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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.07.2021

Psychopathen

All die bösen Taten
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Zum Inhalt:
Cassie zögert nicht lange, als sie auf dem Nachhauseweg bemerkt, dass eine junge Frau von einem Mann attackiert wird. Sie kann diese zwar retten, der Angreifer bedenkt Cassie jedoch mit einer ...

Zum Inhalt:
Cassie zögert nicht lange, als sie auf dem Nachhauseweg bemerkt, dass eine junge Frau von einem Mann attackiert wird. Sie kann diese zwar retten, der Angreifer bedenkt Cassie jedoch mit einer unheilvollen Prophezeiung: Wenn sie die Frau vor dem Tode bewahrt, ist ihr eigenes Leben in Gefahr. Kurz danach gerät Cassies Leben aus den Fugen: Ihr Mann verschwindet, ihre Kinder werden bedroht und die Polizei findet Indizien, die auf Cassies Verwicklung in Verbrechen deuten.

Mein Eindruck:
Das ist ein Thriller im Stil von Harlan Coben: Normalo wächst über sich hinaus, als unfassbar böse Menschen sich in sein Leben mischen und seine Familie bedrohen. Das ist ohne Frage spannend; man fühlt mit Cassie, verzweifelt mit ihr, kämpft mit ihr, sucht mit ihr, leidet mit ihr. Doch tief im Innern weiß man, dass so ein Szenario absolut unglaubwürdig und typisch amerikanisch ist: Jede Menge Psychopathen, dafür auf der "guten" Seite ein Netzwerk von Freunden, die nicht lange fackeln und - dank dubioser Voraussetzungen - sich bedingungslos auf Cassie einlassen. Und natürlich ist das Familientier in uns allen gefragt.
Heather Chavez hat ihre Leser/innen im Griff. Sie vermag es zu überraschen, ihr Szenario ist bildhaft und der Stil wunderbar schnell und leicht zu lesen.
Aber zu viel nachdenken über das, was da steht, sollte man nicht. Denn diese Dichte von Gewalt in jedweder Form ist schwer zu verdauen und die Dichte von gestörten Figuren zu erschreckend, um sie als einigermaßen glaubhaft zu empfinden.

Mein Fazit:
Spiel mir das Lied von der Familie und das vom Tod

Veröffentlicht am 10.07.2021

Lecker, lustig, liebevoll...

Trüffelgold
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... und spannend (auch wenn das nicht mit "l" beginnt)

Zum Inhalt:
Marie hat das Haus ihrer Großmutter geerbt und nimmt sich ein Sabbatical, um dieses zu renovieren. Doch auch das Perigord bleibt von ...

... und spannend (auch wenn das nicht mit "l" beginnt)

Zum Inhalt:
Marie hat das Haus ihrer Großmutter geerbt und nimmt sich ein Sabbatical, um dieses zu renovieren. Doch auch das Perigord bleibt von Morden nicht gefeit und sie kann als Polizistin einfach nicht aus ihrer Haut. Zum Glück ist der ermittelnde Beamte kein Stoffel, - weder im Beruf, noch als Mensch.

Mein Eindruck:
So muss Cosy Crime sein: Verbrechen in sympathischer Verpackung, lebensechte Figuren mit Charakter und einige humorvolle Situationen in wunderschöner Umgebung. Kein Blut spritzt, kein Psychopath treibt sein Serienmörderunwesen, die Verbrechen sind "normal".
Julie Dubois fordert ihr Leserschaft, sie überfordert diese jedoch nicht. Weder der gut lesbare Schreibstil, noch die überschaubare Anzahl von Figuren lassen die Gehirne rauchen und die Motivlage lässt sich erahnen.
Ihr Völkchen in der französischen Provinz ist charmant entworfen und lässt auf weitere Folgen nach dem guten Beginn hoffen; genauso wie die amourösen Gefühle einiger Figuren nicht im Keim erstickt werden sollten.
Für meinen Geschmack wurde zwar sehr viel über die leiblichen Genüsse gesprochen, dem Vergnügen tat das aber keinen Abbruch.

Mein Fazit:
Eine uneingeschränkte Leseempfehlung für "Trüffelgold"

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 27.06.2021

Mit viel Gefühl

Der Tintenfischer
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Zum Inhalt:
In Venedig springt ein Flüchtling ins Wasser, doch sein Selbstmordversuch wird von Morellis Kollegin Anna verhindert. Der Hintergrund der Verzweiflungstat führt Morelli und Anna in das Dickicht ...

Zum Inhalt:
In Venedig springt ein Flüchtling ins Wasser, doch sein Selbstmordversuch wird von Morellis Kollegin Anna verhindert. Der Hintergrund der Verzweiflungstat führt Morelli und Anna in das Dickicht von Schleppern, falschen Versprechen und nigerianischer Mafia, - und letztendlich wieder einmal nach Sizilien. Ein Ort, der für den freien Hund gefährlich ist... lebensgefährlich...

Mein Eindruck:
Die Wahl des Verlags, die "deutsche Stimme von Daniel Craig" dieses Buch einsprechen zu lassen, ist sehr gelungen. Dietmar Wunder hat ein Faible für starke Charaktere, die sich selbst aus dem Sumpf ziehen und vor keinem Gegner und keiner Aufgabe zurückschrecken, - so gefährlich sie auch sein mag. Doch auch die weiblichen Figuren geraten nicht zu Karikaturen, obwohl - das ist einfach die Natur der Sache - ihre Unterschiede durch einen Sprecher nicht so fein moduliert werden können, wie die der männlichen Charaktere.
Bei der Geschichte ist freut man sich insbesondere über das Wiedersehen (oder – hören) mit Bekannten aus dem ersten Teil. Dabei gelingt den Autoren das Kunststück, sie direkt wieder vor dem geistigen Auge entstehen zu lassen, - fast, als wäre überhaupt keine Zeit zwischen den Büchern vergangen. Die Nähe zur heutigen Zeit (Corona, Flüchtlinge, Hilfspaket) wirkt dabei nicht wie gewollt, sondern ist gekonnt, der unterschwellige Humor gefällt und wenn es die Romantik Einzug hält, als die Erklärung für den Titel deutlich wird, sieht man praktisch das Mondlicht ganz klar.
Das Beste am Buch ist jedoch der Cliffhanger zum Schluss. Keiner, der einen ärgert, sondern einer, der das tut, was ein guter Cliffhanger tun sollte: Den Menschen vor dem Buch auf die nächste Geschichte anfüttern.

Mein Fazit:
Manchmal sehr politisch korrekt, trotzdem spannend und echt

Veröffentlicht am 23.06.2021

Erwartungen erfüllt

Juno Browne und der Tote im Antiquitätenladen
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Zum Inhalt:
Juno trägt nicht nur den Namen einer Göttin, sie zeigt sich auch furchtlos gegenüber den Anforderungen des Lebens. Nicht auf Rosen gebettet fungiert sie als Ein-Frau-Betrieb als hilfreicher ...

Zum Inhalt:
Juno trägt nicht nur den Namen einer Göttin, sie zeigt sich auch furchtlos gegenüber den Anforderungen des Lebens. Nicht auf Rosen gebettet fungiert sie als Ein-Frau-Betrieb als hilfreicher Geist und trifft dabei auf einen Antiquitätenhändler, der nicht immer sauber agiert. Durch ihn lernt sie sympathische und unsympathische Zeitgenossen kennen und - nach seinem gewaltsamen Tod - wird ihr Leben (auch Dank ihrer angeborenen Neugierde) noch turbulenter als zuvor.

Mein Eindruck.
Diese Geschichte hat meine Erwartungshaltung voll erfüllt. Ein Cosy Crime, wie er im Buche steht: Nicht allzu blutdurchtränkte Todesfälle, liebenswerte Nebenfiguren mit Schrullen und eine Protagonistin, die das Herz auf dem rechten Fleck trägt und über einige Nehmerqualitäten verfügt. Diese Göttin ist keine Prinzessin auf der Erbse, sondern packt mit an und weiß sich zu wehren. Zusätzlich weiß die Autorin Stephanie Austin mit ihren Nebencharakteren zu überzeugen: Egal ob Künstlerpärchen, leicht demente, ältere Dame, Oberschichten-Zicke oder netter Handwerker – alle haben eine besondere Art, die bekannt und damit überzeugend wirkt.
Doch auch der Kriminalfall ist hier keine reine Nebensache. Dass die Aufklärung im Wesen seiner Charaktere liegt, ist eine wunderbare Hommage an Hercule Poirot, der immer die psychologischen Aspekte seiner Fälle in den Vordergrund schob.
Der Schreibstil Austins ist flüssig und nötigt seinen Leser/innen keine erschwerte Aufmerksamkeit ab. Leichtfüßiger Humor und ein Ende mit Ausblick (jedoch ohne Cliffhanger) machen zusätzlich Spaß. Und dann ist – last but not least – das ländliche England sowieso immer ein Pfund.

Mein Fazit:
Gerne mehr von dieser Serie

Veröffentlicht am 20.06.2021

Ein großes Spiel

SØG. Dunkel liegt die See
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Ein alter Fall um fünf brutal ermordete Seeleute geht Nina nicht aus dem Sinn. Als die dänische, alleinerziehende Kommissarin neue Erkenntnisse gewinnt und sie zusätzlich in Tallinn zu einer Schulung weilt ...

Ein alter Fall um fünf brutal ermordete Seeleute geht Nina nicht aus dem Sinn. Als die dänische, alleinerziehende Kommissarin neue Erkenntnisse gewinnt und sie zusätzlich in Tallinn zu einer Schulung weilt – hier ist ein damaliger Verdächtiger zu Hause – ermittelt sie auf eigene Faust und findet sich plötzlich im Fadenkreuz von Geheimdiensten und international agierenden Terroristen wieder.

Mein Eindruck:
Wie auch Oxen hat Jens Henrik Jensen seine Reihe um eine toughe Polizistin als Trilogie ausgelegt. Und dieses Mal nimmt er sich sehr lange Zeit, seine Hauptfigur – und mit ihr die Leser – an die Geschichte heranzuführen. Nach 100 Seiten hat man deshalb den Eindruck, mehr der Idylle einer Frau beizuwohnen, die es schafft, Beruf und Familie dank Kollegen und Verwandten unter einen Hut zu bringen, als dass ein spannender Fall die Seiten beherrscht. Da nutzen auch einige Einschübe von Verfolgungsjagden nichts, da sie einen kurioserweise kalt lassen, weil sie völlig realitätsfern erscheinen. Doch dann zieht Jensen ganz plötzlich einige Asse aus dem Ärmel und lässt seine Marionetten – zu denen die Protagonistin ohne ihr Wissen gehört – richtig tanzen und verblüfft mit eleganten Wendungen ein um das andere Mal. Die Schauplätze sind vielfältig, der Schreibstil gefällig (im besten Sinn); er verlangt seinen Lesern nicht zu viel ab und wirkt trotzdem nie banal.
Seine Charaktere – abseits Ninas – besitzen Struktur und Tiefe, ein Teilstrang der Geschichte wird geklärt, das große Ganze bleibt jedoch noch gefährlich im Hintergrund. Beste Voraussetzungen dafür, dass man bei der literarischen Stange bleibt.
Die Idee, ein reales Verbrechen zur Grundlage zu nehmen, ist dabei besonderer Ehren wert, da man nach der Lektüre nicht das Gefühl hat, völlig im luftleeren Raum zu schweben, obwohl auch Jensen (natürlicherweise) keine gänzliche Aufklärung bieten kann.

Mein Fazit:
Ein etwas zäher, dafür später umso begeisternder Start