. Umso besser für Henry, dass dieses Buch, was mich nun mit ihr bekannt gemacht hat, „Book Lovers“ heißt, denn dort bin ich hängen geblieben, denn ich bin auch eine Buchliebhaberin und da hat mich das schöne Cover und die Beschreibung definitiv eingefangen.

Im Großen und Ganzen habe ich mit „Book Lovers“ und der Hörbuchausgabe, durch die ich wunderbar durch Christiane Marx geleitet wurde, ein Buch geschenkt bekommen, durch das ich Emily Henry jetzt definitiv im Auge behalten werde. Vielleicht war der Roman insgesamt einige Kapitel zu lang, weil ich manchmal gemerkt habe, dass ich bei inhaltlichen Dellen etwas abgeschweift bin, aber es gab auch echte Höhepunkte, die mich sehr nachdenklich gemacht haben und die mich auch stellenweise persönlich ins Herz getroffen haben, weil sie so nah an mir selbst und meinen Gedankengängen wirkten. Mir hat vor allem auch gefallen, dass es so sehr eine Liebesgeschichte wie auch eine Schwesterngeschichte war, was ich erst gar nicht so absehen konnte, aber Nora und Charlie als Enemies to Lovers haben genauso das Geschehen geprägt wie Nora und Libby als höchst unterschiedliche Schwestern. Mir hat aber auch extrem die Metaebene das Buchs gefallen, weil Nora als Literaturagentin, die beinahe auch schon längst eine Karriere als Lektorin eingeschlagen hätte, natürlich sehr analytisch an Geschichten herangeht, wie wir es als Rezensentinnen unweigerlich auch tun. Es war schon am Anfang extrem lustig, wie sie ihr Leben wirklich perfekt in den Klischees eines Buches analysierte und mich unterhält das immer sehr, wenn es dann eben ein Medium im Medium ist und großes Reflexionsbewusstsein beweist. Was am Anfang vor allem lustig und charmant ist, wird später eher tragischer, denn man merkt doch, dass Nora sich zu sehr in diesen Klischees verliert und dann eben auch den Menschen in ihrem Leben unterstellt, sie nur so eindimensional zu erleben. Dass sie das tut, habe ich menschlich gut nachvollziehen können, aber es war natürlich traurig, weil sie sich auch lange nicht in ihren Beziehungen fallen lassen und einfach ‚sein‘ konnte.

Die Entwicklung von Nora ist das Herz dieses Buchs, weil wir sie eben als Workaholic und Karrierefrau kennenlernen, doch irgendwelche Vorbehalte hatte ich nie gegen sie, denn man merkt von Anfang an ihr großes Herz. Es gibt ja die verschiedenen Sprachen von Liebe und Nora agiert definitiv über Taten und vor allem materielle Sachen. Davon kann man halten, was man will, aber sie lebt ihre Liebe wenigstens aus, vor allem eben ihrer Schwester Libby und deren Kleinfamilie gegenüber. Deswegen fand ich sie auch durchgehend eine angenehme Protagonistin, denn wer es nur gut meint, was soll ich denn dagegen haben? Ich fand es auch extrem spannend, dass Libby als die Jüngere aus Noras Perspektive etwas naiver und einfacher charakterisiert wurde und Nora als die Ältere, die mit dem benötigten Durchblick ist, die sie durchgebracht hat. Aber alles hat immer zwei Seiten und das hat man hier auch überdeutlich gemerkt, denn Libby weiß genau, was bei Nora los ist, angefangen bei dem etwas verklärten Blick, den sie zu ihrer zu früh verstorbenen Mutter hat, bis hin dann eben ins Jetzt hinein. Man kann auch bei Libbys Art, Nora eine Lektion zu erteilen, gewisse kritische Gedanken haben, aber es brauchte definitiv einen längeren Prozess und nicht Mission Brechstange, um bei ihr die Schichten der Verarbeitung wirklich aufzubrechen. Ja, die Schwestergeschichte mochte ich fast lieber als die Liebesgeschichte, aber gerade zusammen haben sie das Buch auch reich an unterschiedlichen Aspekten gemacht.

Charlie und Nora sind in ihrem Miteinander, was mit Kabbeln losgeht und schließlich in Funkensprühen mündet, ein übliches Trope, dessen ich aber einfach nicht müde werde. Ich habe mich von den Wortgefechten sehr gut unterhalten gefühlt, aber ich bin auch dahin geschmolzen, wenn sich beide im letzten Viertel auch sehr warmherzige Dinge sagen und damit endgültig beweisen, dass sie richtig füreinander sind, weil sie einander erkannt haben. Ihre Geschichte lebt natürlich auch durch den Ort Sunshine Falls. Dieser Urlaub an den Ort, der als Schauplatz eines Bestsellers fungiert hat, da musste ich irgendwie an klassische Weihnachtsfilme denken. Deswegen war es ein schöner Bruch, dass es in Sunshine Falls nicht utopisch war, sondern dass es eher das Gegenteil war, die liebevollen Seiten musste man erstmal finden. So wurde auch Stadt und Land gegeneinander ausgespielt und ich fand es gut, dass eben beides in seinen Vor- und Nachteilen dargestellt wurde. Letztlich beweisen beide Handlungsorte aber auch, dass es selten die Orte sind, die etwas zu einem Zuhause zu machen, sondern vorrangig die damit verbundenen Menschen.

Fazit: „Book Lovers“ hat ein paar Schlenker zu viel und schrammt immer mal wieder daran vorbei, zu langatmig zu werden, aber ansonsten habe ich einen inhaltsreichen Roman bekommen, der viele berührende Themen angepackt hat und eine ebenso schöne Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau als auch zwischen zwei Schwestern erzählt.

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