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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.12.2022

Unkonventionell

Der Reiz des Bösen
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Zum Inhalt:
Nachdem sein finaler Rettungsschuss das falsche Ziel getroffen hat, schiebt Marcus Lauer lieber Akten von links nach rechts, als sich mit "echter" Polizeiarbeit zu befassen. Doch als eine Lokalreporterin, ...

Zum Inhalt:
Nachdem sein finaler Rettungsschuss das falsche Ziel getroffen hat, schiebt Marcus Lauer lieber Akten von links nach rechts, als sich mit "echter" Polizeiarbeit zu befassen. Doch als eine Lokalreporterin, die zufällig das Patenkind seines Chefs ist, eine mögliche Serie von Verbrechen erschnüffelt, erwacht das alte Jagdfieber in ihm. Gemeinsam mit der Journalistin und einer Kollegin bildet er bald ein Team, zu dem immer mehr Personen stoßen, um einen traumatisierten, aber leider auch genialen Verbrecher zu stoppen.

Mein Eindruck:
Dieser Krimi unterhält deshalb gut, weil er sich sehr viel Zeit und Muße für die Charakterzeichnung seiner Figuren nimmt. Das sind alles echte Typen und man kann sich schön in sie hineinversetzen und sieht Valeries Unterlippe zittern, wenn sie von ihrer Mutter redet oder spürt den Schweiß, wenn Marcus nach einem Albtraum erwacht. Viel Fantasie zeigt die Autorin Stefanie Ross ebenfalls bei den Tötungs- bzw. Strafszenarien, die sie sich für die Opfer ersinnt. Der einzige Wermutstropfen findet sich in der Auflösung der verantwortlichen Person, welche leider viel zu einfach gerät. Da hätte man gerne ein bisschen intensiver knobeln dürfen. Es bleibt der Wunsch, dass die von Ross zusammengestellte Truppe einen weiteren Fall lösen darf, - dann gerne mit ein bisschen mehr Unsicherheit zum Täter.

Mein Fazit:
Spannend und unterhaltsam, - gerne bald mehr

Veröffentlicht am 28.12.2022

Liebenswert

König Ludwig und der tote Preuße
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Zum Inhalt:
Der preußische Gesandte wird bei einer Audienz bei König Ludwig erschossen. Da jener davon überzeugt ist, dass er das Ziel des feigen Attentats war, mischt er sich in die Ermittlungen ein; ...

Zum Inhalt:
Der preußische Gesandte wird bei einer Audienz bei König Ludwig erschossen. Da jener davon überzeugt ist, dass er das Ziel des feigen Attentats war, mischt er sich in die Ermittlungen ein; tatkräftig unterstützt von seiner Cousine Sophie und Teilen seines Hofstaats.

Mein Eindruck:
Abwechselnd wird die Geschichte aus Sicht der beiden Protagonisten geschildert, - jeweils in der dritten Person, obwohl es sich bei Ludwigs Teilen um Auszüge aus seinem Tagebuch handeln soll und man eher den Pluralis Majaestatis erwartet hätte. Doch davon abgesehen bringt insbesondere der Sprecher Michael-Che Koch die Blasiertheit des Königs sehr schön zum Ausdruck. Die Kriminalgeschichte hat sich zwar nicht zugetragen (die Gesandten Preußens wurden nur abberufen und nicht getötet), Kaiser weiß sie aber geschickt in das höfische Zeremoniell einzubetten und garniert sie mit wahren Begebenheiten wie den Aufenthalt von Sophie, die Freundschaft zu Wagner und den Bau Hohenschwansteins.

Mein Fazit:
Eine amüsante Variation (erdachter) Zeitgeschichte für Zwischendurch

Veröffentlicht am 27.12.2022

Tragödie epischen Ausmaßes

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Zum Inhalt:
Des designierte Nobelpreis-Empfänger Henning feiert Goldhochzeit und dieser Abend soll der letzte schöne werden. Zuerst wird ein guter Freund ermordet, dann schlägt das Schicksal sogar noch ...

Zum Inhalt:
Des designierte Nobelpreis-Empfänger Henning feiert Goldhochzeit und dieser Abend soll der letzte schöne werden. Zuerst wird ein guter Freund ermordet, dann schlägt das Schicksal sogar noch härter zu. Während Patrik diese Verbrechen aufzuklären versucht, taucht Erica in die Trans-Szene der Hauptstadt ein, um sich mit dem Mord an einer Transfrau und dem Tod derer Tochter zu befassen. Bald stellt sich heraus, dass beide Fälle zusammenhängen....

Mein Eindruck:
.... wie es bei den Fjällbacka-Krimis nun einmal der Fall ist. Camilla Läckberg spinnt ihr Garn wie immer sehr gekonnt. Die Figuren wachsen einem ans Herz, die Einschübe aus dem Privatleben der Ermittler sind nicht - wie oft - störend, sondern unterfüttern eine spannende Geschichte und zwar unabhängig von der Zeitebene, in der sich die Leserschaft gerade bewegt. Dass Läckberg mehr oder weniger unverblümt den Skandal um die Vergabe des Literatur-Nobelpreises in ihrem Buch verarbeitet und dabei nicht mit Seitenhieben auf das schillernde Paar, welches ihn auslöste, spart, dürfte insbesondere in Schweden überraschen. Dass sie dazu ein Verbrechen im Trans-Milieu als Auslöser für die Vorgänge in der Gegenwart nutzt, ist zusätzlich ein probates Mittel, um Aufmerksamkeit für das Buch zu bekommen. Der einzige Wermutstropfen ist, dass relativ schnell klar wird, wer und warum für die Morde verantwortlich ist und auch das Erschnüffeln einiger anderer Zusammenhänge ist keine Herausforderung für Kenner der Materie.
Läckberg hat sich vor diesem Buch mit der Fortführung ihrer Fjällbacka-Serie viel Zeit gelassen und sich für ihre Story mit einem "wichtigen" Thema befasst, jedoch die Waage zu einem guten Kriminalfall gehalten. Es ist zu hoffen, dass die persönliche Entscheidung, die ihre Protagonistin zum Schluss trifft, nicht dazu führt, dass sich diese Waage beim nächsten Buch in Richtung Privatgedöns senkt, dem sich alles unterordnen muss. Denn bisher waren Patrik und Erica die leuchtende Ausnahme in Skandinavien, welches garantiert nicht noch mehr Ermittler mit privaten Herausforderungen benötigt; egal, wie hehr das Ziel ist.

Mein Fazit:
Shakespeare hätte seine Freude

Veröffentlicht am 26.12.2022

Mit dem Jahr stirbt nicht nur die Freundschaft

Happy New Year – Zwei Familien, ein Albtraum
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Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena kennen sich schon seit Ewigkeiten und wenigstens zu Silvester und Mittsommar wird noch gemeinsam gefeiert. Dieses Jahr findet zeitgleich eine Fete ...

Zum Inhalt:
Die drei Freundinnen Nina, Lollo und Malena kennen sich schon seit Ewigkeiten und wenigstens zu Silvester und Mittsommar wird noch gemeinsam gefeiert. Dieses Jahr findet zeitgleich eine Fete bei Ninas Tochter statt, auf der auch Lollos Tochter Jennifer eingeladen ist. Zwischen den Mädchen kommt es zum Streit und Jennifer verlässt die Party Richtung Heimat. Doch dort taucht sie nicht auf. Nie mehr.

Mein Eindruck:
Malin Stehn lässt das Grauen durch die Augen vieler Personen sichtbar werden. Dabei sind diese selber nicht sicher, ob sie sich oder ihrem Umfeld trauen können und verraten in den einzelnen Abschnitten nur rudimentäre Einzelteile zu der Tat. Stehn thematisiert nicht nur die Probleme, die schon seit ewigen Zeiten zwischen Eltern und Nachwuchs während der Pubertät auftauchen; die Autorin webt neuere Herausforderungen wie den Umgang mit der Migration und die Gefahren der allgegenwärtigen Social Media dazu. Es gefällt, wie sie für jede Figur nicht nur den richtigen Tonfall trifft, sondern die Ängste der einen im nächsten Abschnitt mit dem Ärger der anderen kontrastiert. Durch die kurzen Kapitel, die sich immer mit der Sicht einer der Hauptpersonen des Dramas beschäftigen, liest man gerne immer weiter, bis das Ende für gewiefte Kenner der Materie zwar nicht überraschend kommt, an einigen Nebenkriegsschauplätzen jedoch noch inhaltstechnische Leckerli zu bieten hat. Die allerletzten Sätze hätte es jedoch nicht unbedingt gebraucht.

Mein Fazit:
Packt Eltern bei ihren Urängsten

Veröffentlicht am 26.12.2022

Unvergessen

Die Vergessene
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Zum Inhalt:
Andrea erhält als frischgebackener US-Marshal den Auftrag, eine Richterin zu schützen. Deren schwangere Tochter Emily wurde vor 40 Jahren ermordet und unter den Verdächtigen befand sich Andreas ...

Zum Inhalt:
Andrea erhält als frischgebackener US-Marshal den Auftrag, eine Richterin zu schützen. Deren schwangere Tochter Emily wurde vor 40 Jahren ermordet und unter den Verdächtigen befand sich Andreas Vater, ein Psychopath, der auf eine baldige Entlassung hofft. Gemeinsam mit ihrem Partner Bible beginnt Andrea, Licht in das Dunkel des alten Verbrechens zu bringen, um ein neues zu verhindern.

Mein Eindruck:
Zwar ist dieser Fall in der Beziehung der Personen zueinander sehr konstruiert; trotzdem genießt man die Vielfältigkeit der Verbindungen, die Slaughter für ihre Figuren erdacht hat. Dadurch, dass sie zwar mit dem Mord an Emily beginnt, dann jedoch - immer abwechselnd mit Teilen in der Gegenwart - den Weg bis zu der Tragödie zeigt, taucht man wunderbar in Träume und Gedanken von Teenagern ein, die jetzt erwachsen sind und von den sie beeinflussenden Erwachsenen, die jetzt alt sind. Es ist spannend, wie sich Lebenswege entwickelt haben, ins Gute wie ins Schlechte, ins Gewollte und ins Ungewollte. Slaughter versteht es dabei, die Spannungsschraube anzuziehen - und das sogar im Vergangenheitsteil, bei dem das Ende bekannt ist. Dadurch, dass die Beziehungen innerhalb der Clique durch Emilys naive Augen gesehen werden, bemerkt auch der Mensch vor dem Buch erst spät, wie toxisch das Gebilde ist.
Gegen den Vergangenheitsteil fällt die Gegenwart fast ab; glücklicherweise gibt es aber viel Abwechslung durch die Sidekicks Andreas: Bible, die gemeinsame Vorgesetzte und Andreas Mutter sind immer für einen - manchmal zynischen - Schmunzler gut und bringen nicht nur die Story voran, sondern einen guten Schuss Humor in eine sehr ernste Geschichte um Abhängigkeiten, Pseudo-Moral und Macht und darüber, dass Recht und Gerechtigkeit nicht immer in Einklang zu bringen sind.

Mein Fazit:
Nicht immer wird alles gut