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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2023

Auf der Rasierklinge

Der verlorene Sohn. Ein Orphan X Thriller
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Zum Inhalt:
Evan Smoak glaubt seinen Ohren nicht zu trauen: Eine Frau ist am Telefon, die nicht nur einen Auftrag für ihn hat, sondern behauptet, seine Mutter zu sein. Auch wenn er mit seiner Begnadigung ...

Zum Inhalt:
Evan Smoak glaubt seinen Ohren nicht zu trauen: Eine Frau ist am Telefon, die nicht nur einen Auftrag für ihn hat, sondern behauptet, seine Mutter zu sein. Auch wenn er mit seiner Begnadigung spielt, gibt das letztendlich den Ausschlag und Evan muss sich wieder mit Subjekten der übelsten Sorte anlegen. Dieses Mal mit extrem lernfähigen.

Mein Eindruck:
Wie gut, dass Gregg Hurwitz die Reihe um den Ex-Killer im Dienste des Staates nicht beendet hat und ihn aus dem Ruhestand befördert. Denn kaum ein Held ist gleichzeitig so gekonnt tödlich und dennoch nahbar wie der Nowhere Man. Gewohnt spannend und mit viel Einblick in die Materie - hier die Entwicklung von Drohnen - wird man durch einen Kugelhagel der Emotionen geschickt, der einen durch die Geschichte katapultiert. Der Text gibt dem Affen dabei genau so viel Zucker, wie es braucht, um ständig unter Spannung zu bleiben und trotzdem dank des schwarzen Humors vor sich hin lächeln zu können. Zusätzlich gefällt, dass einige wohlbekannte Personen aus Evans Vorleben auftauchen und ihre ganz persönlichen Stärken einbringen. Das Ende ist dann der ultimative Hammer und lässt - Cliffhanger - den nächsten Band herbeisehnen.

Mein Fazit:
Bitte noch lange kein Ende, aber eine baldige Fortsetzung

Veröffentlicht am 29.10.2023

Versnobt

Ein höchst royaler Mord
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Zum Inhalt:
Als in der Nähe von Sandringham eine Hand mit Siegelring gefunden wird, kann die Queen höchstselbst bei der Identifizierung helfen. Der Tote ist ein adliger Bekannter, der früher Ausschweifungen ...

Zum Inhalt:
Als in der Nähe von Sandringham eine Hand mit Siegelring gefunden wird, kann die Queen höchstselbst bei der Identifizierung helfen. Der Tote ist ein adliger Bekannter, der früher Ausschweifungen nicht abgeneigt war, jetzt jedoch ganz brav auf der Umweltwelle mitschwimmen will. Dadurch ergeben sich unterschiedliche Motive, denen nachgegangen werden muss. Her Majesty unterstützt dabei oft subtil und über Dritte.

Mein Eindruck:
S.J. Bennett hat einen Krimi verfasst, der sich in jeder Hinsicht an das Protokoll hält. Denn auch wenn das Cover einen anderen Eindruck vermittelt, hält sich die Komik in engen Grenzen und wird höchstens in der Person des Prinzgemahls Philip verkörpert. Die Geschichte selbst zeigt die "echten" Personen so, wie man sie kennt (oder meint zu kennen) und präsentiert die Hauptperson als Monarchin, die mit Augenmaß und streng, aber gerecht ihre Untertanen lenkt und unerschrocken ihre Frau steht. Die Charakteristik des Textes weiß die Sprecherin Sandra Voss gekonnt wiederzugeben, - sie spricht akzentuiert und im besten Sinne distanziert.
Doch bei aller gut entwickelten, unvorhersehbaren und doch glaubhaften Handlung ist "Ein höchst royaler Mord nicht der beworbene "humorvolle cosy Krimi". Diese Erwartungshaltung wird nicht erfüllt!

Mein Fazit:
Ein guter Kriminalroman, aber weit entfernt von "cosy"

Veröffentlicht am 29.10.2023

Er kann auch Dystopie

Ein Fluss so rot und schwarz
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Zum Inhalt:
Sechs Menschen wachen ohne Erinnerung an ihr früheres Leben auf einem Schiff auf; der siebte hat sich gerade erschossen. Geleitet von einer elektronisch verfremdeten Stimme werden sie in das ...

Zum Inhalt:
Sechs Menschen wachen ohne Erinnerung an ihr früheres Leben auf einem Schiff auf; der siebte hat sich gerade erschossen. Geleitet von einer elektronisch verfremdeten Stimme werden sie in das zerstörte London gelotst. Nicht nur dort stoßen sie auf Gefahren, - der Feind lebt auch im Innern.

Mein Eindruck:
Anthony Ryan ist insbesondere als Autor von dicken Fantasy-Büchern bekannt und seine Trilogien bestechen dabei durch Spannung und starke Figuren. Diese beiden Faktoren zeichnen auch "Ein Fluss so rot und schwarz" aus, obwohl das Buch nur etwas über 200 Seiten zählt. Doch da es - dem Gedächtnisverlust geschuldet - nur ein sehr rudimentäres "Vorher" gibt, brauchen die Figuren keine Geschichte - das Hier und Jetzt reicht völlig aus und hat es in sich. Die Gefahrenlage entfaltet sich Stück für Stück und erschließt sich den Charakteren ebenso wie den Lesern erst während der Lektüre; alle wabern ohne Ahnung durch den Nebel. Der Grund für die Katastrophe, die fehlenden Erinnerungen und die Lösungsmöglichkeit werden erst zum Ende hin deutlich. Und das Ende ist perfekt.

Mein Fazit:
Ein echter Könner des Erzählens, dieser Anthony Ryan

Veröffentlicht am 29.10.2023

Spurensuche im Paradies

Die dunkle Spur
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Zum Inhalt:
Holly hat eine seltsame SMS verschickt und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Deshalb macht sich ihre ältere Schwester Claire auf nach Martha's Vineyard, wo Holly sich nach dem Tod der gemeinsamen ...

Zum Inhalt:
Holly hat eine seltsame SMS verschickt und ist seitdem nicht mehr erreichbar. Deshalb macht sich ihre ältere Schwester Claire auf nach Martha's Vineyard, wo Holly sich nach dem Tod der gemeinsamen Mutter erholen wollte. Dort angekommen stellt Claire fest, dass Holly nach einer Veranstaltung am Strand verschwunden ist, die auch von einigen reichen Urlaubsgästen besucht wurde. Reiche Gäste, die meinen, über dem Gesetz zu stehen.

Mein Eindruck:
Jenny Blackhurst gliedert ihren Krimi in zwei Erzählstränge. Einerseits lernt man Holly und ihre Erlebnisse im Urlaubsgebiet kennen bis zu ihrem Verschwinden, anderseits darf man sich mit dem Hoffen und Bangen von Claire nach Hollys Verschwinden befassen und - ja - auch ein bisschen gruseln. Denn je weiter das Buch fortschreitet, desto mehr fürchtet man um Holly Leben und irgendwann ebenfalls um Claires Gesundheit. Es gefällt, dass Blackhurst ihre Charaktere nicht eindimensional gestaltet, sondern Wert auf Vielschichtigkeit legt. So sind selbst die "Bösen" nicht nur böse und auch die Guten haben ihre Macken (selbst, wenn es nur das wöchentliche Steak des Möchtegern-Veganers ist).
Einzig das Ende ist nicht für jeden zu empfehlen, beinhaltet es doch auf mehreren Ebenen ein Rechtsempfinden, welches nicht unbedingt mit dem eigenen kompatibel ist.

Mein Fazit:
Über weite Strecken absolut spannend, zum Ende fragwürdig

Veröffentlicht am 29.10.2023

Schwierig

Meine Männer
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Zum Inhalt:
Die Magd Brynhild wird vom Hof gejagt, als sie vom Hoferben schwanger wird. Wie viele Norweger wählt sie den Ausweg "Amerika", um ihrem Elend zu entfliehen. Dort tauft sie sich um in Belle, ...

Zum Inhalt:
Die Magd Brynhild wird vom Hof gejagt, als sie vom Hoferben schwanger wird. Wie viele Norweger wählt sie den Ausweg "Amerika", um ihrem Elend zu entfliehen. Dort tauft sie sich um in Belle, doch ihr Glück findet die Schöne in Amerika ebenfalls nicht. Tote säumen ihren Weg.

Mein Eindruck:
Die Autorin orientiert sich am Schicksal einer echten Serienmörderin, schreibt dieser Beweggründe und Seelenqualen zu, versucht jedoch nie, das Böse zu relativieren. Trotz der Blicke in das Innerste Belles wirkt der Text seltsam fern und damit eher als Auf- denn als Einsicht. Durch das fehlenden der wörtlichen Rede erschließt sich immer nur der körperliche Austausch und nie der geistige zwischen den Individuen. Das hinterlässt den Eindruck von einer animalischen Figur, gleichgültig, wie oft in die Kirche gegangen und gebetet wird. So ist man gleichermaßen abgestoßen und fasziniert - wie von einer Spinne, die ihr Mahl verschlingt. Der Text ist schwer zu ertragen. Gut, dass er nur so kurz ist.

Mein Fazit:
Eine ambivalente Erfahrung: Gerne einmal, gerne nie wieder.