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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2022

Geruhsam

Wo die Dunkelheit beginnt
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Zum Inhalt:
Spitzbergen ist unwirtlich und nur Wenige verirren sich dorthin. Zum größten Teil Individualisten und Menschen, die etwas Suchen: Freiheit, Abstand, Natur. Und manche haben Geheimnisse, an ...

Zum Inhalt:
Spitzbergen ist unwirtlich und nur Wenige verirren sich dorthin. Zum größten Teil Individualisten und Menschen, die etwas Suchen: Freiheit, Abstand, Natur. Und manche haben Geheimnisse, an denen man besser nicht rührt.

Mein Eindruck:
Das Autorenduo Ava Sandström hat sich einen Sehnsuchtsort ausgesucht, der die passende Kulisse für ihren Roman bildet. Ebenso spröde wie die Umgebung zeigt sich ein Hauptcharakter, ebenso tiefgründig und erkundenswert ist dessen Seele. Die Geschichte ist ein langer, ruhiger, unaufgeregter Fluss - fast wie das Nordlicht. Schwer zu fassen, doch beeindruckend.
Wer jedoch - durch den Werbetext gelenkt - eine kriminelle Lektüre erwartet, wird enttäuscht. Leider, denn das hat das Buch nicht verdient.

Mein Fazit:
Wunderbar zu lesen, obwohl die Erwartungshaltung nicht erfüllt wird

Veröffentlicht am 10.04.2022

Auf ein Neues

Papier & Blut
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Dieses Buch ist das zweite einer Reihe. Es bietet zwar eine in sich geschlossene Geschichte, zum besseren Verständnis sei aber das vorherige Lesen von "Tinte und Siegel" empfohlen.

Zum Inhalt:
Al MacBharais, ...

Dieses Buch ist das zweite einer Reihe. Es bietet zwar eine in sich geschlossene Geschichte, zum besseren Verständnis sei aber das vorherige Lesen von "Tinte und Siegel" empfohlen.

Zum Inhalt:
Al MacBharais, schottischer Siegelagent, erhält einen Hilferuf aus Australien: Die dortige Siegelagentin ist verschwunden - und einige andere Menschen mit ihr. Gemeinsam mit Buck - einem Hobgoblin - und der Auszubildenden der Agentin sucht er den eisernen Druiden auf, um mit dessen Hilfe die Vermissten aufzuspüren. Doch im australischen Busch lauern große Gefahren. Und zwar wirklich große!

Mein Eindruck:
Auch im zweiten Teil darf man sich über viel Action und Wortwitz freuen. Insbesondere Buck mit seinen politisch absolut nicht korrekten Sprüchen und illegalen Aktivitäten - gerne in Verbindung mit Rauschmitteln - macht dabei richtig Spaß. Leider sieht sich auch Kevin Hearne dazu berufen, den Pfad zu verlassen und an einigen Stellen vor der Diktatur der Wokeness einzuknicken. Schade, denn von dieser Art der Literatur gibt es inzwischen genauso viel wie depressive Polizisten in Skandinavien. Hearnes starke Heldinnen gefallen und einige davon kennt man schon aus "Tinte und Siegel" - sie dürfen allerdings zum Teil neue Facetten ihrer Persönlichkeit zeigen. Aber legte der erste Teil noch viel Wert auf Erklärungen zur Welt der Fabelwesen, wird hier doch mehr gekämpft, gelitten und gestorben. Dafür braucht man nicht die wunderbar erdachte Parallelwelt, - das schafft die Menschheit schon ganz alleine.
Hearne führt einige neue Charaktere ein, die in Folgebänden noch viel Durcheinander erzeugen dürften und hält seinen Inhaltscliffhanger - die Flüche, die auf Al MacBharais lasten - am Kochen. So füttert er geschickt auf Band 3 an. Der hoffentlich wieder ein bisschen fantastischer und dafür weniger blutrünstig wird. Ja, auch wenn Feen im Grunde ihres Herzens keine netten Wesen sind.

Mein Fazit:
Mehr Blut nicht nur im Titel

Veröffentlicht am 10.04.2022

Alter schützt vor Morden nicht

Tod im Trödelladen
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Zum Inhalt:
Anne-Maj, leidenschaftliche Köchin mit Tochter und Enkelin, arbeitet seit ihrer Rente mit mehreren Senior/inn/en in einem Trödelladen. Als der erste ältere Herr stirbt glauben alle an einen ...

Zum Inhalt:
Anne-Maj, leidenschaftliche Köchin mit Tochter und Enkelin, arbeitet seit ihrer Rente mit mehreren Senior/inn/en in einem Trödelladen. Als der erste ältere Herr stirbt glauben alle an einen natürlichen Tod, doch der zweite Todesfall schreckt Anne-Maj auf: Sie findet die Leiche und macht dabei einige Entdeckungen, die sie auf einen Mord schließen lassen. Natürlich gibt die Ordnungsmacht nicht viel auf die Eindrücke einer vermeintlich spleenigen alten Schachtel und Anne-Maj nimmt die Ermittlungen in die eigenen, faltigen Hände.

Mein Eindruck:
Cosy-Crime funktioniert auch in Dänemark, jedoch hat die Protagonistin mit Miss Marple nur das Alter und die Spürnase gemein. Anne-Maj besitzt Familie, Dackel und eine Zunge, die oft schneller als das Hirn ist. Damit weckt sie bei den Leser/innen das Gefühl, sie zuweilen ordentlich schütteln zu wollen. Doch diese Macken und kleinen Fehler machen die Geschichte der älteren Dame glaubwürdig. Und hat man anfangs noch ein bisschen Angst, den Überblick über die Vielzahl der Charaktere zu verlieren, erhalten sie genügend eigene Schrullen, um die Ehrenamtlerinnen auseinander zu halten. Allerdings hätte an der einen oder anderen Stelle eine Straffung gut getan – die Diätbemühungen und Exkurse in Nachbarschaftshilfe bringen die Geschichte nicht weiter (weder den Kriminalteil, noch die private).
Die mordende Person lässt sich mit eigenem Hirnschmalz ermitteln (fast ein bisschen zu früh) und für einen gewissen Schmunzelfaktor ist ebenfalls gesorgt.

Die Sprecherin macht ihre Sache gut. Dass es insbesondere bei den vielen Damen der Trödelgruppe schwierig ist, jeder eine eigene Stimme zu verleihen, ist dabei eine Herausforderung, welche Sabine Fischer zu meistern hat.

Mein Fazit:
Betulich und sympathisch. Passt zum Genre

Veröffentlicht am 03.04.2022

Schöne neue Gefängniswelt

Four Walls - Nur ein einziger Ausweg
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Zum Inhalt:
Cara wird Schlächterin genannt, weil sie zwei kleine Kinder getötet hat. So sagt man, Cara selbst hat die Morde nie zugegeben. Sie wird in eine neue Art von Gefängnis überführt und freundet ...

Zum Inhalt:
Cara wird Schlächterin genannt, weil sie zwei kleine Kinder getötet hat. So sagt man, Cara selbst hat die Morde nie zugegeben. Sie wird in eine neue Art von Gefängnis überführt und freundet sich mit ihrer Zellengenossin an. Diese wird erschossen und Cara verhaftet. Denn sie war neben der Toten die einzige in der kameraüberwachten Zelle.

Mein Eindruck:
Chris McGeorge ist Brite, was überrascht, da „Four Walls“ eher an amerikanische Thriller-Autoren im Stile eines Harlan Coben denken lässt. Ähnlich wie dessen Figuren wachsen auch hier die Guten wie die Bösen über sich hinaus, wobei es nicht nur um körperliche Fähigkeiten geht. Charakterliche Schwächen werden potenziert, Wahrnehmungen eingetrübt und irgendwie guckt das ganze Umfeld weg oder ist geblendet von dem schönen Schein, Geld, Macht und Einfluss.
Ja, „Four Walls“ ist durchaus spannend und macht deshalb einen gewissen Spaß zu lesen, - seinen gesunden Menschenverstand muss man in dieser Zeit jedoch in die letzte Zelle sperren. Zu unglaubwürdig sind die Figuren gezeichnet: So viele Psychopathen und Naivlinge gibt es eher nicht pro Quadratmeter und auch wenn manchmal Skandale fast ungeahnten Ausmaßes ans Licht kommen – die Vorgänge im Hochsicherheitsgefängnis „High Fern“ würden alles toppen. Die Entwicklungen der Charaktere (sofern sie eine durchmachen) sind zudem wenig glaubwürdig und die baulichen Umstände, die das große Finale verursachen, sind in einem solchen Gebäude wenig vorstellbar.

Mein Fazit:
Popcorn – lecker, aber wenig Nährwert

Veröffentlicht am 27.03.2022

Abschluss

1795
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Zum Inhalt:
Cardell und Winge suchen in Stockholm nach dem sadistischen Verursacher des Brandes, bei dem viele Waisenkinder ums Leben gekommen sind. Sie finden Tycho, - doch eine mächtige Geheimorganisation ...

Zum Inhalt:
Cardell und Winge suchen in Stockholm nach dem sadistischen Verursacher des Brandes, bei dem viele Waisenkinder ums Leben gekommen sind. Sie finden Tycho, - doch eine mächtige Geheimorganisation hält die Hand über ihn. List und Tücke sind angesagt, um Tycho in die Finger zu bekommen... und zu überleben...

Mein Eindruck:
1795 ist der dritte Teil einer Trilogie und das Buch ist auf gar keinen Fall ohne die Vorgänger zu verstehen. Zwar bietet Natt och Dag eine Personenliste zu Beginn der Geschichte; - weiter hilft sie aber nur als Gedächtnisstütze für diejenigen, die 1793 und 1794 vor einiger Zeit gelesen haben. Gewohnt grausam und bildhaft schildert der Autor die Umstände in Schweden des 18 Jahrhunderts. Man meint, den Hunger und die Kälte zu spüren, den Dreck und den Alkohol zu riechen, die Verwahrlosung zu sehen. Denn verwahrlost sind viele – manche aus Armut auf die übliche Weise, manche aus Langeweile wohlstandsverwahrlost. Der ewige Kampf derjenigen, die nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind, wird von Natt och Dag realitätsnah und eindringlich beschrieben; dabei verliert er sich jedoch oft in blutrünstigen Szenen mit Gewalt und Ekel. Mag sein, dass es solche Exzesse gab, - in der Fülle wirkt es jedoch nicht mehr aufrüttelnd, sondern abstumpfend.
Das Ende ist ein Abschluss für sämtliche Hauptfiguren. Ob es jedem gefällt, sei dahingestellt.

Mein Fazit:
Bietet den Fans der Serie Klarheit