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Veröffentlicht am 11.01.2024

Künstlicher und toxischer Eindruck

There With You
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Langsam stellt sich bei mir ein Gefühl ein in Bezug auf Samantha Young, was mich nicht unbedingt optimistisch stimmt. Sie hat damals mit ihrer allersten Reihe in Dublin für mich eine neue Ära eingeschlagen, ...

Langsam stellt sich bei mir ein Gefühl ein in Bezug auf Samantha Young, was mich nicht unbedingt optimistisch stimmt. Sie hat damals mit ihrer allersten Reihe in Dublin für mich eine neue Ära eingeschlagen, aber so langsam scheint sie nicht mehr so richtig zu meinem Geschmack zu passen, was ja durchaus normal sein kann, aber traurig stimmt es mich dennoch. Ich habe bei dieser Adair-Reihe den Eindruck, dass es gewisse künstliche Elemente gibt, als ob es wirklich eine Checkbox gibt, die Young abarbeitet, statt einfach ihre Geschichten fließen zu lassen. Gewisse Sätze müssen immer geschrieben werden, als ob die Fans das erwarten. Vielleicht tun sie das wirklich, ich weiß es nicht, aber wenn die Geschichten sich nicht mehr natürlich anfühlen, dann wird es schwierig.

Auch wenn ich den ersten Band nicht schlecht fand, aber in meinem Hinterkopf war schon ein Gedanke, dass sich etwas anders anfühlt und jetzt mit dem zweiten Band wurde dieses Künstliche für mich immer deutlicher. Deswegen fällt es mir bei „There With You“ auch wirklich schwer, noch positive Aspekte zu finden. Was aber für mich definitiv doch festzuhalten ist, das ist wie mit den Kindern in dem Buch umgegangen wird. Thema Nanny, klar, dass sie dann einen großen Auftritt haben. Und ich fand es toll, wie Thane mit ihnen als Vater umgegangen ist, liebevoll, aber auch eine nötige Portion Strenge und eben auch die Priorisierung von ihnen zu jedem Zeitpunkt. Aber auch Regan war wirklich toll. Natürlich waren sie Kinder für sie, aber dennoch ist sie ihnen auf Augenhöhe begegnet und sie hat beide als Individuum gesehen und sich ihnen gegenüber jeweils unterschiedlich verhalten. Das hat für mich wirklich alles wunderbar gepasst, aber so schön diese Familienstimmung war, umso unverständlicher ist es eigentlich, wie Regan und Thane miteinander umgegangen sind.

Für sich sind Regan und Thane wahrscheinlich echt gute Menschen. Ich sage auch oft, wie man mit Tiere und Kindern umgeht, das sagt viel über einen aus. Sie hatten also das Potenzial. Warum sind sie also so fürchterlich miteinander umgegangen, wobei ich Thane noch unsensibler als Regan fand. Ja, beide haben ihr Päckchen zu tragen, aber das ist in Liebesgeschichten immer so, es ist also keine Entschuldigung. Aber die haben sich mehr gestritten und von sich gestoßen, als dass sie wirklich miteinander glücklich waren. Soll das bei einer Liebesgeschichte am Ende im Kopf bleiben? Und Young hat es auch nicht geschafft, irgendwie Ruhe reinzubringen. Das erste Mal miteinander, prompt Selbstzweifel und erstmal in der Dusche weinen gehen. Ein wunderschöner Ausflug, mal schnell eine Eifersuchtsgeschichte hinterherschieben. Es war wirklich anstrengend und ich habe zunehmend gemerkt, dass es mir eben auch die Freude an den schönen Momenten genommen hat, weil es war klar, gleich kommt ja doch wieder was und alles liegt in Scherben. Dann kommt noch dieser künstliche Eindruck, der vor allem auch viel durch die Nebencharaktere erzeugt wird. Lachlan und Robyn kenne ich ja eigentlich schon, aber auch sie konnte ich nicht wirklich ausnehmen. Aber die Mutter von Robyn und Regan? Unfassbar! Diese Frau ist genauso geschrieben worden, wie es die Geschichte brauchte, ebenso wie ein späterer Filmstar, da bin ich einfach an die Decke gegangen, weil es nicht natürlich wirkte, sondern weil es maximal für Stress sorgen sollte.

Der erste Band hatte auch viele Thriller-Momente und das durchgängig. Da war ich schon gespannt, wie das nun in „There With You“ fortgeführt wird, denn innerhalb einer Reihe von Mischung aus Romantik und Thrill zu nur Romantik, nein, das passt nicht. Dennoch ist „There With You“ anders. Es gibt die Bedrohung durch die Ex-Affäre von Thanes verstorbener Frau und wir haben den Stalker von Regan. Die Elemente sind also da, doch sie sind sehr zurückgefahren, bis es am Ende dann von jetzt auf gleich richtig rund geht. Da war der erste Band besser ausgestaltet, weil es besser mit regelmäßigen Höhepunkten ineinander gegriffen hat. Hier war es dann ein Schwerpunkt ganz am Ende und fertig. Das hat auch dazu beigetragen, dass ich nun wirklich immens zweifle, ob mich die Adairs nochmal wiedersehen.

Fazit: Entweder Samantha Young hat sich gewandelt oder ich habe mich zu sehr von ihr fortbewegt. Denn was bislang nur ein vages Gefühl ist, das ist nun mehr Gewissheit. Die Adair-Reihe ist mir zu künstlich. Es wirkt wie das Abhaken von Erwartungen und so ist eine zutiefst toxische Liebesgeschichte entstanden, wo dann auch das Thrill-Element am Ende nicht mehr passte. Vielleicht müsste ich die früheren Bücher von Young nochmal lesen, ob es immer schon so war, aber das hier war anstrengend.

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Veröffentlicht am 08.01.2024

Ungewöhnliche Fantasyhandlung

Dark Rise
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Vor einigen Jahren habe ich gefühlt mehr SuB aufgebaut statt die Bücher dann auch wirklich zu lesen. Das ist schon lange nicht mehr so, aber natürlich passiert es immer mal wieder, dass gewisse Bücher ...

Vor einigen Jahren habe ich gefühlt mehr SuB aufgebaut statt die Bücher dann auch wirklich zu lesen. Das ist schon lange nicht mehr so, aber natürlich passiert es immer mal wieder, dass gewisse Bücher dann doch viel länger als geplant ungelesen im Regal stehen. Dazu zählt auch „Dark Rise“. Während sich das Programm von Lxy inzwischen deutlich wandelt, war „Dark Rise“ doch eine der ersten Fantasygeschichten, wo ich hellhörig wurde, dass sich der Wind wohl dreht. Jetzt ist Fantasy nicht unbedingt mein liebstes Genre, aber da Lxy eigentlich seit einigen Jahren konstant mein meistgelesener Verlag ist, hatte ich irgendwie das Gefühl, hier müsste ich zuschlagen und hier sind wir.

Wie es mir bei Fantasy relativ oft passiert, das ist ein recht komplexer Einstieg in die Geschichte. Die Welt von C.S. Pacat erscheint mir nicht generell zu kompliziert erschaffen, aber dennoch braucht es eben einfach etwas, um sich in die Handlungsorte und in die Figuren einzufinden. Pacat hält sich vor allem nicht damit auf, die Figuren erstmal etwas aufwendiger zu zeichnen, stattdessen geht es gleich mit Handlung los und Aufklärungen kommen erst später. Was ich eher brauche, das kann man so konkret nicht bestimmen, das ist oft auch von Buch zu Buch unterschiedlich. Hier hatte ich auf jeden Fall Probleme, Will, Violet und die anderen erstmal wirklich als Figuren zu separieren und dann mit ihnen in die Geschichte einzusteigen. Spätestens mit den Hallen der Stewards hatte die Geschichte mich dann eigentlich. Auch wenn ich länger gerätselt habe, was die Perspektive von Katherine soll, weil sie eher zufällig manchmal auftaucht und dann lange gar nicht, aber gerade mit Will und Violet, die unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen bei den Stewards landen, das war schon passend. Auch weil die Informationen, die sie dann jeweils gewonnen haben, sich auch gut mit ihrem eigenen bisherigen Leben ergänzt hat. Da setzte sich dann ein Puzzleteil mit dem anderen zusammen.

Nun hatte ich ja schon erwähnt, dass Fantasy wahrlich nicht mein liebstes Genre ist, dementsprechend habe ich auch noch nicht extrem viel gelesen und das merke ich immer, wenn ich in dem Genre andere Rezensionen lese und dann einen ganz anderen Horizont eröffnet kriege, wenn ich diese lese. Nun sind Rezensionen natürlich immer subjektiv, aber das ist mir hier so wichtig zu betonen, weil ich sowas wie „Dark Rise“ und seine Entwicklung noch nie gelesen habe, aber ich bin mir sehr bewusst, dass diese Aussage sehr relativ ist. Von daher vielleicht, vielleicht auch nicht, erfindet Pacat hier das Genre neu. Ich war ja schon völlig geschockt, als es zu einem wirklich großen, herben Verlust kommt. Mal eben das Figurenrepertoire drastisch eingeschränkt. Das war schon eine Hausnummer, wo ich auch sofort gerätselt habe, wie kann es jetzt von hier aus wohl weitergehen? Die ganze finale Entwicklung war dann für mich auch eine große Überraschung, denn es hat alles nochmal auf den Kopf gestellt, obwohl irgendwie das Cover natürlich auch etwas hätte verraten können. Da ich gerade erst „Fourth Wing“ gelesen habe, möchte ich natürlich als Erstes sagen, dass man die Bücher eigentlich gar nicht vergleichen kann, aber dort war eben die Ausarbeitung der Liebesgeschichte etwas ungewöhnlich, weswegen ich es hier auf jeden Fall gut finde, dass mehr eine Geschichte im Vordergrund steht, wo dann Liebe eher eine kleine Baustelle ist. Aber man lässt sich auch Raum, dass es dort noch zu einer größeren Entwicklung kommen könnte. Für den Einstieg was es so aber genau richtig.

Fazit: „Dark Rise“ zu bewerten ist so schwer, ohne zu viel verraten zu dürfen. Das Buch hat mit den Enthüllungen am Ende für mich das Genre auf jeden Fall auf den Kopf gestellt. Das lässt so viel für einen zweiten Band erhoffen, dass auch der etwas zähe und komplizierte Einstieg schnell vergessen ist.

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Drachenliebe

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Bei Hype-Büchern bin ich eigentlich lieber schon am Start, bevor es überhaupt ein Hype wird, weil es sonst oft schon etwas vergiftet bei den Voreinnahmen ist. Deswegen habe ich auch erstmal entspannt von ...

Bei Hype-Büchern bin ich eigentlich lieber schon am Start, bevor es überhaupt ein Hype wird, weil es sonst oft schon etwas vergiftet bei den Voreinnahmen ist. Deswegen habe ich auch erstmal entspannt von Rebecca Yarros ihren Liebesroman „The Things We Leave Unfinished“ als Hörbuch konsumiert. Dadurch wusste ich schon, dass sie auf jeden Fall erzählen kann. Dann war entgegen des Hypes auch ein Argument, dass Amazon wohl eine Serie produzieren wird und meine Schwester, die kaum noch liest, hatte es empfohlen bekommen und so kam eins zum anderen und da habe ich beim Hype-Buch „The Fourth Wing“ doch noch zugegriffen.

Auch wenn es wahrscheinlich schon viele als Vergleich angebracht haben, aber ich habe in diesem ersten Band eine wirklich wilde Mischung vorgefunden. Es war „Game of Thrones“ und sein Ableger „House of the Dragon”, es war auch “Harry Potter” mit dem Internatsalltag und es war auch etwas süßer angelegt, „Drachenzähmen leicht gemacht“. Das Thema Drachen ist vielleicht auch so etwas wie es mit Vampiren schon war. Etwas, was gerade richtig Auftrieb bekommt. Das ganze World Building hat mich auf jeden Fall überzeugt, auch wenn man schon merkt, dass wir eine doch recht enge Perspektive durch das War College bekommen. Da die Handlung bis auf das letzte Sechstel nur vor Ort spielt, ist alles über dieses Areal hinaus vor allem Violet zu verdanken, die ursprünglich ausgebildet als Schriftgelehrte, ein wirklich heller Kopf ist, die viel Bescheid weiß und die auch nach Zusammenhängen sucht. Doch das Finale zeigt eindeutig, dass wir nur einen Schnipsel bislang kennengelernt haben und dass die Reihe auf jeden Fall noch großes Potenzial hat, auch wenn es sicherlich immer mal wieder ans War College zurückgehen wird.

Das ist aber auch nicht schlimm, denn das War College hat eine echt spannende Grundlage geboten. Ich war auch überrascht, wie düster die ganze Atmosphäre da am Anfang war. Ich habe wirklich gedacht, dass Violet da keine Freunde wird machen können, weil sich wirklich alle gegenseitig abschlachten wollen. Auch wenn die Gefahr wirklich überall lauert, so ist es erfreulicherweise dann doch nicht so. Es gibt ganz klare Feinde, aber ich konnte auch meine anfängliche Skepsis gegenüber anderen ablegen, denn es ging wohl darum, auch sehr intensive Beziehungen aufzubauen, wie bei Rhiannon zum Beispiel, aber ganz klar auch mit Liam. Dieser Beziehungsaufbau hat mir wirklich gut gefallen. Dain war als eine Art Kompass gedacht, aber er ist für mich früh durchgefallen. Er ist damit durchaus eine spannende Figur, weil er in seiner Art unberechenbar ist, nervig ist er dennoch. Insgesamt hat sich aber ein gutes Miteinander ergeben, natürlich auch mit Xaden, aber darauf komme ich gleich noch etwas genauer.

Was mich sehr überrascht hat, das war eindeutig das Erzähltempo. Auch wenn ich wahrlich keine Fantasy-Expertin bin und damit gar nicht so viele Reihen aus diesem Genre kenne, aber eigentlich ist George R. R. Martin mit „Game of Thrones“ sicherlich eine Art Maßstab und er nimmt sich alle Zeit der Welt. Eins hat Yarros ganz sicher nicht: Zeit. Es wird das ganze erste Ausbildungsjahr erzählt und es passiert wirklich unglaublich viel in diesem ersten Band. Das bewirkt, dass man das Buch kaum weglegen mag, aber manchmal war ich auch zu sehr überrascht, wie schnell manches ging. Das war schon krass manchmal, wie wir von Abenteuer zu Abenteuer gesprungen sind. Da wirkt auch die Entwicklung von Violet manchmal etwas schnell, aber sie war auch umgekehrt nie der Schwächling, den viele in ihr gesehen haben. Es mag nicht ihr Körper sein, der sie herausragend macht, aber ihr Verstand und ihr Mut suchen tatsächlich ihresgleichen und das merkt man von Anfang an und ich fand, dass sie sich das gut durch das Buch gezogen hat. Manches hat sich dennoch entwickelt, wie eben ihre körperlichen Verbesserungen. Wir sind die ganze Geschichte an sie gebunden und ich habe sie weitestgehend als sehr angenehm empfunden. Es war auch richtig cool, durch sie diese besondere Beziehung zu den Drachen zu ergründen. Die Idee fand ich richtig cool und das war für mich auch das allerbeste am Buch. Die Ausgestaltung der Drachen, dass sie eigene Persönlichkeiten sind, dass sie Kräfte haben, dass sie Kräfte kanalisieren sowie dann eben auch die besondere Verbindung, dass oft der Tod einhergeht, wenn der Drache stirbt.

Was nun etwas anstrengender war, das war die Art, wie Erotik in die Reihe eingebunden wird. Liebesgeschichten sind ja eigentlich der Standard, selbst Harry Potter hat eine bekommen, aber wirklich eine andere ausgestaltete. Hier hat man gleich gemerkt, dass es manchmal etwas derber und sexuell offener zugeht. Alles okay, aber es wird immer dann anstrengend für mich, wenn das dann speziell aus den weiblichen Charakteren hormongesteuerte Wesen macht, die auch noch ins Lebensgefahr nur an das eine denken. Ich finde auch, dass mir diese Art es etwas schwerer gemacht hat, Xaden wirklich neutraler zu sehen. Dabei ist er eine wirklich faszinierende Figur und eben genau nicht wegen seines Körpers. Das ist also insgesamt der Teil des Buchs, wo ich ahne, dass er die Reihe sehr prägen und mir auch Kopfschmerzen bereiten wird. Ich mag auch Aspekte ihrer gemeinsamen Geschichte, ich bin schließlich eine Romantikerin, aber es war doch in der Empfindung ein wildes Hin und Her in dem, was mir gefiel und was mir schon wieder viel zu viel war.

Fazit: Ich bin insgesamt froh, dass ich „The Fourth Wing“ jetzt gelesen habe, denn die Idee ist wirklich faszinierend und begeisternd und es gibt so viel Potenzial, was genug Stoff für weitere Bände bietet. Alles rund um die Drachen ist eh der große Trumpf, aber auch Violet als Protagonistin ist wirklich sehr stark und inspirierend. Einzig die Liebesgeschichte ist nicht so ausgestaltet, wie ich es ideal finde. Sie lenkt manchmal zu sehr ab von einer sonst flugs erzählten Geschichte, die großartig durch die Seiten treibt. In einer Serie umgesetzt wird das sicherlich genial aussehen!

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Veröffentlicht am 31.12.2023

Emotionale Verwicklung rund um das Thema Organspende

Bis zum Mond und zurück
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Für emotionale Lektüre kann ich zielsicher immer zu Dani Atkins greifen, weil sie sich immer wieder Themen annimmt, die sie mit einem gewissen leichten übersinnlichen Ansinnen verpackt. Die Geschichten ...

Für emotionale Lektüre kann ich zielsicher immer zu Dani Atkins greifen, weil sie sich immer wieder Themen annimmt, die sie mit einem gewissen leichten übersinnlichen Ansinnen verpackt. Die Geschichten sind aber dabei immer so aus dem Leben gegriffen, dass es mich immer total packt. Für „Bis zum Mond und zurück“ hat sie sich diesmal das Thema Organspende ausgeguckt, was ich inhaltlich in meiner Bachelorarbeit bearbeitet habe, also tatsächlich ein Bereich, wo ich mich besser auskenne.

Inhaltlich geht es um Alex und Connor, die ihre Frau und Mutter verloren haben, die aber durch die Bereitschaft zur Organspende vier Menschen das Leben bzw. ein Stück Lebensqualität (im Falle von Mac) geschenkt hat. Es geht also nicht unmittelbar um die Organspende, sondern eher um die Auswirkung und den Bereich, der tatsächlich oft berichtet wird, dass durch so eine Organspende eine Verbindung da ist. Cecelia Ahern hat das auch mal in einem Roman verarbeitet, wo durch eine Herzspende die Protagonistin auf einmal andere Sprachen kannten und andere Interessen entwickelt hat. In eine ähnliche Richtung geht nun auch Atkins, aber es ist wirklich auf eine zarte Art gestaltet, aber wo man sich so ganz eigene Gedanken machen kann, ob nicht wirklich etwas von Lisa durch ihre Organe in vier anderen Menschen weiterlebt. Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, aus der von Alex und der von Molly, die das Herz von Lisa transplantiert bekommen hat. Beide Perspektiven sind sehr emotional gestaltet. Die von Alex ist insgesamt natürlich schwerer, weil wir nach einer kleinen Kostprobe ins unbeschwerte Familienleben gleich das große Unglück haben und die Trauer ist wirklich intensiv greifbar. Ich fand es sehr authentisch dargestellt, sowohl für Alex als auch für seinen Sohn, der es auf seine kindliche Art ganz anders empfindet.

Molly ist mehr der lebendigere Teil, obwohl sie eigentlich am Anfang dem Tod geweiht ist, aber sie blüht durch ihren Job auf und mit dem neuen Herz kann sie ihre Lebenslust auch endlich wieder ausleben. Dennoch ist sie jetzt kein wildes Partyhuhn. Sie ist niemand, die ständig unterwegs sein muss, aber sie nimmt das Leben nicht für selbstverständlich und genießt es mehr in den Kleinigkeiten und das ist ein guter Ausgleich zu Alex, auch wenn natürlich auch Molly ihre Tiefpunkte erlebt. Angesichts der beiden Perspektiven und dass man Atkins als Fan eben so kennt, war es eine intuitive Annahme, dass wir die Liebesgeschichte von Molly und Alex erleben. Stattdessen ist es aber eine breiter erzählte Geschichte, denn die anderen drei Spender sind genauso Teil davon und es ist ein diverser Haufen an Menschen, der das Ganze sehr interessant gemacht hat. Aber es ergibt sich ein Liebesdreieck und ich fand es nachvollziehbar, wie dadurch eine Anspannung entstanden ist, weil eben diese Organspende es in einen anderen Kontext hievt. Deswegen wurde ich insgesamt auch top unterhalten, weil deutlich wird, dass Geschichten nicht immer nach einem Schema F ablaufen müssen.

Ich fand die ganze Entwicklung sehr unterhaltsam, auch weil es viele Wendungen gab, ohne dass es gleich ein Thriller sein muss. Es wird auch ein längerer Zeitraum von über einem Jahr erzählt, was auch Entwicklungen in einem größeren Ausmaß möglich gemacht hat. Alex ist zwar nie wirklich zu meinem Liebling geworden, weil wir durch seine Trauer glaube ich nie wirklich ihn als Menschen kennengelernt haben, aber es war dennoch mitreißend, wie er sich sowohl für seinen eigenen Prozess als auch den von Connor verantwortlich fühlte. Für ihn war es wirklich ein Kampf, aber einer der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Molly war wie gesagt einfacher, aber es war auch schön, dass sie eben mit allen Figuren agiert hat und dass sie bei allen etwas bewirkt hat. Gerade am Ende ist noch einmal ein richtiges spannendes Element beigefügt worden, wo sich alles wunderbar zusammengesetzt hat. Spannend und emotional bis zum Schluss.

Fazit: Dani Atkins erreicht mich auch mit „Bis zum Mond und zurück“ wieder emotional, denn das Thema Organspende und die Nachwirkungen wird in eine Geschichte verwickelt, die ich vorher so in ihrem Ausgang nicht vermutet hätte. Aber ich bin bei allen Wendungen auf meine Kosten gekommen und bleibe eine treue Leserin von Dani Atkins.

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Veröffentlicht am 21.12.2023

Derb als passende Triggerwarnung

Sandover Prep - Der Außenseiter
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So viel wie ich an New Adult-Büchern schon gelesen habe und das fast alles bei Lyx, da ist es doch überraschend, von wie vielen ich doch noch nie ein Buch gelesen habe. Dazu zählte bislang auch Elle Kennedy, ...

So viel wie ich an New Adult-Büchern schon gelesen habe und das fast alles bei Lyx, da ist es doch überraschend, von wie vielen ich doch noch nie ein Buch gelesen habe. Dazu zählte bislang auch Elle Kennedy, die eigene Bücher in Deutschland schon auf dem Markt hat, aber auch eine gemeinsame Reihe mit Sarina Bowen, die ich eigentlich sehr bewundere. Warum also bislang noch nichts von Kennedy gelesen? Warum? Vielleicht wegen einem inneren Bauchgefühl, denn „Sandover Prep“ mit dem einführenden Band hat mich leider nicht überzeugt.

Wenn ich überlege, mit welchen Büchern ich innerhalb des NA-Genres angefangen habe, dann hat sich mein Geschmack schon stark verändert, umgekehrt muss man aber auch sagen, dass sich auch das ganze Genre etwas gewandelt hat. Dennoch wird es sicherlich immer die Bände am College oder am Internat geben, wo vor allem die Bad Boys reagieren und wo umso schlimmer, umso attraktiver ist. Das habe ich auch gerne gelesen und auch heute mache ich sicherlich keinen Bogen darum, aber ich brauche eine Einbettung, die für mich dennoch etwas erreicht. Bei „Sandover Prep“ war das leider kaum der Fall. Wenn man eine Autorin kennt, dann kennt man ihren Stil. Kennedy kannte ich nun eben nicht, aber ich wollte auch nicht von vergangenen Büchern mir zu viele Rezensionen durchlese, um mich nicht beeinflussen zu lassen. Jetzt habe ich meine Erfahrung gemacht, wobei im Grunde schon die Triggerwarnung vorab viel verraten hat. Lyx arbeitet viel mit diesen Warnungen, was ich auch okay finde, aber wer hätte gedacht, dass derbe Sprache mal ausgerechnet die Warnung ist, bei der ich ganz ordentlich die Ohren aufsperren sollte. Ich kann auch schon mal derbe werden, aber dieses Buch hat derbe für mich auch nochmal ganz neu erfunden. Das erste Drittel hat mich wirklich extrem erdrückt. Das war nicht ausschließlich der Derbheit geschuldet, aber wir lernen zig Figuren kennen, die vom Leben auf verschiedene Arten schon so niedergedrückt wurden, dass da einfach eine Stimmung herrschte, die meine eigene Laune extrem in den Keller zog. Dann darauf noch die Sprache, dass sich fast alles um Sex dreht, wie die Figuren sich gegenseitig nur auf oberflächlichem Niveau beschreiben.

Irgendwann habe ich angefangen etwas zu überfliegen, sonst hätte ich das Buch wohl nicht überstanden. Nach hinten raus wird es besser. RJ und Sloane können sich einander gegenüber immer besser öffnen, auch die anderen Jungs lernen sich untereinander besser kennen, es wird alles etwas vertrauter, das verändert die Stilistik schon, aber mich hat die Geschichte vorab zu früh verloren, um mich nochmal einzufangen, dass ich mich emotional richtig investieren kann. Dennoch habe ich auch beim eher Drüberfliegen die Entwicklung klar wahrgenommen. Was mich auch gestört hat, das waren die ganzen Perspektiven, zumal es eben vier Jungs und nur ein Mädchen waren. Ich habe in solchen Geschichten gerne einen Ausgleich. Dann darf der Kerl auch gerne mehr testosterongesteuert daherkommen, aber das war hier echt zu viel des Guten. Bei Fenn hätte ich es noch insofern akzeptiert, dass sein Band vorbereitet wird, warum dann aber nicht auch Casey? Silas war völlig langweilig und Lawson, da hatte ich den Eindruck, das war wirklich nur die Sensationsgier. Damit will ich nicht sagen, dass ich den Inhalt nicht für möglich halte, aber er zielt doch klar auf ein bestimmtes Publikum ab und das bin ich einfach nicht. Sicherlich wird die Reihe auch bei Lawson noch richtig in die Tiefe vordringen und er wird sein Happyend bekommen, aber dem werde ich nicht mehr beiwohnen, weil mir das wirklich zu derb war.

Fazit: Man kann sicherlich anhand eines Buchs keine generelle Stilistik einer Autorin festmachen, aber ich bezweifle, dass Elle Kennedy und ich nochmal zusammenkommen werden. Wer hätte gedacht, dass ‚derb‘ mal die Warnung schlechthin wird? Das erste Drittel war einfach von der Stimmung her runterziehend, dazu dann noch das Derbe. Auch wenn es später etwas von der provozierenden Oberflächlichkeit sich löst, da war es leider für mich nicht mehr zu retten. War ein Versuch wert, aber das war es leider nicht für mich.

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