Mit dieser Rezension zu dem neuen Buch von Stefanie Ross unterbreche ich mal meinen Reigen der „weihnachtlichen Artikel“ auf meinem Blog. Aber ich denke, dass dieses Buch bei dem ein oder anderem als Weihnachtsgeschenk unter dem Tannenbaum liegt. Zumindest wäre es mein Tipp, wenn man mich fragen würde: Welches Buch soll ich einem Krimileser schenken?
Der Reiz des Bösen von Stefanie Ross
Endlich ist er da, der von mir so lang erwartete Band rund um den Ermittler Marcus Lauer. Die Spannung war riesig, die Erwartungshaltung ebenfalls.
Mit Marcus Lauer hat Stefanie Ross einen eher etwas ungewöhnlicheren Ermittler geschaffen, der im Laufe der Ermittlungen zum Kopf eines ebenso ungewöhnlichen Teams wird.
Damit sind wir schon beim ersten Punkt meiner Rezension … die Charaktere des Buches. Eines fällt mir gleich zum Anfang auf: alle sind, durch die Bank weg, extrem menschlich. Mit all ihren Facetten, Eigenheiten – sowohl die Guten als auch die Bösen. Der Autorin gelingt ein wunderbarer Querschnitt bei den Charakteren und zeigt dabei, dass man auch mit unterschiedlichen Lebenswegen, vermeidlich unterschiedlichen Bildungswegen und unterschiedlich Herkunft, unabhängig von Beeinträchtigungen aller Art auch gut zusammenarbeiten, miteinander agieren kann.
Sie zeigt auf, wie vielschichtig der Mensch in seinen Wesenszügen, in seinen charakterlichen Eigenschaften ist und wie sehr die Entwicklung schon von Kindheit an, der Einfluss der da aufs Kind genommen wird, die weitere Entwicklung, die Handlungen, beeinflusst.
Besonders erschreckt hat mich dabei, dass dieser Spruch „Zwei Herzen schlagen ach in meiner Brust“ hier auf perfide Art sich bewahrheitet. Das Thema „multiple Persönlichkeit“ ist schon verdammt spannend.
Das war es zum Thema der Charaktere im Buch … Dazu kommt die Handlung des Buches und da fehlen mir teilweise echt die Worte. Ich bin von der Autorin so einiges gewohnt und ich weiß, dass ihre Bücher (bisher) jedes Mal eine wunderbare Mischung aus Humor und Spannung sind. Spannung, die von hintergründig bis actionreich alle Facetten aufweisen kann, die es da so gibt. Und dann der Humor – der Schlagabtausch von Marcus mit seiner Tochter, seinem ungewöhnlichen Team, den Spaß den man trotz des kniffligen Falls miteinander hat. Der Zusammenhalt, das Vertrauen das sich entwickelt, die Freundschaften die sich bilden sind eine wichtige Komponente und werden gekonnt dem Leser nahegebracht.
Der Schreibstil von Stefanie Ross ist wie gewohnt exzellent; der Mix aus spannungsreiche Action, ruhige Momente und viel Humor liest sich flüssig und man gerät in einen Sog der Worte, will nicht aufhören zu lesen und ist dann doch viel zu schnell durch.
Auch hier tauchen, so ganz am Rande und immer wieder mal, Bekannte aus dem LKA Hamburg auf und ich habe das Wiedersehen mit Dirk und Tannhäuser, aber auch Alexander und Toni genossen. Zumal es die Autorin versteht, diese nur einzuflechten und den Hauptpersonen des Romans den Raum zu geben, den sie brauchen, um sich zu entwickeln.
Was mir auch immer wieder in ihren Büchern gefehlt ist die menschliche Komponente. Wie schreibt ein anderer Rezensent so schön? Es „menschelt“ in ihren Büchern. Die Charaktere sind nicht perfekt, jeder hat sein Päckchen zu tragen und man erfährt auch Stück für Stück was und warum. Das bringt dem Leser die Persönlichkeiten näher und sorgt dafür, dass sie ein Platz im Herzen des Lesers finden. Es sorgt auch dafür, dass man unbedingt wissen will, wie es mit Marcus und Sabrina weitergeht, warum Astra auf der Straße gelandet ist … usw. Allein schon deren Geschichten haben Potential für weitere Geschichte und ich hoffe, das Stefanie Ross noch weitere Geschichte rund um das Team von Marcus Lauer im Kopf hat und auf Papier bringt.
Ich kann nur wieder 5 Sterne für diesen Lesegenuss geben und freue mich schon jetzt auf ein neues Buch aus der Feder von Stefanie Ross. Ideen hat sie ja zum Glück genug