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mari_liest

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2020

Agnes Grey, die Gouvernante

Agnes Grey
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Agnes Grey wächst als Pfarrerstochter in bescheidenen, aber sehr glücklichen Verhältnissen auf. Schwester Mary und ihr fehlt es an nichts. Die Liebe ihrer Eltern ist groß, auch wenn es der Familie oft ...

Agnes Grey wächst als Pfarrerstochter in bescheidenen, aber sehr glücklichen Verhältnissen auf. Schwester Mary und ihr fehlt es an nichts. Die Liebe ihrer Eltern ist groß, auch wenn es der Familie oft an Geld fehlt. Agnes möchte dann etwas zum Familienleben beitragen und sich als Gouvernante beweisen. In ihrer Vorstellung wird sie sich um brave, liebe Kinder kümmern und deren Vertraute sein. Leider wird sie dahingehend enttäuscht. Zu dieser Enttäuschung bettet sich das Heimweh zu ihrer Familie und viele andere zwischenmenschliche Hürden, von denen sie nie geträumt hätte.
Agnes beschreibt auf unterhaltsame, und ihre direkte Art ihre Rolle als Erzieherin im 19. Jahrhundert bei zwei wohl betuchten Familien. Mit Einblick in ihre Gedankenwelt, ihre Prinzipien und ihren Charakter lässt sie uns an ihren Erfahrungen, Anstrengungen und Erlebnissen teilhaben. Die Geschichte lässt sich fließend und unaufgeregt lesen, hat teilweise einen flachen Spannungsbogen und dann wieder doch Stellen, wo man mitfiebert. Manche Szenen waren etwas zu langatmig, aber dies tut der Geschichte keinen Abbruch. Agnes als Hauptprotagonistin der Geschichte ist sympathisch, ehrlich, loyal und sehr selbst reflektiert für diese Zeit, was man leider von den Nebenfiguren an den Schauplätzen, an denen sie sich aufhält, nicht behaupten kann. Sie lernt verzogene, hinterlistige, unmoralische Kinder und Familien kennen und hat, trotz ihres Auftrages als Erzieherin, keine Handhabe gegenzusteuern. Wird Agnes in dieser Geschichte ihr Glück finden?

Fazit:
Die Geschichte hat mir gut gefallen, ich konnte auch gut folgen. Der Lesefluss war für mich immer gegeben. Der Schreibstil der Autorin ist wundervoll, die Charaktere grundsätzlich sehr sympathisch, einige nicht so. Das Ende hätte für meinen Geschmack etwas länger dauern und detaillierter sein können, denn ich hätte gerne gewusst, was sich da noch entwickelt. Aber das ist nur mein Empfinden, weil ich den Schluss so toll und liebreizend fand. Schade, dass ich dieses Buch nicht schon früher im Regal hatte! Ein toller Klassiker, den man gelesen haben sollte.
Von meiner Seite auf jeden Fall eine Leseempfehlung und eine Kaufempfehlung dieses wunderbaren Reclam-Exemplars – 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 11.07.2020

Mega witzige Geschichte & viel Sarkasmus

Maike, Martha und die Männer
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Maike hat sich Arne, den sexy Typen an Land gezogen und freut sich mega, als er mit ihr gemeinsam in den Urlaub fahren will. Doch statt eines gedachten Strandurlaubs führt der Weg in den Schwarzwald, wo ...

Maike hat sich Arne, den sexy Typen an Land gezogen und freut sich mega, als er mit ihr gemeinsam in den Urlaub fahren will. Doch statt eines gedachten Strandurlaubs führt der Weg in den Schwarzwald, wo er auf Omi und das Haus aufpassen muss, weil seine Eltern auf Madeira urlauben. Bereits an Tag 2 sieht Maike sich im falschen Film. Ein Brief ist da. Doch Arne ist weg. Sich seiner Gefühle „nicht sicher“ hat er sich aus dem Staub gemacht, um über die Beziehung nachzudenken. Doch nach und nach lüftet sich ein Geheimnis in den Gesprächen mit Omi. Arne lässt jedes Jahr seine Freundin bei Omi sitzen, die dann die „Oma-Sitterin“ für ihn macht, damit seine Oldies ihm wohl brav sein Studium in Köln weiter finanzieren. Geschockt will Maike sich gen Heimat aufmachen, doch Maike wäre nicht Maike. Rache schmeckt besser als Sorbet im Sommer und auch Oma Martha steckt, wider Erwarten, voller Überraschung. Darauf bedacht, Arne so richtig eine reinzuwürgen, planen Omi und Maike einen Roadtrip nach Frankreich. Denn Omi möchte da schon ewig hin. Wer noch mit auf die Reise kommt und welche Abenteuer erwartet werden können, lest ihr in dieser witzigen Geschichte.

Fazit:
Das Buch ist sehr unterhaltsam, lustig und leicht geschrieben. Es gab sooo viele Stellen, an denen ich mich weggeschmissen habe und Tränen geronnen sind vor lauter lachen. Die Geschichte ist voll von Sarkasmus, Zynisumus und Kommentaren von Maike & Omi, die bei mir genau ins Schwarze getroffen haben. Maike haut eine Meldung nach der anderen raus und ist definitiv nicht auf den Mund gefallen. Die zwei Hauptprotagonistinnen sind wirklich ein geniales Duo. Der Handlungsverlauf ist amüsant, vom Schwarzwald bis an die Südküste Frankreichs. Eine locker-flockige Sommerlektüre, die herrlich erfrischend ist und einen zum Lachen bringt.
Eine Frage bleibt für mich offen, bezogen auf das Ende: Geht die Geschichte weiter? Ich hoffe es.
Von meiner Seite auf jeden Fall eine Leseempfehlung – 4/5 Sternen

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Veröffentlicht am 01.07.2020

Bezaubernd, gefühlvoll und macht glücklich

Gast im Glück
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Der modebegeisterte, jedoch unerfahrene Jürgen Michaelsen, geboren in Bremen, sollte ja eigentlich Anwalt oder Zahnarzt werden, so wie es zur damaligen Zeit gerne gesehen wurde in den Kaufmannsfamilien. ...

Der modebegeisterte, jedoch unerfahrene Jürgen Michaelsen, geboren in Bremen, sollte ja eigentlich Anwalt oder Zahnarzt werden, so wie es zur damaligen Zeit gerne gesehen wurde in den Kaufmannsfamilien. Doch es kam anders, aber wie … er wurde im Jahr 1956 in Paris, nach einem „Begeisterungsbesuch“ im Atelier von Dior, vom Fleck weg bei Christian Dior als Assistent angestellt. Da die Angestellten seinen Namen nicht aussprechen konnte, taufte ihn der Moderschöpfer Dior auf den Namen „Yorn“ um. Inspiriert von Dior und dankbar taufte er dann auch die Cotoure-Marke, die Michaelsen nach dem Tod von Dior gegründet hatte. Damit schuf er sein eigenes Haute-Cotoure-Haus in der Modemetropole Paris.
Yorn’s Schreibstil ist leicht, flüssig, mitreißend, gefühlvoll und äußerst wertschätzend, auch gegenüber den Personen, die er im Laufe der Zeit kennenlernte und über die er schreibt. Es lässt erkennen, dass Dior für Yorn ein Vorbild war. Es ist Yorn gelungen den Zeitgeist der Mode in seinen Kreationen einzufangen und den Nagel immer auf den Kopf zu treffen. Sein größter Erfolg zu Beginn war die Zusammenarbeit mit der Kaufhauskette Karstadt. Hier wähnen die Anfänge seiner Karriere.
Ich möchte, aber ich kann gar nicht mehr verraten – bitte lest das Buch!!! Ich liebe es!!

Fazit:
Ich war mehrfach auf der diogenes Website und bin quasi digital immer wieder um das Buch „herumgeschlichen“, weil ich unsicher war, ob der Geschichte. Und jetzt bin ich sehr, sehr, sehr froh, dass ich es lesen durfte.
Der Autor YORN hat sich bewusst gegen eine Autobiografie entschieden, trotzdem wollte er sein Leben auf Papier bringen und hat die erste Hälfte seines Lebens in diese wunderbaren Zeilen gepackt. Michaelsen ist heute 84 Jahre alt und schaut mit großer Dankbarkeit auf sein Leben zurück und dies spürt man auch beim Lesen dieses Meisterwerks. Er nimmt uns mit auf seine Reise als „anfänglicher Lebenskünstler“, der nie aufgegeben hat; er inspiriert mit Rezepten und Bildern aus dieser Zeit. Ein weiteres besonderes Highlight in diesem Buch sind die Illustrationen von Jean-Jacques Sempé. Bekannt sind seine Illustrationen rund um den Globus und als guter Freund von Yorn, hat er ihn damit im Buch unterstützt und natürlich auch sich selbst verewigt.
Quintessenz: Wer ein glückliches Leben haben möchte, sollte sich auf die positiven Dinge und Geschehnisse konzentrieren bzw. sich diese auch immer wieder in Erinnerung rufen.
Ich würde fast sagen, dass dieses Buch eine „Anleitung zum Glücklichsein“ ist. Mich hat das Lesen glücklich gemacht und ich hatte dieses Gefühl von „froh sein“ in der Brust beim Lesen. Kennt ihr das? Es hat mich sehr beflügelt und ich weiß eines: dieses Buch wird einen besonderen Platz in meinem Regal erhalten und es ist sicher nicht das letzte Mal, dass ich es gelesen habe.
Das Buch ist eine Zeitreise! Beschwingt geschrieben, wenn man bedenkt, dass es sich zeitlich um die Nachkriegsjahre handelt. Es hat mich sehr gut unterhalten und mir außerordentlich (!!!) viel Freude beim Lesen bereitet. Ich hätte noch ewig auf diese tolle buchige Art an seinem Leben teilhaben wollen. Vielleicht gibt es ja einen Teil 2 für die zweite Hälfte, in der er sich gerade befindet.
Danke an den diogenes Verlag und YORN, dass man auf diese Art an dieser Großartigkeit teilhaben darf. … wie ihr seht, ich kann gar nicht aufhören zu schwärmen!!

Von meiner Seite eine TOP-Leseempfehlung – 5+/5 Sternen und mein Lesehighlight im Juni!

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Veröffentlicht am 30.06.2020

Geschichte mit Überraschung

Gewebewelten
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Fünf Jugendliche müssen ein Archiv im Internat zusammenräumen. Was sie verbindet? Nicht viel, außer, dass sie alle völlig unterschiedliche Charaktere haben und sich nicht alle leiden können. Im Zuge des ...

Fünf Jugendliche müssen ein Archiv im Internat zusammenräumen. Was sie verbindet? Nicht viel, außer, dass sie alle völlig unterschiedliche Charaktere haben und sich nicht alle leiden können. Im Zuge des Räumens stoßen sie auf einen Teppich und landen schließlich alle in einer anderen Welt. Sie müssen sich dort ihren Gedanken stellen. Ob und wie Ihnen das gelingt, und ob sie wieder „nach Hause“ kommen, das solltet ihr dringend selbst nachlesen!

Die Charaktere sind gut ausgearbeitet, von lieb und überheblich bis ultrazickig. Die Hauptprotagonisten sind Jana und Timo, aus deren Sicht auch die Geschichte erzählt wird. Mehr möchte ich gar nicht verraten. Die Geschichte handelt von Gefühlen, Gedanken, vorhandenen Sehnsüchten, die man sich nicht traut auszusprechen.



Fazit:
Auch wenn mich zu Beginn des Buches eine leichte Verwirrung ereilte, hat es dann nicht lang gedauert, bis ich total in der Geschichte versunken war und das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Ich habe es an diesem schönen Sonntag einfach durchgesuchtet J

Die Autorin hat mich als Leserin direkt in die Geschichte reingeschmissen, es gab kein „langsames Antasten“. Dies hat aber auch den Charme der Geschichte mit positiv beeinflusst.

Das Cover find ich sehr ansprechend und hübsch. Der Schreibstil der Autorin ist kurzweilig, angenehm und mitreißend.

Gut gefallen hat mir auch, dass die Charaktere an ihren Herausforderungen wachsen, dass sie sich in den zu bestehenden Situationen „selbst erkennen“ und ihr Verhalten ändern müssen. Die Story konnte mich gut überzeugen und hat mich gut unterhalten. Es war nie klar wohin die Reise geht, es ist der Sinn der Geschehnisse nicht immer klar, trotzdem klärt sich aber immer alle auf.

Was mir nicht so gut gefiel, sind die plötzlich auftretende Ereignisse, wo mir der Zusammenhang nicht klar war, weil sie im Nachgang dann doch eine größere Bedeutung hatten und das abrupte Ende der Geschichte. Das ging mir dann doch etwas zu fix.

Auch wenn es eher ein Jugend-Buch ist, hoffe ich, dass es eine Fortsetzung geben wird. Aus meiner Sicht haben die Protagonisten und die Story gutes Potenzial für eine Weiterführung.

Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung – 4/5 Sternen.

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Veröffentlicht am 28.06.2020

Tragische Geschichte

Ich bleibe hier
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Der Autor startet in die Geschichte, wie ich es noch in einem Buch gelesen habe. Aus der Sicht von Trina, die eine fiktive Person ist. Sie lebte im Bergdorf Graun und schilderte ihrer verloren geglaubten ...



Der Autor startet in die Geschichte, wie ich es noch in einem Buch gelesen habe. Aus der Sicht von Trina, die eine fiktive Person ist. Sie lebte im Bergdorf Graun und schilderte ihrer verloren geglaubten Tochter in einem Notizbuch, was sich von Anfang der 1920er bis zum Anfang der 1950er dort ereignete. Emotionslos, direkt und klar schildert sie die harten Jahre der Bergbauern zu dieser Zeit. Der Spannungsaufbau geht von den Jahren des Ersten Weltkrieges bis zur Machtergreifung Mussolinis. Die Hoffnung Trinas, endlich als Lehrerin arbeiten zu dürfen. Die harte Erkenntnis, dass bei Machtübernahme alles Deutsche in Südtirol unerwünscht war. Anschießend daran der Zweite Weltkrieg, als man die Südtiroler in die Armee lockte, mit Emigration nach Deutschland und damit verbundener, vermeintlicher Verbesserung, da man dem „imaginären Fuß des Duce am Hals“ entkommen konnte. Sowohl Faschisten als auch Nazi machen vor dem kleinen Bergdorf nicht halt. Doch Trina und ihr Mann entscheiden sich, in ihrer Heimat zu bleiben. Doch wie sich herausstellen wird, ist der Preis des Bleibens sehr hoch.
Im Verlauf des Buches wird auch immer das Staudammprojekt miteinbezogen. In der Hoffnung der Protagonisten wird dieses nun vielleicht nicht mehr umgesetzt. Doch die Antagonisten lassen sich nicht von ihrem politischen Vorhaben abbringen. Der Kampf der Bergbauern aus Graun und den anderen Dörfer scheint aussichtslos. Die Enteignung der Bergbauern wird zum Thema. Es folgt Widerstand durch ihren Mann, Trina selbst und einige andere. Doch lässt sich dieser durchsetzen? Werden die Mächtigen einlenken? Oder siegt die Gier der Wirtschaft und der politischen Vertreter? Wie steht die Kirche dazu? Wie es mit Trina, ihrem Mann und ihrer Tochter verläuft, lest ihr am besten in diesem Buch.

Fazit:
Was für ein bewegendes Buch! Für Touristen ist der Reschensee ein beliebtes Fotomotiv und Touriziel, für die Einheimischen ein großes Stück trauriger Geschichte. Die meisten wissen vermutlich nichts über diese Geschichte. Die Geschichte ist unglaublich berührend und emotional. Ich kann mir gar nicht vorstellen, was in Menschen vorgehen muss, die wissen, dass sie ihre Heimat verlieren können. Über den politischen Einfluss und Umgang mit Menschen … das würde hier den Rahmen sprengen, doch in Wahrheit ist es auch heute noch oftso, nach all der Zeit.
Der Autor hat extrem viel Recherchearbeit betrieben und dies in eine tolle Story verpackt. Dieser Teil Geschichte Europas ist wahr und extrem grausam, da Menschen als Spielball verwendet wurden. Man hat das Gefühl, während des Lesens alles hautnah mitzuerleben, den Schmerz und die Wut zu fühlen, die den Menschen dort widerfahren ist. Die Art der Erzählung lässt einen das Ausmaß fühlen. Fühlen wie sie bibberten vor Kälte, wie ihnen den Magen leer war vor lauter Hunger. Ich hatte das Gefühl, ich bin mitten drin in diesem furchtbaren Albtraum.
Der Glockenturm im Reschensee im wunderschönen Südtirol ist heute noch ein Mahnmal. Grandiose Geschichte, unglaublich genial verpackt, trotz der Traurigkeit.

Von meiner Seite eine klare Leseempfehlung! 5/5 Sternen.

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